Hundephysiotherapie Andrea Seeliger

Hundephysiotherapie Andrea Seeliger Physiotherapie für Hunde und Katzen Der Verlauf vieler Krankheiten kann abgemildert werden. Danach kann ich nachfolgende Behandlungen sinnvoll aufbauen.
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Hunde leiden - so wie wir Menschen - häufig unter Problemen mit dem Bewegungsapparat :- chronische Erkrankungen auch schon beim jungen Tier - Folgen altersbedingter degenerativer Veränderungen- durch Verletzungen oder Unfälle bedingte körperliche Einschränkungen, die einen Rehabilitationsprozess erfordern.Hier kann Physiotherapie helfen! WARUM PHYSIOTHERAPIE?Physiotherapie - Lindert Schmerzen- V

erbessert Beweglichkeit und Koordination- Stärkt die Muskulatur- Optimiert das GangbildUnd kann so den kranken Hund entlasten und seine Lebensqualität erhöhen. Das Lösen von Muskelverspannungen und Blockaden und die Korrektur des Gangbilds sind zusätzlich Vorbeugung gegen zunehmenden Verschleiß oder erneute Verletzungen. Eine gute physiotherapeutische Vorbereitung schützt auch Sport- und Jagdhunde vor Verletzungen !WAS BEINHALTET PHYSIOTHERAPIE?Einige wichtige Behandlungsmöglichkeiten sind :- Massagen- Narbenbehandlungen- Manuelle Therapie- Anwendung osteopathischer Techniken- Passive und aktive Bewegungstherapie- Gerätetherapie- Kälte- und Wärmebehandlungen- Elektrotherapie- Magnetfeldtherapie- Softlaserbehandlungen- Manuelle Lymphdrainage WIE LÄUFT DIE PHYSIO-THERAPIE AB?Zunächst führe ich eine gründliche Anamnese und Gangbildanalyse durch. Auch Sie können Ihrem Hund mit nach Anleitung durchgeführten Übungen helfen!Die Häufigkeit und Dauer der Behandlung ist abhängig vom Krankheitsbild und Behandlungsfortschritt.Zur Vereinbarung eines Termins erreichen Sie mich telefonisch unter 05346/9469441 oder mobil unter 0176/13790005

27/10/2024

Postoperative Nachsorge: Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Von Ralph Rückert, Tierarzt

In vielerlei Hinsicht ist das, was wir in der modernen Kleintiermedizin machen, keinen Deut anders als in der Humanmedizin. Zum Beispiel habe ich für meine Hüft-TEP pfeilgrad die gleiche Narkose bekommen, die ich einem Hund für einen größeren Eingriff auch verpasst hätte. Ein krasser Unterschied ist und bleibt aber die Vorgehensweise bezüglich der postoperativen Nachsorge. In der Tiermedizin werden sehr viele Eingriffe, die in der Humanmedizin einige Tage stationären Aufenthalt nach sich ziehen, ambulant durchgeführt, sprich der Patient wird selbst nach ziemlich schweren Operationen gleich am OP-Tag, häufig sogar innerhalb von Stunden, in die häusliche Pflege entlassen.

Nehmen wir als Beispiel eine Splenektomie (Entfernung der Milz): Ein splenektomierter Hund wird bei uns ein bis zwei Stunden nach dem Aufwachen entlassen. Er verlässt die Praxis auf den eigenen vier Füßen also zu einem Zeitpunkt, wo man als Mensch nach dem gleichen Eingriff – noch voll auf Droge - gerade vom Aufwachraum zurück auf Station gerollt wird. Die Dauer des stationären Aufenthalts nach einer Splenektomie beläuft sich meines Wissens in der Humanmedizin auf mindestens drei bis fünf Tage. Daran wird sich auch trotz aller Bemühungen, Krankenhausaufenthalte zu verkürzen, nicht viel ändern lassen. Diese Tage werden genützt, um durch engmaschige Kontrollen bestimmter Parameter das Wohlbefinden des Patienten sicher zu stellen und etwaige Komplikationen frühzeitig zu entdecken.

Ich sehe auf diesen Vergleich mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite halte ich möglichst schnelle Entlassungen für eine sehr gute Sache. Stationäre Aufenthalte sind stressig, für Tiere noch mehr als für Menschen, und Stress tut nach einer Operation überhaupt nicht gut. Darüber hinaus sind medizinische Einrichtungen ein Stück weit gefährlich für die Patienten, weil sich da trotz aller Hygienebemühungen immer überproportional viele gefährliche Krankheitserreger wie multiresistente Bakterien rumtreiben. Andererseits wecken wir in der Tiermedizin mit unserer relativ lässigen Haltung zur postoperativen Erholungsphase wohl auch ziemlich häufig eine Art Wunderheilungserwartungshaltung auf Seiten der Tierbesitzer:innen, die so einfach nicht richtig ist, und wir haben eben nicht die angesprochene engmaschige Kontrolle des Patientenbefindens.

Ich stelle gerade an mir selber fest, dass so ein nicht gerade kleiner Eingriff ganz schön lang im System hängt und Probleme macht. Auch acht oder neun Tage postoperativ fühlt man sich keineswegs wirklich wohl bzw. vollständig genesen. Um so mehr wundert man sich natürlich, wenn man bedenkt, dass wir in unserer Praxis nach dem Entfernen der Fäden, also nach etwa 10 bis 14 Tagen, in der Regel die Wiederaufnahme jeglicher Aktivitäten mit dem Tier frei geben und das nach unserer Erfahrung auch so hinhaut und keine negativen Folgen zeitigt. Wenn wir aber postoperative Komplikationen sehen, dann sind diese extrem häufig darauf zurückzuführen, dass unsere Hinweise für die Erholungsphase im häuslichen Umfeld zu locker genommen oder gar nicht beachtet worden sind.

Tiere sind nach chirurgischen Eingriffen im Vergleich zu uns Menschen echte Stehaufmännchen, schon allein deshalb, weil sie nicht lange darüber nachdenken, was ihnen da gerade passiert ist, sondern einfach möglichst schnell wieder alles machen wollen, was ihnen vor der OP möglich war. Das bringt aber die Gefahr mit sich, dass ihnen sowohl durch ihre Besitzer:innen als auch ein Stück weit von uns Tiermediziner:innen zu früh zu viel zugemutet bzw. gestattet wird. Ich halte es für wirklich wichtig, dass wir uns immer wieder klar machen, dass Heilungsvorgänge im Körper bei Mensch und Tier gleich viel Zeit benötigen und dass Gras nun mal nicht schneller wächst, wenn man daran zieht.

Wir müssen also unseren Vierbeinern die nötige Zeit für eine echte Genesung einräumen und sind dabei in der Pflicht, für sie mitzudenken, weil sie das nun mal nicht selber können. Wir Tierärztinnen und Tierärzte müssen da wahrscheinlich immer mal wieder an uns arbeiten, damit wir Ihnen als Besitzer:innen die richtigen, restriktiven Hinweise geben, und Sie müssen uns da unbedingt zuhören, denn sonst besteht halt einfach die Gefahr, dass man dem Tier mit dann negativen oder gar gefährlichen Konsequenzen zu früh zu viel zumutet bzw. erlaubt.

Ganz grundsätzlich sollte bis zum Fädenziehen bzw. bei intrakutanen Nähten, die nicht entfernt werden müssen, für 10 bis 14 Tage jegliche körperliche Aktivität wirklich streng limitiert werden. Bei Knochen- und Gelenkeingriffen ist wochenlange Schonung angesagt. Wie wir immer sagen: Für Katzen gilt langweiliger Hausarrest, für Hunde nur so viel Rausgehen (mit Leinenpflicht!), wie für die Ausscheidungsvorgänge notwendig ist, und dann wieder rein und Ruhe! Sie müssen gerade bei Hunden in dieser Phase unbedingt die absolute Kontrolle ausüben. Freilauf im Garten ist NICHT Bestandteil eines Hausarrests! Ich denke da an einen Fall vor ein paar Jahren, wo die Besitzerin das so interpretiert hat, und der Hund am Ende zweimal (!) an seiner TPLO nachoperiert werden musste, weil er ohne Rücksicht auf Verluste den Briefträger den Zaun entlang verfolgt hatte. Es verwundert nicht, dass das betroffene Kniegelenk nie mehr so gut wurde, wie es hätte werden können.

Aber auch im Haus gilt es, je nach individueller Risikoeinschätzung, sehr vorsichtig zu sein. Ein Hund, der gewohnheitsmäßig über Möbel turnt, muss natürlich postoperativ unbedingt daran gehindert werden. Auch das haben wir schon erlebt: Eine Hündin war der Meinung, bereits einen Tag nach ihrer Pyometra-Operation wieder mit Anlauf aufs Sofa springen zu können, hat ihre Möglichkeiten dabei weit überschätzt, ist mit dem operierten Bauch auf der Lehne aufgeschlagen und musste nochmal komplett neu vernäht werden. Es ist nach einer Operation völlig okay, die nötige Ruhe auch mal durch Anbinden oder durch Aufenthalt in einer Box zu erzwingen.

Die häufigsten postoperativen Komplikationen, die wir in der Tiermedizin sehen, entstehen aber durch Nachlässigkeiten in Sachen Leckschutz. Nehmen Sie den Leckschutz, ob nun durch Halskragen, Body oder Verband, bitte unbedingt sehr ernst! Eine postoperative Wundinfektion durch Belecken ist kein Pappenstiel und kann im schlimmsten Fall böse Konsequenzen haben, von der unnötigen Quälerei, die so eine Infektion für den Patienten bedeutet, mal ganz zu schweigen.

Abschließend wäre noch die möglichst frühe Entdeckung einer postoperativen Infektion zu besprechen. Nach den aktuellen Leitlinien werden Antibiotika operationsbegleitend lange nicht mehr so freigiebig und automatisch verwendet wie früher. Um so wichtiger ist es, frühzeitig zu bemerken, wenn sie wegen einer Wundinfektion doch notwendig werden sollten. Das lässt sich am besten durch mehrmals tägliches Messen der Körpertemperatur erreichen. Wenn möglich, sollten Sie also in der postoperativen Phase mehrmals täglich (mindestens morgens und abends) bei Ihrem Tier das Fieber messen, um bei einer Temperaturerhöhung sofort tiermedizinische Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Hat Ihr Tier diese Maßnahme nicht schon im Rahmen von Medical Training gelernt, wäre es eine gute Idee, das vor einer eventuell anstehenden OP noch schnell ein bisschen zu üben. Die Tierarztpraxis Ihres Vertrauens wird Ihnen diesbezüglich sicher gern Tipps geben.

Also, passende Sprüche gibt es ja grad genug für die postoperative Erholungszeit. Suchen Sie sich einen raus: Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht! Gut Ding will Weile haben! In der Ruhe liegt die Kraft! Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Alles kommt zu dem von selbst, der warten kann!

Behalten Sie bitte auch nach der unmittelbaren Heilphase Ihres Tieres, deren Ende durch das Fädenziehen markiert wird, im Kopf, dass man für eine komplette postoperative Erholung selbst bei relativ banalen Weichteileingriffen heutzutage gut und gerne vier bis sechs Wochen ansetzt. Bei Knochen-, Gelenk- und Sehnenoperationen muss man sogar von bis zu einem halben Jahr ausgehen.

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

© Ralph Rückert
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Kleines Update der Patientengalerie ☺️
17/10/2024

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Mal wieder ein bisschen was für die Patientengalerie ☺️
22/08/2024

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Hochmotivierte Patientin: Wilma 🥰
22/06/2024

Hochmotivierte Patientin: Wilma 🥰

29/05/2024

Die Morosche Karottensuppe , auch Moro Suppe genannt, wurde oft geteilt und dennoch gibt es viele Hundehalter, die sie nicht kennen.

Dabei sollte jeder Hundehalter um die Wirksamkeit wissen, besonders dann, wenn ein Hausmittel gegen Durchfall benötigt wird.

Die Moro Suppe besteht aus drei Zutaten. Wasser, Salz, Karotten.

Das Basisrezept beschreibt sich wie folgt:

500g Karotten, geschält
1 Ltr Wasser
3 g Salz

Karotten in Stücke schneiden, mit Wasser einmal aufkochen und dann 1,5-2 Stunden köcheln lassen. Anschließend alles so fein wie möglich pürieren, Salz zugeben und nach Bedarf mit Wasser auffüllen

Gefüttert werden kann sie in kleinen Portionen über den Tag verteilt , eine halbe Stunde vor der Mahlzeit. In ganz akuten Phasen kann die Moro Suppe aber auch als reine Schonkost verwendet werden, bis sich der Darm etwas beruhigt hat. Man geht von 30 ml / Kg Körpergewicht aus, auf den Tag verteilt.

Die Moro Suppe lässt sich natürlich auch in kleineren Mengen zubereiten. Dazu einfach runter rechnen.

Was bewirkt sie und woher kommt sie?

Die Moro Suppe ist seit dem 20. Jahrhundert publiziert. Bekannt wurde sie durch den österreichischen Kinderarzt Ernst Moro, der Dank der Zubereitung "alter Hausmittel" und dieser Suppe die Komplikations- und Sterberate bei Durchfallerkrankungen vieler Kinder senken konnte.

Durch die lange Kochzeit der Karotten entstehen kleinste Zuckermolekühle, die Oligosaccharide.

Diese sehen dem Darmepithel sehr ähnlich. Das Darmepithel ist ein Teil der Darmwand und kleidet die Innenseite des Darmes aus. Das ist genau der Ort wo sich krankmachende Keime anheften. Die Keime können so also besser ausgeschieden werden.

Gleichzeitig schützt die Moro Suppe den Darm und füttert dank seiner Rohfaser und Ballaststoffe die stark machenden Darmbewohner. Das Salz füllt einen Teil der Elektrolyte auf, die bei Durchfall verloren gehen.

Die Moro Suppe kann wunderbar eingefroren werden.

Sehr gute Alternativen sind Babygläschen Karotte (gibt es bei DM oder Rossmann) oder die Instant Moro von Napfcheck, die wird nur mit Wasser angerührt.

https://www.napfcheck-shop.de/produkt/napfcheck-instant-moro-feingemahlene-karotten-fuer-hunde/target/109/

Mit der Instant Moro habt Ihr zumindest immer eine Alternative im Haus. Meist braucht man die Moro Suppe dann, wenn man sie nicht im Haus hat. Ich spreche aus Erfahrung.

Geschmacklich toppen lässt sich die Suppe mit Banane, etwas Traubenzucker oder Honig. Erfahrungsgemäß mögen die Hunde den süß/salzigen Geschmack der Moro Suppe allerdings echt gern. Mit Banane liefert Ihr noch zusätzliche Elektrolyte, nämlich Kalium und mit Traubenzucker Glucose.

Während eines Infektes sollte die Moro Suppe als Schonkost angeboten werden. Sollte der Hund weder Nahrung noch Output bei sich halten können, ist dies ein dringender Fall für den Tierarzt. Bitte dem Hund in dieser Zeit nicht anbieten was man grad um Haus hat, getreu dem Motto "der muss doch was fressen" -> hättet Ihr auch keine Lust drauf

Bei Welpen, die unter akutem Durchfall leiden, handelt es sich sogar um einen sehr dringenden Fall für den Tierarzt, da hier akute Lebensgefahr bestehen kann.

Als Durchfall wird das bezeichnet, was fließend rauskommt und sonst eine mindestens breiige Konsistenz haben sollte.

Beitrag darf gern geteilt werden, vielen Dank 😁

© Schmuseflummi.de

18/05/2024

Hitzschlag beim Hund: Zwei tödliche Fehler, die es zu vermeiden gilt!

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Wie immer um diese Jahreszeit wird es nun schnell sommerlich warm werden. Damit wird es auch unweigerlich wieder zu Hitzeschäden bei Hunden kommen, meist natürlich deshalb, weil sie versehentlich oder in Verkennung der Risiken im Auto zurückgelassen werden, aber auch durch Überlastung.

Viele Hundebesitzer sind wahrscheinlich der Meinung, dass ein Hund, der einen Hitzschlag erlitten hat, nach der noch vor Ort durchgeführten notfallmäßigen Kühlung gerettet und aus dem Schneider wäre. Dem ist nicht so, denn das dicke Ende kommt leider mehr als häufig nach.

In der Fachzeitschrift "kleintier.konkret" hat meine Kollegin Jenny McIntosh (Universitätsklinik Leipzig) vor ein paar Jahren einen Artikel zum Hitzschlag beim Hund veröffentlicht, der sich natürlich in Formulierung und Ausdrucksweise an Tiermediziner richtet. Ich hangel mich mal an diesem Artikel entlang und bringe die darin enthaltenen und für Hundehalter relevanten Informationen in eine auch für medizinische Laien gut verdauliche Form.

Wann reden wir von einem Hitzschlag? Kurz und bündig: Wenn eine Körpertemperatur von 41° C überschritten wird! Unglücklicherweise kann sich das aber bis zum Eintreffen in der Tierarztpraxis so stark verändern, dass dann sogar eine Hypothermie (Untertemperatur) festgestellt wird, was - wie wir später noch lesen werden - einen ungünstigen prognostischen Hinweis für das Überleben des Patienten darstellt. Noch eine Anmerkung zur Körpertemperatur: Bei Hunden, die unter sommerlichen Bedingungen belastet werden, kann es sehr schnell zu mehr als 40° C Körpertemperatur kommen, ohne dass deswegen schon von einem Hitzschlag geredet werden müsste. Wird die Belastung bei entsprechenden körperlichen Anzeichen (in erster Linie heftiges und andauerndes Hecheln) beendet, regelt sich die Körpertemperatur schnell wieder auf Normalwerte ein.

Man unterscheidet den klassischen Hitzschlag, der nur durch die Umgebungstemperaturen verursacht wird, und den anstrengungsinduzierten Hitzschlag durch körperliche Belastung bei gleichzeitig hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Meist wird mit einer Kombination beider Formen zu rechnen sein. Beispielsweise wird ein im sich erhitzenden Auto eingesperrter Hund eine Zeit lang verzweifelte Versuche unternehmen, sich aus seiner Lage zu befreien, was die Körpertemperatur noch weiter in die Höhe treibt.

Inwiefern spielt da die Luftfeuchtigkeit eine Rolle? Wenn die Außentemperatur unterhalb der Körpertemperatur liegt, kann der Organismus mehrere Mechanismen für die Wärmeabgabe nützen (Konduktion, Konvektion, Radiation und Verdunstung), steigt aber die Außentemperatur auf das Niveau der Körpertemperatur, funktioniert nur noch die Verdunstung über die Schleimhaut der Nasenmuscheln und durch Hecheln. Dann wird es eng, und das natürlich ganz besonders bei den Hunderassen, die eine deutlich verringerte Nasenschleimhautoberfläche haben, also bei allen Plattnasen. Furchtbar eng wird es, wenn schwüle Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit herrscht, denn dann funktioniert auch der Verdunstungsmechanismus nicht mehr ordentlich.

Aus diesen Fakten geht klar hervor, warum speziell ein im Auto eingesperrter Hund so überraschend schnell Opfer eines Hitzschlags werden kann:

1. Am Körper des Hundes - z. B. zwischen den Vorderbeinen, an der Brust und in der Lendenregion - finden sich sogenannte "Thermische Fenster", über die besonders viel Wärme abgegeben werden kann. Je nach Bewegungseinschränkung (Hundebox, etc.) und daraus resultierender Körperhaltung können diese Fenster zum Teil geschlossen sein.

2. In einem Auto kann der Hund keine kühlen Flächen (Steinböden, etc.) finden bzw. sich schaffen (Erdkuhle), die er für die Notkühlung nutzen könnte.

3. Die Temperatur im Innenraum steigt sehr schnell in Bereiche über 35° C, was dazu führt, dass nur noch Atmen und Hecheln für Abkühlung sorgen können.

4. Durch das anfänglich hohe Niveau an körperlicher Aktivität (Unruhe, Scharren und Kratzen) und das unablässige Hecheln steigt dann letztendlich auch die Luftfeuchtigkeit im Innenraum des Autos stark an, was die letzte Möglichkeit der Körpertemperaturregulation zunichte und das Unglück perfekt macht.

Kollegin McIntosh geht in ihrem Artikel auf die eigentlich erstaunliche Tatsache ein, dass der Säugetierorganismus sich an veränderte Außentemperaturen anpassen kann. Diese Akklimatisation dauert aber irgendwas zwischen 10 und 60 Tagen, was unter anderem erklärt, warum wir Hitzschläge vorwiegend im Frühling und Frühsommer zu sehen bekommen. Es ist also sehr wichtig, dass in der kühlen Jahreszeit problemlos mögliche körperliche Belastungen des Hundes nicht ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen werden, sobald die Außentemperaturen im Frühling nach oben schnellen. Das kann sonst ganz unvermutet ins Auge gehen.

Jetzt lassen Sie uns mal davon ausgehen, dass es doch irgendwie passiert ist: Sie haben den eigenen oder einen fremden Hund vor sich, der offensichtlich extrem überhitzt ist oder gar einen Hitzschlag hat. Was tun? Sie müssen den Hund sofort abkühlen, und zwar noch vor der Fahrt zum Tierarzt. Jenny McIntosh nennt das aktive Kühlung und empfiehlt die Verwendung von kaltem, aber nicht eiskaltem Wasser. Im Gegensatz zu dieser so häufig zu lesenden Empfehlung gibt es aber sehr eindeutige Untersuchungen aus der Humanmedizin, die die besten Erfolge bei Eintauchen der Hitzschlag-Patienten in Eiswasser sehen. Auch auf näheres Nachfragen kann einem eigentlich niemand erklären, warum sich dieser potenziell tödliche Mythos vom „vorsichtigen Abkühlen“ speziell in der Tiermedizin so enorm hartnäckig hält. Nach allem, was wir inzwischen wissen, ist die Notabkühlung um so effektiver, je radikaler und zackiger sie durchgeführt wird. Aber egal, eine Wanne mit Eiswasser wird uns so oder so in der Regel nicht zur Verfügung stehen. Der Hund sollte also idealerweise mit so kaltem Wasser wie möglich bis auf die Haut durchnässt werden, was bei Tieren mit richtig dickem Fell gar nicht so einfach ist und große Wassermengen erfordert. Also um Himmels Willen kein Rumgekleckere von wegen „vorsichtiger Kühlung“, sondern rein in den Bach, den Fluss, den See, oder eben Übergießen mit allem, was kalt und flüssig ist; das könnte in der Not ruhig auch ein Kasten Cola oder Zitronenlimonade aus dem Kühlschrank sein. Um die Beseitigung der dabei entstehenden Sauerei kann man sich immer noch kümmern, wenn alles überstanden ist.

Die Abkühlung mittels Durchnässung kann durch einen der Verdunstung Vorschub leistenden Luftstrom weiter verstärkt werden. Bei der Fahrt zum Tierarzt sollten also entweder die Autofenster geöffnet oder die Klimaanlage auf volle Leistung gedreht werden. Nasse Tücher, in die der Hund eventuell gewickelt wird, behindern den Verdunstungseffekt und sind deshalb nicht sinnvoll.

Bei der Fahrt zum Tierarzt? Muss das sein? Der Hund ist doch schon erfolgreich abgekühlt worden! Lassen Sie es mich mal so ausdrücken: Nach der aktiven Kühlung eines Hundes mit Hitzeschaden nicht den Tierarzt aufzusuchen, kann unter Umständen gut gehen. Aber (großes Aber mit dickem Ausrufezeichen!): Retrospektive Studien zeigen, dass wegen Hitzschlags vorgestellte Hunde trotz tiermedizinischer Intervention zu über 50 Prozent sterben! Das Überleben des Hundes ist also nach der aktiven Notkühlung keineswegs in trockenen Tüchern.

Ein Hitzschlag richtet im Körper ein beträchtliches Chaos und unter Umständen irreparable Schäden an. Nur in einer Tierarztpraxis hat man die Chance, entsprechend zu reagieren. Beispielhaft seien ein paar Notmaßnahmen genannt: Weitere Kühlung bis auf eine Körpertemperatur von 39,5 Grad, eventuell großflächiges Scheren dick bepelzter Hunde, Massagen zur Förderung der peripheren Durchblutung, Infusionsbehandlung, Sauerstoffzufuhr, Ausgleich der oft vorliegenden Übersäuerung (metabolische Azidose), Verhinderung oder Behebung einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) durch Glukose-Infusionen oder eines Hirnödems durch die Verabreichung von Mannitol, antibiotische Abdeckung, die Bekämpfung von Krampfanfällen und so weiter und so fort.

Bezüglich der Prognose führt Kollegin McIntosh eine israelische Studie an, die sich eingehend mit den Risikofaktoren für das Überleben von Hitzschlagopfern beschäftig hat. Je mehr dieser Faktoren vorliegen, desto unwahrscheinlicher ist das Überleben des Tieres. Es werden genannt:

- Verzögerter Beginn der aktiven Kühlung bzw. verzögerte Vorstellung beim Tierarzt (mehr als 90 Minuten vergangen)

- Adipositas (Fettleibigkeit)

- Hypothermie (Untertemperatur) bei Vorstellung

- Verzögerte Gerinnungswerte und Entwicklung einer DIC (Disseminierte Intravasale Gerinnung)

- Akutes Nierenversagen

- Hochgradige Hypoglykämie (Unterzuckerung) unter 47 mg/dl

- Auftreten von Krampfanfällen

- Komatöser Zustand bei Vorstellung

Ziehen wir also unser Fazit:

1. Ein Auto, das bei von uns Menschen als angenehm und keineswegs heiß empfundenen 24° C in der Sonne abgestellt wird, kann für einen darin befindlichen Hund innerhalb einer Stunde zur Todesfalle werden. Ich verstehe es, wenn Ihnen diese Information banal vorkommt, denn ich empfinde das auch so, aber es passiert halt leider jedes Jahr mit schöner Regelmäßigkeit, dass Hunde oder gar Kinder auf diese grässliche Weise ums Leben kommen.

2. Selbst gut trainierte Hunde können - speziell im Frühling und Frühsommer - bei warmer Witterung und hoher Luftfeuchtigkeit ganz unerwartet einen anstrengungsinduzierten Hitzschlag erleiden, wenn die körperliche Aktivität nicht entsprechend angepasst wird. Es gibt Hunde bzw. ganze Rassegruppen, die NICHT von selber aufhören, wenn es zu viel wird.

3. Wir privaten Hundehalter können uns bezüglich der Spiel- und Sportaktivitäten unserer Vierbeiner ja gut und gerne ein Beispiel an den Regeln für die Profis nehmen: Die Einsatzzeiten von Such- und Rettungshunden sind entsprechend der Richtlinien der "Urban Search and Rescue Veterinary Group" (USAR) bei Temperaturen über 30 Grad auf 15 Minuten zu beschränken. Zwischen den Suchperioden sind ausreichend lange Pausen mit Zugang zu Wasser einzuhalten. Die Körpertemperatur sollte regelmäßig kontrolliert und die Hunde sollten vor dem Einsatz eventuell komplett durchnässt werden.

4. Brachycephale Hunde (Plattnasen) sollten in Bezug auf Wärmeexposition wie ein rohes Ei behandelt werden. Selbst ruhige Spaziergänge in der Mittagsh*tze können bei solchen Tieren dazu führen, dass es sie einfach umhaut. Eine Tierklinik hat vor einiger Zeit einen Fall öffentlich gemacht, bei dem ein Mops einen im weiteren Verlauf tödlichen Hitzschlag erlitten hat, und zwar bei einer Temperatur von gerade mal 19° C im Schatten!

5. Hat ein Hund einen Hitzschlag erlitten, dann wären die beiden tödlichen Fehler aus der Überschrift a) irgendwelche Halbherzigkeiten bei der aktiven Notfallkühlung und b) nach erst mal erfolgreicher Kühlung in dem Glauben, dass es das schon gewesen wäre, NICHT sofort eine tiermedizinische Einrichtung zur Weiterbehandlung aufzusuchen.

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr
Ralph Rückert

© Ralph Rückert
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16/05/2024
18/04/2024

Viele Hunde sind übergewichtig – aus unterschiedlichen Gründen. Paula Welter aus der Klinik für Kleintiere der erarbeitet in ihrer Doktorarbeit ein Therapieprogramm für übergewichtige Hunde und sucht dafür Teilnehmende. 🐶🐶🐶 Ziel dieser DogFIT-Studie ist es, die Tiere individuell zu betreuen, um ihr Gewicht erfolgreich und nachhaltig zu reduzieren, ihre Fitness verbessern und so in der Folge ihre Lebenserwartung und ihre Lebensqualität zu steigern.

Welche Hunde sind geeignet?
➡ Übergewichtige Hunde jeden Alters.

Was erwartet deinen Hund?
➡ Um den Gesundheits- und Fitnesszustand deines Hundes genau einzuschätzen, untersucht Paula ihn zu Beginn und zum Ende der Therapie und führt jeweils eine Ganganalyse und einen Fitnesstest durch. Am Tag der Untersuchungen sollte dein Hund nüchtern sein.
➡ Über sechs Monate wird sie deinen Hund gemeinsam mit dem Institut für Tierernährung der TiHo umfassend und individuell betreuen und dich rund um das Thema Fütterung beraten.
➡ Sie wird kontinuierlich die Bewegung deines Hundes erfassen – inklusive des Verleihs eines speziell für Hunde entwickelten Fitnesstrackers.
➡ Die Therapie dauert voraussichtlich ungefähr sechs Monate. Während dieser Zeit müsstest du mit deinem Hund für die Untersuchung zu Beginn und am Ende der Therapie nach Hannover in die Klinik für Kleintiere der TiHo kommen.
In einem früheren Post hatten wir geschrieben, dass anteilig Kosten bis 250 Euro anfallen können. Es hat sich aber gezeigt, dass bei den meisten Fällen gar keine Kosten entstanden sind.

❗️Wenn du einen übergewichtigen Hund hast und an der Studie teilnehmen möchtest oder wenn du noch Fragen hast, freuen wir uns, wenn du einen Termin bei unserer Tierärztin Paula Welter vereinbarst: [email protected]

Foto: Vince Scherer, stock.adobe.com

27/03/2024

Unser Lieblingsspruch ist ja "Alter ist keine Krankheit". Damit ihr sehen könnt, wie man älteren Hunden viel Gutes tun und Agilität und Aktivität altersentsprechend erhalten kann, veranstalten wir einen kleinen Info-Nachmittag für alle Interessierten!
Wann? 13.4.24 ab 14Uhr
Wo? Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 8 in Hannover, gegenüber dem Hauptgebäude der Klinik für Kleintiere (Wiese neben der Bibliothek). Wir freuen uns auf euch!

Adresse

Drakenschwanz 1
Liebenburg
38704

Öffnungszeiten

Montag 09:00 - 12:00
15:00 - 19:00
Dienstag 09:00 - 12:00
15:00 - 19:00
Mittwoch 09:00 - 12:00
15:00 - 19:00
Donnerstag 09:00 - 12:00
Freitag 15:00 - 19:00

Telefon

+4917613790005

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Warum Physiotherapie für Hunde?

Hunde leiden - so wie wir Menschen - häufig unter Problemen mit dem Bewegungsapparat : - chronische Erkrankungen auch schon beim jungen Tier - Folgen altersbedingter degenerativer Veränderungen - durch Verletzungen oder Unfälle bedingte körperliche Einschränkungen, die einen Rehabilitationsprozess erfordern. Hier kann Physiotherapie helfen! WARUM PHYSIOTHERAPIE? Physiotherapie - Lindert Schmerzen - Verbessert Beweglichkeit und Koordination - Stärkt die Muskulatur - Optimiert das Gangbild Und kann so den kranken Hund entlasten und seine Lebensqualität erhöhen. Der Verlauf vieler Krankheiten kann abgemildert werden. Das Lösen von Muskelverspannungen und Blockaden und die Korrektur des Gangbilds sind zusätzlich Vorbeugung gegen zunehmenden Verschleiß oder erneute Verletzungen. Eine gute physiotherapeutische Vorbereitung schützt auch Sport- und Jagdhunde vor Verletzungen ! WAS BEINHALTET PHYSIOTHERAPIE? Einige wichtige Behandlungsmöglichkeiten sind : - Massagen - Narbenbehandlungen - Manuelle Therapie - Anwendung osteopathischer Techniken - Passive und aktive Bewegungstherapie - Gerätetherapie - Kälte- und Wärmebehandlungen - Elektrotherapie - Magnetfeldtherapie - Softlaserbehandlungen - Manuelle Lymphdrainage WIE LÄUFT DIE PHYSIO-THERAPIE AB? Ich führe die Behandlung Ihres Hundes bei Ihnen zuhause durch. Vielen Hunden fällt es im gewohnten Umfeld leichter, sich zu entspannen und auf ungewohntes einzulassen. Zunächst führe ich eine gründliche Anamnese und Gangbildanalyse durch. Danach kann ich nachfolgende Behandlungen sinnvoll aufbauen. Auch Sie können Ihrem Hund mit nach Anleitung durchgeführten Übungen helfen! Die Häufigkeit und Dauer der Behandlung ist abhängig vom Krankheitsbild und Behandlungs-fortschritt. Zur Vereinbarung eines Termins erreichen Sie mich telefonisch unter 05346/9469441 oder mobil unter 0176/13790005

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