13/12/2024
Mitschuldig im Sinne der Anklage ...
Hat man noch vor vielleicht zwei Jahrzehnten auf einem Spaziergang manchmal einen Hund getroffen, so gibt es heute kaum mehr einen Spaziergang, auf dem man keinen Hund mehr trifft. Viele Menschen haben einen Hund, viele Menschen wollen einen Hund ... ein Bedarf, der einen Markt geschaffen hat und wo ein Markt ist, lauert auch das Geld.
So ist es kaum verwunderlich, dass in einer Zeit, in der das "Haben wollen" keinen Aufschub duldet und die Optik über der Gesundheit steht, die "gewünschte Ware" zeitgleich zum Leidtragenden wird.
In unserer Wunschvorstellung, stehen vor der Anschaffung die ehrlich beantworteten Fragen "Kann ich die Bedürfnisse eines Hundes erfüllen?" und "Welcher Hund passt zu mir?".
Fragen, ohne die eine Vermittlung bei uns gar nicht funktioniert ... aber eben auch Fragen, die mitunter zu unerwünschten Antworten führen und einer Beschaffungsform den Weg geebnet haben, die vielleicht für Gegenstände funktioniert aber ganz offensichtlich nicht für Lebewesen.
Unter dem Deckmantel der Hobby- oder Privatzucht, Welpenkaufhäuser und Ups-Würfe, getarnt in liebevollen Anzeigen in Kleinanzeigenportalen ist hier der beste Freund des Menschen zur Ware geworden. Ohne Rücksicht auf Verluste werden Hunde produziert für Menschen, denen egal zu sein scheint, was dahintersteht.
Ohne Rücksicht auf Verluste bedeutet Ausschuss, bedeutet tote Tiere, die in der Masse der Produktion bedeutungslos sind, bedeutet Leid. Eine Produktion, die sicherlich auch aber keinesfalls ausschließlich im benachbarten Ausland stattfindet.
Und nein - wir übertreiben hier nicht ... wir berichten hier aus unserem Alltag und dem Alltag zahlloser anderer deutscher Tierheime. Wir sind da, wenn für den billig erworbenen Parvo-Welpen kein Geld für den Tierarzt da ist ... wir sind da, wenn jemand auf den schnelles-Geld-Zug aufspringen wollte und keinen Plan hat, was zu tun ist, wenn die überforderte Hündin gar keine Mama sein will ... wir sind da, wenn die Qualen der Qualzucht zu teuer werden ... wir sind da, wenn die Welpen aus einer Sicherstellung ihren letzten Atemzug in unseren Armen tun.
Und wir sind auch wütend ... wütend, dass es so gewissenlose Menschen gibt, die Hunde nach dem Minimalprinzip vermehren, um den maximalen Gewinn daraus zu ziehen ... wütend, dass von amtlich/rechtlicher Seite nicht soviel passiert, wie dringendst nötig wäre ...
Vor allem aber sind wir enttäuscht darüber, dass dieser makabere und leidvolle Markt weiter genährt wird durch Menschen, die diesen Weg entweder wählen, weil nichts hinterfragt wird oder weil hier jeden Tag Black Friday ist. Ein "oh, davon wusste ich gar nichts" lassen wir in Zeiten voller Berichterstattung zu diesem Thema und dem uneingeschränkten Zugang zum Internet, wo sich jeder informieren kann, nicht mehr gelten.
Bitte! Denkt die Anschaffung eines Hundes gut durch - von der Erfüllbarkeit der Bedürfnisse bis zur finanziellen Machbarkeit - und dann nehmt Euch Zeit, den Hund zu finden, der zu Euch passt. So was darf auch mal dauern. Natürlich wünschen wir uns, dass ihr in einem Tierheim Euren Hund findet, aber wenn Ihr Euch aus welchen Gründen auch immer für einen Züchter entscheidet, dann nehmt Euch auch hier Zeit und wählt einen seriösen Züchter aus.
Für uns bedeutet seriös, dass auf die physische und psychische Gesundheit der Zuchthunde und der Nachkommen geachtet wird (ein Punkt, der Qualzuchten per se den Siegel der Seriosität nimmt). Fragt den Züchter, was genau er für die Gesundheit seiner Zucht macht. Ein seriöser Züchter wird hiervon nicht genervt sein - eher im Gegenteil. Ein seriöser Züchter wird auch Euch hinterfragen, weil für ihn wichtig ist, wohin die Welpen gehen. Und ja ein Hund aus einer seriösen Zucht kostet seinen Preis - wobei ein hoher Preis allein nicht den Umkehrschluss der Seriosität zulässt - aber gemessen an den laufenden Kosten eines Hundes (Futter, Tierarzt, Versicherung, Steuer ...) kann doch die Anschaffung kaum ausschlaggebend sein.
Wer all das außer Acht lässt, weil er halt einfach einen Hund möchte ... schnell und in der gewünschten Optik ... und einen Hund bei einem Vermehrer kauft, macht sich mitschuldig an der aktuellen Situation.
So etwas kann auch kein "Retten" sein, da jeder verkaufte Hund ein Grund für die Nachproduktion ist. Retten geht bei dieser Problematik nur, wenn der Markt keinen Nährboden mehr hat, wenn es keine Nachfrage mehr gibt ... am besten in Verbindung mit der konsequenten Anwendung der Gesetze.