12/08/2024
Ein Rat, der zu weit ging
Diese Geschichte basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen als Hundetrainer. Die Namen sind frei erfunden und sollen niemanden persönlich ansprechen.
Seit einigen Wochen trainierte ich regelmäßig mit Susanne und ihrem Border Collie, Finn. Sie machten große Fortschritte, und es freute mich, zu sehen, wie gut das Training bei den beiden funktionierte. Susannes Partner, Peter, war fast immer dabei, hielt sich aber meist im Hintergrund und beteiligte sich wenig.
Eines Tages, ein paar Wochen später, kam ein neuer Kunde zu mir. Es war Klaus, ein älterer Herr, der erschöpft aussah und seinen kleinen, nervösen Mischling Benni an der Leine führte."Ich weiß wirklich nicht mehr weiter," sagte Klaus gleich zu Beginn. Benni zog hektisch an der Leine, die Ohren angelegt, der ganze Hund schien angespannt.
"Peter, ein Freund von mir, hat mir geraten, dieselben Übungen mit Benni zu machen, die er bei dir mit Finn gelernt hat. Aber es hat alles nur schlimmer gemacht. Benni ist jetzt noch ängstlicher."Ich nickte, während ich Benni beobachtete. Solche Situationen kannte ich nur zu gut. "Klaus," begann ich ruhig, "das Problem ist, dass nicht jede Methode für jeden Hund passt. Was bei Finn funktioniert, kann bei Benni das genaue Gegenteil bewirken."Klaus seufzte und schaute auf seinen Hund hinunter. "Ich wollte ihm wirklich nur helfen," sagte er leise. "Aber es scheint, als hätte ich alles nur schlimmer gemacht.""Du hattest die besten Absichten," antwortete ich, "aber gut gemeinte Ratschläge können oft gefährlich sein, wenn man nicht genau weiß, warum ein Hund sich auf eine bestimmte Weise verhält.
Jedes Team aus Hund und Mensch ist einzigartig, und was bei einem Hund funktioniert, kann bei einem anderen komplett falsch sein."
In den folgenden Wochen arbeiteten Klaus, Benni und ich eng zusammen. Es stellte sich heraus, dass Benni viel mehr Geduld und sanfte Führung brauchte, als es bei Finn der Fall war. Schritt für Schritt gewann Benni an Vertrauen und entspannte sich zunehmend.
Diese Erfahrung war für mich eine erneute Erinnerung daran, dass es im Hundetraining keine Universalrezepte gibt. Jeder Hund hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Bedürfnisse, und es ist unsere Aufgabe, sie zu verstehen und entsprechend zu handeln. Wenn du also einem Freund helfen möchtest, ist es oft besser, ihm zu raten, einen erfahrenen Hundetrainer aufzusuchen, statt Ratschläge weiterzugeben, die möglicherweise nicht für ihn oder seinen Hund geeignet sind.