Tierarztpraxis Masburg

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😍 Klein Holly hatte heute ihren ersten Arbeitstag und findet, wie Papa Ecki, den Behandlungtisch toll ❤️
26/09/2024

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Weihnachten steht vor der Tür und das Jahr neigt sich dem Ende zu.Eine gute Gelegenheit, um innezuhalten und wieder Kraf...
23/12/2023

Weihnachten steht vor der Tür und das Jahr neigt sich dem Ende zu.
Eine gute Gelegenheit, um innezuhalten und wieder Kraft zu schöpfen.
Wir wünschen Ihnen, Ihren Liebsten und Familienmitgliedern auf vier Pfoten von ganzem Herzen ein besinnliches Weihnachtsfest und viel Erfolg, Gesundheit und Glück zum Jahreswechsel!
In diesem Sinne wünscht Ihnen unser gesamtes Team
frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2024!

10/12/2023

Neue GOT – Teil 2: Die Hetzkampagnen der Reiterlichen Vereinigung FN – eine Polemik

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Etwas mehr als ein Jahr ist die neue Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte nun in Kraft. Nach dem wichtige grundsätzliche Fakten vermittelnden Fazit für die Kleintierpraxis letzte Woche wollen wir uns im zweiten Teil dieser Mini-Serie mit der aktuellen konzertierten, gegen die neue Gebührenordnung und uns Tiermediziner:innen gerichteten Aktion der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, allgemein kurz als FN (Fédération Équestre Nationale) bezeichnet, beschäftigen. Konzertierte Aktion deshalb, weil die FN einerseits Ende November unter eigenem Namen eine Unterschriftenaktion mit der Bezeichnung „GOT – So nicht!“ gestartet hat und andererseits in den nächsten Tagen zusätzlich unter falscher Flagge, der sogenannten „Vereinigung Deutscher Tierhalter (VDTH)“, eine Petition mit der Überschrift „GOT – JA, aber FAIR!“ auf den Weg bringen wird.

Wieso „unter falscher Flagge“? Na ja, „Vereinigung Deutscher Tierhalter“, mit der sexy Four-Letter-Abkürzung VDTH, hört sich ja schon ganz schön protzig an. Da schweben einem doch sofort zig Millionen deutscher Tierhalterinnen und Tierhalter vor dem geistigen Auge, ein wahrhaft gewaltiger Teil der Bevölkerung, der von dieser „Vereinigung“ angeblich vertreten wird. Aber wie viele Mitglieder hat die VDTH nun eigentlich? Man findet leider nichts darüber, sicher aus gutem Grund. Von wem wird diese Vereinigung geführt? Schauen Sie es sich gerne selber auf der VDTH-Homepage an: Sechs Personen bilden den Vorstand (sprich: die Häuptlinge ohne Indianer), und für jede dieser Personen lässt sich mit wenigen Klicks eine Verbindung zur Pferde(zucht)-Szene herstellen. Man beachte bitte weiterhin in der Satzung den Gründungsort der „Vereinigung“, nämlich Warendorf. Warendorf? Da klingelt doch was? Ja, richtig, das ist der Sitz der FN!

Sie werden schon gemerkt haben, um was es mir geht: Die maximal hochstaplerisch benamste VDTH ist in meinen Augen eine richtig schön unseriöse „Scheinfirma“ der FN, die damit nur eines beabsichtigt, nämlich Stimmenfang für eine Protestaktion, die genau genommen aus der Pferdezuchtszene geboren wurde und den durchschnittlichen deutschen Hunde-, Katzen- und Kaninchenbesitzer:innen eigentlich ziemlich schnuppe sein müsste.

Man hat sich unter der bunt bemalten Pappfassade der VDTH sehr bemüht, martialische Forderungen zu erheben, die zwar völlig (wirklich völlig!) unrealistisch sind, nach Meinung der Verfasser:innen aber möglichst viele naive Kleintier-Leute zur Unterschrift bewegen sollen. Schönstes Beispiel dafür ist die Forderung nach der Festsetzung des 1,0fachen GOT-Satzes als Regelsatz. Darüber kann jede(r), die/der auch nur ansatzweise was von der Materie versteht, nur den Kopf schütteln. So ein Unsinn hat bei der Politik mit Recht genau so viele Chancen wie ein Schneeball in der Hölle! Aber es hört sich natürlich ganz toll an, und das ist der Sinn der Sache. Wer auch immer den beiden Aktionen seine Unterschrift gegeben hat oder noch geben wird, kann und muss sich leider mit einer gewissen Berechtigung als ideales Opfer dieser unseriösen Pferdezüchter-Fake-News-Propaganda sehen.

Die FN braucht möglichst viele dieser Opfer aus dem Kleintierbereich, weil ihr sonnenklar ist, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach nur einen Bruchteil der immerhin weit über 650.000 eigenen Mitglieder zur Unterschrift bringen können wird. Im Gegensatz zu bezüglich dieser Zusammenhänge unbedarften Kleintierhalter:innen, die sich mit einem Scheinverein und ein paar markigen Sprüchen leicht einwickeln lassen, weiß ein Großteil der FN-Mitglieder ganz genau, wer die Sache in Wirklichkeit steuert, und vermag auch einzuschätzen, was von der Aktion zu halten ist. So muss sich dieser Tage FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach im Interview ganz schwindlig geben vor Glück über „einen fulminanten Start“ der Unterschriftenaktion mit bei genauer Betrachtung und unter Berücksichtigung der oben genannten Mitgliederzahl eigentlich armseligen 85.000 Unterschriften. Die FN hat also bis jetzt nicht mal ein Siebtel der eigenen Mitglieder von einer Unterstützung der Aktion überzeugen können.

Das mag viel damit zu tun haben, dass wir es hier nicht nur meiner Meinung nach mit einem groß angelegten und bemerkenswert schlitzohrigen Ablenkungsmanöver zu tun haben. Die FN hat nämlich in Sachen Novellierung der Gebührenordnung als Interessenvertretung eines Teils ihrer Mitglieder, speziell der Zuchtbetriebe, jämmerlich versagt. Die Frage, warum die FN sich bei den für eine solche Novelle vorgeschriebenen Verbandsanhörungen mit ihren jetzigen Einwänden nicht bemerkbar gemacht hat, wird ja inzwischen von allen Seiten gestellt, auch und gerade aus den eigenen Reihen. Man redet sich nun damit raus, dass man übergangen worden wäre und irgendwie gar nicht mitbekommen habe, was da in Planung war. Das klingt für mich mehr als unglaubwürdig. Die mächtige FN ist assoziiertes Mitglied des (politisch) noch mächtigeren Deutschen Bauernverbandes und hat dort auf jeden Fall eine Vertreterin / einen Vertreter sitzen. Der Bauernverband aber war bei den Verhandlungen der GOT-Novellierung ganz sicher mit am Tisch. Außerdem gibt es natürlich zahllose Querverbindungen von der FN in die tiermedizinische Community, die sowieso zu jedem Zeitpunkt voll im Bilde war. Erzähl mir also bitte niemand, dass man von dem Vorgang nichts gewusst hätte. Man hat es halt ganz schlicht verschnarcht!

Zugegeben, sowas würde mich schon auch sehr in Verlegenheit bringen, wenn ich in den Schuhen des FN-Präsidiums stecken würde. Was also tun als Vorstand eines Riesenvereins mit – wie in der Pferdepresse wiederholt kolportiert – massiven finanziellen Problemen, die sich auch durch Erhöhungen der Turnierkosten für das gemeine Fußvolk nicht richtig einfangen lassen, um den (wohl durchaus berechtigten) Zorn der wirklich wichtigen Mitglieder von sich abzulenken? Richtig, man sucht sich einen kleinen, gemeinsamen Feind, auf den man vermeintlich gefahrlos einprügeln kann, damit wieder eitel Freude und seelenwärmendes Gemeinschaftsgefühl entstehen, und startet eine hemmungslose, verlogene und undankbare Kampagne gegen die deutsche Tierärzteschaft, unter gleichzeitigen treuherzigen und ohne jede Schamesröte vorgebrachten Beteuerungen, dass man ja gar nichts gegen die Tierärzt:innen hätte und dass sie auch auf jeden Fall „fair“ bezahlt werden müssten – wobei „fair“ natürlich ausschließlich von der FN definiert wird.

Spannend ist, dass man von den anderen Stakeholdern, also vom Deutschen Tierschutzbund, vom Deutschen Bauernverband, vom VDH, von der Versicherungswirtschaft kein derart dummdreistes und fadenscheiniges Getöse hört, denn diese Organisationen wissen ganz genau, dass es sich bei der Beratung und Verabschiedung der nGOT keineswegs – wie von der FN behauptet – um ein „Hinterzimmer-Gemauschel“ gehandelt hat, sondern dass alle interessierten Verbände wie vorgesehen Gelegenheit bekommen haben, ihre jeweiligen Bedenken und Einwände vorzutragen, und dass durchaus hart verhandelt wurde. Nur halt ohne die FN! Selbst 2023, nach Inkrafttreten der nGOT, war von der FN erst mal nicht viel zu hören. Man schien eher mit der Frage beschäftigt, in wessen Bett der Generalsekretär gerade schläft und wie man am besten Hauptsponsoren wie Fendt vergrault. Von außen gesehen ging das ganze Theater von einer eher kleinen Pferdezüchter-Clique aus, die die Aktion (auch wieder von außen gesehen, siehe die oben erwähnte Zusammensetzung des Vorstandes der VDTH) wohl bis heute steuert.

Seit dem Start der Kampagne müssen sich nun die Tierärztinnen und Tierärzte – Aussage eines FN-Funktionärs: „Unsere Partner und Helfer in der Not!“, haha! - vom erfolgreich aufgehetzten Reitervolk darüber belehren lassen, wie ungeheuerlich es wäre, dass es 50 oder 60 Euro (Hausbesuchsgebühr plus Kilometergeld) kostet, also deutlich weniger als beim Waschmaschinen-Monteur oder beim Schlüsseldienst, wenn die Tierärztin/der Tierarzt mit modernstem Equipment im Auto im Stall auftaucht und dann ewig auf dem Gehöft rumstolpern muss, damit jemand die siechenden Rösser zeigt, vorführt und hält. Besonders ironisch wird es, wenn man bei Leuten, die sich da ganz besonders mit harscher Kritik hervortun, auf der Facebook-Timeline ein Stück nach unten scrollt und dort die Fotos von der letzten schönen Ausfahrt mit den Porsche-Kumpels findet oder Bilder vom letzten Turnier, auf denen sogar ich sehen kann, dass da an Pferd und Reiterin Ausrüstung und Klamotten für fünfstellige Beträge rumhängen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich gönne das den Leuten wirklich gern! Ich habe auch nicht das geringste Problem mit Luxus, den man sich leisten kann! Ich kann nur absolut nicht verknusen, dass so jemand meinem Berufsstand wegen einer absolut berechtigten Hausbesuchsgebühr von 35 Euro plus Mehrwertsteuer erbitterte Vorwürfe macht! Wir wollen bei der Diskussion bitte nicht vergessen, was die FN selber mit stolzem Unterton schreibt: „Laut IPSOS-Studie sind regelmäßig aktive Reiter vorwiegend weiblich (78 Prozent), im Durchschnitt 38 Jahre alt, gut ausgebildet und zumeist voll- oder zumindest teilberufstätig. (...) Reiter leben überwiegend in Orten unter 100.000 Einwohnern. Der geringste Teil ist in Großstädten zuhause. Das Haushaltsnettoeinkommen liegt zum Teil deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt.“

Da wird über das Ende der Pferdezucht oder gar gleich über den Tod des gesamten Pferdesports gebarmt, weil nach neuer GOT eine der unnötig häufigen, aber von der FN geforderten (!) Impfungen durch die Hausbesuchsgebühr und das erhöhte Wegegeld nun 150 statt vorher 70 Euro kostet, das Ganze unter wohlweislichem Verschweigen der Tatsache, dass die Tierarztkosten trotz neuer GOT immer noch einen nur einstelligen Prozentsatz der Gesamt-Haltungskosten eines Pferdes ausmachen und dass Unterbringung, Futter, Energie und Ausrüstung deutlich teurer geworden sind als die tiermedizinische Versorgung. Es wird auch grundsätzlich unterschlagen, dass es mit der Pferdehaltung und dem Pferdesport im Rahmen eines sehr langfristigen Trends schon seit Jahr und Tag bergab geht. Das bestätigt auch Dr. Christina Münch, Gründerin des auf die Pferdebranche spezialisierten Marktforschungs- und Beratungsunternehmens HorseFuturePanel: Die Coronavirus-Pandemie, den Ukrainekrieg oder die GOT bezeichnet die Agrarwissenschaftlerin als „Beschleuniger“ – ausschlaggebend seien sie angesichts eines seit Jahren bestehenden Abwärtstrends nicht. Auch scheint genau das Gleiche zu gelten wie im Kleintierbereich: Während der Pandemie wurden sogar vorerkrankte Pferde im fortgeschrittenen Alter zu verblüffend hohen Preisen angeschafft, und zwar von Leuten, die das aus finanzieller Sicht besser nicht getan hätten.

Finanzielles Missmanagement, das völlige Verschlafen des GOT-Novellierungsprozesses, fortgesetzte Tierschutzprobleme im Pferdesport, wissenschaftlich mal mindestens fragwürdige und die Mitglieder belastende Impfvorschriften, das finanzielle Rupfen der kleinen A-Turnier-Reiter:innen zugunsten der Vermarktungsinteressen der deutschen Pferdezucht, DAS sind die hausgemachten Probleme, von denen die FN mit ihrer Kampagne ablenken will, und das wissen sehr viele Mitglieder des Vereins, weshalb sie auch zu einem so geringen Anteil unterschreiben. Wichtig ist mir, dass Sie, also meine Stammleserinnen und -leser aus dem Kleintierbereich, das ebenfalls erkennen und sich nicht zum willfährigen Opfer der absolut eigennützigen Kampagne der FN machen lassen, indem Sie diesen chancenlosen Unsinn unterschreiben.

Die Politik macht das so mühsam geschnürte Paket „GOT 2022“ sicher nicht nochmal auf. Wenn vielleicht (aber wirklich nur gaaanz vielleicht) über irgendetwas nochmal diskutiert wird, dann ist das die Frage einer eventuellen Aufteilbarkeit der Hausbesuchsgebühr bei zum Beispiel einem zügig durchführbaren Sammel-Impftermin in einem Stall, bei dem ohne viel Termingedöns wirklich alle Beteiligten zum vereinbarten Zeitpunkt Pferd bei Fuß bereit stehen. Ansonsten wird da mit annähernd tödlicher Sicherheit gar nix mehr geändert, egal wie oft sich die FN-Trotzkinder schreiend auf den Boden fallen lassen und um sich schlagen!

Der nächste Denkfehler besteht darin zu glauben, dass es nach einem Jahr Gültigkeit der neuen GOT noch irgend einen Weg zurück geben könnte. Die Politik hat unsere Probleme gesehen und uns mit der Neufassung ein Instrument in die Hand und einen Schubs gegeben, mit dem Auftrag, was draus zu machen und unseren Berufsstand wieder auf wirtschaftlich gesunde Füße zu stellen, damit die medizinische Versorgung möglichst aller Tiere weiter gewährleistet werden kann. Nicht alle, aber die meisten von uns haben das verstanden und umgesetzt. Die höheren Umsätze und die dadurch möglichen höheren Gehälter für unsere Angestellten sind inzwischen Fakt. Selbst wenn die Politik nun angesichts der FN-Kampagne von Mitleid mit der notleidenden Reiterschaft übermannt werden und die neue GOT komplett einstampfen würde, was natürlich von vornherein ein völlig absurder Gedanke ist, wären wir mit welchem Konstrukt auch immer, selbst im Rahmen der alten GOT, durchaus in der Lage, diese inzwischen zur Tatsache gewordenen und für die Gesundung unserer Branche notwendigen Umsätze auf gleicher Höhe zu halten, nur mit wesentlich mehr Chaos und Intransparenz, denn logischer Aufbau und Transparenz sind ganz entscheidende Vorteile der Neufassung. Die ganze Kampagne ist also wirklich kompletter und mit Glitter verzierter Bu****it ohne jede Aussicht auf Erfolg in dem Sinne, dass die Kosten tiermedizinischer Leistungen wieder sinken würden!

Und dafür, also für Erfolgschancen nahe Null, zerschneidet die FN sehenden Auges und in einer fast schon historisch zu nennenden Fehlleistung das Tischtuch zwischen der deutschen Tierärzteschaft und den Pferdehalter:innen. Ich kann Ihnen als Insider versichern, dass ich noch nie einen solchen kollektiven Zorn, eine solche Enttäuschung in meinem Berufsstand erlebt habe wie jetzt gerade. Selbst Angehörige der Boomer-Generation wie ich, die sich im Laufe ihres harten Arbeitslebens an so einiges gewöhnt haben, was maßloses Kundenverhalten angeht, bekommen vor Wut einen roten Kopf, wenn es um diese Aktion der FN geht. Die Landeskommissionstierärzte, eigentlich an die gedeihliche Zusammenarbeit mit der FN gewöhnt wie niemand sonst, haben sich gezwungen gesehen, den verlogenen „Faktencheck“ der FN in einem offenen Brief Satz für Satz in der Luft zu zerreißen. Und auch der Präsident der Bundestierärztekammer, Dr. Holger Vogel, ein sehr besonnener und eher zurückhaltender Mann, fand für seine Verhältnisse sehr harte Worte für die FN-Kampagne: „Es werden Falschaussagen verbreitet, die an Polemik nicht zu überbieten sind und die die Tierärzteschaft in ein schlechtes Licht rücken.“

Noch schlimmer aber werden die langfristigen Auswirkungen auf die Generation unserer Nachfolger:innen sein, die absolut nicht dazu bereit sind, sich so ein Verhalten bieten zu lassen. Die können es sich nämlich aufgrund des massiven Fachkräftemangels locker erlauben, angewidert von solchen Dreckschleuder-Kampagnen dem Pferdebereich einfach den Rücken zu kehren, was sich dann über Jahre und Jahrzehnte zum dramatischen Nachteil der Pferdehalter:innen auswirken wird. Vielleicht hätte man sich vor dem Start der Aktion mal vom Bauernverband erzählen lassen sollen, wie es sich anfühlt, wenn man mehr oder weniger einen roten Teppich ausrollen muss, damit überhaupt noch eine Tierärztin / ein Tierarzt auf den Hof kommt. Die FN kann sich auf die Schulter klopfen! Ihre Aktion zeigt definitiv Wirkung, allerdings fast ausschließlich auf die Gemütslage der tiermedizinischen Gemeinschaft. Es wird mit Spannung zu beobachten sein, wie die Pferdeszene mit den langfristigen Folgen klar kommen wird, zum Beispiel beim Finden von Turniertierärzt:innen. Gerade heute habe ich von einer Kollegin (selbst Reiterin!) erfahren, die unter dem Ausdruck ihres Abscheus ihre Zusatzbezeichnung „Tierärztliche Betreuung von Pferdesportveranstaltungen“ zurück gegeben hat.

Ich finde das sowieso alles ganz schön schräg: Eine von einer kleinen Führungs-Clique zur Ablenkung von eigenen Fehlern und Versäumnissen ersonnene und durchgezogene Hetzkampagne ohne jede Aussicht auf irgendeinen für die breite Masse der Vereinsmitglieder spürbaren Erfolg wird das Verhältnis von uns Tierärzt:innen zu ALLEN Reiterinnen und Reitern über lange Zeit buchstäblich vergiften. Schade eigentlich, hätte wirklich nicht sein müssen! Wäre ich ein grenzenlos optimistischer Mensch, würde ich das FN-Präsidium an dieser Stelle darum bitten, sich das Ganze doch noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Ein wohl überlegter Rückzieher mit anschließender Entschuldigung wäre schließlich aller Ehren wert. Aber das wäre wohl vergebene Liebesmüh, denn gerade heute kommt die Nachricht, dass die FN nun (nachdem die Unterschriftenaktion seit Tagen nicht mehr vorankommt) an Reitvereine, Reitschulen, Züchter und andere zwei dicke Umschläge mit entsprechenden Printerzeugnissen verschickt hat, sprich: Ein Verein, den Martin Richenhagen Anfang November öffentlich als „ziemlich pleite“ bezeichnet hat, verbrennt hemmungslos die Kohle seiner Mitglieder, um immer noch mehr Porzellan zu zerschlagen. Meiner bescheidenen Meinung nach liegt Richenhagen mit seiner Forderung nach dem Rücktritt von FN-Generalsekretär Lauterbach goldrichtig! Und ich glaube, dass der immer mehr zum Skandalverein mutierenden FN ein Aufstand der Anständigen an diesem kritischen Punkt richtig gut tun könnte!

Ich habe mir mit diesem Artikel mal wieder die Finger wund geschrieben, weil ich Ihnen halt wie immer gern die Hintergründe bestimmter Vorgänge vermitteln möchte. Man kann dieses Thema aber auch wesentlich kürzer und härter abhandeln. „Dogtordebbie“, eine junge Kollegin, die sich mit ihren satirischen Reels über ihr Leben als Tierärztin eine große Fangemeinde aufgebaut hat, bringt mit am besten auf den Punkt, was die Tierärztinnen von heute der FN zu sagen haben:

„Hey - Das Gute an einer Dienstleistung ist, man kann sie in Anspruch nehmen, oder auch nicht. Dann stellen wir Euch einfach unsere Geräte gegen eine "faire" Leihgebühr zur Verfügung und ihr kümmert Euch. Tag und Nacht. Oder??
Für alles ist Geld da, außer für den Tierarzt. Diese Petition ist eine bodenlose Frechheit.
"GOT - so nicht" meint ihr?
"GOT - so oder gar nicht" sagen wir!“

Und sie fügt verbal hinzu: „Maybe if we wait just a little bit longer, a f**k will fall into my hands and I can give it!“

Und genau das unterschreibe ich hiermit von ganzem Herzen!

Links:
-Eine Kollegin erklärt, warum Hausbesuche nicht umsonst sein können: https://www.instagram.com/reel/C0hpbMLsugL/?utm_source=ig_web_copy_link

-Der offene Brief der Landeskommissionstierärzte an die FN:https://www.tieraerztekammer-nordrhein.de/wp-content/uploads/2023/11/Offener-Brief_LK-TAe.pdf

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

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06/08/2023

Nachgedacht!

Tierärzte dürfen gemäß Tierarzneimittelgesetz Medikamente nur für Tiere abgeben, die sie selbst und die sie regelmäßig untersucht haben. Ohne Ausnahme.

Wenn Sie also von einer Tierarztpraxis ein Medikament nicht oder nicht mehr bekommen, weil Sie dort überhaupt noch nie oder lange nicht mehr vorstellig waren, ist das ein Qualitätsmerkmal!

Das heißt für Sie als Kunde nämlich nichts anderes als:

- dort arbeitet man akribisch und sorgfältig,

- man kontrolliert dort die Wirkung der Medikamente,

- man dort hat echtes Interesse an Ihrem Tier,

- man stellt in so einer Praxis das Tierwohl vor Umsatz, denn man riskiert dort lieber Ärger mit dem Kunden, als einfach ein Medikament zu verkaufen

- man hält sich an Gesetze.

Und, das für Sie, als Tierbesitzer, Wichtigste

- Sie können sich dort darauf verlassen, dass es dort immer korrekt und in Ihrem Interesse zugeht und nichts "gemauschelt" wird.

Was heißt nun "regelmäßig"?
Das ist abhängig von der Grunderkrankung und der Schwere derselben. Fragen Sie Ihren Tierarzt ;)

Was heisst "untersucht"?
Der Tierarzt muss den Patienten allgemein und eingehend untersucht, ggf. Laborwerte veranlasst und die mit diesem Medikament behandlungsbedürftige Diagnose gestellt haben
oder
mindestens eine fundierte Rücküberweisung (inkl Befunden) eines andern Tierarztes vorliegen haben.

Freuen Sie sich also, wenn Sie mit ihrem Wunsch nach Medikamentenabgabe eine Abfuhr oder eine "strenge" Erinnerung zur Wiedervorstellung bei Ihrem Tierarzt erhalten.
Sie sind dort in den besten Händen !!

Ein kleiner Hinweis an dieser Stelle:
In der Regel werden Ergebnisse von Untersuchungen, die der Besitzer selbst bei Online-Laboren veranlasst hat, von den Tierärzten NICHT anerkannt.
Warum?
Für den Tierarzt ist die Identität der Probe (Herkunft) nicht nachvollziehbar und vielen Online-Laboren fehlt die Akkreditierung.

Herzliche Grüße

Dr. K. Sommer

31/12/2022
22/12/2022

Wir gehen in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub.
Deshalb bleibt die Praxis vom 24.12.2022 bis einschließlich zum 01.01.2023 geschlossen.

Am Montag, den 02.01.2023 sind wir wieder wie gewohnt ab 09:00 Uhr für Sie da.

Wir wünschen allen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2023!

13/11/2022

Die Neufassung der GOT: Problematische Irrtümer und noch problematischere Fakten

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin

In ein paar Tagen, am 22. November 2022, tritt die Neufassung der Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte in Kraft und löst damit nach 23 Jahren die alte GOT ab. In den letzten Wochen war in allen tiermedizinischen Einrichtungen des Landes extrem viel (Freizeit-)Arbeit angesagt, um sich mit dieser umfangreichen Neufassung vertraut zu machen und die 1006 Leistungsziffern in die jeweiligen Praxisverwaltungssysteme einzupflegen.

Dass diese Neufassung dringend erforderlich war, daran kann gar kein Zweifel bestehen. Das lässt sich schon allein an einer ganz schlichten Tatsache festmachen: Im Gültigkeitszeitraum der alten GOT (1999 – 2021) sind die Löhne der Arbeitnehmer:innen in Deutschland um 43 Prozent gestiegen, während wir Tierärzt:innen von der Regierung nur eine Steigerung von 24 Prozent zugestanden bekommen haben. Erst mit der neuen GOT erreichen wir jetzt immerhin die selbe „Lohnentwicklung“ wie die Allgemeinheit.

In der Öffentlichkeit, also auf Seiten der Tierbesitzer:innen, kursieren inzwischen ein paar haarsträubende Irrtümer, die es richtig zu stellen gilt.

Irrtum: Wir Tierärztinnen und Tierärzte haben uns diese neue Gebührenordnung ausgedacht und uns selber einen ordentlichen Schluck aus der Pulle gegönnt.

Fakt: WIR machen die GOT nicht! Das ist ein Bundesgesetz, das von der Regierung beschlossen und parlamentarisch abgesegnet werden muss. Natürlich nörgeln unsere - leider nicht sehr einflussreichen - Lobbyisten (sprich: unsere Verbände) an die verantwortlichen Stellen in der jeweiligen Regierung hin, wenn wir der Meinung sind, dass da mal wieder was passieren muss. Diese Stellen hören aber mit schöner Regelmäßigkeit erst dann zu, wenn es sich absolut nicht mehr vermeiden lässt, in diesem Fall also erst nach einem knappen Vierteljahrhundert, so dass die dann notwendigen, sprunghaften Anpassungen sehr drastisch und für die Tierhalter:innen richtig schmerzhaft ausfallen. Ginge es nach uns, hätten wir schon lange eine Gebührenordnung mit einer simplen Ankopplung an Inflationsrate und Lohnentwicklung, bei der die jährlichen Steigerungen für die meisten Kund:innen nicht mal merkbar wären.

Irrtum: Wir Tierärzt:innen ziehen das jetzt, in Kriegs- und Inflationszeiten, gnadenlos durch, statt aufgrund der schlimmen Situation zu diesem Zeitpunkt auf eine Gebührenerhöhung zu verzichten bzw. diese zu verschieben.

Fakt: Liegt gar nicht in unserer Hand! Ja, die GOT-Novelle tritt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt in Kraft, was aber vor noch nicht mal einem Jahr niemand auch nur ahnen konnte. Nochmal: Das ist ein Bundesgesetz! Sowas wird über Jahre vorbereitet und läuft dann durch einen aufwändigen Verabschiedungsprozess. Es ist schlicht nicht möglich, so ein Gesetzeswerk mal schnell auszusetzen oder zu verschieben. Damit wäre für den Gesetzgeber viel zu viel extrem lästiger Aufwand verbunden. Kann man vergessen!

Irrtum: Viele glauben, dass jeder Posten, jede Leistungsziffer in enger Zusammenarbeit mit unseren GOT-Fachleuten formuliert und beschlossen wurde, das Ergebnis mithin in allen Punkten schlüssig und logisch wäre und unseren Vorstellungen entsprechen würde.

Fakt: Weit gefehlt! Wir praktizierenden Tierärzt:innen werden zwar angehört, es wird uns aber leider meistens nicht wirklich zugehört. Wir hatten ein sehr aktuelles und gut begründetes Konzept für eine Novellierung vorliegen, das aber zugunsten eines Entwurfs aus dem Jahr 2012 (!) einfach ignoriert wurde. Die wilde Hoffnung, dass die Neufassung mit einer Vielzahl völlig unlogischer und realitätsferner Leistungsbewertungen aufräumen würde, hat sich schnell zerschlagen. Wir sind mit einigen, wenn nicht sogar mit vielen Punkten überhaupt nicht glücklich. All unsere Bedenken aufzulisten, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Weiter unten werden wir aber auf einen speziellen Bereich eingehen, der sich für die deutschen Tierbesitzer:innen finanziell mit am schlimmsten auswirken dürfte. Wie auch immer: Die Neufassung ist beschlossene Sache, mit der wir alle werden leben müssen, wenn es so läuft wie beim letzten Mal, für die nächsten 20 Jahre.

Irrtum: Durch die neue GOT werden sich die Gebühren verdoppeln oder sogar verdreifachen!

Fakt: Nein, Blödsinn! Die Neufassung wurde auf der Basis einer (wirtschafts-)wissenschaftlichen und vom zuständigen Ministerium in Auftrag gegebenen Studie erarbeitet und berücksichtigt (mal mehr, mal weniger erfolgreich) den realen Aufwand, der mit einzelnen Leistungen verbunden ist. Querbeet gerechnet bedeutet die neue GOT eine Gebührensteigerung von ca. 22 Prozent, nicht von 100 oder gar 200 Prozent, wie manche Klugschwätzer im Netz rumblasen.

Dieser Punkt ist ein guter Übergang zu den aus Tierhaltersicht sehr unangenehmen Seiten der Neufassung. Im Schnitt sind es nachweislich nur 22 Prozent Gebührensteigerung, die sich aber – und das ist der Haken - sehr ungleichmäßig verteilen. Es gibt Leistungen, die tatsächlich billiger geworden sind (prominentestes Beispiel: Röntgen), es gibt welche, deren Preis in etwa gleich geblieben ist, und es gibt Leistungen, die irgendwas zwischen moderat und extrem teurer geworden sind. Die in den Presseberichten zur Novellierung immer wieder erwähnte „Allgemeine Untersuchung“ der Katze hat sich (im niedrigsten, also dem 1,0fachen Satz) von 8,98 Euro auf 23,62 Euro verteuert und kostet nun genau so viel wie beim Hund und beim Frettchen. Das ist zwar völlig korrekt, weil schon immer nicht wirklich einzusehen war, was an der Untersuchung einer Katze einfacher sein soll als an der eines Hundes, trifft aber als sogenannte Grundleistung, die fast immer zum Tragen kommt, wenn man mit seiner Katze in der Tierarztpraxis aufschlägt, die Katzenhalter:innen besonders deutlich.

Nachdem wir uns jetzt mit der Neufassung halbwegs vertraut machen konnten, identifizieren wir vor allem zwei Bereiche, zwei richtig harte Nüsse, die durch preisliche Aufwertung, bessere Differenzierung und Einführung neuer Leistungen für Sie als Tierbesitzer:innen zum Problem werden dürften.

Neben Leistungen, die sowohl in der neuen als auch der alten GOT auftauchen und damit vergleichbar sind, gibt es nun auch jede Menge neuer Leistungsziffern für Tätigkeiten, die zwar schon lange routinemäßig erbracht wurden, mangels ausdrücklicher Erwähnung in dem alten Schinken von 1999 aber nur als sogenannte Paragraph-7-Analog-Leistungen berechnet werden konnten. Das populärste Beispiel dafür wären die schon lange üblichen Diagnostikverfahren CT und MRT. Das ist auf der einen Seite natürlich sinnvoll und war schon lange überfällig. Andererseits haben neu eingeführte Leistungen aus Kundensicht auch einen klaren Nachteil. Es gibt halt so einige Tätigkeiten, die sich aufgrund der wissenschaftlichen Entwicklung und der Entstehung von Leitlinien so langsam eingeschlichen haben, die man auch nach Paragraph 7 der alten GOT hätte in Rechnung stellen können, die man aber häufig unter den Tisch hat fallen lassen. Ein schönes Beispiel dafür ist das Führen eines Narkoseprotokolls. 1999, noch im Zeitalter der „Steinzeitnarkosen“, hätten die allermeisten von uns den Kopf geschüttelt bei dem Gedanken, ein Narkoseprotokoll zu führen bzw. als unabdingbare Voraussetzung für eine Protokollierung eine Tiermedizinische Fachangestellte nur für die Narkoseüberwachung abzustellen. Inzwischen ist das aber in guten Praxen und Kliniken allgemein üblich und zum Standard Of Care geworden. Dieser Tatsache trägt die neue GOT Rechnung und führt nun die Leistungen „Narkoseprotokoll, einfach, je angefangene 15 Minuten“ und „Narkoseprotokoll, ausführlich, je angefangene 15 Minuten“ ein. Das ist völlig berechtigt, weil es berücksichtigt, wie drastisch sich der personelle Aufwand für gute Narkosen in den letzten 23 Jahren verändert hat. Aber auf die Narkosepreise wirkt sich das natürlich ebenso drastisch aus, und da diese spezifische Leistung nun ausdrücklich benannt und beziffert worden ist, läuft nichts mehr mit Unter-Den-Tisch-Fallen-Lassen.

Dieses Narkoseprotokoll kostet zum Beispiel mindestens 48,76 Euro pro Narkosestunde. Entweder Sie finden diesen Posten in Zukunft auf der Rechnung und bezahlen ihn, oder Sie finden ihn nicht, was dann unter Qualitätsgesichtspunkten als negatives Signal zu werten ist. Diese neue Gewichtung der Anästhesie, die sich auch in anderen Posten widerspiegelt, wirkt sich natürlich massiv auf die Preise aller Eingriffe unter Sedierung und Narkose aus. Es gibt zwar einige operative Eingriffe (beispielsweise die Magendrehung beim Hund), die als Einzelleistung billiger geworden sind. Die Rechnungen für solche Operationen werden aber aufgrund der Narkosekosten unter dem Strich trotzdem deutlich höher als zuvor ausfallen. Das GOT-Kapitel „Sedation, Anästhesie, Narkose“ ist also eine der beiden oben erwähnten harten Nüsse für Sie als Kund:innen.

DER eine Punkt aber, an dem die neue GOT völlig übers Ziel hinaus schießt, sind die Inhouse-Laborleistungen, also zum Beispiel Blutuntersuchungen, die auf praxis- oder klinikeigenen Maschinen durchgeführt werden und deren Ergebnisse innerhalb einer halben Stunde vorliegen, was bei unklaren Krankheitsverläufen und in akuten Notfällen natürlich inzwischen unverzichtbar geworden ist. Eine geschätzte Kollegin hat in einer Diskussionsgruppe zur neuen GOT neulich eine für Tierbesitzer:innen recht bestürzende Rechnung aufgemacht: Wenn ein Hund im Notdienst (wir erinnern uns: Mindestsatz 2,0fach!) mit schwerem Brechdurchfall (einem der häufigsten Notfälle) und beginnender Austrocknung auftaucht, dann ist das in guten Praxen und Kliniken völlig übliche und bewährte Vorgehen eigentlich immer: Allgemeine und Eingehende Untersuchung, Venenkatheter legen, Blutprobe entnehmen, Hund an die Infusion zum sofortigen Flüssigkeitsausgleich, Injektion eines Antiemetikums und schnelle Inhouse-Blutuntersuchung. Sobald das erledigt ist, ist man diagnostisch und therapeutisch schon einen guten Schritt weiter. Es stehen aber an diesem Punkt nach der neuen GOT schon über 700 Euro (!) auf der Rechnung, und der Hund ist da noch nicht mal geröntgt und/oder per Ultraschall untersucht worden, was ja in solchen Fällen häufig auch noch notwendig wird. Das ist schon eine Hausnummer, auch in unseren Augen, und selbst für Durchschnittsverdiener nicht mehr leicht zu verkraften.

Manchmal wird einem durch bestimmte Ereignisse oder das unglückliche Zusammentreffen verschiedener Umstände schlagartig klar gemacht, dass es nicht so weiter gehen kann wie bisher. Ein Beispiel wäre der Ukrainekrieg, der uns schmerzhaft aufzeigt, wie verfehlt unser Vertrauen in den Goodwill und die Vertragstreue einer faktischen Diktatur war. Was die Entwicklung in der Tiermedizin angeht, warnen wir jetzt seit Jahren lautstark vor den aktuell stattfindenden Umwälzungen und vor einer damit verbundenen Gebührenexplosion. Irgendeinen Effekt konnten wir leider nicht feststellen. Nach wie vor liegt die Quote der krankenversicherten Haustiere in Deutschland bei gerade mal etwa 5 Prozent (Vergleich Schweden: Deutlich über 90 Prozent!), was angesichts des anhaltenden Heulens und Zähneklapperns über die Tierarztkosten eigentlich absurd ist.

Vielleicht braucht es ja diesen Schlag mitten ins Gesicht, den die GOT-Neufassung für viele Tierbesitzer:innen bedeutet, um mal endlich von dieser offensichtlich immer noch vorherrschenden Wird-Schon-Nicht-So-Schlimm-Werden-Einstellung runterzukommen. Wir sagen voraus: Es wird noch schlimmer! Die Novellierung der GOT ist ein harter Schnitt, aber keineswegs das Ende der vorhergesagten Entwicklung. Die im Vergleich zu anderen Nationen auf gleichem tiermedizinischen Niveau in Deutschland über Jahrzehnte viel zu niedrigen Gebühren werden weiter steigen. Selbst diese nun gerade gültig werdende Neufassung ist eigentlich schon wieder überholt durch die rasante Inflation der letzten Monate. Die Betriebswirtschaftsexperten unserer Berufsverbände raten dringend dazu, ja nicht mit dem 1,0fachen Mindestsatz in die neue GOT einzusteigen, sondern mindestens (!) mit dem 1,15fachen Satz. Die viel gehörte Klage, dass sich bald nur noch Besserverdienende ein Haustier leisten können werden, ist berechtigt, zumindest mit dem Zusatz „ohne gute und umfassende Tierkrankenversicherung“. Wir können Ihnen nur raten, diese Insider-Warnung sehr ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Dazu noch der Hinweis, dass das oben geschilderte Notdienstszenario mit dem Durchfall-Hund NICHT von einer reinen Unfall- und OP-Kosten-Versicherung abgedeckt wird.

Natürlich können Sie jetzt in der Diskussion dieses Artikels in den Sozialen Medien zum tausendsten Mal die berühmte „arme Oma mit der kleinen Rente, deren einziger Freund ihr Hund ist“ oder Ihre fünf aus dem Auslandstierschutz stammenden und alten Hunde, die keine Versicherung mehr nehmen will, anführen. Es bringt halt nur rein gar nix! Finden echte Umwälzungen statt, kommt immer irgendjemand unter die Räder. Das gilt nicht nur für Sie als Tierhalter:innen, sondern auch für unseren Berufsstand. Das Klinik- und Praxensterben durch Fachkräftemangel hat gerade erst begonnen. Für Tierschutzorganisationen können wir auch nach der neuen GOT Sonderpreise vereinbaren, für Privatpersonen aber ist der 1,0fache Satz gesetzlich als absolutes Minimum festgesetzt, dessen Unterschreitung ebenso Sanktionen nach sich zieht, wie das Nicht-Berechnen von in der GOT aufgeführten Leistungen. Als Allgäuer kann ich da nur sagen: Es isch halt jetzt so!

So, wenn Sie bis zu diesem Punkt gekommen sind, gehören Sie definitiv zu dem Personenkreis, den wir ansprechen möchten. Wenn Sie diesem Text bei seiner Verbreitung helfen, indem Sie ihn teilen, sind wir Ihnen zu Dank verpflichtet!

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald,

Ihr Ralph Rückert, Ihre Johanne Bernick

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

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