21/07/2023
Noch einmal zum Thema Werte und Regeln.
Anlässlich meines letzten Artikels zum Thema gab es viele Nachrichten mit dem Tenor: „Werte und Regeln beschränken die persönliche Freiheit und sind daher konsequent abzulehnen.“
Dieses Mindset verstehe ich nicht.
Abgesehen davon, dass es in bestimmten Bereichen ohne selbige einfach nicht geht (z.B. beim Sport, das Bild ist vom Rugby): Wie will man denn ohne existierende Regeln und Werte, die eine Richtung vorgeben, „persönliche Freiheit“ überhaupt definieren und empfinden? Wenn es nichts gibt, wonach man sich richten muss, woraus definiert sich dann Freiheit?
Sport ohne Respekt und Regeln wäre Kampf.
Das sieht man beim Reiten übrigens überall dort, wo man sich diesen nicht verpflichtet fühlt. Aber das gilt doch genauso für die Gesellschaft.
Stellen wir uns nur einmal vor, wie viel freundlicher die gesamte Welt bereits nur dadurch wäre, dass sich die Menschen wieder an die absoluten Basisgrundlagen des Respekts und der Höflichkeit hielten, (wie z.B. ganz einfach Guten Tag, Wie geht es Ihnen, Bitte und Danke zu sagen oder gar Respekt und Rücksicht an den Tag zu legen). Was hat das mit dem Verlust persönlicher Freiheit zu tun?
Wenn ich mir von einem Mann die Tür aufhalten oder in den Mantel helfen lasse (was übrigens nur eine freundliche, fürsorgliche Geste ist und nichts damit zu tun hat, dass ich dazu allein nicht in der Lage wäre), ernte ich teilweise Blicke, die mit "Unverständnis" noch wirklich positiv beschrieben wären. Manchmal denke ich, es fehlt nicht viel und es würde einen neuen Hashtag mit dem entsprechenden Aufschrei generieren.
Was wäre denn so falsch daran, wenn Aufmerksamkeit, Respekt und Freundlichkeit, aber eben auch Verantwortung, Disziplin und Durchhaltevermögen auch außerhalb des Sports wieder mehr Gewicht bekämen?
Ich habe es im letzten Artikel schon geschrieben: Ich mochte die Werte und Regeln früher. Man musste sie schon damals nicht befolgen. Aber sie waren Wegweiser, nach denen man sich richten konnte. Und wenn man es tat, eignete man sich dabei ganz automatisch die oben genannten Eigenschaften an, die heute so weit verbreitet fehlen.
Das hat es uns einfacher gemacht. Nicht nur beim Reiten.
Unsere persönliche Freiheit haben wir dadurch übrigens weder aufgegeben noch verloren. ©Julie von Bismarck