26/08/2022
Toll geschrieben.
Seit weit über 20 Jahren entscheiden sich mehr und immer mehr Menschen dafür, das Training mit ihren Hunden positiv und gewaltfrei zu gestalten: Sie bemühen sich – wo immer es möglich ist – über positive Verstärkung zu arbeiten und positive Strafe zu vermeiden. Sie haben sich außerdem darauf verständigt, auf Einschüchterung, Angst, Schreck, Schmerz und (sofern irgend möglich) Frustration als Mittel zum Zweck zu verzichten.
Dabei ist es nicht geblieben: Positives Training entwickelt sich weiter!
Längst geht es nicht mehr nur um Training, sondern um das Zusammenleben mit unseren Hunden generell, um Bedürfnisorientierung, Selbstwirksamkeit und Achtsamkeit.
Positives Training ist so vielfältig, wie Menschen und ihre Hunde es sind!
Es gibt sie ja, die pflegeleichten Hundekumpels, die entspannt und vergnügt „einfach mitlaufen“. Und es gibt die anspruchsvollen Charaktere, die ausgeprägte Leidenschaften pflegen (möchten), Artgenossen verabscheuen, oder von starken Ängsten geplagt sind.
Es gibt Menschen, deren Herz genau für diese herausfordernden bis verhaltensoriginellen Hunde schlägt, und solche, die von einem unkomplizierten Kumpel geträumt und eine Wundertüte bekommen haben.
Und es gibt die ganz und gar unterschiedlichen Lebensräume: Kann ich zusammen mit meinem Hund Wildspuren verfolgen, oder üben wir uns im ruhigen Beobachten des Treibens in der Innenstadt?
Positives Training orientiert sich an den Bedürfnissen der Hunde, aber ebenso an denen der Menschen!
Für welche der zahlreichen Möglichkeiten, positiv zu trainieren, wir uns entscheiden, hängt schließlich auch von unseren ganz persönlichen Bedürfnissen ab.
Wenn mir Sicherheit oder Präzision wichtig sind, fühle ich mich vielleicht mit einer großen Werkzeugkiste, angefüllt mit zahlreichen Tools und Skills, am wohlsten. Wünsche ich mir Leichtigkeit und Spontaneität, ist womöglich das Gegenteil genau richtig.
Manche Menschen kennen Spezialbegriffe für ihr Tun, die andere erst einmal googeln müssen. Die wiederum glauben vielleicht fest an Intuition auf Basis von Fachwissen. Die einen nutzen 30 verschiedene Marker, andere einen, wieder andere gar keinen. Viele Hundehalter:innen feiern den Clicker, viele andere finden Clickertraining gruselig, weil manipulativ. Die meisten loben situativ, viele aber auch grundsätzlich: Sie feiern den Hund für seine schiere Existenz und versichern ihn so ihrer umfassenden Zuneigung.
All das (und noch viel mehr) ist positives Training!
Ein kunterbunter Jahrmarkt der Möglichkeiten, in dem Menschen ganz genau das finden können, was für SIE und DIESEN Hund in DIESER Situation passt.
Und das ist ganz wunderbar!
Wir sollten genau diese Vielfalt gemeinsam feiern und weiter vorantreiben!
Jede Blüte, die positives Training zu treiben vermag, wird von ihren „Gärtner:innen“ ganz besonders schön gefunden und als die beste, die einzig perfekte angesehen – das ist ganz normal und darf auch sein.
Wir können, dürfen und sollten uns austauschen, aneinander reiben, konstruktiv streiten, voneinander lernen, Synergie-Effekte erzeugen.
Lasst uns aber bitte der Versuchung widerstehen, die Trainingsansätze, Methoden, Philosophien der anderen ein klein wenig schlechter zu machen, als sie sind, um selbst NOCH besser dazustehen.
Es ist diese Vielfalt, in der unsere gemeinsame Stärke besteht!
Iris
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Foto: pasiphae via canva