13/01/2024
Winter und immer wieder die gleichen Bilder.
Auch ich war mal unbedarft. Meine Koi haben es vor vielen Jahren teuer bezahlt. 😭
Trotz heutiger umfangreicher Aufklärung zahlen noch immer in vielen Teichen die Koi Jahr für Jahr im Winter die Rechnung.
Dieses Jahr wird im sozialen Netzwerk nicht anders sein als die Jahre davor. Erst sieht man jede Menge spektakulär zugefrorene Teiche die bestaunt, bejubelt, bewundert und auch kritisiert werden. Dann sehen wir tote oder halb tote Koi und meistens fehlt es an der Einsicht, den zugefrorenen Teich mit den kranken oder toten Fischen in Verbindung zu bringen.
In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Das eine, dass sich seit Jahren beruflich mit der Gesundheit und dem Stoffwechsel von Koi beschäftigt und im Winter/Frühling häufig um das Leben der Fische kämpft, die den Winter nur knapp, wenn überhaupt, überlebt haben. Und das andere als Teichbesitzer mit über 20 Jahren Erfahrung von Höhen und Tiefen. Und einem Wintertrauma, das nicht nur mich vor 14 Jahren getroffen hat.
Ich war eine unerfahrene Teichbesitzerin mit 6 Jahren Teicherfahrung ohne nennenswerte Probleme.
Facebook war noch in den Kinderschuhen, Informationen auf Google zum Thema Koi recht dürftig und das Wissen über Haltungsbedingungen sowie dem Verständnis, dass es sich beim Koi um einen Zierfisch handelt, noch nicht soweit verbreitet. Viele Teiche waren deutlich schlichter als heute. Schwerkraftanlagen noch nicht recht entwickelt und altes Wissen wurde mit dem Brustton der Überzeugung verbreitet. Ähnlich laut wie heute noch. 🙄
Filter aus, den Teich in Ruhe lassen und im Frühling ab 10° Wassertemperatur wieder füttern, wurde mir erzählt. Teilwasserwechsel oder das Messen von Wasserwerten hat mir seinerzeit niemand nahe gelegt und jahrelang ging alles gut.
Der Winter 2009/2010 war nach vielen Jahren der erste mit lang anhaltenden und extremen Minusgraden im Norden.
Vergleichbar mit dem, was wir die letzten Jahre hier im Norden erleben. Der Teich war mehrere Zentimeter dick zu gefroren. Ein Loch ins Eis zu bekommen, war nur immer kurzzeitig möglich weil es immer gleich wieder zu gefroren ist. Am Ende starb mein gesamter Bestand unter dem Eis. Im ganzen Norden gab es seinerzeit etliche solcher Tragödien. Ob es die Kälte, ersticken durch Eiskristalle auf den Kiemen oder ein Säuresturz durch zu viel CO2 unter dem Eis war, spielt am Ende nur eine untergeordnete Rolle. Übergeordnet war es meine Schuld durch Vernachlässigung.
Nicht das Wetter war schuld sondern das ich meine Koi ihrem winterlichen Schicksal überlassen habe ohne zu hinterfragen!
Von da an haben meine Fische nie wieder ohne Filter und Futter und vor allem nie wieder mit Eisdecke auf dem Teich überwintert.
Von da an habe ich Aussagen hinterfragt und nicht einfach nur geglaubt.
Von da an habe ich sorgfältig beobachtet und frühzeitig reagiert.
Von da an habe ich meine Koi nie wieder vernachlässigt.
Nun versuche ich, eine Parallele zu heute und heute unerfahrenen Teichbesitzern zu finden und das fällt schwer. Ich bin bei weitem nicht die einzige, die seit Jahren im Netz und vor Ort versucht über die Bedürfnisse von Koi aufzuklären. Alle Fachleute predigen unermüdlich das gleiche. Auch auf Google sind entsprechende Berichte zu finden. Und trotzdem hören viele Teichbesitzer noch immer lieber auf die, welche lautstark für die Vernachlässigung der Teiche und Koi im Winter plädieren. Es wird nicht hinterfragt und vielen reicht das Argument, dass in dem Teich des lautstark argumentierenden noch kein Fisch gestorben sei. Der Satz: „Ich hoffe, dass alle Koi den Winter gut überstanden haben,“ den man im Frühling häufig liest, sowie die vielen Bilder und Berichte toter oder kranker Koi sag doch eigentlich genug aus. Der Hinweis, dass jeder Teich anders ist, wird für den Winter gerne überlesen.
Es werden Vergleiche mit der Natur gezogen, für einen Gartenteich unpassende Temperaturbereiche zu Grunde gelegt und Wasserwerte gänzlich ignoriert. Ich fürchte, die Beruhigung des eigenen Gewissens steht hier über dem Wohlergehen der Tiere.
Muss verstehen und lernen wirklich weh tun? Ist ein Koileben erst ab einem bestimmten Preis einer erhöhten Sorgfalt würdig? Reicht es aus wenn Tiere den Winter überleben oder haben wir die Verantwortung und Pflicht, dass es ihnen so gut, wie es uns möglich ist, geht? Ist ein Überleben im Teich Hinweis genug, dass es den Koi gut geht?
Durch eigene Erfahrungen habe ich sehr viel Verständnis für unerfahrene Teichbesitzer. Doch anders als vor 14 Jahren ist es heute so viel einfacher, sich zu belesen und zu hinterfragen.
Der für uns einfache Weg ist oft für die Koi im Teich ein sehr schwerer. Sie können sich nicht beklagen oder uns bis kurz vor ihrem Tod zeigen, wie es ihnen geht.
Oft lese ich das Argument: Jeder kann seinen Teich handhaben, wie er möchte. Das ist richtig. Ich wünschte mir nur manchmal etwas mehr Empathie mit einem Tier, das sich nicht wehren und nicht für sich selbst eintreten kann. Es verwirrt mich, dass dem Koi im Sommer diese Empathie meist entgegengebracht wird, aber häufig nicht mehr im Winter.
👆 Wenn man seine Koi liebt, dann für das ganze Jahr. 👆
Ihre/Eure THP Kornelia Röder