04/08/2024
Sehr gute Gedanken von meiner Kollegin.
Wenn wir uns einen Hund nachhause holen, egal ob Welpe, Junghund, aus dem Tierschutz, vom Züchter oder gar einen älteren Hund, so haben wir doch immer eine gewisse Vorstellung davon, wie sich das Zusammenleben mit Hund gestalten wird (ich würde mal meinen, diese Vorstellung haben wir, auch wenn wir uns für ein Kind entscheiden 😉).
Doch was, wenn der Hund diesen Vorstellungen nicht gleich oder gar nicht gerecht werden kann….wenn er viel länger zum Alleine bleiben braucht, als wir uns wünschen, wenn er doch nicht so verträglich ist, wie uns mitgeteilt wurde, wenn der Welpe trotz bester Vorbereitung dann doch ganz anders ist…..
Was macht das mit uns? Wie gehen wir die Sache an? Trainieren wir jedes Benehmen bis ins kleinste Detail – geht das überhaupt?
Schmeißen wir die Flinte ins Korn und geben den Hund wieder zurück?
Laufen wir von einem Trainer zum nächsten, schauen uns alle TV Hundeshows an, fragen Dr. Google, kaufen Bücher….
Oder hören wir mal ganz tief in uns rein und überlegen, warum wir so reagieren wie wir reagieren?
Wenn ein Hund in unser Leben tritt, egal ob jung oder schon älter, dann ändert sich unser Leben mit all seinen Gewohnheiten, Ritualen, Abläufen, unsere Individualdistanz wird unterschritten, wir können plötzlich nicht mehr spontan sein, weil da ja jemand ist mit Bedürfnissen, die erfüllt werden müssen und diese Bedürfnisse beanspruchen nun mal Zeit, Geduld, Verständnis, Wissen um Körpersprache und noch vieles mehr.
Und das kann so richtig anstrengend sein, weil der Welpe z.B. nach 3 Wochen noch nicht stubenrein ist geschweige denn alleine bleiben kann…weil der Hund aus dem Tierschutz nach einigen Wochen nun doch sein wahres Ich an den Tag legt….
Ja, so ist das nun mal wenn wir uns ein Lebewesen ins Haus holen, dass von Tag 1 versucht uns zu verstehen, in unserem Leben klarzukommen aber tun auch wir alles, dieses wunderbare Wesen zu verstehen?
Wir haben uns bewusst für diesen oder jenen Hund entschieden und dann werden wir grantig, weil der Hund jagdlich motiviert ist, die Kinder hütet, Fremde nicht ins Haus lässt, nicht sofort stubenrein ist & allein bleiben kann und so ganz anders ist, als wir uns das gewünscht haben….
Und was machen wir, wir versuchen es abzutrainieren, womöglich zu bestrafen – ja hilft das denn und wie nachhaltig ist das? Und ist es fair, ethisch und Bedürfnisgerecht?
Wie wäre es, wenn wir dieses wunderbare Wesen verstehen lernen und annehmen, dass sich ein Beagle nun mal für Reh, Fuchs, Hase interessiert, dass ein Australian Shepherd doch nicht „ausgelastet“ werden muss sondern ganz viel Ruhe und langsame Annäherung an Reize braucht, dass der Zwergpudel in einer Welpenspielgruppe mit wilden & viel größeren Hunden nicht glücklich ist, dass es nicht wichtig ist Sitz, Platz, Fuß etc. zu lernen sondern, dass Leben lernen mal an erster Stelle stehen sollte und um dies lernen zu können, brauchen unsere Hunde unsere Unterstützung, unser Verständnis und nicht Strafe & Härte.
Ja, es braucht Zeit & ja, man darf auch mal die Nerven schmeißen & sich fragen, ob das wirklich die richtige Entscheidung war und ja, manchmal muss man ein Leben lang managen weil man vielleicht was falsch trainiert hat, der Hund traumatisiert ist und doch gibt es für alles eine Lösung auch wenn’s manchmal dauert & wir dafür etwas in unserem Leben ändern müsen....
Hunde sind so unglaublich wunderbare Wesen, die uns schon so lange begleiten und täglich versuchen sich in unserem Leben zurechtzufinden, und darin sind sie wirklich gut, also ist es das mindeste, dass wir das gleiche tun und ihnen ihr Leben in unserer Welt so angenehm wie möglich gestalten, ihren Bedürfnissen gerecht werden, sie verstehen, sie annehmen so wie sie sind und die Zeit, die sowieso immer zu kurz ist, mit ihnen genießen 🥰