16/11/2019
*****Blutegel*******
Ich breche heute mal selber die Regeln und berichte über eine andere Therapieform, die gerade in ganz vielen Gruppen unglaublich gepusht wird. Mir ist immer wichtig einen fachlichen Hintergrund zu haben, also habe ich gestern ein Seminar zur Blutegeltherapie an Tieren in der Biebertaler Blutegelzucht besucht. Für mich war vor allem wichtig zu wissen, wo die Blutegel die Horizontal Therapie ergänzen können, wenn wir also wegen Kontraindikationen nicht mit HT behandeln können. Bevor ich dazu komme, möchte ich aber etwas zur Hygiene sagen. In letzter Zeit gab es auch in und in unseren Partnergruppen des Öfteren die Empfehlung: Da bestellst du dir ein paar Blutegel und dann setzt du die dran. Kannst du für dein Tier auch immer wiederverwenden.... Nein, das geht definitiv nicht so einfach! Um das aufzuzeigen habe ich euch einmal den Hygieneplan beigefügt, den die Biebartaler Blutegelzucht herausgibt, um das Risiko von Infektionen so minimal wie möglich zu halten. Eine Gewährleistung gibt die Firma nur bei Verwendung der Egel innerhalb von einer Woche und nur, wenn die hier genannten Maßnahmen eingehalten werden. Nach diesem Zeitraum trägt der Therapeut die Gewährleistung dafür und muss ggf. im Haftungsfall nachweisen, dass er sich an die Maßnahmen bei längerer Aufbewahrung gehalten hat.
Aber was sind die Risiken der Blutegeltherapie:
Primärinfektion durch das Übergeben des Egel in die Bissstelle durch unsachgemäße Handhabung (Ruckeln am Egel, Stress...) oder durch Bakterien auf der Hautoberfläche des Egels durch unzureichende Hygiene.
Sekundärinfektion der Bissstelle durch Keime aus der Umgebung/Umwelt, da diese nicht verbunden werden darf und bis zu 24 Stunden nachbluten kann.
Allergische Reaktion: Blutegel sondern beim Biss auch Histamin ab. Dies kann zu einer allergischen Reaktion rund um die Bissstelle führen.
Kreislaufprobleme aufgrund Überdosierung
Verschlimmerung aufgrund Unterdosierung
Insgesamt kann man also denke ich zusammenfassen, dass man die Therapie nicht mal eben so durchführen kann, sondern schon ein ausgebildeter und gewissenhafter Therapeut dazu gehört. Auch die Auswahl der richtigen Egel (Größe) und eben die benötigte Menge ist nicht einfach so im Internet nachzulesen.
Außerdem: Diese Infektionsrisken bestätigen noch einmal unsere extreme Vorsicht, dass wir auf gar keinen Fall parallel Blutgel und HT machen und nach einer Blutegelbehanldung mindestens 14 Tage Karenzzeit einzuhalten ist, bis wir wieder behandeln. Die getrsige Dozentin warnte sogar davor 2-3 Tage vor der Behandlung nicht mit Therapien wie Laser, Magnetfeld und Co zu behandeln, da es zu unkontrollierbaren Nachblutungen kommen kann. Man kann also auch da klar zusammen fassen: Entscheidet euch für eine der Therapien. Da gibt es keine Möglichkeit der Zusammenarbeit.
Kommen wir jetzt aber zu der Niesche, in denen die Blutegel eingesetzt werden können, wenn wir mit HT nicht arbeiten können. In allen anderen Fällen würde ich die HT immer vorziehen :-)
Eiternde Abszesse und offene Wunden
Phlegmone (Einschuss)
Mauke
Kontraindikationen gibt es aber natürlich auch:
Alle blutverdünnenden Medikamente (z.B. Heaprin bei Hufrehe)
Hohes Fieber
schlechter Allgemeinzustand
Kachexie
Tumore
Magengeschwüre
Anämie/Leukämie
Diabetes
Einige unserer Kontraindikationen decken sich also sogar mit den Egeln.
Zu den Kosten ist noch zu sagen: Bei einem Pferd liegt man mal schnell bei 200€ pro Behandlung und eine reicht selten aus. Wenn man zum Beispiel eine großflächige Phlegmone behandel will, braucht man auch mal schnell 20-30 Egel, das heißt also, dass alleine die Egel dann schon bei 200-300€ kosten. Dass es eine günstige Alternative zur HT ist, kann man also auch abhaken ;-)
Ich hoffe, ich konnte mit dem Input ein bisschen weiterhelfen, Risiken aufzeigen und noch mehr erklären, warum wir HT und Blutegel niemals parallel machen würden!
Text von Jessica Scherer