01/09/2019
Wie funktioniert die Horizontaltherapie
Horizontal Therapie ist eine systemische Form der Elektrotherapie, die in den gesamten Stoffwechsel eingreift.
Im Gegensatz zu Reizstrom, der nur an erregbaren Zellen, sprich Muskel- und Nervenzellen wirkt.
Der Körper selbst arbeitet auf 2 verschiedene Arten völlig natürlich selbst mit Strom. Zum einen gibt es keinen Stoffwechselvorgang im Körper ohne das Strom fließt.
Denn Fließen von Strom ist - per Definition - das Bewegen von elektrischen Ladungsträgern. Ionen und Moleküle (H-Ionen, Magnesium, Kalium, etc) die in jedem Körper vorhanden sind. Sie sind entweder positiv oder negativ geladen! Wann immer sich zu einem Stoffwechselvorgang also ein solches Teilchen im Körper bewegt, fließt ein Strom.
Wenn man einen herkömmlichen Reizstrom nimmt, hat man eine positiv geladene Elektrode und eine negativ geladene.
Unter der positiv geladenen Elektrode werden im Körper die negativ geladenen Teilchen angezogen und unter der negativ geladenen Elektrode werden die positiv geladenen Teilchen angezogen.
Dadurch kommt es zu einer Ladungstrennung im Körper.
Die Einen zieht es in die eine Richtung, die Anderen in die entgegengesetzte Richtung.
Das ist für den Stoffwechsel sehr suboptimal, denn die Teilchen müssen sich im Körper auf eine bestimmte Art und Weise begegnen (siehe Enzym und Substrat), dann können sie aneinander andocken und es kommt zur biochemischen Reaktion.
Wenn ich diese Teilchen aber auseinanderdividiere, dann fahre ich den Stoffwechsel runter.
Wo ich eine Heilung möchte, wünsche ich mir jedoch einen gut funktionierenden Stoffwechsel.
Deshalb Finger weg vom TENS und anderen Reizströmen!
Die HT ist ein Mittelfrequenter Wechselstrom.
Das heißt die Polarität der Elektroden (positiv und negativ geladen) wechselt einige tausendmal pro Sekunde.
Das machen Geräte selber, die mit mittelfrequenten Wechselströmen arbeiten. Die Ladungsträger (Ionen und Moleküle) sind also ein paar tausendmal pro Sekunde in unterschiedliche Richtungen angezogen. So schnell können sie aber nicht zwischen den Elektroden hin und her flitzen. Sie werden quasi nur noch umeinander geschüttelt.
Man nennt das auch den physikalischen Schütteleffekt. (Von außen nicht sichtbar, findet im Gewebe statt).
Das ist von großem Vorteil, weil jetzt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in der richtigen Konstellation begegnen und "Stoffwechseln" können entscheidend erhöht wird.
Es hat aber noch einen weiteren Vorteil:
Bei einem entzündlichen Prozess kommt es immer auch zu Schwellungen im Gewebe (von außen nicht zwingend sichtbar).
Diese Schwellung drückt nun auf das Gewebe und hindert die Zellen am Arbeiten. Außerdem liegen in der Schwellung konzentriert Entzündungs- und Schmerzmediatoren (H-Ionen sind z.B. Schmerzmediatoren). Diese melden an die umliegenden Nervenenden, dass auf Grund ihrer hohen Konzentration hier eine Entzündung vorliegt und eine Schmerzquelle.
Eine solche Schwellung muss man sich vorstellen wie ein Haufen Sand auf einem Blatt Papier. Wenn da nun von unten (Strom) ein paar tausendmal pro Sekunde an dem Papier (Gewebe) gerüttelt wird, verteilt sich der Haufen (Schmerz-Entzündungsmediatoren, etc.) auf eine größere Fläche.
In unserem Fall die Schwellung. d.h. mehr Lymph- und Blutgefäße außen herum sind beteiligt und es kann besser abtransportiert werden. Gleichzeitig nimmt die Konzentration der Schmerz- und Entzündungsmediatoren ab, sodass weniger Schmerz und Entzündung an die umliegenden Nervenenden gemeldet werden. Die Entzündungshemmende und Ödem reduzierende Wirkung gleicht der Wirkung von Kortison. Zusätzlich wird jedoch der Stoffwechsel positiv beeinflusst und es kommt über verschiedene Mechanismen zur Schmerzlinderung. Der Körper nutzt Strom nicht nur für den Stoffwechsel, sondern auch zur Informationsübertragung. Vom Erfolgsorgan über die Nerven an das Gehirn und anders herum. Dazu kreiert er selbst elektrische, Körpereigene Impulse, so genannte Aktionspotenziale. Je nachdem wie viele er davon pro Sekunde über welche Nerven verschickt, ist die Information verschlüsselt.
Beispiel Durchblutung:
Der Sympatikus steuert die Durchblutung in der Peripherie. Das tut er, in dem er im 10 HZ Rhythmus (höchstens 10 pro Sekunde) Aktionspotenziale feuert . An seinen Nervenenden hat der Sympatikus kleine "Kügelchen" in denen Noradrenalin gespeichert ist. Jedes Mal wenn ein Aktionspotenzial am Nervenende ankommt wird das Noradrenalin freigesetzt. Es fällt in die spiralförmig um das Blutgefäß gewickelte Gefäßmuskulatur. Dort kommt es zur biochemischen Reaktion und der Gefäßmuskel kontrahiert. Sobald er kontrahiert "quetscht" er das Blutgefäß ab und es kommt zur Vasokonstriktion. Wenn ich also an meinem Elektrotherapiegerät 10 HZ einstelle , kommt es im durchströmten Gebiet zur Vasokonstriktion. Ist der Sympatikus in Ruhe und feuert keine Aktionspotenziale, dann wird auch kein Noradrenalin freigesetzt an der Synapse und ich habe die optimale Vasodilatation. Nun kann ich mit dem Gerät zwar 10 HZ einstellen, nicht aber den Sympatikus am Feuern hindern. Wenn ich eine Vasodilatation möchte, greife ich zu einem einfachen Trick: Ich lasse den Sympatikus einfach 100-mal pro Sekunde ein Aktionspotenzial feuern. Also 10-mal mehr als er physiologischer Weise von selber bilden würde. Das bewirkt, das das zur Verfügung stehende Noradrenalin ganz schnell verbraucht ist. Sobald das der Fall ist, kann der Befehl zur Muskelkontraktion an den Gefäßmuskel nicht mehr übertragen werden und es kommt zur Gefäßdilatation.
Das nutzt man z.B. bei der Hufrehe im Akutfall.
Man stellt einfach die Kapillaren im Huf weit. Man nutzt das auch gerne bei Schäden des Sehnen- und Bandapparates, da diese Gewebe ja trophisch eher schlecht versorgt sind.
Das mit den 100HZ funktioniert natürlich auch am Skelettmuskel. Der entspannt sofort. Schmerzleitende Nerven feuern verhältnismäßig langsam (höchstens 50 HZ). Wenn ich nun 100 AP's über den schmerzleitenden Nerven verschicke, dann kommt das bevorzugt im Gehirn an, wird dort aber nicht als "Schmerzinformation" wahrgenommen. Das ist der so genannte Überdeckungseffekt. Nichts anderes tun wir instinktiv, wenn wir uns weh tun und dann drüber reiben. Wir überdecken die Schmerzinformation mit einer anderen Information. Herkömmliche Reizströme mit Gleichstromanteilen sind bei peripheren Lähmungen (entgegen dem Blödsinn der immer noch gelehrt wird) völlig kontraindiziert!
Ein völlig denervierter Nerv darf unter keinen Umständen mit Reizstrom zur Kontraktion gebracht werden. Er bildet, wenn er keinerlei Aktionspotenzialen mehr ausgesetzt ist, auf seiner Oberfläche Acetylcholinrezeptoren aus, die der "Wegweiser" für den Nerven zur Reinnervation ist. Wenn ich diesen Muskel nun mit Strom kontrahieren lasse, dann wird der aussprossende Nerv "blind" wachsen und ich nehme dem Patienten die Heilungschance.
Also unter keinen Umständen herkömmliche Reizstromgeräte (TENS eingeschlossen!) bei peripheren Lähmungen einsetzen, das ist ein Kunstfehler!
Mittelfrequente Wechselströme (HT) führen, im Gegensatz zu herkömmlichen Reizströmen, nicht zu einer Erwärmung von Metallimplantaten im Körper. Deshalb dürfen sie in Anwesenheit von inaktiven Metallimplantaten, wie z.B. Goldakupunktur, Schrauben, Platten, Fixateuren, etc bedenkenlos eingesetzt werden. Hier kann es nicht zur Nekrosenbildung im umliegenden Gewebe des Implantates kommen, da keine Überwärmung des Implantates stattfindet.
Text von Jessica Scherer mit freundlicher Erlaubnis geteilt