28/10/2024
Vielen Dank liebes Tierheim Elisabethenhof für diesen post. Ihr sprecht allen Tierheimen aus der Seele...
„Machen Se doch was mit Tieren, das wird Ihnen gut tun -hat mein Therapeut gesagt.“
Ein Satz, den wahrscheinlich jeder Tierheimmitarbeiter schon mehrfach im Laufe seines Lebens gehört hat, wenn sich Menschen vorgestellt haben, um sich für eine Tätigkeit im Tierheim zu bewerben. Egal, ob Psychotherapeut, Sozialassistent oder Mitarbeiter von Maßnahmen, HP Psych. oder einfach Freund/Bekannter, vielen ist nicht bewusst, was dahinter steckt, wenn sie Menschen mit seelischen Leiden auf ein Pferd setzen wollen, das ganz schnell durchgehen kann.
Wir möchten helfen zu verstehen.
In unserem Job haben wir womöglich manchmal mehr Menschenbegegnungen als die Polizei, dafür aber genauso komplex und hin und wieder kriminell. Wir müssen uns mit Menschen in Not auseinandersetzen sowie mit Menschen, die uns unsere komplette Resilienz abverlangen. Menschen, die ihre Tiere aufgeben, sie vernachlässigen, kein Interesse an ihren Bedürfnissen haben.
Wir müssen Menschen mögen. Müssen jeden Tag aufs Neue Freude daran haben, zu beraten, aufzuklären. Wir müssen offen sein, um Menschen zu erreichen; das nötige Standing besitzen, wenn man sich nicht einigen kann. Wir müssen Menschen mögen und uns gleichzeitig abgrenzen können, wenn sie uns beschimpfen, bedrohen oder drohen, ihren gesunden Hund töten zu lassen, würden wir ihn nicht nehmen, weil sie nicht tragen können, was sie zum großen Teil zu verantworten haben. Wir müssen in der Kommunikation bestehen und dürfen den Konflikt nicht scheuen.
Wir müssen Tiere eine Stütze sein, die uns schwer verletzen könnten oder Angst haben, aber wir dürfen es nicht persönlich nehmen. Wir müssen aushalten, Tiere zu sehen und zu versorgen, die uns schwer krank gebracht werden. Halb verhungert, psychisch und körperlich misshandelt. Wir müssen dicht an der Seite der Tiere sein, die sterben.
Wir müssen Stand beweisen, wenn Dinge passieren, die uns umhauen könnten. Wir müssen uns gegenseitig bei der Psychohygiene unterstützen, um erstens selbst gesund zu bleiben, zweitens dran zu bleiben und drittens stark für Tiere und Menschen zu bleiben.
Also, bitte, egal wer, wenn Ihr einer Person in seelischer Not, psychisch schwer angeschlagen oder erkrankt, in den Sattel zurück helfen wollt, seid so gewissenhaft und erkundigt Euch vorher, ob sie das Pferd auch wirklich reiten kann. Ihr helft weder dieser Person, indem Ihr Hoffnungen schürt, noch denjenigen, die diese Hoffnungen womöglich wieder „zerstören“ müssen.
Und ja, keiner kann oder will den Empfängern dieser Ratschläge die Verantwortung für ihr Leben abnehmen. Was sie aus diesen Ratschlägen machen, ist ihres. Jedoch sind viele in Zeiten der Hoffnungslosigkeit natürlich empfänglich für jeden Funken Hoffnung. Auch, wenn dieser mit der Realität kollidiert.
Das Bild von Rico soll nicht erschrecken, es soll zeigen, dass Tierheim kein Spaziergang ist, sondern ein Ort, an dem täglich Standing gefragt ist oder eben auch mal hinterfragt wird. Man muss es tragen können. Ein Tierheim ist in erster Linie ein Ort für Tiere, die von Menschen fallen gelassen wurden, hier arbeitet und lebt der Mensch für sie. Wir sind für sie da und nicht umgekehrt, das ist nicht ihr Naturell und schon gar nicht ihre Aufgabe.
P.S.: Wir lieben Rico. Egal, was er tut, wir lieben ihn und sind da. Auch die Kollegin, die das Bild gemacht hat und der er sich sehr deutlich gegenüber positioniert hat, tut dies und nimmt nichts persönlich. Er reagiert äußerst sensibel auf Veränderungen und dann müssen wir noch mehr DA sein.