Hund.Verstehen.Lernen - Beratung für Menschen mit Hund

Hund.Verstehen.Lernen - Beratung für Menschen mit Hund Bedürfnisorientiertes Hundetraining

Warum HUND? - Weil Sie auf der Suche nach etwas sind, das Sie und Ihren Hund betrifft und sich bei mir als Hundetrainerin alles um den Hund dreht. Warum VERSTEHEN? - Weil die Lösung oft schon in uns liegt wenn wir die Ursachen eines “Problems” nur erst verstanden haben.

Warum LERNEN? - Weil es dann doch ein spezielles “Handwerkszeug” braucht um die Kommunikation des Menschen für den Hund vers

tändlich zu machen. Es bringt uns nichts wenn wir verstanden haben warum sich unser Hund so verhält wie er sich verhält, wenn wir unsere Kommunikation nicht so gestalten können, dass auch er uns versteht.

04/07/2024

Super erklärt! Danke Thomas Baumann 🙏🏼

16/04/2024
10/03/2024

Ein sehr interessanter Beitrag von Hundezentrum Baumann.. Danke!

Als „junge“ Mutter weiß ich, dass man bei Kindern dann von „Rasenmähereltern“ spricht… Auch das führt zu abhängigen Kindern ohne Selbstwirksamkeitserleben. Und gerade das macht unsere Hunde und Kinder resilient und selbstbewusst 👍🏼

Wunderbar geschrieben von Maren Grote 🙏🏼
11/01/2024

Wunderbar geschrieben von Maren Grote 🙏🏼

Der Unterschied zwischen Demut und Angst

Im Internet sind viele Videos zu sehen. Videos auf denen Hunde etwas machen und dann bewertet wird, ob das wohl ok ist.
Das Problem bei der Bewertung ist oft, dass sie daran bemessen wird, was die Kommentierenden finden und denken und sich nicht an sichtbare Fakten gehalten wird.
Das liegt nicht etwa daran, dass alle blöd sind. Es liegt daran, dass es zu wenig Aufklärung darüber gibt, dass man Hundeverhalten einschätzen und bemessen kann.

Körpersprache und Ausdrucksverhalten sind gut erforscht und wissenschaftlich fundiert auf- und beschrieben. Es muss also niemand eine persönliche Meinung dazu haben, ob ein Hund sich grade ängstigt, man kann das ganz exakt an der Körpersprache und dem Ausdrucksverhalten sehen!
Wie man sich selber fühlen würde, was man denkt was Hunde hier fühlen müssten oder welche Einstellung man zu der Situation hat ist also egal, solange man hinsieht.
Man kann faktenbasiert sagen, ob ein Hund Angst hat, oder eben nicht.
Das Ausdrucksverhalten und Körpersprache sowie das Ethogramm (wissenschaftlicher Verhaltenskatalog der Hunde) sind unangefochten wissenschaftlich erforscht. (*Buchtipp siehe unten.)

Ich möchte also die gängigen Forschungen dazu mal bemühen ein paar Eckdaten zu beschreiben, an denen man bemessen kann, wenn man ein Video im Internet sieht und es bewerten möchte.
Ich mache das, weil ich grade selbst auf zwei Videos gestoßen bin, die sehr unterschiedliche Reaktionen hervorriefen und das Problem ziemlich gut aufgezeigt haben.

In einem Video steht ein Hund auf einem Speedboot, dass sehr schnell übers Wasser fährt.
Er kackt auf das fahrende Boot und dazu spielt eine lustige Musik. Die Überschrift dazu ist sowas wie „ich, wenn ich zu viel getrunken habe..“ oder so ähnlich.
Darunter tausende Kommentare, alle lachen sich schlapp und freuen sich über den „frechen“ Hund, der den reichen Leuten auf die das teure Motorboot kackt.
Leider ist dieser Hund nicht frech und auch nicht fröhlich. Er hat Todesangst und sch.. sich sprichwörtlich vor Angst in die Hose.

Zum Glück sehen wir alle aber selten Hunde die wirkliche Angst haben und können die Körpersprache gar nicht zuordnen. Weil alle denken, dass der Ausdruck, den Hunde in Demut zeigen gleichzusetzen wäre mit Angst.
Dazu aber später.

Ein Hund der Angst hat will weg.
In echter Angst würde er niemals dahin gehen, wo das sitzt, was ihm Angst macht. Das wäre ja auch nicht nur dumm, sondern biologisch ein ziemlicher Nachteil, denn so wären Hunde schon lange ausgestorben.
Angst soll schützen vor Gefahren, das ist der Sinn dieses Gefühls. Die Natur hat es nicht erfunden, um jemanden zu ärgern, sondern um am Leben zu erhalten. Angst ist eine Emotion.
Ein ängstlicher Hund würde den angstauslösenden Reiz nicht aus den Augen lassen und erst recht würde er sich niemals hinlegen, auf den Rücken drehen, oder setzen. Denn im Liegen kann man nicht fliehen.
Wer Angst hat will nur weg, weg, weg, koste es was es wolle!
Kommt er nicht weg, so erstarrt er zu Stein und nur wenn er massiv bedrängt wird, kann es auch zu einer aggressiven Abwehr aus Angst kommen.

Sprüche wie „Angriff ist die beste Verteidigung“ sind menschgemachtes Denken und keine natürliche umgangsweise. Bei „Angriffen“ und „Verteidigung“ geht es nämlich um Aggression, nicht um Angst.

Ein Hund in Angst ist extrem angespannt am ganzen Körper.
Alles ist fest und hart und eingeklemmt. Der Kopf wird angezogen, der Hals ist ganz kurz, die Rute eingeklemmt und fest, die Beine angezogen und die Ohren an den Kopf gedrückt.
Ein Hund in Angst sieht am ganzen Körper aus, als würde er sich in sich selbst zusammenziehen und implodieren.
Er zittert, hechelt, hat riesige Glubschaugen, die heraustreten aus den Augenhöhlen.
Sein Blick flackert umher, scannt alles ab und der Hund ist nicht mehr ansprechbar, verliert seine Kompetenz sozial zu interagieren.
Er kann nicht mehr auf das angemessen reagieren, was ihm gegenübersteht, sondern reagiert, egal was der andere tut nur mit Angst und dem Versuch weg zu kommen. Er frisst nichts, trinkt nichts, nimmt keinen Kontakt auf, weder freundlich noch aggressiv. Er tippelt hektisch umher und verweigert Kontakt.
Er ist im wahrsten Sinne des Wortes in sich zusammengezogen, körperlich und auch in seiner Aufmerksamkeit und Interaktion nach außen.
So sieht Angst aus.

Angst ist ein Gefühl, auf das man keinen Zugriff hat. Es entsteht durch Ohnmacht und fehlende Handlungsmöglichkeiten.
Angst ist das Gegenteil von Handlungsfähigkeit.
Der Hund auf dem Boot hat mich fertig gemacht. Er tat mir unendlich leid.

Und dann gibt es noch Demut.
Demut hat absolut NICHTS mit Angst zu tun.
Demut ist Sozialverhalten und gehört zum normalen Verhaltenskatalog und Ausdruckverhalten der Kommunikation.
Sie ist Höflichkeit und Deeskalation.
Der Hund kann sie bewusst steuern und ist ihr im Gegensatz zu Angst nicht ausgeliefert. Demut zu zeigen ist eine der wichtigsten sozialen Fähigkeiten, eine große Kompetenz und macht den Hund handlungsfähig.
Mit Demut lässt sich gezielt das Verhalten des Gegenübers beeinflussen. Demut kann und sollte jedes soziale Lebewesen ständig zeigen und ist die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben in der Gruppe.
Demut löst keinen Stress aus, denn Demut ist bereits eine sinnvolle Lösung für eine Herausforderung und Stress entsteht dann, wenn es noch keine Lösung für ein Problem gibt und das Gehirn noch auf der Suche nach Möglichkeiten ist.

Das Wort „Demut“ wird bei uns umgangssprachlich oft negativ bewertet, im verhaltensbiologischen Sinne ist hat es nichts mit den emotionalisierten Bewertungen unserer Umgangssprache zu tun.
Demut wird nicht erzwungen, sondern freiwillig geschenkt und zum eigenen Nutzen eingesetzt.

Ein freundliches Lächeln bei Menschen ist Demutsverhalten.
In einem angemessenen Abstand zu jemanden stehen zu bleiben, um ihn zu begrüßen auch.
Jemanden nicht anzustarren, um ihn nicht zu beleidigen auch.
Sich zu entschuldigen, einen Schritt rückwärtszugehen, um jemanden durchzulassen, zu nicken als Begrüßung….
alles Demutssignale in der Körpersprache.
Demut ist Höflichkeit und das Kommunizieren, dass man verstanden hat und gewillt ist sich zurückzunehmen.

Hunde zeigen Demut durch Einrollen des Rückens, Rute einklemmen und nur unten mit der Schwanzspitze wedeln, Ohren anlegen und ein Baby Face mit hoher Stirn machen.
Ein Hund, der in einem Bogen näherkommt und langsamer wird, sich über die Schnauze schleckt, den Blick abwendet und den Kopf und Rute senkt hat keine Angst, sondern verhält sich demütig und damit höflich. Er zeigt, dass er sich Mühe gibt und keinen Ärger haben möchte.
Sich auf den Rücken rollen (manchmal auch dabei pi***ln), aufpiepsen und mit den Augen plinkern ist Demutsverhalten.

Das sind nur die ganz oberflächigen Ausdrücke zum Erkennen von Demut und Angst. Hier kann man noch wesentlich detaillierter erklären, aber fürs Verständnis soll es reichen.

In dem zweiten Video, dass ich sah, war eine Frau, die mit mehreren Hunden spazieren ging und einforderte, dass alle kurz nah bei ihr bleiben sollten, um eine Engstelle zu passieren. Die Hunde kamen zu ihr und liefen eng neben ihr, alle mit leichten Demutssignalen.
Ohren angelegt, konzentrierter Blick, Rute tief unten getragen. Einer schleckte sich über die eigene Nase.
Angepasst und höflich, so wie wir in der engen Bahn andere Menschen nicht anstarren, wenn wir so nah kommen müssen, sondern den Blick senken und uns Mühe geben nicht so viel Raum einzunehmen. Auch da versuchen wir die Arme eng am Körper zu lassen und eher leise zu sein. Wenn wir aus Versehen rempeln, weil die Bahn wackelt, entschuldigen wird uns.
Es muss grade sein so eng zu stehen, oder im Falle der Hunde so eng zu laufen und dafür braucht es ein bisschen Achtsamkeit und Demut von allen, damit sich niemand bedrängt fühlt.
Alles super, alle richtig und normal reagiert, niemand hatte Stress und alles war fein.

Unter dem Video explodierte die Kommentarspalte allerdings vor Hass.
Den Hunden wurden diverse Traumata unterstellt, weil einige in der Sonne hechelten. Untragbarer Stress und Angst vor der Frau wurde da hineingedeutet.
Fachlich falsch, egal welcher Meinung man ist. Keiner der Hunde zeigte Angst.
Es wurde gemutmaßt und aus tiefster Überzeugung behauptet, wie es den armen Hunden nun gehen müsste und wie unterdrückt sich fühlten, aber niemand hat hingesehen.
Schade drum, denn das Video war toll und zeigte, wie gut die Dogwalkerin die Hunde durch schwierige Situationen führen konnte, um sie danach wieder frei laufen zu lassen. Durch ihre hohe Kontrolle hatten die Hunde die Möglichkeit in der Gruppe frei zu rennen und zu spielen, sobald sie die unübersichtliche Engstelle passiert hatten.

Es geht mir hier nicht um die Videos an sich. Es geht mir darum ein Beispiel zu finden für die Aussage dieses Artikels:
Lernt Angst und Demut voneinander zu unterscheiden!
Das eine ist ein unangenehmes und überwältigendes Gefühl, das andere ist ein Kommunikationsausdruck der Deeskalation und Höflichkeit.

Schaut auf die Hunde und bewertet deren Gefühle an ihren Reaktionen und nicht daran, was ihr denkt wie sich ein Hund jetzt fühlen muss, was Ihr fühlen würdet oder was Euer Hund fühlen würde.
Jeder Hund ist anders. Jede Situation ist anders. Und wann ein Hund Angst hat oder wann er sich demütig zeigt sieht man ausschließlich an seiner Körpersprache und seinem Verhalten, man kann es nicht pauschal vorhersagen, dass diese Situation Angst macht oder nicht.

Wenn ein Hund Angst hat, dann ist das fies und einem Hund absichtlich Angst zu machen, oder sich noch darüber zu amüsieren, dass er Angst hat, ist ekelhaft und unempathisch.
Wenn ein Hund auch mal kurz Demut zeigt, dann ist das eine normale und gesunde Form der Kommunikation und man braucht sich keine Sorgen um den Hund zu machen, sondern darf sich erfreuen, dass er normales und angebrachtes Sozialverhalten zeigt.

Wer das voneinander unterscheiden kann, der sieht welche Videos im Netz ok sind und welche nicht.

Buchtipps:

Wer die volle Packung Wissenschaft möchte:
Dr. Dorit Feddersen-Petersen („Ausdrucksverhalten beim Hund“). DIE Bibel für alle Hundeprofis.

Wer es etwas flockiger mag, nimmt mein Buch: „Hunde lesen lernen“. Darin habe ich die Erkenntnisse etwas leichter verdaulich zusammengefasst.
Hier gibt es das Buch:
https://www.hundefreuden.de/hunde-lesen-lernen-maren-grote?gad_source=1&gclid=CjwKCAiA7t6sBhAiEiwAsaieYnVNFe81Ig3qqYx7IAz1BIuREEjoWYrHTpZfNhUoHnfiRiBnZCafrxoCYtIQAvD_BwE

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