23/08/2024
Leider hören auch wir immer mal wieder davon. Völlig sinnfrei, da das Mensch/Hund Team geschult werden muss um langfristige Erfolge zu erzielen. Zeit und Geduld zahlen sich dabei immer aus.
Mit dem eigenen Hund läuft es nicht so, wie man es sich vorstellt.
- Er bellt Jogger und Radfahrer an.
- Flippt aus, wenns an der Tür klingelt.
- Springt seine Besitzer massiv an und schnappt in die Hände, wenn sie ihm keine Aufmerksamkeit schenken.
- Er rast im Garten am Zaun entlang, wenn ein Spaziergänger vorbeikommt.
- Er pöbelt andere Hunde an, wie nur was.
Um ein paar Beispiele zu nennen, was typischerweise so vorkommt.
Im Grunde genommen nichts Außergewöhnliches aus Hundesicht bzw. nichts, was nicht zu verändern wäre - durch eigenen Einsatz.
Ja, ohne den wirds nicht gehen.
Allerdings scheint das etwas aus der Mode zu kommen bzw. sehr verführerisch zu sein, die Probleme anderen zu überlassen. Es ist wohl schöner, nur die Schokoladenseiten zu erleben. Inzwischen kommt das Thema "stationäre Ausbildung" wieder häufiger auf. Wir haben früher recht häufig davon gehört, nun war es lange kein Thema mehr, ploppt aber jetzt wieder auf.
Wie genial muss das sein! Der eigene Hund wird von Profis erzogen. Ich kann eine Bestellliste mitgeben, was anders sein soll. Und zack, kommt der Vierbeiner nach 4 Wochen generalüberholt nach Hause und alles läuft wie am Schnürchen.
Klar, das kostet, aber das lohnt sich ja wohl!
Moment... sicher, dass es so ist???
Erst einmal: Was macht es mit dem Hund?
Er wird rausgenommen aus seinem gewohnten Umfeld, weg von seinen Menschen, zu denen er ja in der Regel zumindest ein gewisses Vertrauensverhältnis hat.
Keiner weiß so wirklich, was vor Ort passiert und wie es dem Hund ergeht.
Meist sind Hunde in fremdem Umfeld etwas beeindruckt und so fügen sie sich lieber schnell ein und passen sich an. Anders als zuhause.
Und: Es ist nicht die allergrößte Kunst, dass es bei fremden Menschen, noch dazu bei Hundeerfahrenen, gut läuft. Es zeigt dem Hund womöglich noch deutlicher die kleinen und eventuell großen Schwächen seiner Menschen auf, denn im Boot Camp, da wird ganz genau gearbeitet, aufs Timing geachtet, der Umgang mit dem Hund ist vorausschauend und ausgesprochen kompetent (hoffentlich).
Nur, was hilft es, wenn es anderswo funktioniert? Dann habe ich als Hundehalter ja immer noch nichts erreicht für die eigene Mensch-Hund-Beziehung. Ich habe mich und meinen Umgang nicht reflektiert, habe nichts Neues gelernt, was Hundeverhalten und hündische Bedürfnisse anbelangt.
Was ist, wenn der Hund zurückkommt: Dann ist Alltag. Hunde sollen oftmals mehr oder weniger so mitlaufen. Sie wissen, wie wir ticken. Sie wissen, beim wem sie an der Leine ziehen können und bei wem nicht. Sie wissen, wer hündisch versteht und wer sich schwer tut. Sie kennen uns und unsere Lücken.
Erfahrungsgemäß bringt so ein Boot-Camp also nullkommanull und ruckzuck ist man wieder im alten Schema unterwegs und Lumpi pöbelt fröhlich die Nachbarshunde an. Kein Wunder, denn Hunde sind nicht allein über Konditionierung zu händeln, sondern als soziale Lebewesen brauchen sie mehr an Miteinander. Es geht um die Mensch-Hund-Beziehung und um das Vertrauensverhältnis. Da muss man sich schon selbst mit auseinandersetzen und kann es nicht anderen an die Hand geben, das auf die Reihe zu bekommen.
Spart das Geld und seid lieber selber für eure Hunde da. Sie brauchen euch. Sie brauchen euch mehr als ihr denkt und nehmen so schnell an, wenn wir ihnen Strukturen und damit Sicherheit geben. Wenn wir sie mit Plan durchs Leben führen. Wenn wir ihnen Schutz bieten, wo es notwendig ist.
Bitte, lasst eure Hunde nicht allein... Es gibt andere Möglichkeiten, damit es harmonisch läuft.
Lernt mit und von euren Hunden. Wachst gemeinsam.
Aber bitte lasst eure Hunde nicht allein.
Eure Wirs