16/06/2023
Wir zerstören ihre Natur , ihre Heimat und jetzt sind sie dem Menschen unbequem geworden..
Der Mensch bringt so viel leid und verstört alles :-(
Mit den Augen eines Wolfes
Seit den Zeiten, als nur Sonne und Mond uns Licht gaben, kannte ich dich.
Aus den riesigen und undurchddringlichen Wäldern heraus beobachtete ich dich.
Ich war Zeuge, als du das Feuer bändigtest und fremdartige neue Werkzeuge machtest.
Von den Kämmen der Hügel und Berge aus sah ich dich jagen und beneidete dich um deine Jagderfolge. Ich frass deine Beutereste und du frasst meine.
Ich lauschte deinen Gesängen und sah deinen Schatten um die hellen Feuer tanzen.
In einer Zeit so weit zurück, dass ich mich kaum mehr erinnern kann, schlossen sich einige von uns dir an um mit dir am Feuer zu sitzen.
Sie wurden Mitglieder deines Rudels, jagten mit dir, beschützten deine Welpen, halfen dir, fürchteten dich, liebten dich.
Und für sehr lange Zeit lebten wir so zusammen, denn unsere Wesen waren sich sehr ähnlich.
Deshalb hast du die Zahmen von uns adoptiert.
Ich weiss, einige von euch respektieren auch mich, den Wilden.
Ich sah dich oft gemeinsam mit den zahmen Beute erlegen.
In jenen Zeiten gab es alles im Überfluss.
Es gab nur wenige von euch.
Die Wälder waren gross.
Wir heulten zusammen mit den Zahmen in der Nacht. Einige von ihnen kehrten zu uns zurück, um mit uns zu jagen.
Einige von ihnen frassen wir, denn sie waren uns fremd geworden.
So lebten wir zusammen in langen langen Zeiten.
Es war ein gutes Leben.
Manchmal stahl ich von deiner Beute und du stahlst von meiner Beute.
Erinnerst du dich, wie dein Rudel hungerte als der Schnee hoch lag?
Du frasst die Beute, die wir erlegt haben.
Das war unser Spiel.
Das was unsere gegenseitige Schuld.
Manche nannten es ein Versprechen.
Wie viele der zahmen aber wurdest auch du uns immer fremder.
Wir waren uns einst sehr ähnlich, aber jetzt erkenne ich einige der Zahmen nicht mehr und ich erkenne auch einige von euch nicht mehr.
Du machtest auch die Beute zahm.
Als ich begann deine zahme Beute zu jagen (es waren dumme Kreaturen, auf die die Jagd keine herausforderung war, aber die wilde Beute war verschwunden), jagtest du mich und ich verstand nicht, warum.
Als dein Rudel immer grösser wurde und begann gegeneinander zu kämpfen, sah ich eure grossen Kriege.
Ich frass jene, die du erschlagen hattest.
Du jagtest mich noch mehr, denn für mich waren sie Nahrung aber du hattest sie getötet.
Wir Wilden sind nur noch wenige.
Du zerstörtest unsere Wälder und brachtest viele von uns um.
Aber ich jage immer noch und füttere meine versteckten Welpen, wie ich es immer getan habe.
Ich frage mich, ob die Zahmen eine weise Wahl trafen, als sie sich euch anschlossen?
Sie haben der Geist der Wildnis vergessen.
Es gibt viele, viele von ihnen, aber sie sind mir sehr fremd.
Wir sind nur noch wenige und ich beobachte dich immer noch...
Foto und Text: Netzfund