24/04/2025
"Mein Hund hat Leinenknast und Boxenruhe nach der OP. Zur Kopfauslastung machen wir jetzt viel Nasenarbeit." Das ist immer etwas was mich als Therapeutin aufhorchen lässt, denn das kann manchmal den Heilungsprozess verlangsamen oder sogar schädlich sein. Es kommt nämlich sehr darauf an wie die Nasenarbeit aussieht.
Im ersten Video und Foto sucht der Hund am Boden in einem Schnüffelteppich. Dabei macht sich der Hund im Rücken sehr rund und er stemmt mit den Vorderbeinen in den Boden. Das ist vergleichbar mit Liegestütze. Es kommt vorne zu einer erheblich vermehrten Lastaufnahme. Wenn man jetzt noch weiß, dass Hunde ihr Körpergewicht je nach Rasse und Form zu 60-80% auf den Vorderbeinen tragen im normalen Stand, ist das erzwungene nach vorne unten arbeiten nach einer Ellenboden-OP keine gute Idee! Auch nach Bandscheibenvorfall oder bei Wirbelsäulenerkrankungen kann das zu Schmerzen oder Unbehagen führen.
Im zweiten Video und Foto darf der Hund leicht erhöht suchen. Das macht erst mal den Rücken gerader, aber lässt ihn vorne immer noch etwas mit der Vorderhand stemmen. Bei Hunden die vorne schon chronisch überlastet sind, kann auch dieses minimale Stemmen schon unangenehm bis schmerzhaft sein. Macht man das zu lange, kann es auch wieder zur Lahmheit führen. In der Regel hören die Hunde nicht von selbst auf wenn Futter im Spiel ist.
Im letzten Video und Foto sucht der Hund auf Kopfhöhe. Hier hätte man die normale Lastverteilung wie im Stand. In der gesamten Wirbelsäule passiert dennoch einiges. Auch beeinflusst die Nasenarbeit die Atmung, die Rippenbewegung und damit auch die Brustwirbel. Einen Hund mit akuter Rippenprellung, Atemwegsinfekt oder ähnlichen Beschwerden, würde ich keine Nasenarbeit machen lassen.
Ist doch nur Nasenarbeit, das kann jeder Hund? Naja, schaut euch doch nächstes Mal genau an wie eurer Hund mit dem ganzen Körper und nicht nur mit der Nase sucht. Dann kann man nämlich auch den Suchaufbau an die Beschwerden und den Hund anpassen. Wenn ihr euch unsicher seid, fragt eure Tierphysios!