12/04/2019
mobile Tierheilpraxis Pasing
Faserstoffe und die Bedeutung derer für die Darmflora
Immer wieder kommt mir zu Ohren, der Hund braucht kein Gemüse und kein Obst. Hunde können bzw. müssen 100% tierisch ernährt werden. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Menschen einen Hund (fakultative Carnivore) mit einer Katze (obligate Carnivore) verwechseln.
Ich vertrete die Meinung und Überzeugung, das Gemüse und Obst durchaus einen wichtigen Hintergrund bei der Rohfütterung hat und eine 100% tierische Ernährung nicht das „Non-Plus-Ultra“ sein kann. Da hier auf das – in meinen Augen wichtige – Gemüse und Obst verzichtet wird.
Auf der einen Seite besitzt Gemüse sowie Obst sekundäre Pflanzenstoffe welche verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen haben können. Sekundäre Pflanzenstoffe schützen Körperzellen vor sogenannten freien Radikalen und verlangsamen die Zelloxidation. Sie schützen möglicherweise vor verschiedenen Tumorarten und vermitteln vaskuläre Effekte wie eine Erweiterung der Blutgefäße und eine Absenkung des Blutdrucks. Weiterhin besitzen sekundäre Pflanzenstoffe neurologische, entzündungshemmende und antibakterielle, antivirale, antiparasitäre Wirkungen und wirken auch blutreinigend und entgfitend usw. usf.
Auf der anderen Seite haben Gemüse und Obst noch den schönen Nebeneffekt von Vitaminen, Mineralien und Spurenelmenten, welche hier ebenfalls enthalten sind.
Den größten Augenmerk und Wichtigkeit lege ich jedoch mit auf die Faserstoffe (Ballaststoffe). Faserstoffe sind immer pflanzliche Kohlenhydrate die unverdaulich sind also nicht aufgespalten werden können sondern im Dickdarm bakteriell fermentiert werden. Leicht verdauliche Kohlenhydrate sind z.B. Zucker, Weißmehl (Getreide), Nudeln etc. Also unter anderem vor allem die Bestandteile, welche vorwiegend in industrieller Nahrung (Trockenfutter) enthalten sind. Dieser Aspekt ist sehr wichtig, denn füttert man verdauliche Kohlenhydrate bringt das dahingehend nichts, da diese bereits im Dünndarm aufgeschlüsselt und resorbiert werden. Das heißt, es handelt sich bei Faserstoffen immer um rohes Gemüse oder andere Pflanzen (z.B. Haselnüsse, Sesam, Fenchel, Kürbis, Rote Beete, Weißkohl, Kokosflocken, Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren usw.).
Aber fangen wir von vorne an. Und zwar mit der Mikroflora im Dünndarm.
Die Mikroflora im Dünndarm ist wie folgt mikrobiell besiedelt:
Duodenum (Zwölffingerdarm) und Jejunum (Leerdarm):
Streptokokken, Laktobakterien (Milchsäurebakterien) und Bifidobakterien
Ileum (Hüftdarm):
Anaerobe Bakterien und Escherichia Coli
Die Mikroflora ist insbesondere für die Gesunderhaltung des Darmmilieus wichtig indem sie einfach die pathogenen Erreger in Schach hält.
Die gesunde Mikroflora konkurriert mit den pathogenen Bakterien um die Nahrung. Deshalb muss man diese auch immer aufbauen und gesund erhalten. Tut man das nicht erhält man eine Mikroflora die überwiegend pathogen ist und das macht dann früher oder später krank.
Es gibt bestimmte Faserstoffe (Ballaststoffe) die wichtig sind für die Gesunderhaltung der Darmflora. Diese Faserstoffe fördern nämlich das Wachstum der guten (positiven) Bakterien. Das sind die Fructooligosaccharide und die Mannanoligosaccharide. Ebenfalls wird durch die Faserstoffe der Kot aufgelockert.
Im Dickdarm findet dann eine bakterielle Zersetzung/Verdauung von Faserstoffen statt. Diese bakterielle Zersetzung bzw. Verdauung der Faserstoffe spielt jedoch für die Energiegewinnung der Hunde keine Rolle.
Durch die Fermentierung (das ist ein Gärungsprozess) der Faserstoffe, bzw. genauer ausgedrückt, der Fermentierung von Fructooligosaccharide und Mannanoligosaccharide entstehen als Endprodukt „short chain fatty acid“ kurzkettige Fettsäuren.
Diese kurzkettigen Fettsäuren nähren speziell die Dickdarmzellen und die Darmflora und unterstützen somit das Immunsystem im Darm zu erhalten und zu regulieren.
Lässt man Faserstoffe gänzlich weg kann es u.a. zu folgenden Problemen kommen:
* Analdrüsen
* Blähungen (Vergasungen)
* Bakterielle Überwucherung im Darm
* Dysbiose
* Chronischen Durchfällen
* Entzündungen im Darm
* Hautproblematiken (Juckreiz) etc.
Nicht umsonst fressen auch die Vorfahren unserer Hunde (die Wölfe) Faserstoffe in Form von Kotfressen von Pflanzenfressern sowie Kräutern, Gräsern, Moose, Rinden, Holz, Wurzeln, Darminhalt von Beutetieren usw.
Wie ich bereits erwähnt habe sind Faserstoffe immer pflanzlich. Das heißt diese können auch nicht durch das Verfüttern von Fell ersetzt werden. Fell dient nur einer mechanischen Reinigung des Darms. Fell kann nicht bakteriell fermentiert werden, da Fell keine Faserstoffe sondern z.B. Kreatinin und Kollagen enthält.
! Etwa 80% des Immunsystem hängen von einem gesunden Darm und ein gesunder Darm von der richtigen artgerechten Ernährung ab und Gemüse und Obst gehört dazu !