Die Pferdepension wurde im Jahr 2000 gegründet und bestand damals aus einem Stall mit 20 großen Paddockboxen, einem Reitplatz und großen Koppeln. Die Baugenehmigung für eine Reithalle mit angrenzendem Stall war zugesagt, aber bis diese dann gebaut werden konnte, vergingen zwei weitere Jahre. Seit dem Jahr 2002 sind dadurch 15 weitere Paddock-Boxen hinzugekommen. Diese beherbergen nun die meisten Privatpferde, während im großen Stall nur einige Alt-Einsteller und die Schulpferde untergebracht sind.
Wir haben uns beim Bau bewusst für einen Stall mit Paddock-Boxen entschieden, da uns nach Besichtigung sehr vieler unterschiedlichster in Süddeutschland vorhandener Haltungsformen und sehr vielen Gesprächen keine andere wirklich überzeugt hat. Auch wenn Offenstall und Laufstall sicher für manche Pferde ihre Vorteile haben und einige Rassen oder Individuen auch gut damit zurechtkommen, sind viele Pferde nicht glücklich damit. Auch die Pferde haben sich eben weiterentwickelt und haben mit dem Wildtier von einst nicht mehr wirklich viel gemeinsam. Das mag bei einigen Ponyrassen anders sein.
Nach unserer Beobachtung liegt das Hauptproblem im Schlafmangel, und wenn wir einen Lehrgang geben oder einen Lehrgang besuchen, können wir oft bereits an der müden Körperhaltung feststellen, welches Pferd in einem Offenstall/ Laufstall wohnt. Pferde, die aus einem Offenstall zu uns kommen, schlafen meistens die erste Woche fast nur, so dass wir des Öfteren schon gefragt wurden, ob wir den Pferden Beruhigungsmittel geben würden …
Das krasseste Beispiel fanden wir in einem anderen Stall, wo die Besitzerin mit dem Pferd an der Longe in die Reithalle kam, das Pferd sich nach zwei Runden Schleichgang in Seitenlage hinlegte und dort trotz stattfindenden Reitbetriebs eine geschlagene Stunde in Seitenlage schlief. Auf Nachfrage hieß es, das mache dieses Pferd fast jedes Mal! Es handelte sich um ein Laufstallpferd.
Es gibt eine große Studie, deren Ersteller Pferde in Laufställen mit extrem großem Platzangebot überwacht haben. Das Ergebnis war trotzdem, dass Pferde selbst in solchen Laufställen um 70% weniger Schlaf bekommen als in Boxenställen.
Wir entschieden uns also nach reiflicher Überlegung, schöne große helle gut belüftete Boxen mit einem gleichgroßen Paddock zu erstellen und den Pferden ihre Sozialkontakte außer am Paddock über ausreichend Koppelgang zu ermöglichen. So haben die Pferde ihre Privatsphäre beim Fressen und Schlafen, können den Fliegen und der Hitze entfliehen und sind nicht zu schlapp, um auch mit ihrem Reiter noch unternehmungslustig und lernwillig zu sein. So dürfen unsere Pferde je nach Bodenbeschaffenheit, Graswachstum, Fliegenplage und Hitze Sommers wie Winters so oft wie möglich auf die Koppel und kommen auch gerne wieder in den Stall zurück.
Wie entstand nun unsere Reitschule?
Da die Chefin Tierärztin ist, blieb es nicht aus, dass der eine oder andere Pferde-Sozialfall an sie herangetragen wurde, den sie dann auch übernahm. Gleichzeitig fragten immer mehr Eltern nach Reitstunden für ihre Kinder. So entstand denn die heutige Reitschule, deren Schulpferde – bestehend aus den ehemaligen und neu hinzukommenden Sozialfällen – zum großen Teil auch heute noch in teilweise hohem Alter ihren Dienst gerne verrichten. Unser ältestes Pferd – Amor – mussten wir im Alter von 36 Jahren im Januar wegen eines Darmverschlusses einschläfern, aber er erfreute sich bis zuletzt guter Gesundheit und lief mit Freude im Schulbetrieb.
Warum nun werden unsere Pferde so alt und bleiben trotzdem gesund? Warum gelingt es uns, aus wegen eines Problems gesundheitlicher oder psychischer Art verschenkten Pferden zuverlässige und gesunde Schulpferde zu machen?
Das liegt zum einen natürlich an den Haltungsbedingungen, denn wir legen sehr viel Wert auf gutes Heu und Stroh und auf Koppelgang in der Gruppe für jedes Pferd und die Pferde haben täglich ein tierärztliches geschultes Auge, das Probleme früh genug erkennt. Zum anderen liegt es aber hauptsächlich an unserer speziellen Reitweise, die wir hier von der Pike auf praktizieren und die auch bereits die Reitschulkinder von klein auf lernen:
Wir betreiben hier REITKUNST und nicht Reitsport. Genauer gesagt orientieren wir uns an der Reitweise der sogenannten Akademischen Reitkunst nach Bent Branderup. Unsere Reitlehrerin Irene Renz ist „Ritter der Akademischen Reitkunst“ und hat zusätzlich zu ihrer Ritterprüfung, die von den Lektionen her in etwa einer S-Dressur entspricht, die Piaffe-Prüfung sowie die Passage-Prüfung abgelegt und musste wegen Ausfall ihres Pferdes die Levade-Prüfung hinten an stellen.
Die Ziele sind die gleichen wir bei der klassischen Dressur: auch wir wollen Piaffe, Passage, Pirouetten und fliegende Wechsel etc. reiten. Nur der Weg dahin und auch das Endergebnis ist ein anderes: wir möchten das Pferd so gymnastizieren und gezielt Muskeln aufbauen, so daß das Pferd gesund bleibt, TROTZDEM es geritten wird. Durch den gezielten Muskelaufbau ermöglichen wir dem Pferd, ohne Überforderung die Lektionen auszuführen, wodurch es willig und stolz gerne mitarbeitet. Wir möchten nicht mit hochrotem Kopf und muskulösen Oberarmen an den Zügeln ziehen und Pferde mit weit aufgerissenen Augen und Nüstern reiten, sondern unser Ziel ist es, ein zufriedenes Pferd letztendlich einhändig mit Gewichts- und Schenkelhilfen in allen Lektionen reiten zu können und im Maul nur zu fühlen, was es hinten tut. Wenn wir das erreichen, dann wird das Reiten zu einem Duett, und nicht zu einem Duell.
Dann entsteht ReitKUNST, so wie sie früher an den Reitakademien des Adels gelehrt wurde. Denn Kunst kommt von Können… und es dauert sehr lange, bis man dahin kommt.
Aber auch in den Anfängen profitieren die Pferde von der Gymnastizierung, vom Muskelaufbau und von der freundlichen Behandlung, so daß sie gerne mitmachen, und die Reiter bekommen ein umfangreiches Wissen über die biomechanischen Zusammenhänge, die Gesundheitsprobleme und die Probleme, die durch einen Sattler, einen Chiropraktiker oder den Pferdezahnarzt behoben werden sollten.
Da wir auch viel Arbeit an der Hand machen – d.h. wir schulen die Pferde vom Boden aus darin, was sie später mit Reiter können sollen -, können auch Pferde, die zunächst nicht geritten werden können, gymnastiziert und gearbeitet werden. Genauso lernen jungen Pferde vor dem Einreiten bereits , was von ihnen erwartet wird, und können die entsprechende Muskulatur aufbauen, bevor sie mit Reitergewicht belastet werden. Das schont die Gesundheit und vermeidet Schmerzen. So piaffieren fast alle unsere Schulpferde zumindest an der Hand.
Wenn Sie also bereits in diese Richtung reiten, wenn Sie gerne etwas Neues lernen wollen oder mit dem Alten nicht weiterkommen, wenn Sie ein krankes oder unreitbares Pferd haben, mit dem Sie trotzdem arbeiten wollen oder wenn Sie einfach Lust haben, über den Tellerrand hinwegzusehen und sich mehr Gedanken darüber zu machen, was Sie tun, dann sind Sie bei uns genau richtig! Wir haben zusätzlich ein schönes Ausreitgelände mit fast ausschließlich Wiesenwegen. Daher brauchen unsere Pferde keine Hufeisen. Auch Springgymnastik oder ein Gelassenheitsparcours gehört zur Abwechslung, genau wie die angewandte Reitkunst, bei der wir Ringstechen machen oder fechten.
Sie suchen eine Paddockbox für Ihr Pferd? Kein Problem! Wir bieten Ihrem Pferd all-inclusive: es wird morgens und abends gemistet, 3x tgl. Heu und 3x tgl. Kraftfutter gefüttert sowie das Pferd auf die Koppel gebracht.