23/06/2024
Ein wichtiger Beitrag, den hoffentlich viele TierfreundInnen lesen und verantwortliche TierschützerInnen beherzigen.
Bark-Date - Wann sind Vermittlungsaktionen kontraprodutiv?
Die Tierheime in Deutschland sind seit Jahren überlastet, überbelegt, überfüllt. Viele können nur noch die Hunde aufnehmen, zu denen sie verpflichtet sind, z.B. weil sie einen Vertrag mit der Stadt / Gemeinde haben. Hunde, die von Privatpersonen abgegeben werden, müssen sie oft genug ablehnen.
Es ist also kein Wunder, wenn sich Tierheime alle möglichen Aktionen einfallen lassen, um Hunde zu vermitteln. Denn dann werden wieder Plätze frei.
Warum sind die Tierheime so extrem überlastet? Weil seit Corona die letzten Schranken gefallen sind und immer mehr Hunde - und Katzen - vollkommen unüberlegt angeschafft und, wenn sie lästig werden, wieder abgeschoben werden. Als wären sie keine fühlenden, denkenden Lebewesen, die von uns zu 100% abhängig sind, sondern unmoderne T-Shirts oder Jacken, die man mal eben in den Container von der Kleidersammlung wirft.
Und da hat jemand eine Idee: Bark-Date! Super! Wir gehen mit den Pflegestellen, Tierheimmitarbeitern und anderen tierlieben Menschen mit den Hunden in den Park und jeder, der vorbeikommt, darf die Hunde anschauen, streicheln, mit ihnen spielen und sich dafür entscheiden, einen bei sich aufzunehmen.
Was sich wie eine nette, lustige Idee anhört, von der alle nur profitieren können, ist für die Hunde in den allermeisten Fällen die reine Katastrophe. Nur zur Erinnerung: alle diese Hunde sind mehr oder weniger traumatisiert. Sie wurden aus ihrem gewohnten Leben herausgerissen und ins Tierheim abgeschoben, wo es manchen von ihnen besser geht als im alten Zuhause. Aber für die Hunde war es eben ihr Zuhause und die Menschen dort, waren die, die sie geliebt und denen sie vertraut haben. Und jetzt Zwinger im Tierheim. Nicht lustig. Manche von ihnen kommen aus dem Ausland, manche hatten schon mehrere „Zuhause“, und keiner von ihnen ist scharf auf die nächste unerfreuliche Lebenserfahrung.
Wir wollen weder den Menschen, die sich dort einen Hund aussuchen, noch den Tierheimitarbeitern und Pflegestellen den guten Willen absprechen, im Gegenteil. Diese Aktion ist wie viele andere einfach aus der Verzweiflung geboren. Aber Hunde in eine fremde Umgebung mit vielen unbekannten Menschen und Hunden zu werfen, um dort zu entscheiden, wo sie - vielleicht - einziehen können, ist einfach keine gute Idee. Oder glaubt ihr wirklich, dass die Hunde sich dort so zeigen wie sie sind?
Was ist, wenn einer nur noch weg will? Wird ihm das erlaubt? Eher nicht.
Was, wenn einer zeigt, er möchte jetzt nicht gestreichelt werden? Wird ihm das erlaubt? Eher nicht.
Was, wenn einer überhaupt keine Lust hat, andere Hunde zu treffen, geschweige denn unter solchen Umständen mit ihnen zu spielen? Wird ihm das erlaubt? Eher nicht.
Bei den kurzen Werbevideos, die im Netz zu sehen sind, sieht man Hunde, die in vielerlei Form beschwichtigen, Meideverhalten zeigen, extrem gestresst sind..... aber keine der anwesenden verantwortlichen Personen sieht das, geschweige versucht den Hunden zu helfen.
Wieviele der Hunde, die so vermittelt werden, werden tatsächlich in ihrem neuen Zuhause bleiben können? In einer Zeit, in der Hunde wie jedes beliebige Konsumgut behandelt werden? Die Chancen stehen vermutlich schlecht.
Deshalb bitte: klärt alle auf, die sich an solchen zweifelhaften Aktionen beteiligen wollen, geht nicht hin. Und denkt gut drüber nach, ob der nächste Hund, der bei euch einzieht vielleicht doch besser einer aus dem Tierschutz nicht vom Züchter ist.