10/11/2024
In eigener Sache / Irmgard Gubitz:
Warum unterstützen wir auch den Auslandstierschutz? Einblicke in unsere Arbeit und unsere Haltung
Wir wissen, dass der Auslandstierschutz kontrovers diskutiert wird. Tatsächlich sind einige Argumente gegen die Unterstützung ausländischer Tierschutzprojekte völlig berechtigt – der internationale Tierschutz ist kein einfaches Thema und oft mit Herausforderungen und Missständen verbunden, wie beispielsweise dem illegalen Tierhandel. Letztendlich ist unser gemeinsames Ziel im Tierschutz jedoch dasselbe: Tiere vor Leid, Schmerz und Angst zu bewahren und ihnen ein artgerechtes, liebevolles Leben zu ermöglichen.
Zuallererst möchten wir betonen, dass uns die Situation der Tiere in deutschen Tierheimen ebenfalls sehr am Herzen liegt. In deutschen Tierheimen warten zahlreiche wunderbare Hunde, die oft lange übersehen werden, zum Beispiel ältere Hunde, die aufgrund ihres Alters oder gesundheitlicher Einschränkungen nur schwer vermittelt werden können. Auch hier in Deutschland helfen wir im lokalen Tierschutz – ob durch die Aufnahme von Tieren wie unserer Ziege Hedda oder unserem Schaf Bridget oder durch gezielte Vermittlungshilfe, um zu verhindern, dass Tiere überhaupt erst ins Tierheim kommen müssen. Wir posten nicht alle Aktivitäten auf unseren Social-Media-Kanälen, doch wir wollen betonen: Wir sehen die schwierige Lage auch in Deutschland und helfen dort, wo wir gebraucht werden.
Die Gründe für den Auslandstierschutz liegen im oft extremen Leid, das die Tiere in manchen Ländern erfahren. In Rumänien zum Beispiel ist die Situation für Straßenhunde dramatisch: Immer noch werden Straßenhunde bei sogenannten „Säuberungsaktionen“ brutal eingefangen und in heruntergekommenen staatlichen Tierheimen, sogenannten Shelters, unter teils katastrophalen Bedingungen untergebracht. Dies geschieht meist im Rahmen eines profitablen Geschäftsmodells, bei dem private Unternehmen für jeden gefangenen Hund staatlich vergütet werden. Einige dieser Firmen haben sogar ein Interesse daran, die Population der Straßenhunde hochzuhalten, da jeder eingefangene Hund weiteres Einkommen bedeutet. Ein nachhaltiger Ansatz zur Populationskontrolle, wie es Studien belegen, sind Kastrationsprogramme – sie verhindern das Leid der Tiere langfristig, indem die Zahl der Straßenhunde effektiv und verantwortungsvoll verringert wird. Zudem besteht in Rumänien eine gesetzlich festgelegte Frist: Wenn die gefangenen Hunde innerhalb von 14 Tagen nicht adoptiert werden, können sie euthanasiert werden. In der Praxis bedeutet das, dass viele Hunde grauenvoll unter starken Schmerzen nach einem langen und qualvollen Todeskampf sterben, da in rumänischen Tötungsstationen oftmals das Tötungsgift T61, jedoch ohne Vollnarkose, verwendet wird. Für diese Hunde gibt es nur zwei Überlebenschancen: Entweder von rumänischen Privatleuten adoptiert zu werden oder von einer Tierschutzorganisation aufgenommen zu werden. Damit es erkennbare Fortschritte bei der unkontrollierten und massenhaften Vermehrung der Straßenhunde gibt, muss also zwingend ein Umdenken der rumänischen Politik und Bevölkerung stattfinden.
Vor Ort in Rumänien agiert unter anderem der Verein Hunde Adoption Direkt e.V., mit dem wir eng zusammenarbeiten. Neben der Vermittlung von Hunden nach Deutschland setzt sich der Verein intensiv für strukturelle Veränderungen vor Ort ein, z.B. durch Gespräche mit lokalen Politikern. Hunde Adoption Direkt unterstützt in Rumänien außerdem Kastrationsprogramme und auch Schulprojekte sind ein wichtiger Baustein: Durch Bildungsprogramme, wie sie Hunde Adoption Direkt Anfang 2024 in Calan durchgeführt hat, lernen Kinder und Jugendliche, Verantwortung für Haustiere zu übernehmen und den Umgang mit ihnen wertzuschätzen. Diese Sensibilisierung in der Bevölkerung ist ein wichtiger Schritt, um langfristig die Einstellung zum Thema Straßenhunde zu verändern. Klappt es zwischen Adoptant und Hund einmal nicht, so sucht Hunde Adoption Direkt einen neuen Platz. Bisher ist das immer gelungen und nur ein einziger Hund musste in Vergangenheit vorübergehend in ein deutsches Tierheim.
Ein langfristiges Ziel des Vereins ist zudem die Anschaffung eines mobilen Kastrations-Mobils. Damit soll der Zugang zur Kastration für Hundebesitzer in abgelegenen Regionen geschaffen werden. Diese präventiven Maßnahmen helfen, das Leid zu mindern, bevor es entsteht, und sind ein wichtiger Teil der Strategie, um das Problem an seiner Wurzel anzugehen.
Es gibt einen bekannten Spruch, der uns sehr ans Herz gewachsen ist: „Als der alte Mann bei Sonnenuntergang den Strand entlang ging, sah er vor sich einen jungen Mann, der Seesterne aufhob und ins Meer warf. Der Alte fragte ihn, warum er das tue, denn es lagen tausende von Seesternen am Strand, und was könnte schon ein paar gerettete Seesterne ändern? Der junge Mann sah auf den Seestern in seiner Hand und sagte: 'Für diesen hier macht es einen Unterschied.'“
Für uns spielt es keine Rolle, ob das Tier vom Strand der Nordsee oder des Schwarzen Meeres stammt. Dieser Einsatz ist für uns mehr als nur ein Projekt, er ist Ausdruck unserer Überzeugung, dass jedes Lebewesen das Recht auf ein würdevolles Leben hat. Tiere in Not sind überall gleich wertvoll, und auch wenn wir nicht allen helfen können, so kann jede kleine Rettung einen großen Unterschied für das betroffene Lebewesen bedeuten.
Wir sind uns dessen bewusst, dass unsere Bemühungen oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Wir haben aber die Hoffnung, dass durch gezielte Vermittlung und langfristige Projekte im Ausland das Leid der Tiere Stück für Stück reduziert werden kann. Denn wir glauben, dass jede noch so kleine Veränderung für die betroffenen Tiere bedeutend ist. Tiere kennen keine Grenzen, sie kennen nur das Bedürfnis nach Sicherheit, Liebe und Schutz – und wir möchten diese Werte dort, wo wir können, in die Tat umsetzen.
Diese Zusammenarbeit mit Hunde Adoption Direkt führe ich persönlich, Irmgard Gubitz, als Vorsitzende von SolLuna, durch. Unser Verein steht dabei eher im Hintergrund, doch für mich ist es eine Herzensangelegenheit. Mein Dank gilt hier ganz besonders unserem SolLuna-Team inkl. meinem Mann Enrico, das so viel Rücksicht auf die Hunde nimmt, die wir über Hunde Adoption Direkt aus Rumänien aufgenommen haben und die hier bei uns ein Zuhause gefunden haben. Einige der Hunde, die wir aufgenommen haben, bringen besondere Herausforderungen mit sich, da sie nie zuvor in Kontakt mit Menschen waren und nicht sozialisiert sind. Dank der Rücksichtnahme, Geduld und Fürsorge meines Teams können auch diese Hunde lernen, Vertrauen zu fassen und ein neues, sicheres Leben zu beginnen.
Vielen Dank, dass ihr all meine Entscheidungen so akzeptiert und jeden Hund so liebevoll aufnehmt.
Eure Irmi