Hundeschule Ostseepfoten

22/05/2024

„IMPULSKONTROLLÜBUNGEN"

Immer wieder sieht man stolze Hundebesitzer die vorführen, was ihre Hunde doch für eine tolle Impulskontrolle/Selbstkontrolle haben.

Hundetrainerinnen erzählen gern, die Hunde müssten so was können, damit sie Impulskontrolle bekommen.

Was sind das für Übungen:

🟩 Hund muss vor dem vollen Napf absitzen und warten (die Länge variiert)

🟩 Hund bekommt einen Keks auf die Pfote gelegt, darf aber erst nach Freigabe dran

🟩 Hund muss vor jedem Ableinen absitzen

🟩 Hund bekommt ein Leckerchen vor die Nase gehalten (extra nah), darf nicht ran und bekommt es dann gefüttert

Es gibt da sicher noch unzählige andere Varianten.
Gemeinsam haben alle, dass sie leider gar keine Impulskontrolle trainieren sondern VERBRAUCHEN.
Und sie sind auch nicht förderlich für eine vertrauensvolle Beziehung….

Der Hund muss sich unfassbar zurücknehmen für aus seiner Sicht total unlogische Dinge.
Das schlimmste ist, dass diese Sachen fast immer über Bedrohung antrainiert werden.
Reizvolle Dinge werden hingehalten, Hund wird mit AUS oder NEIN bedroht. Ja bedroht, auch wenn der Anwendende das leider nicht so sieht. Aber die Stimme wird böse, die Körperhaltung somit auch.
Dann kommt ein hohes FEIN und der Hund bekommt das ersehnte Leckerchen.

Warum zieht das Impulskontrolle?
Der Hund geht ins Meideverhalten und hat eine schlechte Emotion dabei. Weil der Mensch sich auf einmal sehr komisch verhält.
Und er ist im Konflikt: da ist das tolle Leckerchen oder der volle Napf und auf der anderen Seite sein Mensch.
Solche Konflikte und sich zurücknehmen müssen kostet daher Impulskontrolle.
Es geht immer darum, etwas hoch reizvolles in Aussicht zu stellen, es aber mit einem sehr unangenehmen Umweg zu kombinieren.

Ich stelle mir immer die Frage, was soll der Hund daraus lernen?
Außer, dass Menschen komisch sind?

Kein Hund der Welt generalisiert das auf andere Situationen. Er wird deswegen nicht weniger Jagdverhalten zeigen, geduldiger mit anderen Hunden sein oder nicht mehr beim klingeln bellen.

Mein Dackel ist ja mit einer gehörigen Portion Jagdfieber per Zucht ausgestattet.
Wenn ich sehe, was der täglich an Impulskontrolle braucht für

🟩 keinen Freilauf genießen zu können
🟩 nicht andauernd vom Weg runter zu dürfen
🟩 kein Wild verfolgen und töten zu können
🟩 keine Krater buddeln zu können
🟩 duschen zu müssen
🟩 auf meine Essensausgabe angewiesen zu sein
🟩 nicht wie ein Bulldozer an der Leine laufen zu dürfen

und so weiter und so fort…wundert es mich, dass der nicht einfach alles kurz und klein hackt.

Ja ich trainiere Impulskontrolle. An Spuren, statt überall reinzulaufen stehen zu bleiben und zu schnüffeln…
Aber das mache ich wohl dosiert und belohne das so toll wie möglich. Biete Alternativen an und kürze Spaziergänge oder wähle weniger reizvolle Strecken weil der sonst aufgrund von Reizüberflutung und nicht machen können wie er möchte, umkippen würde.

Wenn uns jemand so viel Impulskontrolle abverlangen würde, hätten wir extrem viele Amokläufer…
Denkt mal darüber nach, wie oft ihr (ich auch) täglich im Straßenverkehr ausrastet. Oder wie ungemütlich man wird, wenn man hungrig ist. Oder einer einem an der Kasse im Supermarkt ins Ohr atmet. Oder die Omma da nach Centstücken sucht.

Trainiert das eure Impulskontrolle?

Ich glaube nicht 😉

21/05/2024

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Wenn ein Hund seine Geschichte erzählt - oder auch: Eine unfreiwillige Anamnese. 😓

Kennenlerntermin mit einem Hund, der auf vielen Ebenen Probleme hat. Im Alltag ist er kaum noch handlebar, auch wenn seine Menschen von klein auf zielstrebig mit ihm trainiert haben.

Letztendlich hat all das Training nicht gefruchtet und nun starten wir in eine Verhaltenstherapie.

Während der Anamnese stand ich auf größerem Abstand hinter einem Zaun. Der Hund konnte sich frei bewegen, ohne sich oder andere zu gefährden.

Ich beobachtete den Hund, analysierte das Verhalten und stellte meine Fragen, bis ich meine Wasserflasche öffnete, um einen Schluck zu trinken.

Zack! Im selben Moment ging der Hund sehr schnell sehr hoch in den Stress und ich war froh, hinter unserem Zwischenzaun zu stehen. 💥

Die Flasche stellte ich sofort aus der Hand und beschwichtigte den Hund über meine Körpersprache. Zusätzlich bekam er eine Suchaufgabe, so dass er sich wieder beruhigen konnte.

Meine nächste Frage:

"Habt ihr mal mit einer Wasserflasche trainiert?"

"Ja, der erste Trainer hat das gemacht. Immer wenn der Hund gebellt hat, wurde er mit einer Sprühflasche bestraft. Wir haben das Training dann aber beendet."

Ich sage euch wie es ist: Zum Verzweifeln! Was soll so etwas? 😞

Mein Mitgefühl gilt den Hunden und insbesondere gilt es den Menschen. Wie sollen sie unangenehme Folgen einschätzen können, wenn ein "Hilfsmittel" wie die Wasserflasche

a. allgemein bekannt ist und
b. sogar im TV-Training gezeigt und angewendet wird?

Hunde erzählen uns ihre Geschichte. Immer.

Ich hatte schon einige von diesen Situationen: Ein plötzliches Heben der Hand im Gespräch, ein Verschränken der Arme, das Anleinen des Hundes zum Trainingsbeginn, eine bestimmte Körpersprache, ganz normale Abläufe im Training: All das können potentielle Auslöser für Aggressionsverhalten sein.

Vielleicht kennt jemand von euch so etwas ähnliches auch von seinem eigenen Hund?

Insbesondere Tierschutzhunde können ganz ähnliche Lernprozesse gemacht haben, die in ihrem neuen Lebensumfeld Stück für Stück zum Vorschein kommen.

Hunde aus dem Tierschutz sind eine Sache. Aber deutsche Familienhunde, die Angst, Stress und Reaktivität zeigen, bloß weil jemand eine Flasche in die Hand nimmt, um Wasser zu trinken: Das darf einfach nicht passieren! 😑

In der weiteren Anamnese wurde ein unregelmäßiges Gangbild auffällig. Der Hund wird starke Schmerzen haben. Tja. Und dann soll die Lösung sein, den schmerzhaften Körper mit Wasser zu bespritzen um reaktives Verhalten zu stoppen und Aggression zu deckeln? 🙄

Zum Glück wird dieser Hund von liebevollen Menschen begleitet, die alle gesundheitlichen Untersuchungen in die Wege geleitet haben und das neue Training ganz toll umsetzen.

Bitte: Egal, was ihr lest und egal was ihr hört: Setzt solche Hilfsmittel nicht im Training ein! 🙏🏻

Wenn euch im Training irgendetwas seltsam vorkommt oder ihr nicht einverstanden seid mit der Methode: Fragt nach, geht ins Gespräch! Bitte.

Eine gute Hundeschule wird auf eure Fragen eingehen und vor allem wird sie euch und euren Hund ohne den Einsatz von Druck, Angst oder Gewalt begleiten. ❤️

stadtlandhund.berlin

06/05/2024

Warum ich mich für die Rasse Labrador entschieden habe

Dies war eine weitere, oft gestellte Frage bei der letzten Fragerunde.
Die kurze Version: Weil ich sie mag 😅
Die lange Version:
Sie sind unglaublich anpassungsfähig und vielseitig. Außerdem sind mein Partner und ich von der Art her eher ruhigere Menschen, somit passt das Energielevel deutlich besser als bei z.B. einem Hütehund oder Terrier (Hunderassen, mit denen einige von euch mich gesehen haben 😅).
Weiterhin wollten wir einen Hund mit kurzem Fell, aber keine Frostbeule (Dama brauchte bei 15 Grad und Wind schon einen Pulli 🙈), die Labbis sind recht "wetterfest" in der Hinsicht.
Ich mag ihre Wasseraffinität und ihren "will-to-please", also ihre generelle Bereitschaft, eng mit dem Menschen zusammenzuarbeiten.

Bei mir steht die Rasse im Prinzip bereits seit 12 Jahren immer wieder hoch im Kurs. Dass ich so viele Labbis im Gassiservice habe, hat meine Entscheidung dann eigentlich noch weiter bestätigt.

Ein Labrador aus Arbeitslinie (bzw. zu 75% Arbeitslinie) ist es geworden, weil diese noch etwas mehr Arbeitswillen mitbringen und ich mir mit dem Hund auch ein gemeinsames Hobby suchen möchte. Ob dies Dummy, Rally Obedience, Zughundesport, Mantrailing oder was auch immer wird, werden wir dann sehen 😊
Und auch optische Gründe haben eine (wenn auch untergeordnete) Rolle gespielt müssen wir zugeben: Wir mögen lieber schlankere Hunde 😅

Falls ihr einen Rassehund habt: Warum habt ihr euch für eure Hunderasse entschieden?

www.ostseepfoten.com

02/05/2024

Warum bei mir ein Hund aus einer Zucht und nicht aus dem Tierschutz einziehen wird

Dieses Thema wird gerade auf Social Media sehr emotional diskutiert und ich möchte gern meine Gedanken dazu mit euch teilen, die mich zu meiner Entscheidung geführt haben.

Meine vorherige Hündin Dama ist als Tierschutzhund mit damals 4 Jahren bei uns eingezogen. Sie hat einige Verhaltensbaustellen mitgebracht, u.a. verschiedene Ängste, die unseren Alltag extrem eingeschränkt haben.
Bei der Entscheidung, was für ein Vierbeiner bei uns einzieht, musste ich mir eingestehen, dass ich dafür aktuell nicht die psychischen Ressourcen habe.

Weiterhin sollte man sich fragen, ob ein Tierschutzhund in die aktuelle individuelle Lebenssituation passt.
Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus in der Innenstadt, in dem einige Kinder und noch drei weitere Hunde leben. Ich lebe mit meinem Partner zusammen, der durch Dama natürlich auch Hundeerfahrung hat, aber dem ich dennoch nicht zumuten möchte, mit einem Tierschutzhund zusammenzuleben, der Verhaltensprobleme haben könnte (und meist packen sie ihr "Köfferchen" erst nach Wochen/Monaten aus).

Ein weiterer Punkt ist, dass ich mich mit dem Welpen zusammen persönlich weiterbilden möchte. Sowohl was die Welpenzeit angeht als auch bei späteren Teilnahmen an Seminaren zu Bereichen, die mit Dama gar nicht möglich gewesen wären.
Außerdem soll mein Hund mich teilweise bei der Arbeit begleiten und falls möglich auch an der ein oder anderen Stelle unterstützen.
Diese Dinge sind natürlich ggfs. auch mit Tierschutzhunden möglich. Dennoch habe ich bei einem Hund aus der Zucht eine gewisse Sicherheit darüber, was mich gesundheitlich und vor allem vom Verhalten her erwarten wird (wenn es denn eine gute Zucht ist, Vermehrer und Co. sind natürlich ein No Go!), während dies beim Tierschutzhund eine Überraschungskiste ist.

Ich bleibe dennoch dem Tierschutz treu, ich mache bspw. unentgeltliche Vorkontrollen für Hunde aus dem Auslandstierschutz, spende an verschiedene Organisationen, die Haus- und vor allem Nutztiere unterstützen und lebe größtenteils vegan.

Dies waren meine individuellen Gründe und ich verstehe, wenn man sich anders entscheidet. In einer anderen Lebenssituation hätte ich mich vielleicht auch anders entschieden.

www.ostseepfoten.com

29/04/2024

💔

My wife and I recently went through one of the most agonizing events of our lives: the euthanasia of our beloved dog, Murphy. I remember making eye contact with Murphy moments before she breathed her last — she gave me an endearing mix of confusion and comfort that everything was well because we w...

22/04/2024

Ich lasse jetzt die Katze aus dem Sack 😸

Einige von euch wissen es ja schon, andere haben es bereits geahnt: Nach fast genau einem Jahr ohne Hund wird bald wieder ein Vierbeiner bei uns einziehen 🤩😍
Wir haben uns für einen Welpen, genauer gesagt für einen Labrador aus Arbeitslinie entschieden.
Zur Züchterin hatte ich bereits Kontakt aufgenommen, bevor die Hündin überhaupt gedeckt wurde und so konnten wir von Anfang an "dabei sein" ❤️

Jetzt sind die Welpen fünfeinhalb Wochen alt und wir haben sie heute das erste Mal besucht 😍
Wenn die kleine Maus Mitte Mai einzieht, könnt ihr euch auf viiiiiele Welpenbilder einstellen 😅❤️

www.ostseepfoten.com

17/04/2024

Ein weiterer Film von Hey-Fiffi.com mit Dama und mir ist online zum Thema Hilfen für dreibeinigen Hund.
Das ganze Video gibts für Hey-Fiffi-Mitglieder hier: https://www.hey-fiffi.com/m/gesundheit-des-hundes-m/alltagshilfen-fuer-dreibeinige-hunde-m/

15/04/2024

Ein schöner Artikel darüber, wie Hunde mit uns lernen dürfen:

Positives Training und besonders die Arbeit ohne Strafen werfen immer wieder Fragen auf. Als ich 2013 das erste Mal darauf stieß, war auch mir vieles unklar.

11/04/2024

Zusammenhang Schmerzen und Verhalten
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SCHMERZEN

Ich mag heute nochmal das Thema Schmerzen aufgreifen. Ich habe einen wirklich tollen Hund ins Training bekommen.
Er hängt ständig nur in der Leine, normales spazieren gehen ist nicht möglich, er kann sich nicht gut auf seine Besitzer fokussieren und ist bei minimaler Ablenkung völlig aus dem Häuschen.🥴
Und trotz allem ist er ein so netter Hund. 🐶💛

Wenn man ihn betrachtet, könnte man denken, er hat nie Grenzen gesetzt bekommen, er macht, was er will.🥴
Manch einer könnt denken, der braucht nur mal klare Ansagen.🥴

Wenn wir aber mal ganz genau hinschauen, wird etwas ganz anderes deutlich ( und ich wäre da schon lange nicht mehr so freundlich wie er!)💛🐶

Als Trainer sehe ich:
schlechtes Gangbild, nicht langsam laufen können, nur in der Leine hängen, häufiges Kopfschütteln, Rücken hochziehen.
Das reicht für mich völlig aus, um den Hund dringend beim Tierarzt vorzustellen - bei einem Tierarzt, der den Menschen ernst nimmt und auch den Hund komplett betrachtet.
Mir war bekannt, dass er eine Magendarm-Problematik hat, weil er einfach alles Fressbare frisst, was er finden kann, aber nur sehr wenig verträgt.
Das ist aber leider nur das I-Tüpfelchen!

Kurzer Statusbericht nach Tierarztbesuch, das sind erstmal grob die Baustellen:

Nicht angewachsene Rippe, evtl. Fremdkörper im Ohr ( Entzündung im Ohr), vereiterte Analdrüse , Entzündungswerte hoch, Blasenentzündung nicht ausgeheilt - Kristalle im Urin, einseitige HD , Probleme Wirbelsäule Muskulatur Schonhaltung, Auffälligkeiten Ellenbogen (Besprechen mit Orthopäden)

Wie soll da ein Hund nicht aus der Hose hüpfen und cool bleiben?
Das geht halt nicht! Und Training ist damit nicht möglich, nur gutes Management!

Jetzt geht es erstmal darum, weitestgehend Schmerzfreiheit beim Hund zu erreichen und dass er sich in seiner Haut, in seinem Körper wieder wohl fühlt. Vorher geht genau nix!

Schaut bitte immer ganz genau hin!

Fast alle Hunde, die mit Verhaltensauffälligkeiten zu mir ins Einzeltraining kommen, sind das Produkt meist unbewusster Trainingsfehler und/ oder haben aber extreme Schmerzen.

Auch wenn der Hund von Welpe an so ist, heißt das nicht, dass das Verhalten nicht schmerzbedingt sein kann.

Ich bin froh, dass der Hund gelandet ist, wo er jetzt ist🙏 und dass ihm nun geholfen wird. 🐶💛