15/11/2024
Fortsetzung vom 07.11.2024
Tipp 8: „Lassen Sie sich von Statistiken nicht beirren oder einschüchtern. Denken Sie daran, dass statistische Bedeutung nicht unbedingt gleichbedeutend mit biologischer Bedeutung ist.“
Anmerkung: Wenn man bezüglich „Qualzuchtmerkmalen“ bei Kaninchen Formulierungen liest, wie z. B. „Studien haben ergeben, dass …“ oder „Fakten aus Studien belegen, dass…“ und keine Quelle(n) für diese angegeben werden, kann man ganz sicher davon ausgehen, dass eine Desinformation vorliegt. Derjenige, der das ohne direkte Quellenangabe behauptet, möchte verhindern, dass die Information geprüft werden kann. Häufig wird angenommen, dass eine Behauptung, die mit konkreten Zahlen versehen wurde, wohl schon stimmen wird – vor allem, wenn irgendwelche, vermeintlichen Experten etwas behaupten.
Die Qualzuchtkampagne zeigt, dass viele Experten mit statistischen Auswertungen überfordert sind, weil sie die Grundlagen nicht kennen. Das ist an sich nichts schlimmes oder besonderes, weil es halt sehr abstrakt ist. Deshalb werden auch häufig statistische Auswertungen nicht von den Studienautoren selbst vorgenommen, sondern von extra ausgebildeten Fachkräften, die wiederum nicht unbedingt Experten für die Tierart in der Studie sind, für die sie die Statistik erstellen. In der Regel scheitert ein Studienziel nicht an der Statistik, sondern an der Stichprobe und der Methode.
Einfach formuliert, kann man eine Studienmethode mit einer „suboptimalen“ Stichprobe nutzen und daraus eine spitzenmäßige Statistik erstellen, die beeindruckend wirkt.
Noch einfacher formuliert: wenn die Dateneingabe (Input) in einer Studie Müll ist, ist auch das Ergebnis mit der besten Statistik (Output) Müll.
Empfehlungen von mir, worauf man erfahrungsgemäß bei der Angabe von Ergebnissen einer Statistik achten sollte:
- In guten Studien werden immer absolute und relative Werte angegeben – das heißt, die Tierzahl und in Klammern deren prozentuale Anteil – wenn nicht, lohnt ein Blick in das jeweilige Kapitel „Material und Methoden“ der Studie,
- Werden nur relative, prozentuale Werte genannt, möchte man in der Regel eine kleine Stichprobe verschleiern,
- Die Stichprobe sollte immer erklärt werden - der Goldstandard ist eine Berechnung der nötigen Stichprobengröße und die Kenntnis ihrer Zusammensetzung (zufällig, repräsentativ?),
- stammen Daten nur aus einer kleinen Population (z. B. eine Tierklinik, ein Tierheim)?
- wenn in Auswertungen z. B. ein Wechsel zwischen einem Mittelwert und einem Median als Durchschnittswerte vorgenommen wird, kann das darauf hinweisen, dass keine Normverteilung der Werte vorliegt. Biologische Daten sind in der Regel normalverteilt
- ist die Standardabweichung größer als ein Mittelwert, weist das auf stark streuende Messwerte mit Ausreißern hin – problematisch vor allem bei kleinen Stichproben,
- wird ein theoretisches Chancenverhältnis (odds ratio (OR)) angegeben, ist ebenfalls die Herkunft und Größe der Stichprobe wichtig,
- bei grafischen Darstellungen auf die Skalierung der Achsen achten und prüfen, ob die gewählte Darstellung der statistischen Auswertung entspricht (ein Balkendiagramm ist z. B. sinnfrei bei einer Auswertung von Quartilen, für das üblicherweise ein Boxplot genutzt wird)
- …
Fortsetzung folgt …