18/01/2024
D E R S C H L A F
Warum er für Hunde SO wichtig ist! 😴
Hunde haben eine ganze Reihe von Bedürfnissen, die für ein gutes, artgerechtes Leben erfüllt werden sollten. Eines der wichtigsten ist das nach ausreichend Schlaf. Während Hunde durchaus einige Tage ohne Wasser und sogar Wochen ohne Futter überleben können, führt kompletter Schlafentzug innerhalb kurzer Zeit unweigerlich zum Tod.
Schlaf ist tatsächlich eine der Haupttätigkeiten der Hunde auch tagsüber. Denn in Inaktivitätsphasen dösen sie in einem leichten Schlaf vor sich hin, bereit, bei ungewohnten oder spannenden Reizen sofort wieder auf den Beinen zu sein. Tiefschlafphasen sind eher seltener als bei uns Menschen, deshalb brauchen Hunde auch insgesamt wesentlich mehr Schlaf als wir: 14 – 20 Stunden dürfen es schon sein, abhängig von Alter, Rasse, Gesundheit, Gewohnheiten. Welpen brauchen mehr Schlaf, da sich ihr Gehirn im Schlaf entwickelt. Hundesenioren hingegen schlafen nachts oft nur noch schlecht, dafür dösen sie tags mehr vor sich hin.
Grundsätzlich haben Hunde dieselben Schlafphasen wie der Mensch, allerdings wechseln sich Tiefschlaf, Leichtschlaf und Traumschlaf viel häufiger ab. Tiefschlaf ist prozentual auch weniger vertreten: nur ca. 10 % der Nacht verbringt der Hund hierin. Mehr wird es nach körperlich aktiven Tagen, denn der Körper erholt sich im Tiefschlaf besonders gut – aber nur dann, wenn er nicht zu viel Stress hatte – dann überwiegen nämlich eher die Traumschlafphasen. Hier zucken seine Beine, er bellt und winselt, die Augenlider bewegen sich und sogar der Schwanz kann wedeln: Die Ereignisse des Tages werden verarbeitet, der Stresshormonhaushalt wieder auf Normalmaß heruntergefahren. Studien zeigen, dass der Traum- oder R.E.M.-Schlaf ansteigt nach stressigen, belastenden Erlebnissen des Tages.
Aufgedrehte, hibbelige Hunde brauchen besonders viel Schlaf. Oft sind sie gerade nicht unterfordert, sondern haben, bedingt durch ihr charakterbedingtes Stresslevel, zu wenig Ruhe und Schlaf. Versucht der Halter, das mit mehr Auslastung zu „kurieren“, kann das das Problem eher verstärken, besonders, wenn es sich um aufputschende und damit den Hund eher stressende Tätigkeiten handelt. Denn dann bekommt der Hund noch weniger erholsame Schlafphasen, in denen er verarbeiten kann, wird nachfolgend noch gestresster und findet dadurch noch seltener echte Ruhe – ein Teufelskreis.
Die nächtliche Schlafdauer wird auch maßgeblich von der gefühlten Sicherheit des Hundes beeinflusst. So hat man festgestellt, dass Hunde im Haus rund 80 % der Nacht schlafend verbringen, wohingegen in nicht umzäuntem Gebiet draußen nur 60 % der Nacht geschlafen wird. Wenn wir unseren Hunden Gutes tun wollen, sorgen wir also für einen ruhigen, sicheren Schlafplatz.
Manche Hunde haben es verlernt, zur Ruhe zu kommen oder es wurde ihnen regelrecht weggezüchtet. Besonders die Arbeitsrassen sollten tags eben nicht schlafen, sondern ihren Job erfüllen. Das geht leider aber mit einer verkürzten Gesamtlebensdauer einher, denn zu wenig Schlaf schwächt den Organismus, macht ihn auch krankheitsanfälliger. Auch Verhaltensstörungen nehmen dann zu; „nach müde kommt doof“ gilt eben nicht nur bei Kleinkindern…
Für unsere Haushunde macht es deshalb Sinn, einzugreifen, wenn der Hund wenig schläft, ihn regelrecht zur Ruhe zu zwingen, für ruhige Umgebung sorgen oder sich sogar mit hinzulegen. Auch viele Menschen bekommen zu wenig Schlaf, insofern wird das sicher nicht schaden .
Wichtig für alle Hunde ist ein Rückzugsort an einem ruhigen Platz. Also nicht mitten im häuslichen Trubel oder in der Diele, wo jeder vorbeiläuft. Eine kleine „Höhle“ in einer Hundebox kommt dem Bedürfnis vieler Hunde nach Geborgenheit ebenfalls entgegen. Manche Hunde brauchen für ein gutes Sicherheitsgefühl aber auch die Nähe ihres Menschen. Das sollte man ihnen dann nicht verwehren, auch nächtliches Schlafen im Schlafzimmer macht dann Sinn.
Für Lernen, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis ist Schlaf ganz essenziell. Die Übertragung von Gedächtnisinhalten vom Hippocampus ins Langzeitgedächtnis findet vor allem in den Tiefschlafphasen statt. Hunde, die nach Trainingseinheiten, nach neu Gelerntem schlafen dürfen und können, lernen schneller und nachhaltiger. Mit ein Grund, warum Welpen möglichst viel schlafen sollten.
Auch der Hund kann Schlafstörungen entwickeln. Häufig ist die sogenannte obstruktive Schlafapnoe, bei der die Atmung aussetzt, weil sich die oberen Atemwege verengen, wenn sich die Rachenmuskeln entspannen. Dann wachen die Hunde immer wieder am Sauerstoffmangel auf, erholsamer Schlaf kann sich kaum einstellen. Prädisponiert sind hier kurzschnäuzige Rassen, aber auch Übergewicht scheint eine gewichtige Rolle zu spielen. Doch es gibt noch weitere Störungen: wie beim Menschen gibt es die Narkolepsie, bei der es zu regelrechten Schlafattacken kommt, und dann auch die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, bei der Hunde im Schlaf heftige Bewegungen und Handlungen umsetzen, mit denen sie sich und andere in Gefahr bringen können. Bei älteren Hunden kann der Schlafrhythmus durch das Canine Kognitive Dysfunktionssyndrom völlig aus den Fugen geraten. Dieses Syndrom ähnelt der Demenz beim Menschen. Habt ihr den Verdacht auf derartige Störungen, ist ein Gang zum Tierarzt unerlässlich.
©Angelika Prinz; Rundumhund-Ostalb