16/05/2024
Zeckenschutz wird immer wichtiger
Egal welche Fortbildung, Fachzeitschrift oder Internetportal man aktuell als Tierarzt besucht, man kommt an einem Thema nicht vorbei: die Babesiose breitet sich zunehmend in Deutschland aus!
Grund dafür ist die Ausbreitung ihrer Überträgerzecke Dermacentor reticulatus.
Die Krankheit Babesiose betrifft Hunde und wird durch den Erreger Babesia canis verursacht. Babesia canis ist eine Parasit (Protozoe), der die roten Blutkörperchen befällt, sich in ihnen vermehrt und sie zerstört. Nach der Infektion erkranken die Hund sehr schnell – die Inkubationszeit kann von 1 Tag (!) bis 21 Tage dauern. Die auffälligsten Symptome sind Fieber/Apathie, blasse Schleimhäute, dunkel/blutig aussehender Urin (Hämoglobinurie). Trotz Behandlung stirbt ca. 1 von 10 erkrankten Hunden!
Angesichts dieser erschreckenden Zahlen stellt sich die Frage: kann ich etwas tun, um meinen Hund zu schützen? Und die beruhigende Antwort ist: ja, das kann ich.
Eine wirksame Zeckenprophylaxe verhindert mit hoher Sicherheit die Ansteckung des Hundes.
Da die Übertragungszeit der Babesien von der Zecke auf den Hund ca. 48 Stunden beträgt, ist die Abtötungsgeschwindigkeit sehr wichtig. Die Prophylaxe durch regelmäßiges Absuchen ist nicht ausreichend, da die Zecken oft zu spät entdeckt werden.
Geeignet und von Experten dringend empfohlen sind Medikamente mit guter repellierender bzw. schneller abtötender Wirkung.
Und noch etwas: Dermacentor reticulatus ist auch und besonders bei niedrigen Temperaturen aktiv. Seine Hauptaktivitätszeit reicht von September bis März. Dies liegt genau in der Zeit, in der wir früher eigentlich Ruhe vor den Zecken hatten, weil es Ixodes ricinus (gemeiner Holzbock) dann zu kalt ist. Dermacentor hingegen ist im lokalen Sonnenschein sogar bei Schnee schnell wieder aktiv.
Das bedeutet, dass zukünftig ein ganzjähriger Zeckenschutz nötig ist. Noch zählen wir hier im Sauerland nicht zu den Risikogebieten, aber insbesondere bei Reisen nach Süd- und Ostdeutschland (Berlin-Brandenburg!), sowie ins europäische Ausland (Österreich!) sollte auf einen wirksamen und aktuellen Schutz geachtet werden.
Für unsere Hunde heißt das konkret:
Ole (gesunde Rennsemmel) bekam bisher je nach Wirkung zwei Simparicatabletten über das Jahr verteilt (1 im Frühjahr, 1 im Spätsommer). Ab jetzt bekommt er ganzjährig spätestens alle 2 Monate eine Tablette, bei entsprechenden Reisezielen ggf. mehr.
Hector (Addisonpatient) bekam bisher zwischen März und Oktober alle 4 bis 6 Wochen Vectra aufgetropft – ab jetzt kriegt er ganzjährig alle 3-4 Wochen sein Spot on, um auch bei häufigem Schwimmen geschützt zu sein.
Michel (Leishmanioseträger) bekommt wie Hector häufiger Vectra aufgetropft – und bei Reisen in Risikogebiete zusätzlich Simparica.
Sprecht uns an, wir finden auch für eure Hunde ein individuelles Schutzkonzept.
Euer Praxisteam