13/01/2020
Das Buch mit interessantem und geheimnisvollem Titel „Der Wolf in der Fell-Falle: Die Haaranlagen des Hundes“ von Gabriele Peters ist im Verlag Gabriele Peters im Dezember 2019 erschienen.
Das Buch erschien in Spiralbindung, was sehr praktisch für ein Lehrbuch ist.
Was ich vermisse, ist ein Index von Suchworten, Rassen- und Sachverzeichnis.
Mir fehlt in dem Buch auch die schöne, korrekte und einfallsreiche Sprache, die wir von „Friseur? Echt jetzt? Im Hundesalon“, kenne.
In der Kurzbeschreibung ihres Buches auf Amazon.de verspricht Gabriele Peters mit den „Halbwahrheiten“, „Falschinformationen“ abzurechnen.
Sie schreibt: „Ich fand jedoch auch zahlreiche sachliche Argumente für und wider das Kürzen eines Felles bestätigt und fasste meine Erfahrungen, aus der professionellen Hundepflege, in diesem Buch zusammen. “
Da das Buch somit einen polemischen Charakter hat, möchte ich meine Meinung zu den Thesen und Behauptungen der Autorin, hiermit äußern.
Mir fiel sofort die Bezeichnung im Titel der Ausgabe „Haaranlagen“ auf.
Autorin antwortete mir auf Facebook, dass Haaranlage „Ansetzen eine Organbildung, in diesem Fall bezogen auf Haar. Die genetische Anlage des Hundes bestimmt die Haarstruktur“, bedeutet.
Paar Beispiele aus dem Titel, wobei ich die Haaranlage durch die Definitionen der Autorin ersetze:
„Viele Ansetze eine Organbildung/genetische Bestimmungen der Haarstruktur sollen regelmäßig geschnitten oder getrimmt werden, da die Pflege der mutierten Ansetze eine Organbildung/genetische Bestimmungen der Haarstruktur ansonsten nur sehr schwer bis unmöglich ist“ (Seite 26).
„Viele Ansetze eine Organbildung/genetische Bestimmungen der Haarstruktur können verfilzen (Seite 26)...“
„Gerade bei Hunden mit langem Ansatz eine Organbildung/genetischer Bestimmung der Haarstruktur ...“ (Seite 42).
In der Biologie spricht man über Anlagen VON ORGANEN, Organogenese fast ausschließlich im Rahmen der Embryonalentwicklung.
Das Fell besteht aus Haaren und ist kein Organ, sondern Hautanhangsgebilde, die in enger Verbindung mit der Haut steht, gleichzeitig aber morphologisch und funktionell eigenständig ist.
In der Genetik bedeutet das Wort „Anlage“ nichts anderes als Genom (Definition /im abstrakten Sinne/: die Gesamtheit der vererbbaren Informationen /Gene/ eines Individuums).
Gabriele Peters beschreibt die Gründe für die Fellpflege unter folgenden Aspekten:
ästhetische, gesundheitliche, temperaturbedingte, haltungsbedingte und sonstige Gründe.
Bis etwa die sechziger/siebziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhundert wurden überwiegend Schoßhunde in den Wohnräumen des Menschen gehalten.
Die wenigen Hundefriseure, die es damals gab, schoren das Fell der Tiere.
Zu den Familienhunden kamen nach und nach Rassen, die für bestimmte Aufgaben und das Leben im Freien gezüchtet wurden. Die Züchter veränderten auch Erscheinungsbild der Tiere um diese effektiver und originelle für die zukünftigen Halter zu machen.
Biochemische Prozesse in der Haut, die den Fellwechsel aktivieren, werden wegen der Stubenhaltung gestört.
Das Klima, die Jahreszeit, die Intensität der Beleuchtung und die Hormone beeinflussen diesen Zyklus.
Der Deckhaarwechsel verfolgt einem individuellen Mosaik Muster, damit die verbleibenden Grannenhaare noch genug Schutz für die Haut gewährleisten.
Diese Entwicklung beeinflusste die Aufgaben des Hundefriseurs.
Es ging nicht nur um das Kürzen des langlebigen lockigen Fell von z. B. Pudel, Bedlington Terrier, Bologneser, Bichon Frisé, Irish soft coated Wheaten Terrier oder der Spanischen und der Portugiesischen Wasserhunden; im anderen Fall des langlebigen seidigen Fell zum Beispiel Shih Tzu, Malteser, Bologneser, Havaneser, Coton de Tuléar und manche Yorkshire Terrier.
Mit John Nash und Nash Academy wurde die neue, den aktuellen Bedürfnissen der Haushunde angepasste Fellpflege – Grooming (hier Pflege von Hunden) geboren.
Die Aufgaben des Groomers: Unterstützung oder Übernahme des Fellwechsels sowie durch optimale für die Fellstrukturen – und -arten Pflege, Betonung von spezifischen Merkmalen der Rassen und Aufklärung der Kundschaft über moderne Fellpflege.
Hauptthema des Buches ist Abrechnung mit Schur von Hundefell Gegner.
Leser erfährt, dass man alle Fellstrukturen und Arten, bis auf Pomeranian, scheren darf, wenn man vor der nächtens Kürzung von Deckhaaren und Unterwolle, einen kompletten Fellwechsel Zyklus abwartet.
WAS IST FELLWECHSEL? Was passiert da mit dem Fell?
WELPEN FELLWECHSEL
Man kann sagen, dass so gut, wie keine neuen Haarfollikel nach der Geburt gebildet werden (dafür sorgt die Hautanlage). Welpen verlieren also ihr Welpenfell nicht direkt, bekommen aber ihr endgültiges Fell vielmehr zusätzlich. Der am Anfang primitive Follikel produziert während der ersten 12 Lebenswochen nur Deckhaare. Die Follikel wachsen zusammen mit und proportional zur Epidermis und die gegliederte Produktion von Deck- und Wollhaaren beginnt.
Hunde produzieren jährlich je nach Rasse 60 bis zu 180 Gramm Haare pro kg Körpergewicht.
SAISONALES FELLWECHSEL
Zirbeldrüse im Gehirn wird durch kürzer oder längere Tageslichtzeit angeregt . Bei Mensch und Tier produziert diese Hormondrüse Hormon Melatonin, damit wird der Biorhythmus reguliert. Der Biorhythmus ist eine innere Uhr, die Fortpflanzung, Schlaf-Wach-Rhythmus und beim Hund auch den Fellwechsel steuert.
Sobald die Tage länger oder kürzer werden (gemessen an der Dauer des Tageslichts) sagt die Zirbeldrüse dem Hundekörper, dass die nächste Jahreszeit beginnt (Sommer oder Winter) und der Fellwechsel setzt ein.
Unterwolle wechselt saisonal und in einem Schub, der bis zu 3 Wochen, bei Stubenhaltung länger, gar kontinuierlich, dauern kann.
Deckhaare wechseln nicht alle gleichzeitig, außer Krankheitsbedingt oder bei Rauhaar.
Darf man Fell eines Hundes scheren? Ja, bestimmte Fellarten, Körperpartien und in Ausnahmefällen.
Darf man Fell eines Hundes nicht scheren? Ja, bestimmte Fellarten.
VORTEILE DES SCHERENS:
⁂ Fellpflege wird (für kurze Zeit) einfacher.
⁂ Wärmestrahlung/Wärmeabgabe der gesteigerten Kerntemperatur wird einfacher. Dieser Faktor ist aber nicht so sehr von Bedeutung, weil wichtiger für die Senkung der Kerntemperatur das Hecheln ist.
⁂ Kaum Verschmutzung durch z. B. Pflanzenteile, einfacheres Entfernen von Ungeziefer.
⁂ Besonders kleine Hunde werden mit kürzerem Fell lebendiger.
⁂ Hauterkrankungen lassen sich besser äußerlich behandeln und beobachten.
⁂ Schnelle Befreiung von Filz.
⁂ Scheren dauert kürzer im Vergleich zu Carding oder Zupfen, gemeint sind Hunde, die nicht längere Zeit stehen können.
⁂ Bei Hunden mit stets wachsendem, oder schnell wachsendem Deckhaar, die trotz der Kürzung, regelmäßige Pflege bedürfen.
⁂ Es gibt Rassen, die bei Pet Grooming nur teilweise geschoren werden (Ohren bei Terrier, Hinterkopf bei Terrier und Cocker und ähnliche).
⁂ Pads (mit 10 oder 30), Intimzone und Rektum (mit 7) abgeschoren bei jeder professionellen Fellpflege ist ein Muss.
⁂ Bei sehr heißen Wetterperioden und Hunden mit kurzer Nase, dessen angezüchtetes Unterfell dem Plüsch (Power Plüsch) ähnelt und wenn der Hund, trotz Carding, nur am Hecheln ist, sich warm anfühlt und sich nicht bewegen will, ist das Kürzen des Fells auf 2, 3 cm notwendig (z. B.Pekinese).
⁂ Bei fettleibigen Tieren, Diät empfehlen, trotzdem das Fell auf einiger Zentimeter kürzen.
NACHTEILE DES SCHERENS:
⁂ Ein Mal geschorenes Fell bei Hunden mit saisonalem Fellwechsel und doppelten Fellstruktur kann nicht mehr so gleichmäßig nachwachsen, wie das Fell vorher:
- es kann oft zu Pigmentierung Störungen kommen,
es kann oft vorkommen, dass die Wolle schneller, als die Deckhaare nachwächst und verfilzt,
oft kann es dazu kommen, dass die Deckhaare sich längere Zeit,
als sonst, in der Ruhe Entwicklungsphase befinden, was zu Kahlstellen
im Fell führt (verzögertes Nachwachsen).
Trotz Behauptungen der Autorin, ist es nicht nur eine Frage des Aussehens.
Das, was wir sehen sind nur SYMPTOME von gestörtem Haarwachstum, Fellbeschaffenheit und Pigmentierung. Die Ursache liegt im Haarbalg und gestörten Funktion der Drüsen.
⁂Empfohlenes Scheren gegen den Strich (Seite 56), kann nur Missverständnis sein: „Zum Wohl der Team – Gemeinschaft Mensch – Hund kann das Kürzen des Haares (Scheren gegen die Wuchsrichtung) eine enorme Erleichterung gegen Dauerhaarerei sein. Das Fell haart dadurch nicht weniger aber durch das Einkürzen verstärkt sich der Carding - Effekt und ein Haarwechsel wird schneller durchlaufen. Es ist ein deutliches Nachlassen der Haarerei, durch die äußere Einwirkung erkennbar.“
Haart das Fell nun nicht weniger oder weniger nach dem Scheren und warum?
Warum „verstärkt sich Carding – Effekt“ nach dem Scheren? Geht es beim Carden nicht darum, lose Wolle und abgeschoren Deckhaare zu entfernen und die HAARDICHTE zu verringern und beim Scheren darum, Haarlänge zu kürzen?
Das wichtigste ist aber, dass man das Fell nie gegen den Strich scheren soll.
Die Haare wachsen schräg aus der Haut heraus. Sind durch innere und äußere Haarscheiden von der Haut getrennt (möglicher Folge Rasurbrand). Jedes Haar besitzt eine Haarmuskel (mögliche Folge Überdehnung von Muskeln, Muskelkater).
Beim Scheren gegen die Wuchsrichtung gerät das ganze System aus den Fugen.
⁂ Scheren des Fells, weil es zu dicht ist, ist dysfunktional. Man erreicht genau das Gegenteil: Deckhaare werden weniger, die Wolle wuchert, die Pflege, trotz kurzes Fell muss intensiver werden.
⁂ Wir leben in einem Land, mit kalten Wintern und viel Regen in allen Jahreszeiten (Wasser löst die Grenzluftschicht im Fell auf). Wir müssen überlegen, ob die Vorteile des geschorenen Fells in der Sommerhitze (etwa 3 Wochen) mit den Risiken des mangelnden Schutzes in der restlichen Zeit abzuwiegen sind.
Wir können dem Hund immer einen Mantel anziehen,
wenn es kalt/nass/windig ist, um den Schutz zu ersetzen. Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass sich ein Mantel negativ auf das Biotop im Fell/auf der Haut auswirken kann, wenn er zu lange/ zu oft getragen wird.
⁂ Hunde aus der FCI 5. Gruppe dürfen NUR in Ausnahmefällen geschoren werden.
Es sind mit Ausnahmen von Peruanischem Nackthund und der haarlosen Rasse von Xoloitzcuintle, Tiere mit der doppelten Fellstruktur, Fellart Stockhaar.
Seite 63. „Typ 1“ Rechtes Beispiel Großspitz“
Seite 62 „Es kann (Großspitz) ohne dauerhafte Veränderung des Fells 1 – 2 Mal jährlich, dem Haarwechsel angepasst, stark gekürzt oder geschoren werden“
Seite 72: „Typ 4“ „Haarbeispiel: Pomeranian“
Seite 73 „Schon eine einmalige Schur oder zu kurzes Modellieren dieses Fell (Pomeranian), kann zur dauerhaften Veränderung des gesamten Fells führen!“
Pomeranian und Großspitz gehören, nicht ohne Sinn, zu Kategorie: FCI Gruppe 5 - Spitze und Hunde vom Urtyp, Untergruppe Deutsche Spitze.
Diese Rassen (Siberian Husky, Shiba, Lapphund, Pdenco, Alaskan Malamute, Akita, Deutsche Spitze und viele anderen) gehören zu den ältesten überhaupt.
„Vom Aussehen erinnern sie an ihren Vorfahren den Grauwolf oder aber – und das gilt vor allem für die Rassen aus wärmeren Regionen, wie den Podenco Canario oder Podenco Ibicenco – an den altägyptischen Tesem. Die europäischen Spitze und asiatischen Spitze haben das typische für Grauwolf, mittellange, abstehende Deckhaar mit dichter Unterwolle.“ (http://www.fci.be/de/nomenclature/5-Spitze-und-Hunde-vom-Urtyp.html)
Fell diese Hunde darf nicht geschoren werden. Post-clippig Alopezie, (nachgewiesene Krankheit des Fells und der Haut, die nach dem Scheren auftritt; man kennt die Vorgänge nicht, die zu dieser Krankheit führen).
⁂ Die sogenannte „Sommerschur“, wäre vielleicht zu vermeiden, wenn man einfach Hunde öfter mal bürsten würde. Besuch beim Hundefriseur im Herbst und Frühling möge ein Bestandsteil Hundehaltung Kultur sein. Aufklärung ist eine der wichtigsten Pflichten eines jeden Groomer (hier Hundefellpfleger). Jeder Hundefriseur möge der Kundschaft zeigen und erklären, wie und warum man das Fell ihres Hundes pflegen soll´´.
Tatsächlich nicht entfernte (sehe Stubenhaltung) lose Unterwolle filzt an der Haut ein. Sogar ein kurzhaariger Hund mit Unterwolle bekommt Filz, besonders, wenn er vorher schon geschoren wurde. Bei einer Filzmatte auf der Haut staut sich die Wärme über der Haut und erhöht die Kerntemperatur.
⁂ Es gibt auch Hunderassen mit funktionellem Double Coat, wie eben Kurzhaar, Stockhaar und Rauhaar. Scheren von diesen Fellarten (-typen) bringt nur Nachteile des maschinellen Kürzens mit sich. HUNDE KÜHLEN NICHT DURCH VERDUNSTUNG DES SCHWEISSES AN DER HAUTOBERFLÄCHE AB. Hecheln bedeutet Verdunstung vom Wasser, wie beim Schwitzen, dazu dient nicht die gesamte Haut, wie bei uns, sondern das Maul und die Nase.
OHNE DECKHAARE WUCHERT DIE UNTERWOLLE UND VERFILZT SCHNELL. DAS MACHT DIE NÄCHSTE SCHUR NOTWENDIG UND DER TEUFELSKREIS SCHLIEßT SICH!
Man soll kritisch sein, wenn ein Kunde als Grund für das „kurz Scheren lassen wollen“ Hitzeempfindlichkeit nennt.
Manchmal können richtige Fellpflege, Spazierengehen in Dämmerung und Abkühlungsmaßnahmen mehr bewirken, als „Sommerschur“!
⁂ Es gibt auch Hunde, die sich nicht Scheren lassen wollen. Maulkorb ist keine Lösung! Gefragt ist Kooperation des Kunden, damit man den Hund an die Fellpflege und das Scheren konditioniert.
Hunde aus der FCI 5. Gruppe dürfen NUR in Ausnahmefällen geschoren werden.
Es sind mit Ausnahmen von Peruanischem Nackthund und der haarlosen Variante von Xoloitzcuintle, Tiere mit der doppelten Fellstruktur, Fellart Stockhaar.
Stockhaar ist eine Fellart (Felltyp) mit natürlichem saisonalem Unterfell Wechsel. Deckhaare folgen den Zyklusphasen – die Regel ist, dass benachbarte Haare nie gleichzeitig ablösen, um ungeschützte Stellen zu vermeiden. Aus einem Follikel wachsen ein Deckhaar und mehrere Wollhaare mit unterschiedlichem Anteil. Die Felllänge variiert von kurz bis lang (Langstockhaar). Es sind alle Haarstrukturen anzutreffen.
Stirnpartie, Stirnabsatz, Nasenrücken, Backe, Unterschenkel vorne und Vorderläufe vorne sind kurzhaarig und glatt anliegend (meistens); verlängerte bis lange Haare an der Federung.
Seite 23 „Wolfsfell vs. Hundefell“
Seite 23 „Wölfe unterliegen in der Anlehnung an die Jahreszeiten einem Fellwechsel. Der Wolf hat zweischichtiges Fell mit Deckhaaren und Unterwolle.“
Die Autorin gibt selbst genügend Beispiele dafür, dass das Hundefell bei vielen Rassen sich nicht so sehr von dem Wolfsfell unterscheidet:
Seite 55 „Das einfache und das doppelte Haarkleid im Kurzhaar unterliegen IMMER einem saisonalem Haarwechsel.“
1. Seite 23 „Eine sehr hohe Anzahl dieser Hunde (Familienhunde) hat kein natürliches Wildfell mehr, wie die wölfischen Ahnen.“
Die Wölfe bewohnten, vor der Ausbreitung Homo sapiens, sehr unterschiedliche Lebensräume: arktische Tundra und Wüste, Grasland und Wald, besiedelten Feuchtgebiete, Buschland, Kulturland, Felsregionen und Gebirge bis in 2400 m Höhe. Entsprechend der Habitaten (Lebensräume) entwickelten sich unterschiedliche Arten: Buffallo, Indischen, Kaspischen, Mexikanischen, Polar, Mckenzie, Timber, Russischen oder Tundra Wolf. Welches Wildtier wird gemeint? Welches Fell?
2. Seite 57 „Stockhaar“ „Das komplette Haar (Deckhaar und Unterwolle) durchläuft einem KOMPLETTEN saisonalem Wechsel“
3. Seite 62 „Double-Coat“, Typ 1 „Angemessener Unterwollanteil – saisonales Deckhaar – saisonale Unterwolle (Haarbeispiel von einem Langhaarcollie)
Meine Fragen: welchem – dem Amerikaner oder dem Schottischen?
Unterscheidet sich Anatomie der Haut von Wölfen mit Hautanhangsgebilden von der Anatomie von Hunden?
Wie naturgemäß geschrieben ist, pflegen die Wölfe ihr Fell durch Scheuern, Wälzen aber auch durch gegenseitiges Lecken und Zwicken (Kopf-Rücken- und Intim Region), Laufen im Unterholz, bekommen Regenduschen und Schwimmen.
So säubern und carden sie das Fell, die machen uns vor, wie die Pflege von der doppelten Fellstruktur kurz-, mittel- und teilweise langhaarig vor sich gehen soll.
Nicht nur Wölfe unter den Hundeartigen zeigen große Anpassungsfähigkeit,
auch die Hunde.
Seite 61: „Ein stärkere, wollige Behang am Kopf, insbesondere vor den Ohren und am Oberkopf.“ Befederung: langes Haar an Ohren, Brust, Läufen und Rute.
Alle Diensthunde, zu dessen Aufgabe, unter anderem, Schwimmen bzw. schnelles Laufen am sandigen Untergrund: (Apportierhunde (Spaniel, Retriever und Setter), Rettung des Menschenlebens im Wasser (Neufundländer) sowie langhaarige Windhunde weisen zusätzlicher Befederung vor den Ohren auf. Dieser Befederung und Behang (Schlappohren) dienen dem Schutz des Innenohrs vor Wasser/Sand Eintritt.
Es ist gewünschte und vererbbare Mutation, die auch zu Folge hat, dass an der Befederung lange Wollhaare wachsen, die ebenso dem Schutz vor Verletzungen und kaltem Wasser dienen.
Zu oft wird darauf bestanden, dass Scheren zur tauglichen Fellpflege für alle Rassen Fellstrukturen und -arten gehört. Alle Hunde scheinen Ausnahmefällen zu sein. Oder „Kundenwunsch“.
Selbstverständlich gibt es Kundschaft, die aus diversen Gründen das Fell des Hundes nicht pflegen wollen/können und glauben, dass man kurz geschorenes Fell des Hundes nicht pflegen muss – hier hilft nur eins – Aufklären! Woll- und Deckhaare auf gleiche Länge schneiden, ist immer ein Angriff in die Hautanhangsgebilde bei Hunden mit Unterwolle, die schneller, als Deckhaar wächst und bei Jahreszeit bedingtem Fellwechsel.
Alle Fellpfleger scheinen verstanden zu haben, dass man RAUHAAR zupfen soll. Was ist so besonders bei dieser Fellart? Es gibt die gleiche Haut, die für ihr Fell sorgt, es verankert, zweischichtig und pigmentiert wachsen lässt.
Biorhythmus des Fells unterscheidet sich vom saisonal bedingtem.
Hier wechseln alle Deckhaare zweimal im Jahr gleichzeitig und folgen einem anderem, als saisonalem, Rhythmus. Die losen Haare fallen nicht vollständig aus der Haut, sondern müssen manuell gezupft werden.
Jeder Art des Fells braucht andere Pflege:
STOCKHAAR, ob lang, mittel oder kurz muss gebürstet und gestriegelt werden, um lose Wollhaare beim Fellwechsel zu entfernen. Deckhaare wechseln mosaikartig über das ganze Jahr verteilt.
KURZHAAR (Glatthaar) bis zu 4 cm Länge, mit und ohne Unterwolle. Die Deckhaare wechseln partiell das ganze Jahr über. Das Fell muss gestriegelt werden. Thalassotherapie.
LANGHAAR MIT VIEL UNTERWOLLE: das komplette Haar wechselt partiell ständig, die losen Haare fallen nicht heraus (als Folge von Furnishing Mutation). Intensive und regelmäßige Pflege ist notwendig (z. B. Hüttenhunde, Shih Tzu).
LANGHAAR MIT WENIG UNTERWOLLE: hier wechselt periodisch nur ein Teil von Unter- und Oberhaar (z. B. Spaniel, Setter, Deutsch Langhaar). Regelmäßiges Baden, Bürsten und Striegeln.
FILZHAAR: Wollhaare so lang, wie Deckhaare. Man lässt die Haare paar Zentimeter über der Haut durch Trennen und Reißen zu Filzlocken wachsen.
Scheren, nicht bürsten! Waschen nur nach der Schur (Komondor).
LOCKIGES HAAR: sehr wenige Deckhaare, gleiche Länge, wie Wolle. Regelmäßiges Baden, Bürsten und Scheren (Pudel).
NACKTHUNDE: entweder nur lichte Behaarung am Kopf, Rute und Pfoten oder Powder Puff – hier ist es wichtig, dass Chinesische Nackthunde einen überdeckbaren Allelen eines Gens für Fellwachstum aufweisen. Sonst sind Hunde mit Powder Puff nicht überlebensfähig.
Was bei allen Fellarten der doppelten Fellstruktur variiert, ist der Fellwechsel. Konstant bleibt, dass wir das Fell beim Fellwechsel, der Stubenhaltung wegen, entweder unterstützen müssen (Kurz-, Stock-, Rau- und Langhaar mit wenig Unterwolle), oder ganz übernehmen (Langhaar mit viel Unterwolle, Lockigeshaar und Filzhaar).
Beim Rauhaar ist die angewendete Technik Zupfen, bei anderen Rassen Carding und Plucking (Zupfen von Unterwolle, die beim Setter und Spaniel über das Deckhaar wächst). Was konstant bleibt ist, dass sich das Fell nach dem Scheren verändert und mit der Zeit dem lockigem wolligem Haar, mit der schwache Pigmentierung, ähnelt.
Es gibt eine Art „Sommerschur“, die ein Kompromiss zwischen beiden Meinungen dazu sein kann: "Inbetween“. Man kann ein gecardertes Fell mit der doppelten Fellstruktur am oberen Teil des Körpers belassen. Den intim Bereich aber samt Unterbrust, Innenseite der Oberschenkel und Achseln abscheren.
Dadurch wird das Wärmefenster größer und es kann leichter auf den kühleren Untergrund geleitet werden. Man kann es sogar kürzer unter das Kinn und nach unten auf den Hals ausbreiten: das ist der Bereich, der bei vielen Rassen natürlich kürzer ist.
Dies kann große Abhilfe für übergewichtige/alte/kranke Hunde sein.
Seite 69: „Double Coats können nach dem Scheren oder nach mehreren Schuren, an ein Furnishing Fell mit Unterwolle erinnern. Besteht die Notwendigkeit eine Schur, so sollten „Scher Gegner“ bewusst sein, dass auch Hunde mit doppelten Furnishing Haaren oder geschorenes Rauhaar mit Unterwolle, durchaus überlebensfähig sind, wie z. B. der Bouvier, der Labradoodle und viele andere vorleben!“
Bei gesunden Tieren besteht keine Notwendigkeit Hunde ohne Furnishing und ohne langlebigen Deckhaaren zu scheren - eine Fellschur bei Hunden mit Doppelfell und saisonalem Fellwechsel, ist keine Art das Fell zu pflegen.
Haut mit ihren Hautanhangsgebilden ist das größte Organ des Hundes.
Es besteht nicht nur aus Schaft, sondern wächst aus der Haut und ist dort verankert.
Eine Fellschur ist immer ein radikaler Angriff in die Physiologie der Haut.
Die Veränderungen, die wir an der Schaft beobachten und die in dem Aufsatz zugegeben werden, sind nur Symptome der veränderten Funktionsweise des Organs.
Bouvier des Flanders sind mit typischem für Hütten- und Treibhunde versehen. Die Rasse ist mehrere Hundeartjahre alt.
Die Fellpflege der Rasse konzentriert sich auf Übernahme des Fellwechsels.
Labradoodle ist Designerhund. Laut der Uniformitätsregel sind in der F-1 Generation überwiegend homogene Phänotyp erwartet werden. Verpaart man Hybrid F-1 Generation weiter, ist die F-2 und alle weiteren Generationen nicht mehr homogen und entfalten eine breite Variation im Phänotyp.
Die Natur zeigt uns, Fellpflegern, noch ein mal deutlich, dass man nicht unbestraft zwei Hunderassen mit unterschiedlichen Fellstrukturen verpaaren darf.
Die Fellpflege von Designerhunden fokussiert sich darauf, welche Fellstruktur der Hybrid aufweist. Die können auch geschoren werden – in dem Fall bekommt man krauses Fell.
Seite 69 „… so sollten „Scher Gegner“ bewusst sein, dass auch Hunde mit doppelten Furnishing Haaren oder geschorenes Rauhaar mit Unterwolle, durchaus ÜBERLEBENSFÄHIG sind, wie z. B. der Bouvier, der Labradoodle und viele andere vorleben!“
Natürlich sind auch verfilzte, ungepflegte Hunde überlebensfähig, auch Hunde, die geschlagen oder/und verletzt werden. Hunde weisen erstaunliche Überlebens- und Anpassungsfähigkeiten auf.
Das heißt aber lange nicht, dass wir die Eigenschaften immer wieder auf Probe stellen sollen!