16/05/2021
Gedanken zum Leben mit Hunden N°4:
Lockdown-Hunde
Hunde spiegeln die Gesellschaft wider, in der sie leben. So zeigen sich auch die Auswirkungen der Pandemie zwangsläufig in der Hundewelt. In Deutschland boomt der Hundehandel. Bei Tasso wurden in manchen Monaten 20% mehr Hunde als in den Vorjahren registriert. Züchter*innen, Tierschutzorganisationen und Verkaufsplattformen wurden und werden noch immer überschwemmt mit Anfragen. Die Preise für Hunde sind in die Höhe geschossen, Welpen sind noch vor der Zeugung vergeben und die Wartelisten nehmen kein Ende. Auch der illegale Welpenhandel ist wieder im Vormarsch.
Schon im letzten Jahrzehnt zeigte sich ein steigender Trend zum Haustier, der durch die Corona-Maßnahmen noch verstärkt wurde. Die Maßnahmen haben vielen Menschen Zeit gegeben. Zeit etwas zu verändern, die Gelegenheit ihren Hundetraum zu verwirklichen… Aber auch Langeweile, Einsamkeit oder Geld, das nicht ausgegeben werden konnte, spielten möglicherweise eine Rolle. Viele machen sich Sorgen über diese Entwicklung. Was passiert, wenn der normale Alltag wieder losgeht oder der Traum vom Hund zur bitteren Realität wird - einer Realität, die eine große Aufgabe mit vielen Herausforderungen mit sich bringt? Als unerschütterliche Optimistin glaube ich daran, dass die Meisten die Herausforderungen annehmen und mit ihrem neuen Hund durch dick und dünn gehen werden.
Ich sehe aber auch Faktoren, die es gerade schwer machen Hunde gut aufzuziehen. Der neue Hund wächst in einen Ausnahmezustand hinein, der wenig mit der Lebenswelt zu tun hat, die irgendwann wieder Normalität sein wird. Es ist immer jemand zu Hause, es gibt kaum Kontakte, wenig Besuche und das öffentliche Leben findet nur noch in der digitalen Welt statt. Durch geschlossene Hundeschulen fehlte den Welpen teilweise der Kontakt mit Gleichaltrigen und den Menschen professionelle Unterstützung bei Fragen, Unsicherheiten und Problemen. Hunde werden schnell groß und entsprechend sind die Zeitfenster klein, in denen sie für‘s Leben nach dem Lockdown lernen müssen.
Machen wir uns Sorgen um die Auswirkungen dieser Zeit auf unsere Kinder, so gilt es wohl auch für die Generation Lockdown-Hunde.