11/06/2024
Unsere Gebrauchshundverbände tragen die Verantwortung darüber wie mittlerweile Politik gegen den Gebrauchshund gemacht wird…..
Seit weit über 20 Jahren kämpfe ich aktiv gegen den Verlust unserer Gebrauchshundekultur. Ein langer Kampf ist das, gegen Windmühlen welche eigentlich nicht zu bezwingen sind…
Aber es bringt auch nichts, nichts zu tun und dem ganzen Treiben innerhalb unserer Gebrauchshundewelt wortlos zuzusehen.
Ich ziehe die hiesigen Zuchtverbände, alle Zuchtverbände welche sich „Gebrauchshund“ in ihre Satzung geschrieben haben, zur Verantwortung dafür, was sie in den letzten Jahrzehnten aus diesen ursprünglich leistungsfähigen Rassen gemacht haben. Durch ihr aalglattes Verhalten und das Verleugnen dieser wundervollen Sache „Gebrauchshund“ wurden sie unglaubwürdig und angreifbar.
Der Bürger versteht es ganz einfach nicht, warum Sportgeräte ohne jeglichen anderen Nutzen gezüchtet werden müssen, nur damit sie himmelhochschauend und mit einer Grundgeschwindigkeit eines Ferraris über den Platz sausen.
Der Grundgedanke der Gebrauchshundezucht entstand darin einen Hund zu züchten der dem Gebrauch dient. Dies war in unserem Fall Polizei, Militär und als Rettungshund. Daraus entstand dann irgendwann ein Sport, der aber wiederum der Sache dienlich war, nämlich das Zuführen ausgebildeter Hunde in den Dienst, bzw. der Zucht.
Es muss einen Zeitpunkt gegeben haben, lang lang vor unserer Zeit, an dem der ein oder andere Züchter lernte seinen Lebensunterhalt mit der Zucht zu bestreiten. Horrende Summen, weit weg vom Fiskus, werden für Schönheitsideale und deren Nachkommen bezahlt. Das Zusammenspiel aus Schönheitszucht und Championzucht bringt einfach einen höheren Absatz, und dies in der Verbindung damit, mit dem Hund nichts mehr arbeiten zu müssen....
Die Jahrzehnte gingen vorbei, Leistungshunde und Schönheitsideale vermischten sich. Das Zuchtselektiv wurde denen angepasst welche das Geld in Form vom Welpenabsatz versprachen und das Aus für den leistungsstarken Hund wurde damit besiegelt. Der Grundsatz „SCHÖN IST WAS DEM GEBRAUCH DIENT“ galt schon lange nicht mehr und das Bestreben den "schönen" Arbeitshund zu züchten ging bitter in die Hose.
Es begann nun der Lug und Betrug mit dem Prädikat „Gebrauchshund“. Der Markt für einen angeblichen Gebrauchshund war vorhanden, aber dem Schönheitsideal einiger Wahnsinniger musste er entsprechen. Die ursprünglichen Selektive sprich Prüfungsordnungen wurden so verbogen, dass sie eben noch von den schönen Zuchthunden absolviert werden konnten, welche Leistungsbedingt die alten Ideale nicht mehr schafften.
Mit so einem hässlichen Leistungsbock konnte eben kein Geld gemacht werden.
Dicke Köpfe, tiefe Brust, starke Jochbeinausprägungen, kurze Fänge, schwerer Körper und vieles mehr waren aussagekräftiger im Geldbeutel als der vom Körperbau ideal gezüchtete Athlet.
Die Zuchtverbände taten alles dafür dieses Bild zu erhalten. Mit Werbebroschüren bis hin zu ihren großen Ausstellungen wurde nur noch der eine Typus favorisiert. Der Leistungshund trat in die Schmuddelecke. Tierschutzrelevant sei es solche Leistungen von einem Hund abzuverlangen. Diese Worte sind schon über 20 Jahre alt. Anstatt entgegenzuwirken, sich abzuspalten, meinte der Hundesportler aber genau so weiter machen zu können und sich in enger Kooperation mit den Zuchtverbände deren Bestreben anzupassen.
Die Hunde verloren nun gänzlich an dem was sie einmal ausmachte. Sie wurden nun für jede Gesellschaftsschicht zugänglich gemacht, wie auf den tollen Hochglanzbroschüren immer wieder zu lesen ist: Von Natur aus Familientauglich, liebevoll, umgänglich, lebendig, sozial mit Artgenossen und anderen Tieren…. Die wundervoll geschriebenen Vermarktungstexte kennen keine Grenzen.
Der DMC probierte anhand seiner Körungen das Ruder etwas rumzureisen. Doch war es für mich weitaus zu kurz gedacht. Ich weiß nicht wie vielen Hunden ich half durch diese Körungen zu kommen, auf wie vielen Körungen ich war und mir dieses Selektiv anschaute. Runter gebrochen auf das Minimum eines der arbeitsfähigsten Gebrauchshunde bedeutete dies allerdings nicht mehr als „Beißen unter Belastung“. Wo waren die Werte welche den Mechelaar ausmachten? Das waren doch nicht die Griffe in drei oder vier Kampfhandlungen…. Das ursprüngliche Selektiv des Mechelaar beinhaltete hohe Sprünge, weite Sprünge, Klettersprünge, Bellen, Revieren, Wasserarbeit, Apportieren, Suchen, die sooooo wichtige Zurücknahme im Schutzdienst!! Das Zurückrufen, die sauberen Trennphasen, die Bewachung, das Gegenstandsbewachen und vieles vieles mehr…. Dies war es doch was Geist und Körper des Mechelaar formte.
Nichts davon konnte man in der DMC Körung zurück sehen. Einem Zuchtverband welcher die Urform des Malinois erhalten wollte und dabei übersah, dass er eben auch nur für sein Interesse einer Sportmaschiene arbeitete….
Doch zumindest wurde mehr verlangt als alle anderen Zuchtverbände von ihren Hunden verlangten. Toll dachte ich, unter den Blinden derjenige mit grauem Star zu sein machts auch nicht viel besser…..
Nun 20 Jahre später sind wir soweit, der Schutzhundesport ist am Ende. Die letzte Belastung, der Stockschlag, wurde nun endgültig verboten. Warum auch nicht? Die Hunde welche geführt werden benötigen dieses Selektiv schon lange nicht mehr.
Alleine für den Sport benötige ich einen solchen Aspekt als Selektiv nicht. Die Folgen sind allerdings die, dass es zu einem Aus kommen wird für die ganze Sportschine. Es macht einfach keinen Sinn Hunde unnatürliche Körperhaltungen und Geschwindigkeiten anzukonditionieren nur damit der Ausbilder im Stadion glänzen kann.
Wenn der Sport nicht sofort erkennt, dass die Uhr auf 12 steht wird er das Ruder endgültig abgeben müssen, an all diejenigen die sich freuen nun komplett ohne jegliches Leistungsmerkmal und dennoch mit dem Prädikat „Gebrauchshund“ schön weiter züchten zu dürfen.
Doch, man gibt sich weiterhin mit dem zufrieden was man produziert ohne zu erkennen, dass das Fass schon überläuft. Anstatt sich abzuspalten und den Sport wieder zu dem zu machen was er einmal war, ein Selektiv für den arbeitsfähigen Gebrauchshund bei Militär, Polizei und Rettungshundewesen, werden dem Hund diese Eigenschaften durch Nichtstun aberkannt, werden weiterhin systematisch abgezüchtet, nur um eigene Komfortzonen nicht verlassen zu müssen.
Aber ja, es ist eben so, wenn ich selektiv arbeite muss ich auch selektieren. Was bedeutet, dass ein sehr großer Anteil der hiesigen Zuchttiere alleine wegen der Sprünge kein Prädikat mehr bekommt, wenn die Sprünge wieder als Grundselektiv gesehen werden würden.
Welcher deutsche Schäferhund, Boxer, Riesenschnauzer oder Rottweiler würde denn heute noch eine (nur) 2m Steilwand, oder einen Weitsprung von 4m, oder einen Hochsprung von 1,20m mehrmals in der Woche trainieren können?
Und genau das ist der Punkt. Die heutigen Zuchthunde machen ihre Schau, Ihre IGP wenn nötig, und ihre ZTP Prüfung, welche auf das absolut minimalste Ausgelegt ist. Danach müssen sie keinerlei Beweise mehr erbringen, dass sie auch über einen langen Zeitraum hinweg arbeitsfähig sind. Wie kann das denn sein? Die Hunde werden mit 18 Monaten einmal geröntgt, dann als gesund deklariert und ihr lebenlang nicht mehr belastet, abgesehen vom Decken und Werfen…..
NEIN, genau so geht es eben nicht. Der Geist, Hüfte, Ellenbogen und Rücken müssen unter einer permanenten Belastung bleiben um dann zu sehen wie belastbar der Hund tatsächlich ist und ob er beim Nachröntgen mit 6-8 Jahren immer noch frei von Schäden ist.
Ich kann doch nicht von einem Arbeitshund reden, wenn er nicht arbeiten muss, genauso wenig kann ich doch nicht von einem Gebrauchshund reden wenn er dem Gebrauch nicht mehr dienlich ist…
Und nun möchte ich den Kreis schließen. Es gibt für mich nur noch diesen einen Weg aus der ganzen Problematik und dieser heißt sich ganz klar gegen diese Zucht,- und Verbandspolitik abzukapseln, ein eigenes selektives Programm zu schaffen welches darauf aufgebaut ist den Hund unter den Aspekten zu selektieren welchen ihn vor langer Zeit zu dem machten was er einmal war.
Diesem selektiven Programm werden einige wenige Züchter folgen. Züchter welche ebenfalls mit absolutem Herzblut und hohem Interesse ihren Hunden das Prädikat „Gebrauchshund“ verleihen möchten. Darauf aufbauend kann ein toller und nachhaltiger Weg entstehen unsere Hunde in vielen Jahren wieder im alten Glanz erscheinen zu lassen!!
Kai Müller