Der Leintalzoo hat ein Konzept, das von dem vieler großer Zoos abweicht. Schon als Peter Geßmann Ende der 70er Jahre den Tierpark angelegt hat, hatte er den Weitblick, eine naturnahe Landschaft mit Wasserläufen, Bäumen, Wiesen und Heckenbereichen zu schaffen. In einer sonst sehr landwirtschaftlich geprägten Gegend stellt der Park einen wertvollen Lebensraum für Kleinsäuger, Reptilien, Amphibien und Vögel dar, was man wunderbar beobachten kann, wenn man sich die Zeit dafür nimmt.
Auf den ersten Blick mag es ungepflegt wirken, ist man doch große, penibel gesäuberte Zoos gewöhnt. Doch der Wildwuchs hier ist beabsichtigt. Brennnessel sind lebensnotwendig für viele Schmetterlinge wie den Kleinen Fuchs, das Tagpfauenauge und den Admiral, die man sonst in unseren Siedlungen kaum mehr sieht. Die wilden Hecken und hohen Bäume, die hohen Wiesen, all das sind Lebensräume für teilweise vom Aussterben bedrohte einheimische Tiere.
Was manch andere Zoos erst in den letzten Jahren mühsam anlegen - verwilderte Bereiche um unserer einheimischen Flora und Fauna wieder etwas Platz zu geben und den Zoobesuchern die Möglichkeit zu geben, auch diese besser kennenzulernen - das existiert im Leintalzoo seit seiner Gründung im Jahr 1980.
Gerade deshalb ist der Leintalzoo ideal für Kinder. Sie sehen nicht nur Exoten, sondern haben auch die Gelegenheit, einheimisches Getier wie Frösche und Kröten, Ringelnattern, Mäuse, Pfauenaugen und Rotkehlchen zu beobachten. Ein großes Highlight ist der Teich mit Schauscheibe im Naturlehrpfadbereich des Zoos. Hier kann man einheimische Wasserlebewesen wie z.B. Molche, Rückenschwimmer und Kaulquappen in einer ganz neuen Ansicht bewundern.
Auch die meisten Gehege des Leintalzoos sind bewusst „ungepflegt“. Womit nicht gemeint ist, dass sie nicht täglich gereinigt würden. Nein, es liegt Totholz herum, Wildkräuter dürfen wachsen, Blätter werden liegengelassen. Dies alles bietet den Tieren wertvolle Beschäftigungs-möglichkeiten und Abwechslung.
Schauen Sie sich beispielsweise die Affengehege an. Die Mandrills und Kapuzineraffen haben ausreichend lockeren Boden und Astwerk zum Wühlen, Totholz, um nach Insekten zu puhlen. Auch in den Sträuchern sitzen leckere Insekten, die man verspeisen kann. Bei den Gibbons gibt es eine Kombination aus Ästen und lebenden Sträuchern/Bäumen, wo diese hangeln und schwingen können.
Die meisten Tiere des Leintalzoos wurden übrigens nicht extra angeschafft, sondern sind ehemals ungewollte Tiere, die abgegeben wurden, die sonst beim Schlachter gelandet wären. Daher sieht man hier auch schon einmal ältere Tiere, deren Fell oder Gefieder nicht mehr perfekt ist oder die humpeln. Aber auch diese Tiere sollen hier noch ein schönes Leben genießen können, selbst wenn das manchmal heißt, dass sie allein bleiben müssen, weil sie durch die Haltung bei ihren Vorbesitzern nicht mehr mit anderen Tieren verträglich sind. Hier geht es nicht um Publikumswirksamkeit, sondern um Tierschutz.
EINMALIG IN DEUTSCHLAND
33 Schimpansen in einer Gruppe! Keine andere Schimpansengruppe in Deutschland ist so groß. 16 der Schimpansen sind männlich. Auch das ist außergewöhnlich.
Dass es da laut wird, ist klar. Schimpansen sind nun einmal laute Affen, bei denen viel über sogenannte Panthoots (Hu-hu-hu-Rufe) kommuniziert wird. Und wer am lautesten ist, der kann seine Gruppenkompanen am ehesten überzeugen, dass er ranghoch ist. Das nimmt Max, der momentane Alphamann, besonders ernst. Vor allem vor den Fütterungen rüttelt er publikumswirksam am Gitter und bringt Aufregung in die Gruppe.
Es ist schön zu sehen, wie in dieser Gruppe mit ihrer natürlichen Zusammensetzung aus Kindern, Erwachsenen und Senioren Koalitionen gebildet werden, Freundschaften gepflegt werden, gespielt wird. Wie auch im Freiland wird auch gemeinsam vor "Feinden" wie Traktoren, Segelfliegern oder Wasserschildkröten vom benachbarten Teich gewarnt.
Die verschachtelten, für die Schimpansen offensichtlich gemütlichen Innengehege mit Hängematten, Feuerwehrschläuchen und Sitzbrettern sind mit Rindenmulch/Hackschnitzeln ausgestattet, was ausgiebig Möglichkeit zur Futtersuche bietet, wenn etwa Körner oder Nüsse ausgestreut werden.
Die Schimpansenaußengehege sind übrigens Peter Geßmanns ganzer Stolz! Er hat sie mit viel Überlegung gebaut. 3 Gitterkäfige, die über einen aufgesetzten Gitterbereich und eine Brücke miteinander verbunden sind. Die Brücke, auf der die Affen sich über der Besucherebene aufhalten können, bietet den Schimpansen gleichzeitig die Möglichkeit, quasi im Kronenbereich der umstehenden Bäume zu sein. Wenn sie Glück haben, können sie sogar von den Blättern naschen. Die Gitterfläche - auf den ersten Blick nicht modern - bietet doch so viel mehr Möglichkeit als die nicht nutzbare Fläche von Glas- oder Wassergräbenbegrenzungen. Es vervielfacht die Bewegungsmöglichkeiten der Schimpansen enorm. Sie hangeln gekonnt übers Gitter und bewegen sich so viel natürlicher als viele andere Zooschimpansen.
PRIVATZOO - WAS BEDEUTET DAS?
Der Leintalzoo ist ein privater Zoo. Dies bedeutet, der Zoo finanziert sich ausschließlich aus Eintrittsgeldern und Spenden. Großsponsoren gibt es hier nicht, auch keine städtische Unterstützung.
Die Tierhäuser sind mittlerweile klarerweise in die Jahre gekommen. Ausbesserungen und Verbesserungen finden laufend statt, auch wenn dies oft für den Besucher nicht deutlich ersichtlich ist. Aber auch wenn mancher Anstrich blättert - es geht hier nicht um den Preis für das stilvollste Gehege, es soll den Tieren gut gehen. Und die stört ein bißchen Rost oder ein nicht neu gestrichenes Fenster nicht.
Der Zooparkplatz ist im Gegensatz zu vielen anderen Zoos gratis. Günstigere Eintrittspreise - so gern wir dies auch machen würden - kann sich der Leintalzoo nicht leisten.
Unser aktuelles Großprojekt ist nun ein neuer Eingangsbereich mit einem neuen Kassenhäuschen und vor allem einem neuen Futterlager mit ausreichend Kühlmöglichkeiten.