22/09/2020
Liebe Hundebesitzer.
Ich bin mittlerweile seit über 10 Jahren selbständig als Groomer (Hundefriseur) und trotz Allem möchte ich noch viele Jahre in diesem Beruf arbeiten.
Aber was steckt hinter diesem Beruf? > Hundefriseur –Groomer <
Hier ein paar klare Worte, denn mittlerweile denke ich, muss das mal deutlich gesagt werden!
Hundeerziehung kann nicht erst beim Hundefriseur stattfinden.
Nicht nur die Hundeschulen und Tierheime haben mittlerweile große Probleme, sondern auch wir Hundefriseure!
Es wird sich ein Hund angeschafft, aber nicht darüber nachgedacht, was wirklich dahinter steckt, was das alles bedeutet und was dafür alles getan werden muss! Denn als Hundebesitzer übernimmt man eine Verantwortung für ein Lebewesen!
Die meisten Tiere, die zu mir und auch zu meinen Kollegen/innen gebracht werden, sind entweder total verschmutzt, verfilzt oder verknotet. Die Ohren sind von innen zugewachsen mit Haaren, in den Ohren ist sehr viel Dreck, die Augen sind verkrustet durch Tränenflüssigkeit, alle Krallen sind viel zu lang und die Genitalien sind verschmutzt und verklebt! Die Fellnasen stinken aus dem Fang wie eine Jauchegrube.
Im Verlauf der Jahre musste ich feststellen, dass es immer schlimmer wird.
Warum??? Warum wird das alles immer schlimmer?
DER HUND KANN NICHTS DAFÜR!
Immer wieder bekommen wir Hundefriseure zu hören:
Ich kann das nicht, denn es tut ihm ja weh, wenn ich ihn bürste oder kämme! Also wird nichts gemacht.
Oder:
Der ist ja noch soooo klein, den kann ich doch noch nicht bürsten/kämmen. Ist doch noch ein Baby. (Da ist die Rede von Hunden, die bereits ein halbes oder dreiviertel Jahr alt sind.) Also ein Junghund!
Oder:
Er möchte nicht gekämmt/gebürstet werden, er mag das nicht.
Oder:
Er wehrt sich, läuft weg, schnappt oder beißt. Dann beruhige ich ihn wieder und gebe ihm ein Leckerli. (Super Belohnung für das Verhalten des Hundes, denn er hat gelernt, dass er für sein schlechtes Verhalten belohnt wird!)
Trotzdem darf das Tierchen mit im Bett oder auf dem Sofa schlafen - das hat nichts mehr mit Tierliebe zu tun.
All diese Hunde, die das zu Hause so gelernt haben, bekommen wir auf unseren Tisch, manchmal hat das arme Tier auch vor dem Besuch beim Groomer, keine Gelegenheit bekommen sich zu Löse (Ka**en, Pi***ln), dass erledigt es dann vor Angst auf unseren Tischen - PRIMA.
NOCHMAL - DER HUND KANN NICHTS DAFÜR!
Nun sollen wir innerhalb kürzester Zeit sehen, dass der Hund mit uns und nicht gegen uns arbeitet!
ALLE versuchen sich aktuell mit Mund/Nasenschutz vor Corona zu schützen, vergessen aber, dass wir eventuell eine Viren, Bakterien, Floh und Zecken Schleuder in unserer Umgebung haben.
Darüber denken aber leider wenige Hundehalter nach!
Der Hundefiseur soll innerhalb von ein bis zwei Stunden sehen, dass sowohl der Filz, die Knoten, die Ohren und Augen, als auch die Ballen und Krallen sowie die Genitalien gründlich wieder in Ordnung gebracht werden, damit der Hund sich endlich wieder wohl fühlt und ihm nichts mehr weh tut.
Das alles dann auch noch möglichst mit Samthandschuhen und Leckerlis. Und bitte nicht so kurz. (Bei verfilzten Hunden müssen wir unter dem Knoten scheren, nur mal zur Info)
Wir werden beschimpft, wenn wir den Hund nicht behandeln können, wegen Zappeln, Schnappen, Bellen, Drohen und Beißen.
Wir sind keine „Zauberer“ die ihre Arme verschränkt, es pling macht und alles ist fertig! Schade eigentlich! Wäre vieles für uns leichter und einfacher!
Wir bekommen die Schuld dafür, dass der Hund sich so verhält, denn es liegt ja an uns, weil wir nicht richtig mit ihm umgehen.
Und wenn in der aktuellen Situation (CORONA) und auch wenn der Hund völlig verdreckt ist, er DIREKT VOR DER BEHANDLUNG gewaschen werden muss wird dies als Geldschneiderei gewertet.
Kein Besitzer beachtet und denkt mal darüber nach, dass wir überall am Hund ran kommen müssen um das zu beseitigen, was zu Hause nicht geübt, gelernt geschweige denn gemacht wurde. Ach - und wir dürfen uns ruhig beissen lassen.
Hundefriseure sind auch nur Menschen aus Fleisch und Blut. Auch sie haben dann Schmerzen und können nach einem Hundebiss nicht arbeiten. (Verdienstausfall !!! Der durch den Halter auszugleichen ist!).
Dann wird auch noch immer mehr über unseren Preis gemeckert. Kommt aber ein Handwerker ins Haus, der die Stunde mindestens 60 Euro berechnet, oder das Auto in der Werkstatt mindestens 100€/Stunde, sagt kein Kunde einen Ton!
Wir hauptberuflichen Hundefriseure müssen auch bezahlen > Finanzamt, Versicherungen, Betriebshaftpflicht, Miete, Strom, Heizung, Telefon und Internet, Schampo, Materialkosten, Scheren und Scherköpfe schleifen lassen. Ach ja, privat zahlen wir ja auch noch alles und einkaufen müssen wir ja auch noch um etwas zu essen zu haben.
So manch ein Hundefriseur/in erreicht nach Abzug aller Kosten nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn.
Also liebe Hundebesitzer.
Übt und lernt mit euren Hunden! Fangt bitte mit euren Junghunden und auch Welpen an, denn in dieser Zeit lernen sie am besten! Wenn ihr nicht wisst, wie ihr das machen müsst, dann geht zur Hundeschule, zum Tierarzt und auch zum Hundefriseur!
Da sind die richtigen Leute, die wirklich Ahnung haben und ihren Job aus Überzeugung und Liebe zu den Tieren ausüben!
Lieben Gruß an alle, die bis zum Schluss gelesen haben.
Edward Röhrig
THP & Groomer
4 Pfoten Seelze