Hundepsychologin Andrea Berner-Motte JEDER hat seine Chance verdient

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Was ist möglich:

Das richtet sich immer nach den Bedürfnissen, den Wünschen und nach den Situationen, die das Leben mit Ihrem Hund im Alltag schwierig machen und welche Sie optimieren möchten.

-Verhaltensanalyse / Verhaltensberatung (z.B. traumatisierte, ängstliche oder aggressiv reagierende Hunde)
-Stressmanagement für ängstliche Hunde
-Ressourcenproblematiken
-Bollerwagen Zughundearbeit
-We

lche Möglichkeiten für schwer motivierbare Hunde hat man
-Entspannungsmöglichkeiten
-Sinnvolle Beschäftigungsideen

11/10/2025

In Schweden darf ein Hund nicht länger als sechs Stunden am Stück allein gelassen werden. Dies ist eine gesetzliche Vorgabe im schwedischen Tierschutzgesetz, das darauf abzielt, das Wohlbefinden der Tiere zu sichern und ihnen die ständige menschliche Interaktion und Fürsorge zu ermöglichen, die sie als soziale Lebewesen benötigen.

Maximale Zeit:

Die Höchstgrenze für das Alleinlassen eines Hundes beträgt sechs Stunden.

Gesetzliche Grundlage:

Diese Regelung ist Teil des schwedischen Tierschutzgesetzes, das Hunde als soziale und empfindsame Tiere ansieht.

Auswirkungen:

Hundebesitzer, die arbeiten, müssen in der Mittagspause nach Hause gehen, um sich um ihren Hund zu kümmern.

Wichtiger Hinweis:

Hunde dürfen auch niemals unbeaufsichtigt im Auto gelassen werden, besonders nicht bei extremen Temperaturen.

Hey liebe Hundefreunde Heute ist ein ganz besonderer Tag: Welthundetag! 🌟 (Ja, genau – am 10. Oktober feiern wir unsere ...
10/10/2025

Hey liebe Hundefreunde
Heute ist ein ganz besonderer Tag: Welthundetag! 🌟 (Ja, genau – am 10. Oktober feiern wir unsere vierbeinigen Begleiter

Passend dazu möchte ich Euch heute einen neuen Blogartikel auf meiner Homepage ans Herz legen – es geht um Belohnung oder Strafe? Wer nicht sieht, was belohnenswert ist, erkennt die Strafe dahinter meistens erst recht nicht Im Alltag mit unseren Hunden begegnen wir... Oft sehen wir aber nur das, was uns stört – und viele greifen zu Strafe. Dabei ist Strafe nie wirklich hilfreich, wenn wir vorher nicht gelernt haben, die kleinen, wertvollen Verhaltensweisen zu sehen und zu belohnen.

➡️ In meinem aktuellen Blogartikel auf der Homepage geht es darum, warum Strafe Hunde hilflos machen kann, wie Belohnung Orientierung schenkt – und warum die Fähigkeit, belohnenswerte Momente zu erkennen, die wichtigste Grundlage für faires Miteinander ist.

WICHTIG! - Anlässlich meines Gesundheitszustandes, sind kurzfristige Terminänderungen oder Terminstornierungen nicht auszuschließen. Termine werde ich ggf. versuchen rechtzeitig umzulegen. Die Wetterbedingungen können sich jederzeit sehr schnell ändern und es kann auch hier zu spontanen Änderu...

Angst als Lernblockade – warum ängstliche Hunde kaum Neues aufnehmen könnenWenn wir mit unseren Hunden arbeiten, wünsche...
15/09/2025

Angst als Lernblockade – warum ängstliche Hunde kaum Neues aufnehmen können

Wenn wir mit unseren Hunden arbeiten, wünschen wir uns, dass sie lernen, verstehen und ihr Verhalten anpassen können. Doch gerade bei Hunden mit Ängsten stellen wir oft fest: Sie scheinen „wie blockiert“. Dinge, die andere Hunde schnell begreifen, bleiben für sie schwer verständlich oder wirken sogar unmöglich. Aber warum ist das so?

Angst ist ein Überlebensmechanismus.

Angst ist zunächst nichts „Schlechtes“. Sie ist ein uralter Schutzmechanismus, der das Überleben sichern soll. Gerät ein Hund in eine für ihn bedrohliche Situation, aktiviert sein Körper das sogenannte Stress- bzw. Angstsystem. Hormone wie Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet, Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, die Muskeln spannen sich an.
Das Ziel, der Hund soll schnell handeln können – Flucht, Kampf oder Erstarren.

Das Gehirn unter Angst 😱
In diesem Zustand übernimmt das limbische System die Kontrolle. Vor allem die Amygdala (Mandelkern) springt an, die für emotionale Bewertung von Situationen zuständig ist.

Das hat einen entscheidenden Nachteil, da Bereiche wie der präfrontale Cortex, der für Lernen, logisches Denken und Verarbeitung neuer Reize zuständig ist, regelrecht heruntergefahren werden.

Das bedeutet: Das Gehirn ist nicht mehr auf Aufnahme und Verarbeitung, sondern auf Überleben programmiert.

Ein Hund in Angst ist also nicht „stur“ oder „unwillig“ – er kann schlicht nicht lernen.

Beispiel aus dem Alltag:
Angst an der Leine 😵‍💫
Ein Hund, der bei Begegnungen mit Artgenossen unsicher oder ängstlich ist, spannt sofort an, sobald ein anderer Hund sichtbar wird.

Der Mensch möchte vielleicht in diesem Moment mit Futter ablenken oder ein „Sitz“ abfragen, doch der Hund ist bereits im Alarmmodus. Sein Körper signalisiert Flucht oder Angriff.
Er kann das Signal nicht verarbeiten, und das Futter wird nicht mehr wahrgenommen. Hier wird deutlich, erst wenn ausreichend Distanz und Sicherheit hergestellt sind, kann überhaupt eine Lernchance entstehen.

⛈️⚡️🌧🌩🎆🎇🧨Geräuschangst (Feuerwerk, Gewitter, Schüsse)

Ein Hund, der bei Donner oder Böllern in Panik verfällt, reagiert oft mit Zittern, hecheln, Fluchtversuchen oder kompletter Erstarrung.
In diesem Moment ist Training schlicht zwecklos. Das Gehirn arbeitet auf „Notfallbetrieb“.
Selbst beruhigende Worte oder Futter erreichen den Hund kaum.
Erst nach Abklingen des Stresses kann man mit Desensibilisierung und Gegenkonditionierung in Mini-Schritten beginnen – nie mitten im Ausnahmezustand.

Angst vor neuen Umgebungen 🏠🏡🏢🏤🏥🏘🚐🚑🚒🚓🚜🚲🏍🚨🚁✈️
Ein Hund, der in einem reizarmen Umfeld aufgewachsen ist, wird in einer Stadt von Geräuschen, Menschen und Gerüchen überrollt.
Er zieht ggf weg, duckt sich, sucht Auswege. In diesem Zustand zu erwarten, dass er an lockerer Leine läuft, ist schlicht unfair.
Erst in ruhigen, überschaubaren Situationen kann er lernen, was „lockere Leine“ bedeutet.

Verarbeitung und Gedächtnis🧠😨🥹🙁
Ein weiterer Punkt: Hunde, die oft unter Angst stehen, haben Schwierigkeiten, Eindrücke richtig abzuspeichern.
Angstvolle Erfahrungen brennen sich tief ins Gedächtnis ein (Traumata), weil sie überlebenswichtig sind.

Positive Erfahrungen dagegen können in solchen Momenten kaum abgefragt werden, was erklärt, warum ängstliche Hunde immer wieder in alte Muster zurückfallen und Fortschritte langsamer wirken als bei gelassenen Tieren.

Was bedeutet das für den Alltag?
Für uns Menschen heißt das, ein Training unter Angst ist zum Scheitern verurteilt.
Erst wenn ein Hund innerlich Sicherheit erfährt, kann er offen werden für Neues.

Sicherheit entsteht durch verlässliche Strukturen, geduldiges Vorgehen, kleine Schritte und vor allem durch eine ruhige, berechenbare Bezugsperson, die für ihn Augen und Ohren offen hält und sich empathisch verhält.

Angst darf also nicht „übersehen“ oder ignoriert werden, sondern muss ernst genommen werden – nicht nur, weil es dem Hund damit schlecht geht, sondern weil Angst die Grundlage allen Lernens blockiert.

Sicherheit vor Training 🤗
Bevor überhaupt an Training zu denken ist, muss der Hund sich sicher fühlen, sorge daher für ausreichende Distanz zu allem, was Angst macht (z. B. andere Hunde, laute Geräusche, Menschenmengen, usw.).

Gib dem Hund Fluchtmöglichkeiten – führe ihn nicht in Ecken oder enge Räume, wo er sich gefangen fühlt.
Achte dabei auf Ruhezeiten – ein ängstlicher Hund braucht mehr Pausen, um Stresshormone abbauen zu können.

Kleinschrittiges Vorgehen🫶🙏
Statt große Trainingsziele anzupeilen, zerlege alles in winzige, machbare Schritte. Ein Hund mit Angst sollte am besten zuerst nur im Garten oder vor der Haustür die Leine positiv erleben.

Ein Hund mit Geräuschangst hört zunächst sehr leise, fast unmerklich, ein Geräusch gekoppelt mit etwas Angenehmem.

Ein Hund mit Trennungsangst erlebt erst Sekunden von Alleinsein, die er sicher übersteht, bevor die Zeit gesteigert wird.

Wichtig: Jeder Schritt muss so klein sein, dass der Hund nicht in Angst fällt.

Positive Verknüpfungen schaffen ☺️
Damit neue Erfahrungen nicht angstbesetzt sind, sollten sie immer mit etwas Schönem gekoppelt werden:
• Futter (am besten besonders hochwertig und schmackhaft).
• Spiel oder gemeinsame Freude.
• Körperliche Nähe oder sanfte Berührungen, wenn der Hund das zulässt.

Beispiel: Ein Hund, der fremde Menschen fürchtet, kann in großem Abstand beobachten – und für jedes ruhige Hinschauen, wegschauen gibt es eine Belohnung. So wird der Anblick mit Positivem verknüpft.

Rituale und Vorhersehbarkeit🤪
Ängstliche Hunde profitieren enorm von festen Abläufe, deshalb gleiche Gassi-Zeiten, feste Ruheplätze, wiederkehrende Rituale (z. B. bestimmte Reihenfolge beim Anziehen von Halsband und Leine).
Das macht den Alltag berechenbar und nimmt Unsicherheiten.

Eigene Ruhe als Mensch 🧘‍♀️
😊 Hunde nehmen unsere Stimmung und den damit verbundenen Hormonen entsprechend stark wahr. Wer selbst nervös, hektisch oder unsicher reagiert, verstärkt beim Hund die Angst. Deshalb atme bewusst ruhig, sprich leise und gelassen. Sei die „ruhige Basis“, an der der Hund sich orientieren kann.
Ein Satz wie „Alles gut“ wirkt nur, wenn er mit innerer Überzeugung gesagt wird.

Nicht in die Angst „hineintrainieren“☝️
Ein häufiger Fehler: Hunde werden in Situationen gebracht, die sie überfordern („er muss sich ja schließlich daran gewöhnen“), aber das Gegenteil passiert: Die Angst wird bestätigt und verstärkt.

Training funktioniert nur unterhalb der Angstschwelle.
Lieber kleine, sichere Schritte, die Vertrauen wachsen lassen.

Jeder Hund hat eine individuelle Grenze, ab der Angst zu stark wird.
Unterhalb der Grenze ist der Hund aufmerksam, kann wahrnehmen und auch lernen.

Oberhalb der Grenze ist der Hund im Überlebensmodus – Flucht, Angriff oder Erstarren. Lernen ist dann blockiert.
Wenn wir dann in zu großen Schritten vorgehen, reißen wir den Hund sofort über diese Schwelle.

Alles, was er dann abspeichert, ist: „Das war schlimm.“
Kleine Schritte sorgen dafür, dass er unterhalb der Angstgrenze bleibt – und so positive Erfahrungen machen kann.

Das Gehirn lernt langsamer bei Angst🐌
Das Gehirn speichert positive Erfahrungen anders als negative.
Angstvolle Erinnerungen prägen sich sofort und tief ein – das ist evolutionsbedingt sinnvoll (Gefahr soll nie vergessen werden).

Positive Erfahrungen müssen sich oft mehrfach wiederholen, damit sie sich festigen.

Das heißt: Ein einziges Mal „überfordert“ sein kann Wochen an Aufbauarbeit zunichtemachen. Kleine Schritte sichern, dass die positiven Eindrücke überwiegen.

Stresshormone abbauen braucht Zeit.
Nach einer Angstsituation sind Stresshormone wie Cortisol noch stundenlang im Körper aktiv.
Ein Hund, der stark erschrickt oder Panik hat, braucht lange, bis sein System wieder in Balance ist.
Wenn wir ihn sofort wieder in ähnliche Situationen bringen, stapeln sich die Stresshormone – und die Angst verstärkt sich.

Kleine Schritte verhindern diese Überladung und geben dem Körper Zeit, Hormone wieder abzubauen.

Nachhaltiges Lernen statt kurzfristige Anpassung.
Manche Hunde „funktionieren“ auf den ersten Blick auch unter Stress – sie setzen sich, laufen weiter oder lassen sich führen. Doch innerlich bleibt die Angst bestehen.

Bei kleinen Schritten lernt der Hund nicht nur ein Verhalten, sondern er verknüpft die Situation tatsächlich mit Sicherheit. So entsteht Veränderung, nicht nur Unterdrückung von Angst.

Rückschritte sind normal – lernen verläuft nicht linear.
Viele Menschen wünschen sich, dass ihr Hund nach einem Trainingserfolg „auf diesem Stand bleibt“ und nie wieder zurückfällt. Doch gerade bei ängstlichen oder unsicheren Hunden erleben wir oft: Gestern hat er etwas scheinbar verstanden, heute wirkt es, als wäre alles vergessen. Das frustriert viele Halter:innen – ist aber vollkommen normal. Rückschritte gehören zum Lernprozess dazu und sind sogar ein wichtiger Teil davon.

Weder beim Menschen noch beim Hund funktioniert Lernen als gerade Linie von „Problem“ zu „Lösung“. Stattdessen sieht der Weg eher aus wie eine Wellenbewegung: Fortschritt, Festigung, Rückfall, erneuter Fortschritt.

Ein Rückschritt bedeutet also nicht, dass der Hund „nichts gelernt“ hat. Das Gelernte ist noch da – aber es ist noch nicht stabil genug, um in jeder Situation abrufbar zu sein.

Schwankendes Stresslevel 🫠
Ob ein Hund neue Verhaltensweisen abrufen kann, hängt stark von seinem Stresspegel ab. An einem ruhigen Tag, nach ausreichend Schlaf, in einer entspannten Umgebung kann er Gelerntes viel besser zeigen.

An einem anstrengenden Tag, nach vielen Reizen oder einer ungewohnten Situation, reichen kleine Auslöser, um wieder in alte Muster zu fallen.

Das ist kein Rückfall ins „Nichts“, sondern eine Momentaufnahme, die zeigt, heute war die Angst oder die Belastung stärker.

Angst erinnert sich schneller als Mut.
Das Gehirn speichert negative Erlebnisse intensiver als positive – ein Überlebensmechanismus. Alte Angstverknüpfungen können deshalb sehr leicht wieder aktiviert werden.
Ein Beispiel, ein Hund, der nach vielen positiven Begegnungen mutiger geworden ist, braucht nur eine einzige bedrohliche Situation (ein knurrender Artgenosse, ein lautes Geräusch), und sofort bricht die alte Unsicherheit wieder durch.

Wichtig ist: Das löscht die vorherigen Erfolge nicht, es zeigt nur, dass die neue Verknüpfung noch gefestigt werden muss.

Rückschritte als Chance sehen.
Rückschritte sind nicht nur unvermeidbar, sie können sogar nützlich sein, denn sie zeigen, wo das Fundament noch instabil ist.
Sie geben uns die Möglichkeit, das Training erneut – kleiner, sicherer, kleinschrittiger – anzubieten.
Der Hund lernt „Auch wenn es mal schwer wird, bleibe ich bei dir und helfe dir.“

Jeder Rückschritt ist also gleichzeitig eine Gelegenheit, Vertrauen und Sicherheit zu vertiefen.

Die Haltung des Menschen ist entscheidend!
Oft verstärken Rückschritte nicht den Hund, sondern den Menschen: Frust, Ungeduld oder Enttäuschung übertragen sich sofort auf das Tier.
Wer jedoch versteht, dass Rückschritte kein Versagen, sondern Teil des Prozesses sind, bleibt gelassener. Und genau diese Ruhe braucht der Hund, um wieder Mut zu fassen. Wer Rückschritte akzeptiert und ruhig damit umgeht, nimmt Druck aus dem Training – und ermöglicht dem Hund, langfristig stabile Fortschritte zu machen.

10/08/2025

Raumverwaltung in der Hundeerziehung – ein gefährlicher Trend ohne wissenschaftliche Basis

In der Hundeszene taucht in den letzten Jahren immer häufiger der Begriff „Raumverwaltung“ auf. Was zunächst harmlos klingt, ist in der Praxis oft nichts anderes als eine neu verpackte Form von Einschränkung, Einschüchterung und Machtausübung – ohne wissenschaftliche Belege für Wirksamkeit oder Vorteil gegenüber anderen, tierschutzgerechteren Methoden.

Was Befürworter behaupten

Befürworter von Raumverwaltung empfehlen, dass der Mensch „den Raum kontrollieren“ solle – etwa indem er den Hund körperlich blockiert, ihm bestimmte Zonen (Türrahmen, Sofa, Küche) verwehrt oder durch gezielte Präsenz zum Ausweichen zwingt. Das soll angeblich „Führung“ zeigen, dem Hund „Respekt beibringen“ und unerwünschtem Verhalten vorbeugen.
Das Problem: Für diese konkrete Trainingsidee gibt es keine belastbaren, peer-reviewten Studien. In der Fachliteratur taucht der Begriff nicht als eigenständiges Konzept auf. Die positiven Effekte, die Anhänger sehen, sind meist schlicht das Ergebnis von Management und Wiederholung – nicht einer geheimnisvollen „Raumtheorie“.

Individualdistanz ist nicht Raumverwaltung

Oft wird Raumverwaltung mit Individualdistanz verwechselt.
Die Individualdistanz ist in der Ethologie klar definiert: Es ist der Abstand, den ein Tier zu einem anderen einhalten möchte, bevor es ausweicht oder droht. Sie ist beziehungs- und situationsabhängig, nicht starr – und sie beschreibt keine vom Menschen willkürlich „beanspruchte“ Zone.
Raumverwaltung dagegen ist in der Regel ein einseitig aufgezwungener Eingriff, der nicht auf gegenseitigem Verständnis beruht.

Alte Dominanzmythen in neuem Gewand

Das Konzept, Verhalten über Raumkontrolle zu steuern, erinnert stark an überholte Dominanz- und Rudeltheorien: „Wer den Raum kontrolliert, führt das Rudel.“
Die Wolfsforschung hat längst gezeigt, dass Wölfe in freier Wildbahn nicht in starren Alphastrukturen leben, sondern in Familienverbänden. Hunde sind zudem keine „abgemilderten Wölfe“, die nur auf Raumkontrolle reagieren. Fachgesellschaften warnen vor solchen Denkmodellen, weil sie zu unnötigen Konflikten führen und dem Tierwohl schaden.

Die Risiken: Stress, Frustration, Aggression

Wenn Raumverwaltung als „körperliches Blocken“, „Druck aufbauen“ oder „den Hund wegschicken“ umgesetzt wird, handelt es sich um eine aversive Methode.
Die Forschung zu aversiven Techniken ist eindeutig:
Erhöhter Stress: messbar z. B. durch höhere Cortisolwerte.
Mehr Aggression: Hunde, die konfrontativ trainiert werden, zeigen signifikant häufiger aggressives Verhalten gegenüber Menschen.
Schlechtere Lern- und Bindungseffekte: Belohnungsbasiertes Training erzielt nachhaltigere Ergebnisse, ohne negative Nebenwirkungen.
Kurz gesagt: Auch wenn der Hund scheinbar „Respekt“ zeigt, lernt er in Wirklichkeit oft nur zu meiden – und das unter Stress. Das kann zu Frustration und langfristig zu mehr Problemverhalten führen.

Verhalten folgt Emotionen – nicht Raumgrenzen

Verhalten wird nicht durch imaginäre Raumlinien gesteuert, sondern durch Emotionen, hormonelle Prozesse und Lernerfahrungen.
Hormone wie Cortisol oder Adrenalin beeinflussen Stress- und Fluchtverhalten.
Oxytocin, das bei positiven sozialen Interaktionen ausgeschüttet wird, fördert Bindung und Kooperationsbereitschaft.
Wer Verhalten nachhaltig verändern will, muss an Emotionen und Motivation ansetzen – nicht an der künstlichen Kontrolle von Wegen und Flächen.

Fazit

Raumverwaltung ist kein moderner Durchbruch in der Hundeerziehung, sondern eine altbekannte Methode in neuem Anstrich – ohne wissenschaftliche Fundierung. In der Praxis ist sie oft nichts anderes als Einschüchterung und Einschränkung, mit potenziell negativen Folgen für das Wohlbefinden des Hundes.
Wer tierschutzgerecht trainieren will, setzt auf belohnungsbasiertes Lernen, klare Kommunikation, positives Emotionsmanagement und echtes Verständnis für den Hund – nicht auf Machtspiele um den Raum.

Quellen

American Veterinary Society of Animal Behavior (AVSAB): Position Statement on the Use of Dominance Theory in Behavior Modification of Animals
Mech, L. D. (1999). Alpha status, dominance, and division of labor in wolf packs. Canadian Journal of Zoology, 1196–1203.
Scientific American / New Yorker: Populärwissenschaftliche Aufarbeitungen des Alpha-Mythos.
Vieira de Castro, A. C., et al. (2020). Does training method matter? Evidence for the negative impact of aversive-based methods on companion dog welfare. PLOS ONE, 15(12): e0225023.
Herron, M. E., et al. (2009). Survey of the use and outcome of confrontational and non-confrontational training methods in client-owned dogs. Applied Animal Behaviour Science, 117(1-2), 47–54.
Hiby, E. F., et al. (2004). Dog training methods: their use, effectiveness and interaction with behaviour and welfare. Animal Welfare, 13, 63–69.
Overall, K. L. (2013). Manual of Clinical Behavioral Medicine for Dogs and Cats. Elsevier.
Nagasawa, M., et al. (2015). Oxytocin-gaze positive loop and the coevolution of human–dog bonds. Science, 348(6232), 333–336.
Hall, N. J., & Wynne, C. D. L. (2012). The canid genome: behavioral geneticists’ best friend? Genes, Brain and Behavior, 11(1), 89–98.

Adresse

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