19/10/2024
Da ich selbst schön oft auf derartige Videos gestoßen bin und bestimmt dem ein oder anderen in gutem Glauben auf den Leim gegangen bin, teile ich gerne diesen sehr wichtigen Beitrag der Welttierschutzgesellschaft, der in einem Fachmagazin für Tierärzte gepostet wurde.
Es ist ein sehr wichtiges Thema, denn hier wird in nicht nur betrügerischer Weise die Empathie und das Mitgefühl von Menschen ausgenutzt, sondern vor allem den Tieren unglaublich perfide großes und größtes Leid angetan. Ich will gar nicht wissen, wie viele vermeintliche Tierrettungen gescheitert sind und das Tier sein Leben verlor bei der perversen Inszenierung….
Welttierschutzgesellschaft:
Inszenierte Tierrettungen auf Social Media – Betrug auf Kosten der Tiere
(ein Beitrag der Welttierschutzgesellschaft e.V.)
Menschen bringen teilweise Tiere in Gefahrensituationen, um sie dann „heldenhaft“ zu retten. Damit generieren sie Klicks und Reichweite und profitieren so finanziell vom Leid der Tiere. Ein neuer Bericht der Welttierschutzgesellschaft und der Social Media Animal Cruelty Coalition zeigt das ganze Ausmaß des Übels.
Es ist eine besonders perfide Form von Tierleid auf Social Media: Tiere in Gefahrensituationen zu bringen, um sie dann heldenhaft zu retten. Viele Tierfreundinnen und Tierfreunde werden damit in die Irre geführt, Erstellende profitieren auch durch Werbeeinnahmen monetär – und immerzu neue Tiere werden in qualvolle, gar lebensgefährliche Situationen gebracht. Der neue Bericht, den die Welttierschutzgesellschaft im Bündnis mit der Social Media Animal Cruelty Coalition (kurz: SMACC) jetzt veröffentlicht haben, zeigt das ganze Grauen: Neun unterschiedliche Themen inszenierter Rettungen wurden dokumentiert – von Tieren, die ausgehungert, misshandelt und lebensgefährlich verletzt werden, um Klicks und Reichweite zu generieren. Der Bericht schockiert, bietet aber gleichzeitig wertvolle Hilfestellung durch drei praktische Schritte, die Nutzerinnen und Nutzer durchführen können, um inszenierte von echten Tierrettungen zu unterscheiden.
Es ist die erste umfassende Analyse dieses wachsenden Trends: Ein engagiertes Team hat über drei Monate insgesamt 605 Videos von inszenierten Tierrettungen auf Facebook, YouTube, Instagram, TikTok und Twitter/X gesammelt, diese dokumentiert und analysiert. Die Ergebnisse im Kurzüberblick:
Es gibt unterschiedliche Formen von inszenierten Rettungen, die sich thematisch in drei großen Themenblöcken bündeln lassen:
Tiere, die in akuten Gefahrensituationeb sind (66,9 Prozent), darunter etwa ein Drittel verlassen gefundene Tiere (1), oft auf der Straße, auf Müllkippen oder in ungeeignetem Lebensraum sowie zu einem weiteren Drittel Tiere, die gefangen/feststeckend waren (2), etwa in Plastiktüten oder mit den Gliedmaßen verschnürt. Weitere werden vor dem Ertrinken (3) oder begraben (4) gerettet.
Unrealistische Szenarien (16,1 Prozent) zeigen Tiere, die vor einem Angriff durch andere Tiere gerettet wurden (5) – häufig in sehr unrealistischen Szenarien oder weil ein Aufeinandertreffen von Tieren gezeigt wird, die sich in freier Wildbahn niemals begegnen würden. Weiter zählen zu diesem Themenkomplex Videos, die Szenen zeigen, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so in der Realität abspielen würden (6).
Tiermedizinische Behandlungen oder Umstände, in denen diese notwendig wäre, stellen mit 14,8 Prozent der geprüften inszenierten Rettungen den dritten großen Themenkomplex inszenierter Rettungen dar. Hier werden Tiere entweder in unprofessioneller Weise “behandelt” (7), “wiederbelebt” (8) oder sind vermeintlich schwer erkrankt, etwa bewusstlos oder von unnatürlich vielen Parasiten befallen (9). Die Fake-Rescue-Themen und Tipps, diese zu erkennen
Hier finden Sie einige Tipps, wie sich Fake-Rescue-Videos erkennen lassen:
Tiere in akuten Gefahrensituationen
Fast 68 Prozent der analysierten Fake-Rescue-Inhalte zeigten zunächst umfassend die Gefahrensituationen, bevor die Rettung eingeleitet wurde. In diesen Inhalten wurden Tiere manchmal mehrere minutenlang in Gefahr gelassen, während die Erstellenden sie filmen. Dies entspricht nicht der Definition von Rettung, wenn das Tier weiterhin leidet. Das Festhalten der Situation auf der Kamera wird über die tatsächliche Rettung des Tieres gestellt, was im Tierschutz niemals der Fall sein sollte.
Möglich sind beispielsweise die Darstellung von
Verlassenen Tieren
Gefangenen oder feststeckenden Tieren
Ertrinkenden Tieren
Ver- oder begrabenen Tieren
Profile, die Fake-Rescue-Inhalte teilen, präsentieren oft eine Reihe ähnlicher Videos diese Art. Daher ist es entscheidend, die Vielfalt der vom Konto geteilten Inhalte zu überprüfen. Wenn überwiegend Videos gezeigt werden, die Tiere in verdächtigen Situationen darstellen, und es sehr wenig Informationen oder Nachverfolgung bezüglich der Tiere, der Rettenden bzw. der Organisation oder allgemeiner Tierschutzthemen gibt, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass der Inhalt gefälscht ist.
Unrealistische Szenarien
Viele Fake-Rescue-Inhalte zeigen vermeintlich zufällige Begegnungen, heißt: Die rettende Person war angeblich ganz zufällig an Ort und Stelle, wo sich das Tier befand, und filmte sich bereits auf dem Weg. Dies ist äußerst unwahrscheinlich und Nutzer*innen sollten immer kritisch hinterfragen, ob dieses Szenario sich wirklich real so abgespielt haben kann. Zudem wäre bei diesen Szenarien zu erwarten, dass das Filmmaterial aus der Perspektive der Erstellenden stammt, der die Kamera / das Smartphone hält – viele Fake Rescues sind aber aus unterschiedlichen Kameraperspektiven und –winkeln gefilmt.
Möglich sind hier beispielsweise:
Tierkämpfe oder
Tiere, die aus einer unwahrscheinlichen Situation gerettet werden
In Profilen, die viele Fake-Rescue-Inhalte teilen, ist es oft ein und dieselbe Person, die die Rettung durchführt. Das kann auch bei echten Rettungen der Fall sein, wenn jemand beruflich damit beschäftigt ist, Tiere zu retten. Wenn jedoch der Kanal keiner Tierschutzorganisation zugehörig ist oder die Erzählung des Inhalts besagt, dass die Person zufällig auf ein Tier in Not gestoßen ist, wirft es Verdacht auf, wenn immer dieselbe Person zu sehen ist. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass dieselbe Person mehrfach in solchen Situationen ist. Tiermedizinische Behandlungen
Auch im Zusammenhang mit „tiermedizinischen Behandlungen“ werden teilweise Videos in Umlauf gebracht. Sie zeigen etwa,
*weder professionell durchgeführte, noch sinngemäße „medizinische“ Behandlungen
unprofessionelle „Wiederbelebung“ von Tieren, die entweder noch atmen oder betäubt erscheinen
*unnatürlicher Befall mit Parasiten
In 49,3 Prozent von Fake-Rescue-Inhalten trugen die gezeigten Personen keine angemessene oder professionelle Rettungsausrüstung. Die Retter*innen erscheinen in alltäglicher Kleidung, anstatt in Identifikationskleidung einer Organisation, oder ihr Gesicht wird möglicherweise überhaupt nicht gezeigt. Die medizinischen Einrichtungen oder der Bereich, in dem das Tier angeblich behandelt wird, wirken nicht offiziell oder zweckmäßig. Die Bereiche könnten unrein erscheinen oder es fehlen medizinische Ausrüstung oder Werkzeuge, und das Gesicht des Tierarztes/der Tierärztin wird nicht gezeigt.
Weitere Ergebnisse des Berichts
Der Bericht lieferte zusätzliche Erkenntnisse zu inszenierten Tierrettungen:
Die am häufigsten betroffenen Tiere sind mit 92 Prozent Säugetiere,
davon vor allem Katzen (42 Prozent),
Primaten wie junge Makakken (29 Prozent) sowie
Hunde (20 Prozent)
Die meisten Fake-Rescue-Inhalte fanden sich auf Facebook (48 Prozent), gefolgt von TikTok (24 Prozent), YouTube (23 Prozent), Instagram (4 Prozent) und Twitter/X (0,6 Prozent).
Zum Zeitpunkt der Analyse wurden die 605 Videos insgesamt 576.967.630 Mal angesehen (über eine halbe Milliarde Mal).
Von den 605 an die Moderationsteams der sozialen Netzwerke gemeldeten Inhalte wurden nur etwas mehr als 25 % innerhalb eines Monats entfernt, wenngleich einige Netzwerke Fake Rescues bereits in ihren Gemeinschaftsstandards verbieten. Das zeigt, dass die Moderationsteams sozialer Netzwerke unzureichend handeln.
Was können Sie tun?
Wissen aufbauen, um inszenierte von echten Tierrettungen unterscheiden zu können. Sie finden Erläuterungen zum Vorgehen im Detail hier:
https://welttierschutz.org/fake-rescues.
Fake-Rescues konsequent an die Moderationsteams der sozialen Netzwerke melden! Bitte nicht ansehen, verbreiten oder darauf reagieren, da jede(!) Interaktion die Reichweite steigert.
Wissen teilen:
Dieser Bericht liefert wichtige Informationen rund um inszenierte Tierrettungen, die der Öffentlichkeit, Social-Media-Plattformen und anderen helfen können, diese zu identifizieren und zu melden. Teilen Sie den Bericht in Ihren Netzwerken und sprechen Sie darüber, verlinken Sie und verwenden Sie Hashtags wie
, , .
Echten Tierschutz fördern: Tierschutzorganisationen wie auch die Welttierschutzgesellschaft stellen echte Tierrettungen dar, um Aufmerksamkeit für Missstände zu schaffen und Transparenz hinsichtlich der eigenen Arbeit zu leisten. Diese Inhalte dürfen nicht unter einen Generalverdacht gestellt werden, sondern sollten umso dringlicher gefördert werden. Informieren Sie sich auf den Kanälen und Seiten seriöser Organisationen und schauen, liken, teilen Sie insbesondere die Videos dort. Auch helfen Ihre Spenden, diese Kampagnenarbeit sowie Tierschutzprojekte weltweit zu ermöglichen, um für mehr Tierschutzbewusstsein und ein Ende grausamer Tierqual einzustehen:
https://welttierschutz.org/secure/spende-gegen-fake-rescues/?tw_cid=10667810.
Appellieren Sie an die sozialen Netzwerke für endlich entschiedenes Handeln:
Unterzeichnen und teilen Sie die Petition der Welttierschutzgesellschaft, mit der sie die Betreiber der sozialen Netzwerke auffordern, ihre Gemeinschaftsstandards um das Thema Tierqual auszuweiten und dies konsequent umzusetzen:
https://welttierschutz.org/petition
oder einen Tick weiter unten auf dieser Seite.
Liebe Tierärztinnen und Tierärzte, dass Tierquäler*innen um Geld zu verdienen das Wohlwollen tierliebender Menschen wie Ihnen ausnutzen und Tierschutzorganisationen wie der Welttierschutzgesellschaft schaden wollen, ist bösartig und falsch. Bitte halten Sie mit uns dagegen! Weitere Informationen
Welttierschutzgesellschaft e.V.
Reinhardtstr. 10
10117 Berlin
Tel.: +49(0)30 – 9237226-0
E-Mail: [email protected]
Hier der Link zu dem vollständigen Bericht:
https://welttierschutz.org/wp-content/uploads/2024/09/SMACC-SPOTLIGHT-REPORT-Fake-Rescue-GERMAN.pdf
Helfen Sie uns Tierleid für Fake-Rescue-Beiträge zu stoppen! Wir setzen vielseitig bei den Wurzeln dieses Tierleids an – mit unserer Kampagne und praktischer Tierschutzarbeit in mehr als 20 Ländern der Welt. Besonders nachhaltig unterstützen Sie mit Ihrer monatlichen Spende u....