20/09/2022
Teamvorstellung, heute: TFA Lucia Bay
Als Kind wollte ich immer schon Tierärztin werden. Während andere Mädchen (und Jungs) in meinem Alter fest davon überzeugt waren, Prinzessin zu werden und mit ihren Barbiepuppen Familie spielten, saß ich in meinem Kinderzimmer und habe meine Stofftiere aufgeschnitten. Das klingt jetzt irgendwie brutal, aber ich verspreche, ich habe das natürlich nur gemacht, um eben diesen mit einer lebensrettenden OP zu helfen!!!
Im Laufe der Zeit hat sich der Wunsch, Tierärztin zu werden, auch nicht großartig verändert. Ich habe freiwillige Praktika bei Tierärzten gemacht und so oft ich konnte (und durfte) die Fernsehserie „Menschen, Tiere und Doktoren“ geschaut. Mit unserem Hund „Josie“ habe ich schon im Welpenalter „Tierarzttraining“ gemacht: Ins Maul schauen, in die Ohren schauen, die Pfoten inspizieren, stillhalten. Ich war auch immer bei jedem Tierarzttermin mit dabei und habe mir interessiert angehört, was gesagt wurde.
In meiner Abiturzeit ist dann relativ schnell klar geworden, dass ein Tiermedizinstudium erst einmal nicht in Frage kommt. Meine Noten waren nicht schlecht, aber bei dem aktuellen NC war es quasi unmöglich. Außerdem ist es einfach unfassbar anstrengend und anspruchsvoll und habe ich wirklich den allergrößten Respekt vor allen, die das tatsächlich durchziehen. Das Pflichtpraktikum auf dem Schlachthof hat mich dann komplett abgeschreckt.
Weil ich da also stand, nach meinem Abi, und keine Ahnung hatte, was ich eigentlich machen möchte, bin ich kurzerhand mit zwei guten Freunden nach Neuseeland geflogen. Dort habe ich Land und Leute kennengelernt, auf vielen Farmen gearbeitet und die beste Zeit meines Lebens gehabt. Ich war fest davon überzeugt, dass ich nach 8 Monaten zurückkommen würde und wüsste, wer ich bin und was ich will. Tja, Fehlanzeige! Ich hatte immer noch absolut keine Ahnung, wie ich mir meine Zukunft vorstellen könnte. Mindestens einen Hund und mindestens ein Pferd wollte ich irgendwann haben. Mehr wusste ich nicht.
Da mir das Arbeiten auf verschiedenen Höfen aber so gut gefallen hat, habe ich angefangen in Soest Agrarwirtschaft zu studieren. Da wurde mir allerdings sehr schnell klar, dass ich weder gemacht bin fürs Studieren an sich, noch für die Agrarwirtschaft. Was mir aber klar war: Ich kann und will nicht ohne einen Hund leben. Also musste wohl oder übel ein eigener Hund her. Einer, der nicht allzu groß ist sondern den man praktisch überall mit hinnehmen kann und vor allem einer, der ein toller Reitbegleithund wird. So bin ich zu meinem Tierschutzhund „Snorre“ gekommen, den ihr hier schon als Model für unsere Website gesehen habt.
Jetzt hatte ich also einen Hund und immer noch keine Ahnung, was ich machen will. Als meine Mutter eines Tages von einem Tierarztbesuch kam, erzählte sie mir, dass dort in der Praxis gerade spontan eine Ausbildungsstelle zur Tiermedizinischen Fachangestellten frei geworden sei und dringend besetzt werden sollte. Ich hatte bisher nichts von diesem Beruf gehört und machte mich schlau, bis klar war: Das ist es! Das will ich (zumindest vorerst) machen! Eine „kleine Tierärztin“ sein quasi. Ich bewarb mich und wurde auch direkt zum Probearbeiten eingeladen. Eine Bekannte von meinem Reitstall hat dort als Tierärztin gearbeitet und sicherlich auch ein gutes Wort für mich eingelegt (an dieser Stelle: danke, Mabel!) und so hat es tatsächlich super spontan geklappt und ich hatte einen Ausbildungsplatz in der Tierarztpraxis von Dr. Schmidt in Werl! Mit dem Hund ließ sich das ganze dank relativ flexibler Arbeitszeiten und tollen Eltern, die mich immer unterstützen, super vereinbaren. Die Ausbildung machte mir enorm viel Spaß. Ich gewann neue Freunde und durch besagte Tierärztin des Teams wuchs mein Interesse an der Tierphysiotherapie, sodass ich mich 2021 für eine 1,5 Jährige Weiterbildung zur Hunde- und Pferdepyhsiotherapeutin entschied. Die Weiterbildung verlangt mir einiges ab, es ist wirklich viel zu lernen, aber es macht auch einfach viel Spaß. Vor allem, zu sehen, wie es den Tieren Erleichterung verschafft und sie wieder lebensfroh durch die Welt laufen können.
In meinem Ausbildungsbetrieb habe ich außerdem auch schon mit Frau Bushell zusammengearbeitet und wir haben schnell festgestellt, dass wir uns, sowohl auf menschlicher, als auch auf beruflicher Ebene, sehr gut verstehen. So war es für mich zwar eine schwere Entscheidung zu kündigen und mit ihr mit zu kommen, aber dennoch definitiv keine, die ich bereue, oder über die ich lange nachdenken musste. Ob ich nun endlich gefunden habe, was ich mein Leben lang machen möchte und das hier meine Endstation ist? Vielleicht. Es macht mir auf jeden Fall eine Menge Spaß und ich freue mich, die nächsten Jahre weiter von so einer fantastischen Tierärztin lernen zu dürfen und bin froh und dankbar, hier auch meine physiotherapeutischen Behandlungen durchführen zu können. Ich freue mich auf das, was die Zukunft bereit hält.