09/11/2021
Die Zauberzutat für gelungene Führung
Heute möchte ich meine aktuellen Gedanken mit Euch teilen.
Hunds-kompetent ist ja vor 9 Jahren entstanden, weil meine eigenen Hunde zu viele Entscheidungsfreiheiten hatten. Damals dachte ich, dass Hunde glücklich wären, wenn sie ihre Freiheit hätten. Meine selbstbewusste Hündin Bryce stellte jedoch mein bisheriges Verständnis von Hunden komplett auf den Kopf. Mit ihrem Einzug standen Probleme innerhalb meiner Hundegruppe auf der Tagesordnung und es war klar, dass ich dringend etwas ändern musste.
Mir ist erst nach der gelungenen Beziehungsarbeit mit meinen Hunden aufgefallen, wie viel Stress meine ältere Hündin Kira hatte. Denn Freiheit bedeutet auch immer Verantwortung zu haben, weil die ja sonst niemand übernimmt.
Seitdem ich selbst den Weg vom herkömmlichen Hundetraining zur Führung des Hundes gegangen bin, beschäftigt mich dieses Thema am meisten: was ist diese „Zauberzutat“, wodurch es einige schnell erreichen, dass der Hund ihre Führung akzeptiert und andere Jahre dafür brauchen? Wie kann jemand, der dieses „gewisse Etwas“ anscheinend nicht hat, führen lernen?
Und hier kommt nun meine ernüchternde Antwort auf die Frage was es braucht, damit die Führung des Hundes gelingt: jeder Mensch und jeder Hund ist ein Unikat und genau deshalb gibt es die eine Zutat, mit der Führung gelingt, gar nicht! Jeder Mensch hat seinen ganz eigenen Entwicklungsweg zu gehen. Der eine steht noch am Anfang des Weges „Führungskraft für den Hund“ zu werden, der andere geht diesen Weg schon recht lange. Dem einen stehen z.B. Ängste im Weg oder hat einen inneren Kritiker, der ihm z.B. ständig sagt, dass er es eh nicht hinkriegen wird und der andere hat schon vor Jahrzehnten verlernt sich einzusetzen. Kurz: es ist nicht „eine“ Sache, die entscheidet ob Führung gelingt oder nicht. Es ist vielmehr eine Zutatenliste die ganz individuell vom Typ des Hundes und des Halters abhängig ist.
Hunden Aufgaben abzunehmen bedeutet nicht, dass Problemverhalten abzustellen, indem mit Futter umgelenkt oder mit einer Wasserpistole ein Meideverhalten erzeugt wird. Führen bedeutet zuhören und Antworten geben zu können, zu übernehmen, präsent sein, Orientierung geben und eben nicht „Probleme wegmachen wollen“, sondern sich mit dem Hund auseinander zu setzen. Wie bei dem bekannten Beispiel der Ölwarnlampe, die plötzlich im Auto aufleuchtet. Es hat einen Grund warum sie leuchtet. Die Warnlampe auszuschalten löst eben nichts an der Ursache des Problems. Nicht die die Warnlampe ist das Problem, sondern der Mangel an Öl. Und so ist beim Hund z.B. nicht sein bellen, wenn er andere Hunde sieht das Problem, sondern das er bisher niemanden hatte, der ihm diesen Konflikt „Hundebegegnungen trotz Leine zu managen“ abgenommen hat.
Führung ist ein Weg. Genau deshalb finde ich diese Arbeit so spannend! Wenn du bereits auf deinen Weg bist, ist das schon ein Grund zu feiern. Auch wenn du vielleicht das Licht am Ende des Tunnels noch nicht siehst. Hab Geduld und bleib auf deinen Weg. Gerne unterstütze ich dich mit Inputs über die vielen Aspekte der Führung, aber die Umsetzung liegt an dir. Und es ist dabei egal, ob du zwei Monate oder zwei Jahre brauchst für deinen Weg. Denk dran: der Weg ist das Ziel!
Ich treffe in meinen Coachings oft Hunde, die wirkliche Herausforderungen sind. Sie sind die besten Lehrmeister! Und von den besten Lehrern lernt man länger😊 (Das ist eine Möglichkeit eine positiven Haltung gegenüber Herausforderungen einzunehmen, auch wenn sie nicht so schnell zu meistern sind). Wenn ich heute auf meine 9,5-jährige Hündin schaue, bin ich oft gerührt von dieser tiefen Verbindung die ich spüre und von all dem, was ich von ihr lernen durfte. Vor 9 Jahren habe ich noch täglich über diesen Hund geflucht. Deshalb freue ich mich wirklich über jeden Menschen, der bereit ist seinen Lern-Weg zu gehen. Denn es lohnt sich!
Karin Actun