26/05/2024
Die Phytotherapie bei der Katze
In der Phytotherapie werden Pflanzen und Pflanzenteile wie Blätter, Blüten, Rinden, Wurzeln, Samen und deren Zubereitungen zur Vorbeugung von Krankheiten, Unterstützung des allgemeinen Wohlbefindens, Therapie leichter oder chronischer Erkrankungen sowie Befindensstörungen, die nicht lebensbedrohlich sind, eingesetzt.
Phytotherapeutika können den Körper antioxidativ (schädliche freie Radikale abwehrend), entzündungshemmend (antiinflammatorisch), schmerzlindernd (analgetisch) und regulierend auf Körperfunktionen (z.B. Hormonhaushalt oder Verdauung) unterstützen.
Die eingesetzten Pflanzen/-teile enthalten:
- Alkaloide können leicht giftig wirken, haben primär Einfluss auf das zentrale Nervensystem, stören die Zellteilung und können Enzyme hemmen.
- Anthranoide/Glykoside werden nach der Einnahme im Darm in Anthrone umgewandelt und wirken abführend.
- Ätherische Öle haben als Hauptbestandteil Terpene und sind antirheumatisch, desinfizierend, antimikrobiell, entzündungshemmend, appetitanregend, beruhigend, durchblutungsfördernd, harntreibend, verdauungsfördernd und werden häufig auch in der Aromatherapie eingesetzt.
- Bitterstoffe sind appetitanregend, stoppen aber auch Heißhungerattacken, regen die Verdauung an, sind galletreibend, unterstützen die Entsäuerung, Bronchialfunktion und die Leber
- Flavonoide kommen in erster Linie als Glykoside vor und wirken unter Anderem antioxidativ, entzündungshemmend, antiviral, schützen Nervenzellen und das Herz.
- Gerbstoffe sind antibakteriell, antiviral, adstringierend (zusammenziehend), entzündungshemmend und neutralisieren Gifte
- Herzglykoside besitzen herzwirksame Effekte zur Senkung der Herzfrequenz und der Steigerung der Herzkraft, welche aber durch ihre Giftigkeit therapeutisch wenig eingesetzt werden können
- Pflanzliche Öle werden in der Phytotherapie in erster Linie für Salben oder Cremes eingesetzt. Durch die enthaltenen essentiellen Fettsäuren können z.B. Nachtkerzen- oder Borretschöl bei Katzen auch oral eingesetzt werden
- Phenylpropanderivate wirken antioxidativ, entzündungshemmend, antimikrobiell. Die entsprechenden Abbauprodukte haben unter Anderem spasmolytische, ödemhemmende, stressmindernde und entzündungshemmende Eigenschaften
- Polyketide sind antimikrobiell, brechreizhemmend, verdauungsregulierend, entzündungshemmend und antioxidativ
- Saponine sind stark schaumbildend, harntreibend und wirken entzündungshemmend
- Zu den Scharfstoffen zählen Alliine, Alkamide und Glucosinolate welche unter Anderem blähungstreibend, antimikrobiell und blutdrucksenkend sind
- Schleimstoffe bilden – wie der Name schon sagt - mit Wasser Schleim. Sie wirken immunstimulierend, hustenlindernd, reizmildernd z.B. für Magen- und Darmschleimhaut, schmerzlindernd, entzündungshemmend, abführend und resorptionsverzögernd
Warum ist die Phytotherapie nun für Katzen nur eingeschränkt einsetzbar?
Katzen haben eine Glucuronidierungsschwäche und können teilweise giftige Stoffe in der Leber nur langsam oder überhaupt nicht abbauen.
Die Glucuronyltransferase ist ein lokales Enzym in der Leber, welches den Abbau körperfremder Stoffe unterstützt. Dazu gehören z.B. Umgebungsgifte, Alkohol und auch in sekundären Pflanzenstoffen enthaltene Terpene, Phenole, Salicylsäure, ätherische Öle, Flavonoide oder Scharfstoffe.
Diese Glucuronyltransferase fehlt Katzen! Aus diesem Grunde kommt es bei der Aufnahme körperfremder Stoffe zu einer Anhäufung von giftigen Ablagerungen, welche nicht abgebaut und über die Nieren ausgeschieden werden können → Es kommt zu einer schleichenden Vergiftung des Körpers und Leberversagen!
Da Katzen auch über die Atmung oder die Haut Giftstoffe aufnehmen können, sollte man zum Einen beim Einsatz von Heilpflanzen aufpassen, aber auch bei sekundären Dingen, wie z.B. Duftkerzen (Stichwort ätherische Öle!), Nikotin, Waschmittel etc.
Nachfolgend eine Liste von Heilpflanzen, ob und wie diese bei Katzen eingesetzt werden können (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
Nicht geeignet:
Ackerschachtelhalm, Adonisröschen, Aloe vera, Andorn, Angelikawurzel, Anis, Birke, Bärentraube, Bitterklee, Brombeere, Cayennepfeffer, Dalmatinische Insektenblume, Enzian, Eukalyptus, Fenchel, Fichte, Gänsefingerkraut, Galgant, Gewürznelke, Heidelbeere, Ingwer, Isländisch Moos, Kaffeesamen, Kalmus, Kapuzinerkresse, Kardamon, Kiefer, Knoblauch, Koriander, Kranichbeere, Kümmel, Latschenkiefer, Liebstöckel, Linde, Löwenzahn, Loorbeer, Majoran, Meerrettich, Mönchspfeffer, Muskat, Neem, Orange, Oregano, Petersilie, Pfefferminze, Pomeranze, Preiselbeere, Propolis, Ringelblume, Rosmarin, Schwarzkümmel, Safran, Salbei, schwarzer Senf, Senna, Steinklee, Tausendgüldenkraut, Teebaum, Thymian, Wacholder, Wegwarte, Wermut, Wintergrün, Zimt, Zitwerwurzel, Zitronengras
Eingeschränkt geeignet →wiederholte Anwendung nur nach strenger Indikation, niedrig dosieren, Wiederholung nach max. 2 Tagen:
Artischocke, Ballonrebe, Benediktenkraut, Efeu, Faulbaum, Ginseng, Ginkgo, Goldrute, Hauhechel, Holunder, Huflattich, Kalmus, Kamala, Katzenbart, Königskerze, Koriander (nur äußerlich), Mahonie, Malve, Myrrhe, Bittersüßer Nachtschatten, Pappel, Ratanhia, Rhabarber, Rosskastanie, Schisandra, Schafgarbe, Schöllkraut, Senna, Spitzwegerich, Stiefmütterchen, Süßholzwurzel, Taigawurzel, Teufelskralle, Walnuss (nur äußerlich), Wassernabel, Wegwarte, Weide, Weihrauch, Weißdorn, Tormentill (schlechte Akzeptanz)
Bedingt geeignet →niedrig dosieren, einschleichend beginnen:
Baldrian, Bockshornklee, Brennnessel (keine Dauertherapie), Curcuma, Eichenrinde, Eibisch, Eichenrinde, Hagebutte, Herzgespann, Hopfen, Kamille, Kampfer, Kava-Kava, Leinsamen, Melisse, Mistel, Primelwurzel, Sonnenhut, Schwarztee, Wolfstrapp, Zaubernuss (nur äußerlich)
Geeignet:
Borretsch, Ecchinacea (nicht bei Autoimmunerkrankungen), Euphrasia (nicht innerlich), Flohsamen(schalen), Lavendel, Mariendistel, Nachtkerze, Ringelblume, Rizinus, Thymian (nur als Inhalation)
(Quelle: Brendick-Worm/Melzig 2018)
Bitte möglichst keine Eigenbehandlung durchführen, sondern immer eine:n erfahrene:n Phytotherapeuten:in um Rat fragen.
Viele Grüße
Simone
©Simone Wurth 2024