01/11/2024
Bella wird 13 😍 - Vom Tierschutznotfall zum Traumhund
"Eli, bei einem Fall wie diesem Hund werden wir wahrscheinlich starke Medikamente brauchen..." - Das waren die Worte einer Bekannten von mir, ihres Zeichens Verhaltenstherapeutisch arbeitende Tierärztin, als ich sie weinend anrief, weil ich mir einfach keinen Rat mehr wusste und dachte ich muss aufgeben.
Als Bella vor ca. 11 Jahren zu mir kam wusste ich gleich, dass sie eine Herausforderung werden würde. Aber nicht, weil sie aggressiv oder ängstlich war - sondern weil sie eine gravierend ausgeprägtes stereotypes Verhalten zeigte.
Was das ist? In Bellas Fall, war es so:
Sie hat sich stundenlang im Kreis gedreht, dabei gejammert oder geschrien und konnte sich einfach nicht entspannen. Auch beim Gassi gehen zeigte sie dieses Verhalten. Ein paar Schritte laufen, dann eine Drehung. Zur Ruhe kommen zu Hause? Keine Chance, solange sich irgendwer bewegte.
Warum sie das zeigte? Sicherlich, weil sie misshandelt und zu viel angebunden und eingesperrt war in ihrem Leben. Und dann zuviel hin und her. Erst Tierschutzverein in Spanien, wo man ihr das Leben gerettet hat. Ein Jäger hat sie in der Sonne angebunden, ohne Wasser und Futter, weil sie nicht gut genug war. Damals war sie fast verhungert und in Spanien wurde sie aufgepäppelt. Aber da saß sie natürlich auch hinter Gittern.
Gleiches dann im Tierheim in Ludwigsburg. Sie wurde von allen gemocht aber ihr Verhalten im Zwinger wurde schlimmer, so dass sie irgendwann wundgelaufene Füße hatte. In der Hofhundgruppe (wo sie freilaufen durfte) konnte sie nicht mehr mitlaufen, weil die anderen sie aufgrund ihrer Probleme natürlich sofort gemobbt haben. Also wieder weniger Bewegung. Ein Teufelskreis.
Eine Vermittlung endete damit, dass sie weggelaufen ist und von den Kollegen nach Tagen im Wald unter Einsatz von unglaublicher Geduld wieder eingefangen wurde. Eine Zweite Vermittlung lief anfangs gut, Bella kam auch zur Ruhe. Dann kam sie aber zurück, weil die Dame sich das Leben mit Hund doch anders vorgestellt hatte und ihr das viele Gassigehen zuviel wurde.
Und nun? Wieder Zwinger?
Also habe ich Bella kurzerhand dort abgeholt und mit heimgenommen. Sie war ein Herzchen. Super Sozialverträglich und eine tolle Maus aber eben schwer einen an der Waffel durch das ganze Martyrium. Und ja, auch als Hundetrainerin kann man an seine Grenzen kommen. Neben Arbeit im Tierheim und Hundeschule und meinen 2 anderen Hunden war Bella der Dreh-und Angelpunkt die nächsten Monate. Schlaf hatte ich nicht viel.
Sie kam und kam nicht zur Ruhe. Boxentraining (was ihr glaube ich das Leben rettet, weil wir beide sonst vollends durchgedreht wären). Hier konnte sie nach ca. einer Stunde endlich etwas schlafen. Ich habe viel gelernt über mich und ein solches Verhalten in der Zeit aber es war die Hölle. Irgendwann habe ich gemerkt, dass Bella tatsächlich zur Ruhe kommt - wenn keiner da ist. Also gut, das war ein Anfang.
Aber sobald ein Mensch im Haus war, wieder das gleiche, schreien, jammern, drehen. Und alles was essbar ist, wurde erbarmungslos geklaut (klar, sie war fast verhungert und hat gelernt, dass Essen das wichtigste im Leben ist). Ich habe viel mit Kollegen gesprochen. Ich weiß noch, wie ich mit meiner Bekannten geredet habe und sie mir sagte, dass sie nicht glaubt, dass man das so in den Griff kriegt. Einschläfern oder Medikamente.
Ersteres Stand nie im Raum und Medikamente wollte ich nur als letztes Mittel versuchen. Ich habe wirklich alle Alternativmittelchen probiert, Ruhesignal versucht und alles, was es so an Tipps gab.
Was uns letztlich geholfen hat? Einfach den Hund annehmen wie er ist, viel Durchatmen und gehen, wenn ich es nicht mehr ausgehalten habt. Dann hat Bella ja immerhin mal geschlafen. Es hat Monate gedauert, bis sich ganz leicht etwas verbessert hat und Jahre, bis wir das ganze erträglich im Griff hatten. Ohne Medikamente. Nur mit viel Geduld und den offenen Ohren der Menschen, die ich damit immer wieder nerven durfte. Danke dafür nochmal, ich weiß ich war damals auch nicht gerade entspannt.
Auch heute rennt Bella manchmal noch im Kreis, wenn sie gestresst ist oder ein bisschen drüber ist. Auch heute geht sie Treppen noch gern mit einem Kreisel auf jeder Etage. Aber das ist alles ok so.
Warum ich euch das schreibe? Weil es zeigt, dass man vieles hinkriegen kann. Aber nicht schnell, nicht mit Druck und nicht jetzt sofort. Macht euch das bitte immer klar.
Heute wird Bella 13 Jahre, liegt neben mir auf der Couch, ist wie immer zugedeckt und lässt sich kraulen, während sie genüsslich dazu rumgrummelt.
Dieser Hund hat mir gezeigt, was meine eigenen Schwächen sind und das man Dinge aushalten und ändern kann, die man selbst nicht glaubt. Und, dass man Menschen braucht, mit denen man auch mal reden, sich austauschen und sich ausheulen kann, wenn´s mal nicht läuft.
Danke Bella, ich hab dich so unendlich lieb.
Bester Hund von Welt.
In dem Kommentaren seht ihr 2 Bilder aus Spanien. Da erledigen sich alle Fragen...