08/08/2021
English version below.
Aus gegebenem Anlass.
Der Aufschrei über das, was beim Fünfkampf in Tokio zu sehen war, ist groß. Mich persönlich haben diese Bilder genauso abgestoßen wie jeden anderen normal denkenden Menschen. Aber verwundert haben sie mich nicht. Seit Jahren bin ich der Meinung, dass das Reiten im Fünfkampf durch eine Disziplin ersetzt werden sollte, in der kein Tier involviert ist. Zum Verständnis: Moderner Fünfkampf kommt aus dem Militär und sollte einen möglichst athletischen Soldaten hervorbringen. Damals konnte aber zumindest jeder Soldat in der Kavallerie reiten und war am Pferd ebenso ausgebildet wie im Schießen und Fechten - damit will ich sagen: der Kavalleriesoldat verbrachte genauso viel Zeit auf dem Pferd wie am Boden und war durch eine harte und disziplinierte Reitschule gegangen mit dem Ziel, das Pferd so wenig wie möglich zu stören und es so gut wie möglich zu unterstützen. Pferde waren wertvoll.
Heute ist das Reiten beim Fünfkampf nicht mehr und nicht weniger als eine Disziplin von fünf und das Pferd dabei genauso ein Teil der Ausrüstung, wie der Degen zum Fechten, die Pistole zum Schießen oder die Schuhe zum Laufen. Eigentlich sogar weniger: die meisten Fünfkämpfer werden wohl eigene Laufschuhe, eigene Degen, eigene Schusswaffen haben, aber die Pferde werden vom Veranstalter zur Verfügung gestellt und dann von den Teilnehmern „genutzt“, um den Parcours zu bewältigen. Alles, was echte Reiterei ausmacht, also die enge Beziehung zum Pferd, die feinste Kommunikation und Abstimmung, das extreme Vertrauen auf beiden Seiten, findet hier überhaupt nicht statt. Es ist mir absolut unerklärlich, wie eine solche buchstäbliche „Nutzung“ als Sportgerät von den ach so um das Pferdewohl besorgten nationalen und internationalen Verbänden toleriert werden kann. Die Ausrede der Fünfkampf habe seinen eigenen Verband zählt einfach nicht. Es wird geritten, es kommen Pferde zum Einsatz und damit sollte es ja wohl absolut selbstverständlich sein, dass dies genauso unter die Verantwortung der Reit- und Pferdeverbände fällt wie jede andere Disziplin. Noch einfacher wäre es allerdings, und das möchte ich noch einmal ganz dringend anraten, die Disziplin Reiten zu streichen und stattdessen einen Hürdenlauf oder sonst etwas einzufügen, in dem der Athlet nur auf sich selbst angewiesen ist und nicht auf ein hochsensibles, extrem empfindliches Lebewesen, welches zu reiten und korrekt zu behandeln Jahre(!!!) intensivster Ausbildung und Selbstbeherrschung erfordert.
Es ist ja für die Athleten auch nicht schön, wenn sie dann am Ende scheitern, weil das Pferd eben kein Sportgerät ist - sondern ein denkendes, fühlendes, extrem sensibles Fluchttier.
In diesem Sinne, unterstützen Sie mich gerne in meiner Forderung nach dem Austausch der Disziplin Reiten im Fünfkampf. Es wäre für alle Beteiligten besser.
Ihre, Julie von Bismarck
The outcry about what was seen at the pentathlon in Tokyo is huge. Personally, I was as repulsed by these pictures as any other normal thinking person. But they did not surprise me. For years I have been of the opinion that riding in the pentathlon should be replaced by a discipline in which no animal is involved. For a better understanding: Modern pentathlon comes from the military and was invented to produce a soldier who is as athletic as possible. At that time, however, at least every soldier in the cavalry could ride and was trained on the horse as well as in shooting and fencing - meaning: the cavalry soldier spent as much time on the horse as on the ground and had gone through a tough and disciplined riding training with the aim of disturbing the horse as little as possible and supporting it as good as possible. Horses were valuable.
Today, in pentathlon, riding is no more and no less than one discipline out of five, and the horse is as much a part of the equipment as the epee is to fencing, the pistol to shooting or the shoes to running. Actually, even less: most pentathletes will probably have their own running shoes, their own epees, their own fi****ms, but the horses are provided by the organisers and then "used" by the participants to complete the course. Everything that constitutes real riding, i.e. the close relationship with the horse, the finest communication and coordination, the extreme trust on both sides, does not take place here at all. It is absolutely inexplicable to me how such a literal "use" as a piece of sports equipment can be tolerated by the national and international federations, which are oh so concerned about the welfare of the horse. The excuse that pentathlon has its own federation simply does not count. There is riding involved and horses - and therefore it should go without saying that this is just as much the responsibility of the riding and horse federations as any other discipline. However, it would be even easier, and I would like to strongly recommend this once again, to delete the discipline of riding and to insert a hurdle race or something else instead, in which the athlete is only dependent on himself and not on a highly sensitive, extremely fine mammal, with which it requires years(!!!) of intensive training and self-control to ride and handle this wonderful animal correctly.
After all, it is also not nice for the athletes if they fail in the end, because the horse is not a piece of sports equipment but a thinking, feeling, extremely sensitive flight animal.
In this sense, please support me in my demand for the replacement of the discipline of riding in the pentathlon. It would be better for all involved.
Yours, Julie von Bismarck