21/11/2023
Danke für diesen Beitrag! 💖👍
https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=6527766737327798&id=100002836095273
schutzdienst – brauchen (gebrauchs-) hunde das wirklich um glücklich und zufrieden zu sein, wie gerne behauptet wird?
gleich zu beginn, ja, wir habe auch mal diese art training mit unseren hunden gemacht (damit nicht wieder artikuliert wird, wir hätten ja keine ahnung usw. usf.) – auch wir sind dem trugschluss aufgelaufen, dass es DIE artgerechte beschäftigungsmöglichkeit für schäfer-artige hunde ist und dass sie nur glücklich sind, wenn sie dieses verlangen ausleben können.
benjamin hat mich rasch eines besseren belehrt – er sah nämlich überhaupt keinen auch nur irgendwie gearteten sinn dahinter, irgendwo hineinzubeißen, was ein mensch am körper trägt.
dann kam aragorn – mit ihm wurde in seinem ersten leben so richtig schutzdienst gemacht – mit dem ergebnis, dass er sich zeit seines lebens vor menschen gefürchtet hat und von handbewegungen getriggert wurde, die auch nur annähernd so ausgeschaut haben wie ein schutzhelfer, der den ärmel hochreißt. es war ein langer weg, ihm wieder handlungskompetenz zu geben und sich nicht ständig bedroht zu fühlen. er hat keinen gehorsam gebraucht, sondern eine riesengroße portion an wissen und empathie, um ins leben zurückfinden zu können.
legolas war mit eifer dabei – scheinbar mit großem spaß – und er war das ultimative beispiel, wie diese art training zu fehlgeleitenen beutefangverhalten führen kann. resultierend daraus, bedurfte es viel anleitung und vorausschauenden handelns, damit er sein leben gut führen konnte.
und dann gab es noch amarié – sie war ein produkt ihrer zuchtgeschichte. bei ihr kamen unter stressbelastung durch diese sogenannte typgerechte bespaßung vehaltensweisen zum vorschein, die weit weg von sozialkompetenz waren und mit denen sie auch selbst nicht zurechtkam.
nein, wir haben nicht mit zwang oder gar physischer gewaltanwendung mit unseren hunden gearbeitet, keine haudrauf-methoden eingesetzt – es war dieser „normale sport über belohnung“, der vollkommend ausreichend war, um unsere hunde in stressituationen zu führen, die sie belasteten, die sie dinge lehrten, die im alltag völlig fehl am platz waren und/oder ihnen die lust und freude am gemeinsam tun vergälte.
hier könnten wir dann ja eigentlich den post schon wieder beenden – nein, kein hund braucht schutzdienst, um ausgelastet, zufrieden und vor allem sozialkompetent durchs leben zu gehen. aber was wären die grinsehunde, wenn wir euch nicht auch noch unsere gedanken mit auf den weg geben würden.
wenn ich mir videos von diversen schutzdienst-trainings oder turnieren anschaue, dann sehe ich zutiefst gestresste hunde. hunde, die möglicherweise am hundeplatz, die ihnen eingetrichterten übungen abspulen, aber ohne ein kommando – und ja, dieses wort ist absichtlich gewählt – nicht an fremden hunden/menschen vorbei gehen können. ich sehe hunde, die unter der fuchtl ihrer menschen stehen, angebrüllt werden, damit sie befehle ausführen, die keinen schritt eigenständig machen können, ohne gesagt zu bekommen, was sie tun sollen. hunde, die in verhalten kippen, die nicht erstrebenswert sind im zusammenleben. und auch angeblich gut ausgebildete, im sogenannten gehorsam stehende hunde, die 2/3 kommandos brauchen, bevor sie diese ausführen.
ich sehe aber auch menschen, die ungefähr genauso gestresst sind, wie ihre hunde. die befehle und kommandos brüllen, damit ihre hunde möglichst das zeigen, was ihnen trainer_innen vermittelt haben. ich sehe menschen, die an leinen reißen, die hunde bedrängen, die sich einreden, dass hunde diese behandlung brauchen, um in unserer gesellschaft zu funktionieren.
ganz nach dem motto „macht euch die erde untertan“, werden fühlende lebewesen, die an unserer seite sicherheit und wohlbefinden erfahren sollen, behandelt wie untergebene, die zu springen haben, wenn ihr_e zweibeiner_in die augenbrauen runzelt.
und ich frage mich, sind wir wirklich nicht weiter in unserer menschlichen entwicklung, dass wir uns anvertraute lebewesen wirklich so behandeln müssen, um irgendwelche fragwürdigen ziele zu erreichen?
ich wünsche mir, dass meine hunde mich als ihren sicheren hafen sehen. dass sie lernen, gute entscheidungen zu treffen, um ihren alltag zu meistern – einen alltag in einer menschenwelt, die ihnen auch ohne ständiges gängln und klein halten schon sehr wenig entscheidungsmöglichkeiten und selbstwirksamkeit bietet.
und als kleine info zum drüber streuen - der hund auf dem foto ist ein richtiges jagdsemmerl und hat ganz ohne zwang gelernt kontakt zu halten, kann frei laufen und hat einen 1a rückruf. er war unverträglich mit hunden wie er eingezogen ist und hat trotzdem ganz ohne aufgedrückten gehorsam gelernt, sozialkompetent zu sein. er kann kein fuss, kein platz - dafür kann er, neben vielen anderen dingen , höflich sein, ausweichen, wenn das gegenüber keinen kontakt möchte und lebt mitten in einer großstadt und meistert seinen alltag mit bravour.
wir haben signale, keine kommandos.
miteinander statt gegeneinander.
augenhöhe statt chef und untergebener.