12/02/2024
Wir schaufeln ihnen ihr eigenes Grab.
Heutzutage Hundetrainerin oder Entschuldigung, Verhaltensberaterin zu sein, speziell für schwierigere Hunde, fühlt sich mehr und mehr wie ein Spießrutenlauf an. Man soll immer verrücktere Hunde, mit immer weniger akzeptierten und gern gesehenen Möglichkeiten und Varianten wieder auf die Spur bringen. Es soll immer alles rosa und flauschig sein, nie körperlich, nie vehement, sich nie blöd anfühlen. Einfach Hex Hex Hurra und fertig ist der perfekte Hund.
Zuletzt trohnte auf der Spitze des Eisbergs mein Kunde, mit einem sehr großen, teils wütenden und extrem lauten Schäferhund, der übrigens schon als gefährlich eingestuft ist, bei den Vorbesitzern. Der Hund trägt dementsprechend einen Maulkorb. Dieser Hund findet es in höheren Erregungslagen nicht sonderlich witzig, wenn man mit ihm in die Auseinandersetzung geht und es ist auch nicht das Ziel, sich mit seinem Hund zu kloppen. Als eine von vielen Schrauben an denen gedreht wird bei diesem Hund, nutzen wir also hin und wieder eine Wasserflasche. Dies mündete nun in einer Anzeige wegen Tierquälerei gegen meinen Kunden. Wegen einer Wasserflasche und einer eventuell etwas turbulenten Situation, weil dem Herrn Schäferhund nach einer langen Feini-Zeit mal wieder die Hutschnur gerissen ist. Wegen einer WASSERFLASCHE. Bei einem als gefährlich eingestuften Schäferhund der mehrere Tiere getötet hat. Es endete dabei leider nicht nur in einem Polizeieinsatz und einer Anzeige, sondern auch in einer Handgreiflichkeit gegenüber dem Hundehalter.
Können wir kurz mal auf Reset drücken? Können wir eventuell mal auf dem Boden der Tatsachen bleiben und unsere eigenen „pure toxic positivity“ vibes von diesen Tieren fern halten?
Ich weigere mich dagegen so lange wie ich nur kann, ich sag’s euch ganz ehrlich. Es kann nicht unsere Zukunft sein, dass wir normale Reglementierungen an Hunden die DRINGEND erzogen und geformt werden müssen, weil sie im Alltag nur noch quer schießen und evtl. eine Gefahr darstellen, hinter verschlossenen Türen machen müssen. Und darauf muss es ja hinauslaufen.
In den Kommentaren schreien ja alle immer nur „böse böse“, also nicht bei mir, aber bei anderen und nie jemand „ich würde dir den Hund gerne abnehmen und es auf anderem Wege probieren“. Sie können alle immer nur die Fresse aufreißen, aber wenn’s mal wieder brennt und der hundertste Hund, der nicht gehen müsste kurz vor der Spritze steht, sind sie alle wieder still.
Dass man Angst haben muss, einen Hund der sich benimmt wie die Axt im Walde mal einzuschränken, mal einen negativen Verstärker wie einen Schreckreiz zu setzen oder ihm tatsächlich, setzt euch lieber hin und stellt die Taschentücher bereit, ins Fell zu greifen, das kann es verdammt noch mal nicht sein.
Ich lebe ja nun mal nur mit Malis und alle von ihnen haben einen Knall und auch alle Hunde die ich privat näher begleitet habe oder noch begleite sind „Problemhunde“ und haben ihr Päckchen zu tragen. Und meine Umgebung ist so wenig hysterisch, so wenig überzogen und hypersensibel, dass ich diese Welt da draußen, wenn sie mich dann mal trifft wie durch diesen Vorfall, schlicht und einfach gar nicht begreifen kann.
Wie stellen sich diese Menschen das Leben mit solchen Hunden vor? Es ist und bleibt mir ein Rätsel.