16/02/2024
Mein längst mal wieder fälliger Klugschiss des Tages 🤗 🤗 🤗
Ist es ein Reitlehrer oder ein Navigationsgerät auf 2 Beinen ???
Warum unterrichten wir oder lassen uns unterrichten ?
Welche Motivation hat ein Trainer bei der Ausübung seines Berufes ?
Wird das Pferd trainiert ?
Wird der Reiter unterrichtet ?
Wird nur Geld verdient ?
Wird nur das Ego befriedigt ?
Und woran erkennt man an welche Art von Trainer man geraten ist ?
Ich unterrichte jetzt seit fast 25 Jahren.
Ich kann von mir sagen, daß ich in Laufe der Zeit alle 4 Motivationen durchlaufen habe oder noch durchlaufe.
Zuerst war ich wohl die Einäugige unter den Blinden und hab doch tatsächlich gedacht, das ich es besser mache als die anderen.
Eindeutig ging es mir damals darum, mein Ego zu befriedigen.
Wer nazisstische Tendenzen hat oder einfach nur ein übermächtiges Ego, der bleibt vermutlich in dieser Phase stecken.
Früher habe ich auch sehr stark den Focus darauf gelegt, das Pferd zu trainieren, damit es funktioniert.
Knöpfe etablieren und bedienen können.
Der Reiter mußte nicht lernen zu fühlen, keine Zusammenhänge verstehen oder gar sein Handeln reflektieren.
Er mußte nur lernen die Knöpfe zu bedienen.
Dem Pferd wurde oder wird keine eigene Motivation und keine eigenen Ideen zugestanden.
Ich glaube sogar, daß es in den Köpfen vieler gar nicht vorstellbar ist, das ein Pferd auch einen Kopf zu denken hat und Emotionen zum Ausdruck bringen möchte.
Mittlerweile unterrichte ich den Reiter und wenn ich eine richtig gute Einheit habe, dann unterrichte ich die ganze Zeit nur den Reiter.
Das bedeutet zum Beispiel, daß eine Situation analysiert wird und nicht einfach nur das Pferd korrigiert wird.
Das Pferd drängelt über die Schulter nach außen.
Warum drängelt es nach außen ?
Sitzt der Reiter schief ?
Ist das gewählte Tempo zu hoch ?
Hat das Pferd seine Balance verloren ?
Hat es die Aufgabe verstanden?
Konnte der Reiter dem Pferd seinen Wunsch vermitteln?
Und ist drängeln überhaupt der richtige Begriff?
Alleine das Wort könnte ja schon unterstellen, daß das Pferd etwas mit "böser Absicht" tut.
Ich versuche zu erklären warum gerade etwas passiert oder eben nicht .
Ich versuche der Dolmetscher zwischen dem Reiter und dem Pferd zu sein.
Ich selber nehme Unterricht um nicht betriebsblind zu werden und mir Feedback von außen zu holen.
Auf Seminaren und Fortbildungen hole ich mir neue Ideen, neue Impulse, neue Erkenntnisse.
Bloß weil etwas immer so war, muss es deshalb lange noch nicht richtig , oder nicht mehr richtig sein.
Ich weiß heute, das ich noch längst nicht so "gut" bin, wie ich gerne wäre.
Ich reflektiere mich und fahre mal sehr zufrieden und mal weniger zufrieden von meinem Unterricht weg.
Weniger zufrieden bin ich, wenn ich das Gefühl habe, nicht den richtigen Zugang zu diesem Pferd/ Reiterpaar gefunden zu haben.
Auch das ist wichtig zu erkennen.
Nicht jeder Trainer ist für jedes Pferd/ Reiterpaar geeignet.
Wer nur ein Navigationsgerät auf 2 Beinen haben möchte, der ist bei mir nicht an der richtigen Stelle.
Oft ist es aber leider umgekehrt.
Der Reitlehrer benimmt sich nicht anders als ein Navigationsgerät.
Es wird lediglich die Gangart und die Richtung angesagt.
Mehr Informationen fließen in diesem Unterricht nicht.
Wenn ihr also das nächste Mal unterrichtet werdet, dann schaut doch mal ganz genau, ob und was ihr gerade neues lernt oder erfahrt.
Oder ob es am Ende der Trainingseinheit einfach nur heißt:
"Sie haben Ihr Ziel erreicht!"
Das Video zeigt Wolke aus der schützenden Hand beim üben mit mir. Wenn wir groß sind, dann soll das mal eine Piaffe werden.
Aber wir haben noch Zeit.