17/11/2024
Den hole ich mir heute mal nach oben 🪩
Gemeinsam, einsam – warum man sich vor allem mit dem beschäftigen sollte, was man ablehnt.
„Ich würde niemals eine Flexileine benutzen.“ Mein Bild von Menschen, die diese Leinen benutzen: unfähig, unfair, ignorant.
Bis zu dem Tag, wo ich eine gekauft habe.
Mein Hund alt, taub und ich voller Verständnis, dass er nicht mehr so will, wie ich es will.
„Ich würde niemals einen Hund mit einer Leine hauen.“ Mein Bild von Menschen, die dies tun: machtgeil, unwissend, ewig Gestrige. Bis ich es aus Verzweiflung machte und mich furchtbar schämte.
„Ich arbeite nicht mit Futter, sondern an der Kommunikation/Beziehung.“ Mein Bild von solchen Menschen: Gurus, Hundeversteher, Besserkönner. Ab hier wird es jetzt länger und ausführlich. Weil ich diesen Satz lange aus Überzeugung in mir hatte, dass es besser wäre einen Hund nicht auszubilden, sondern ihn zu leben. Das war für viele Hunde und auch Besitzer ein Geschenk, eine neue Sichtweise und für andere ein beschissener Kampf, den man hätte leichter machen können, wenn man nicht in einer Ideologie stecken geblieben wäre, so wie ich damals. Erstmal muss man ja feststellen, dass niemand auf der Welt seinen Hund ohne Futter arbeitet, denn füttern müssen wir sie ja, sonst sind sie tot. Dann schlägt einem ständig Konditionierung um die Ohren, etwas, was in der Schule schon so mähhh machte. Da steht man dann und merkt, klassische Konditionierung klappt null im Leben mit Hund. Der Raum ist viel zu groß, die Möglichkeiten unendlich, also auf ins instrumentelle. Und schon nerven mich fachspezifische Begriffe, ich verstehe nicht alles und möchte wieder aufhören mich damit zu beschäftigen. Ich glaube, so geht es vielen und selbst diejenigen, die glauben, sie verstehen es, arbeiten es dann eher so lala in der Praxis. Denn richtig gutes Clickern ist vor allem eines: Hartes Training mit sich ganz alleine und ohne das Tier, was man trainieren will. Das dauert dann je nach Mensch sehr lange, bis man überhaupt am Hund arbeitet und dort trainiert man sich dann auch noch weiter. Da wir Menschen, genau wie Hunde, faule Säcke sind, hört man auf, bevor man angefangen hat es richtig zu machen, und füttert eben einen Keks, wenn der Hund sich setzt oder legt. Das geht nämlich ganz schnell und fühlt sich nach Erfolg hat. Im Training sehe ich dann Hunde, die abspulen: Sich setzen, sich legen, sich setzen, sich legen, mal noch ne Rolle, oder Pfote geben und irgendwann Frust: Bellen, anspringen o.ä., wenn die erwünschte Futtergabe nicht erfolgt. Ich halte also fest mit Futter zu arbeiten tun eh alle und es ist richtig harte Arbeit. Ich versuche also es für den Hund so verständlich wie möglich zu halten und dem Besitzer zu lehren hinzuschauen, worum es dem Hund geht und ob er ihm gerade beibringt, er kenne den Schalter für „endlose Keksgabe“. Ich verliere mich da auch heute noch gerne in der Komplexität und kann aus einer ganz leichten Aufgabe, die Hölle machen. Meine Bemühung ist es aber gut ausgebildete Menschen zu haben, die wissen, was sie da wollen, von ihrem Hund und erkennen, ob er es versteht. Die Lust haben auch ohne Hund ihr Timing, ihre Signalgebung zu üben, die einen Plan haben und diesen anpassen können, OHNE MICH.
„Niemals würde ich einem Hund ein Teletakt ummachen.“ Mein Bild von Menschen, die dies tun: Sadisten, unfähig, Jäger. Ich habe 2 Seminare besucht, aufgrund der Überschrift dieses Artikels, mich haben schon positiv fühlende Dinge auf Seminaren zutiefst abgestoßen, so dass ich meinen Tellerrand erweitern wollte. Und ich bin bis heute sehr beeindruckt von den Möglichkeiten, die das Teil mit sich bringt. Und an sich ist es wie beim Clicker, wenn ich sehr gut auftrainiert habe, was ich an Technik bräuchte, um es am Hund benutzen zu können, ich würde es wohl benutzen.
ABER, Nanette, der Clicker schadet wenigstens nicht, wenn man ihn falsch benutzt. Der Tacker, tut den Hunden ja weh! NÖ, wir Menschen reagieren nur stetig auf körperlichen Schmerz mit größerer Abwehr, als auf emotionalen nicht sichtbaren. Ich kenne so viele Hunde, die durch falsches Clickern hochdrehen, gestresst sind und Abhängigkeistsymptomatik wie Balljunkies zeigen. Diese fordernde Energie assoziieren wir nur oft als Freude, oder Spaß.
Wenn ich also diese Stimme höre, die sagt: Immer und Niemals. Dann packe ich dieses Thema und beschäftige mich. Wenn ich dann denke, ich habe es, dann denke ich auch in die genau entgegengestzte Richtung, dafür ist unser Verstand gedacht. Nicht RECHT zu haben, sondern alles zu erfassen, damit wir dann handlungsfähig sind, wenn wir es sein müssen. Unsere Werte daran aufstellen können und friedlich werden. Wir interpretieren in unseren Mustern, aber Recht haben wir dadurch nicht, auch nicht, wenn uns viele Recht geben.
Zeigt der Hund ein Verhalten und ich werde gefragt, ob er das tut, weil... Dann sage ich: kann sein und was gibt es noch? Wir sollten offen bleiben für mehr.
Für die ganze Welt, aber vor allem für meine Berufswelt, würde ich mir wünschen, dass wir aufeinander zu gehen und weniger Recht haben wollen. Weniger werten und mehr hingucken, das Gegenüber schätzen und schauen, wo kann ich profitieren. Wenn es SO sein kann, dann vielleicht auch noch so oder so, oder so. Wir leben in einem Universum unendlicher Möglichkeiten auf allen Ebenen, warum sollte es gerade beim Hund nur ein richtig geben? Es ist unser Kopf, der die Grenze zieht und uns ggf. gefangen hält in Ideologien, die sich zwar richtig anfühlen und uns in Diskussionen oben auf treiben lassen, uns aber doch nur vom Gegenüber trennen. Es liegt an uns diese Grenzen täglich zu verschieben, ein MITeinander zu ermöglichen.
Hab einen schönen Sonntag und verlass Deine Denkstrukturen, die Welt dankt es