27/06/2022
Guter Artikel zum Unsinn mit der Rangordnung zwischen Mensch und Hund.
Warum Sie niemals der Rudelführer/Chef/Leitwolf/Alpha/Packleader Ihres Hundes werden können.
Der Gedanke, der Rudelführer über seinen Hund zu werden, ist leider nicht totzukriegen und wird fleißig tagtäglich wie Flüsterpost in den Medien und Hundeschulen verbreitet.
Rudelführer über den eigenen Hund ist aber biologisch nicht möglich, da Hunde keine Rudeltiere sind und ihnen somit eine Rangordnung oder ein Hierarchiegedanke völlig fremd ist. Hunde haben sich vor 15.000 Jahren nicht dem Menschen angeschlossen, um mit ihm ein Rudel zu bilden, was ja ziemlich absurd wäre, denn dann wären Hunde ja ziemlich dumme Tiere, wenn sie nicht mal den Unterscheid zwischen Mensch und Hund erkennen könnten. Und Tiere können nur innerartlich Rudel bzw. Herden bilden, so hat die Natur es gewollt. Sonst wäre ja auch die Erhaltung der Art gefährdet. Stellen Sie sich vor, Sie müssten sich am Ende mit Ihrem Hund verpaaren... als ordentlicher selbsternannter Rudelführer. Gruseliger Gedanke, oder?
Satire beiseite.
Hunde sind im Vergleich zu Wölfen keine Rudeltiere. Und selbst Wölfe sind streng genommen keine Rudeltiere, sondern Familientiere, denn ein Rudel besteht aus einem monogamen Elternpaar und zwei Generationen Welpen, die jeweils in der Pubertät mit zwei bis drei Jahren das Elternhaus verlassen, um selber eine kleine Familie zu gründen. Kein Alpha, kein Omega, keine Rangordnung, sondern eine Familie, die zusammenhält und sich niemals gegenseitig bekriegen oder bekämpfen würde.
Hunde haben sich selber domestiziert, man musste sie nicht erst zähmen, sie haben sich freiwillig dem Menschen angeschlossen und sind die einzigen Tiere, die das Zusammenleben mit einem Menschen einem Leben in der Freiheit oder einem Leben mit einem Artgenossen vorziehen. Hunde sind hochsoziale Lebewesen, Weltmeister im Konflikte vermeiden und gehen unangenehmen Situationen eher aus dem Weg als das Risoko einer Auseinandersetzung einzugehen.
Und sie haben sich nicht dem Menschen angeschlossen, um gegen ihn zu kämpfen. Ansonsten wäre ja Hundehaltung ein ziemlich riskantes Hobby und der Hund sicher nicht eines der beliebtesten Haustiere. Auch der Terminus „bester Freund des Menschen“ wäre ja dann eine Farce, wenn dieser angeblich beste Freund ständig auf eine Gelegenheit lauern würde, um uns in der angeblichen Rangordnung zu übertrumpfen.
Rangordnungen gibt es bei uns Menschen in diesem Wirtschschaftssystem, in welchem es ausschließlich darum geht, gegeneinander zu konkurrieren. Daher vermenschlichen wir in dieser Sichtweise den Hund extrem, indem wir ihm unterstellen, ebefalls in dieser menschlichen Hierarchieschiene zu leben. Tut er aber nicht.
Hunde lieben uns Menschen mehr als wir Menschen uns gegenseitig fähig sind lieben. Ihre Liebe ist bedingungslos. Sie lieben uns und und verzeihen uns dummerweise auch noch alles. Wie würde dieses Ansinnen mit einer Rangordnung gleichzusetzen sein?
Hunde bilden keine Rudel, sondern manchmal individuelle Freundschaften, die aber auch nichts mit Rangordnungen zu tun haben. Hunde sind sehr soziale Lebewesen, aber sie verteidigen aus überlebenstechnischen Gründen ihre Ressourcen und ihren Individualbereich. Was immer noch nichts mit einer Rangordnung zu tun hat. Jeder verteidigt seine Ressourcen und seinen Individualbereich. Wir Menschen ganz besonders.
Wenn Sie sich als vermeindlicher Rudelführer über ihren Hund aufspielen, bekommt Ihr Hund lediglich Angst vor Ihnen und verliert sein Vertrauen in Sie und in Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen. Wer sich so verhält ist einfach nur asozial und gefährlich in den Augen eines Hundes. Und dennoch kann er nicht anders – und liebt Sie trotz allem immer noch.
Und abgesehen davon ist ein Rudelführer oder ein Leittier in der Natur außer bei einigen wenigen Affenarten nie derjenige der am meisten rumprollt und am asozialsten ist, sondern derjedenige, der den anderen Mitgliedern am meisten dient. Er ist derjenige, der vor Gefahren schützt, der der am besten sieht, wittert und hört, der Klügste, der Gelassenste, der Souveränste, der Weiseste, also derjenige, der durch seine besonderen Fähigkeiten den Schutz des Rudels /der Herde gewährleisten kann. Aber niemals derjenige, der Ausbeutung oder Bekämpfung der Gemeinschaft betreibt, denn dann wäre er in Kürze ganz alleine.
Ich empfehle allen immer noch gläubigen Rudelführern das wissenschaftliche Buch „Hundeverstand“ von John Brandshaw. Das Märchen von der Rangordnung bei Wölfen ist seit den Mitte der 90er Jahre von vielen Wolfsforschern wissenschaftlich widerlegt und bei Hunden auch schon seit vielen Jahren von diversen namhaften Kynologen.
Werden Sie nicht der Feind Ihres Hundes, sondern sein Freund. Die gemeinsame Zeit ist ohnehin viel zu kurz und sollte nicht mit dem ständigen Niederringen eines liebenden Tieres vergeudet werden.
Eva Windisch
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