19/01/2025
Emotionen
Sind Gefühlszustände, die durch ein Ereignis ausgelöst werden, und die nicht willentlich hervorgerufen werden können, gesteuert oder unterdrückt werden können.
Wir unterscheiden:
- positive Emotionen wie beispielsweise Freude, Glück, Liebe, Stolz und Zufriedenheit.
- negative Emotionen wie zum Beispiel Hass, Angst, Wut, Furcht, Neid, Zorn, Trauer, Leid, Unsicherheit
Emotionen kann man nicht anerziehen und auch nicht aberziehen, weder belohnen noch bestrafen. Sie sind mutmaßlich genetisch fixiert und bildeten sich durch Erlebnisse. Und sie sind sozusagen der Bote für entsprechende Handlungen, die von der augenblicklichen Gemütslage her ausgelöst werden.
Positive Emotionen werden wie der Name schon sagt, als etwas Positives empfunden. Jeder von uns ist gerne froh, ist gerne glücklich, ist gerne verliebt und gerne stolz. Es geht uns in solchen Momenten sehr gut. Glückshormone wie Serotonin, Endorpine, Dopamin oder Oxytozin werden vom Körper gebildet und wirken wie Drogen. Wer genießt so einen Zustand nicht gerne? Am liebsten doch immer. Wären wir alle immer glücklich, gäbe es keine negativen Emotionen. Und so geht es nicht nur uns, sondern natürlich auch unseren vierbeinigen Freunden. Auch sie können die gleichen Emotionen spüren. Glück kann man nicht belohnen, aber man kann es durch noch mehr Glücksmomente verstärken. Und man könnte es augenblicklich löschen, wenn ein negatives Ereignis dieses Glücksgefühl plötzlich überschatten würde.
Und nun zu den negativen Emotionen: Das Streßhormon Cortisol wird von der Nebennierenrinde produziert und führt uns und auch unsere Hunde in einen unangenehmen Zustand. Der Körper macht sich bereit für die berühmten 4 Fs: Flee, Fight, Freeze und Fiddle About. Auf Deutsch: Flucht, Angriff, Erstarren oder Herumhibbeln.
Und jetzt stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie hätten einen Wutanfall. Eventuell hatten Sie einen extrem stressigen Tag. Im Briefkasten befinden sich -zig Rechnungen, unschöne Ereignisse häufen sich, und dann stehen Sie auch noch im Stau und verpassen einen wichtigen, alles entscheidenden beruflichen Termin. Ich wette, sie explodieren gerade hinter dem Steuer und fluchen was das Zeug hält. Sie können nichts dagegen machen. Und jetzt schreit und schimpft Sie auch noch Ihr Partner auf dem Beifahrersitz, der ebenso gestreßt und nervlich am Ende durch diese Ereignisse ist und sagt, sie sollen sich gefälligst nicht so anstellen. Was passiert in dem Moment mit Ihren negativen Emotionen? Werden sie stärker oder weniger? Natürlich werden Sie stärker, denn Ihr Partner hat gerade mit seinem Gemecker das Fass zum überlaufen gebracht und mit seinem Unverständnis ob Ihrer Situation Sie noch wütender gemacht. Ihre negativen Emotionen wurden durch Ihren Partner deutlich verstärkt.
Und jetzt stellen Sie sich bitte die gleiche Situation vor, und Ihr Partner beruhigt Sie, klärt während der Fahrt telefonisch, dass der berufliche Termin ausgefallen ist, weil alle Beteiligten ebenfalls im Stau stehen, findet heraus, dass die Rechungen ein Versehen waren, und jetzt hören Sie auch noch im Radio, dass Sie gerade 4 Richtige im Lotto haben. Was passiert jetzt mit Ihren negativen Emotionen? Richtig – weg sind Sie. Wie weggeblasen. Sie könnten jubeln vor Glück, freuen sich auf alles was jetzt noch kommt, denn die Freude überwiegt so sehr, dass Sie heute nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. Fühlen Sie sich bestätigt, dass Sie vorhin noch so wütend waren? Fühlen Sie sich in ihrer Wut bestätigt? Werden Sie in Zukunft noch wütender werden als zuvor? Mit Sicherheit nicht.
Entschuldigen Sie den langen Text, aber ich muss noch ein Beispiel bringen, vor allem an die weiblichen Leser: Sie liegen mit Ihrem Partner, den sie über alles lieben nebeneinander im Bett und lesen noch ein wenig vor dem Einschlafen und plötzlich huscht eine riesige, fette Spinne genau vor Ihren Augen die Wand hoch. Natürlich kreischen Sie wie am Spieß, und um das zu toppen, gibt Ihnen Ihr Partner auch noch eine Ohrfeige und sagt: „Stell Dich nicht so an!“ Wird Ihre Angst, Ihre Furcht, Ihre Panik dadurch besser? Sind Sie in Zukunft gefasster, wenn wieder eine Spinne kommt? Wohl kaum.
Aber wie würde es Ihnen gehen, wenn Ihr Partner aufspingen würde, die Spinne mit einem Glas einfangen würde, sofort raussetzen würde, dann zu Ihnen kommen würde, Sie in die Arme nehmen und trösten würde und Ihnen dann noch einen langersehnten Heiratsantrag machen würde? Würde das Ihre Spinnenphobie verstärken? Natürlich nicht. Würden Sie sich auf das nächste Spinnen-Tete-a-Tete freuen, weil Sie weitere tolle Dinge erwarten? Natürlich auch nicht.
Aber Sie wüßten in Zukunft, dass Ihr Retter an Ihrer Seite ist, sie beschützt, ernst nimmt, für Ihre Unversehrtheit sorgt und immer für Sie da ist. Wer wünscht sich nicht so einen Helden?
Fazit: Sie können Emotionen weder belohnen noch bestrafen und erst recht nicht aberziehen. Weder bei einem Menschen noch bei einem Tier. Emotionen können nicht vorgespielt werden – weder von einem Menschen (außer einem ausgebildeten Schauspieler), noch von einem Tier. Positive Emotionen können durch weitere positive Ereignisse verstärkt werden. Negative Emotionen können nur durch noch mehr negative Ereignisse verstärkt werden, hingegen durch positive Ereignisse gelöscht werden.
Eigentlich ist das doch ganz einfach und logisch, nicht wahr?
Daher: Spielen Sie für Ihnen Hund die gute Fee. Strafen Sie ihn nicht für seine negativen Emotionen. Er hat Emotionen genau wie Sie, lieber Leser. Verwandeln Sie seine negativen Emotionen in positive Emotionen. Seien Sie empathisch. Versuchen Sie zu spüren, wie es Ihnen in so einem Moment gehen würde. Sie können den Streß, die Angst, die Wut, die Aggression Ihres Hundes nicht durch Strafe löschen, aber durch Ihre Ruhe, Ihre Souveränität, Ihre Freundlichkeit, Ihre liebevollen Worte, Ihr Verständnis, Ihre Berührungen und ebenso ein Leckerchen im rechten Moment löschen.
Und noch einmal zum Schluß: Nein, Sie belohnen Ihren Hund dadurch nicht für seine Emotionen. Und sein augenblickliches Verhalten ist nur die Folge seiner augenblicklichen Gemütslage, und auch die können Sie nicht belohnen.
Wenn Sie das schaffen, werden Sie erstaunt sein, wie sehr Ihr Hund sich verändern wird.
In diesem Sinne – Seien Sie weise und ein guter Sozialpartner für Ihren Hund.
Eva Windisch
Hundetrainerin, Hundeverhaltensberaterin, Hundepsychologin, Hund-Mensch-Coach
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