18/12/2023
"Sind wir denn nie schön genug?
Sind wir so viel, zu schnell, zu müde oder blind?"
Lina Maly- Schön genug
"Sind wir denn nie gut genug?"
Diese Frage stelle ich mir desöfteren.
Sowohl beruflich, als auch privat.
Ist es nur in meinem Kopf oder erhalte ich den Eindruck einer gewissen gesellschaftlichen Erwartungshaltung?
Ein tatsächlich ängstlicher Hund muss fremden menschlichen Körperkontakt aushalten können?
Eine, für mich, steile These, die ich selbst nicht unterstützen möchte.
Würde man einem menschlichen Missbrauchsopfer Körperkontakt auferzwingen wollen?
Warum das Zweite wohl eher nicht?
Mal abgesehen von dem menschlich juristischen Wege im Nachhinein, würde ich selbst keinen Menschen zwingen wollen.
Und warum nicht?
Weil ich mir nicht anmaßen möchte über einen Menschen zu verfügen.
Was ist hier der Unterschied zum Menschen und was fiele unter Vermenschlichung?
Sind wir ehrlich; wir verfügen über einen Hund. Und das deutlich weniger dramatisch als im obigen Beispiel.
Allein wenn ich links herum laufen möchte, mein Hund aber rechts herum will. In diesem Fall verfüge ich über meinen Hund und dessen Laufrichtung.
Führung ist das eine.
Macht ist etwas anderes.
Was unterscheidet das eine vom anderen?
Ist Führung vielleicht auch eine Art der Macht?
Ein gesondertes Thema für sich, irgendetwas zwischen der Sichtweise von
" schwarz, weiss und grau".
Wenn mein Hund beispielsweise ein recht deutliches Problem hat, wenn ich seine Pfoten oder seine Ohren berühre, habe ich möglicherweise situationsbedingt ein Problem.
Spätestens dann, wenn es gesundheitliche Versorgung benötigt.
Wenn ich daran festhalte, dass ich nicht übergriffig sein möchte, zum psychischen Wohl meines Hundes, haben wir möglicherweise bald jedoch ein physisches Debakel.
Rechtfertigt dies dann so genannte Zwangshandlungen?
Meines Erachtens gibt es Situationen, in denen Zwangsanwendungen statt finden müssen. Genau in diesen Situationen sehe ich mich als chancenlos, da ich beispielsweise der Möglichkeit einer Wundversorgung kein Zeitfenster einbauen darf.
Also rechtfertig der Nutzen die Handlung?
Ein Hoch auf dessen, wenn Prävention und vorherige Fortschritte im Körperkontakt bereits eingetreten sind.
Im minder offensichtlichen Fall, im Bereich von inneren, hier meinen "psychische" Verletzungen, habe ich genau welche Möglichkeiten?
Es ist ein schmaler Grad zwischen
"gut gemeint ist nicht immer gut gemacht".
Um auf das Beispiel zurück zu kommen, dass sich ein Hund von fremden Menschen nicht anfassen lassen möchte:
Lasse ich ihm endlos Zeit dafür?
Und wenn ja, Zeit wofür genau?
Habe ich das Ziel, dass sich mein Hund anfassen lassen sollte?
Habe ich das Ziel, dass er dies toleriert, akzeptiert oder sogar mögen sollte?
Und bin ich womöglich enttäuscht, wenn ich einen nicht regulär gesellschaftsfähigen Hund habe und ich mich mit Rechtfertigungen aufhalte?
Im Kern stellt sich für mich die Frage des Erkennen des Individuums.
Welche Tragweite hat Prägung oder eine vorherige Erfahrung für den Hund?
Und bemesse ich die Einschätzung vorangegangener Szenen, die mir bekannt oder auch unbekannt sind, richtig?
Vielleicht geschah etwas Großes und mein Hund hat einen ziemlich simplen Umgang damit. Oder es sind Kleinigkeiten, die ich nichtmal bewusst realisiert habe.
Wie viel weiß ich eigentlich und was mache ich damit?
Unterm Strich möchte ich sagen, dass Angst für einen Hund weder Luxus noch Laune ist.
"Der tut nur so, so schlimm ist es gar nicht, " auch dieser Satz ist mir bekannt.
Manches mag aus Menschensicht eine übersteigerte Reaktion eines Hundes sein.
Viel öfter treffen wir aber auch konditioniertes Angstverhalten und einen zugleich hilflosen Hund an.
Hier also auch ein Wink in die Richtung des richtigen Lobes/Anerkennung/Bestärkung und vielmehr generellen Umgang mit verschiedenen Situationen.
Im Laufe der Jahre bin ich ein Anhänger von "Mutausbrüchen" geworden.
Hierbei geht es für mich um Nuancen.
Der Moment, in dem mein Hund sich traut seine Nase einzusetzen. Um sich damit zu beschäftigen, wer vor ihm ist.
Der Moment, nachdem die größere Erregung überstanden ist.
Um Angst händeln zu können, muss ich wissen wer und wie mein Hund ist.
Nuancen erkennen, feinsprachlich kommunizieren.
Schutz und Stabilität bieten können, nicht über Grenzen hinaus brechen.
Das Thema der Erwartungshaltung geht für mich zwangsläufig mit dem Verhalten eines ängstlichen Hundes einher.
Entweder es sind die meinen oder ich, bzw mein Hund, erleben sie durch die Unwelt.
Für mich gibt es keine pauschale Aussage zu der Thematik "ängstlicher Hund".
Und selbst die Definition zwischen Angst, Unwohlsein und Sorge lässt sich ja auch nochmal erfassen.
Jedoch gibt es für mich die individuell Einstellung zu diesem Thema.
Was genau von alle dem richtig oder falsch zu meinen scheint, liegt wohl in der eigenen Betrachtungsweise, gepflastert durch Erfahrungen.
Emotion, Trauma, Verständnis, Vertrauen.
Hundetraining: Leinenaggression, Aggression ggü. Menschen & Artgenossen, Kommunikation