17/12/2023
Bursch hat sich die Mühe gemacht gründlich zu erklären. Und es lohnt sich diesen Text zu lesen. Denn wir brauchen auch im Hundetraining weniger Populismus und Geschrei. Seinen eigenen Stil zu haben ist gut. Meine geschätzten Kolleg*innen machen einiges anders als ich, hier und da sind wir auch wirklich unterschiedlicher Meinung. Aber wir sind uns im Kern darüber klar, dass wir uns an der Wissenschaft orientieren und Behauptungen auf der Basis des Ethogrammes belegen möchten. Wie wir etwas persönlich finden gehört immer dazu. Aber eine Meinung ist kein Fakt, nur weil man sehr überzeugt von seiner Meinung ist. Ein Thema, dass mich auch regelmäßig reizt. Das gesunde Mittelmaß, Hinsehen und Beobachten scheint verloren zu gehen. Und auch das Argumentieren auf der sachlichen Ebene.
Schwer, denn alle Seiten sind wahrscheinlich mittlerweile richtig hart genervt 🙃
Ich möchte auch weiterhin den Mund aufmachen und mich nicht mit Wissen verstecken, weil es Diskussionen hervorruft. Wenn wir Profis schon still werden, weil wir Angst haben vor Schelte (meist von Laien), wo soll das dann hingehen?
TEXT VON THOMAS BURSCH:
„
+++Trigger Warnung: Glaubenskrieg – Positiv vs. Aversiv+++
Es reicht! Ausgelöst durch einen Post zur Frage der Gewalt im Hundetraining, auf welchen ich fachlich kritisch reagiert habe.
Ja, ich habe viele Diskussionen im Laufe der Jahre geführt und mir sind die moralischen Keulen und Totschlagargumente sehr wohl bekannt.
Nein, ich positioniere mich nicht einseitig auf irgendeine Seite, sondern mache den Mund auf, um endlich mehr Sachverstand, ethologisch sauberes und fundiertes Fachwissen in der Arbeit mit Hunden zu verlangen. Weg von Begrifflichkeiten der Humanpsychologie und Soziologie, hin zu eindeutiger Benennung auf Grundlagen der Verhaltensbiologie von Hunden. Doch jedes Mal kommen sofort die menschlich moralischen Keulen und die Weigerung sich fachlich kritisch mit den getroffenen Aussagen auseinanderzusetzen. Wer ein besserer Mensch ist, muss ja keine Selbstkritik üben!
Meist sind diese Keulen dann sehr geschickt auf Grundlage der NLP formuliert. Hier zwei Beispiele.
Keule 1: „Es ist also richtig, wenn Menschen Gewalt anwenden, nur weil Hunde reduziertes Aggressionsverhalten zeigen.“ Subtext dieser Frage, bei der man sich schön zurücklehnen und behaupten kann, man frage ja nur, ist: „Du bist also auch so ein sadistisches Ar*****ch, dass Schwächere quält!“
Keule 2: „Hast du überhaupt schonmal XY gelesen. Vielleicht solltest Du dich vorher mal informieren. Ich kann dir gern ein paar Empfehlungen geben.“ Das ist ein Argument, bei dem ich fast schmunzeln muss, da es schon sektenhafte Züge trägt. Subtext „Kennst Du die Bibeln unserer Götter überhaupt. Ließ sie und du wirst Erleuchtung finden!“ Oder um es mit einem Zitat aus Forrest Gump zu kommentieren. „Kann es sein, dass Du dumm bist?“
Kombiniert man beide Keulen im Verständnis des Subtextes, so bleibt: „Entweder bist Du ein sadistisches Ar*****ch oder ein Ahnungsloser, der Brutalität benutzt, weil er es nicht besser weiß?“ Und dies, obwohl man nichts über den Bildungsstand oder die Persönlichkeit des Gegenübers weiß. Das ist erstens nicht nur anmaßend, sondern ein ganz klares Ausüben psychischer Gewalt gegen Andersdenkende. (Aber trainieren tut man „Gewalt frei“) Den Diskussionspartner erst einmal vor versammelter Mannschaft degradieren und demütigen, ohne ihn zu kennen. Und das Volk der Anhänger jubelt!
Ein großes Kino der menschlichen Doppelmoral.
Aber lasst mich einen Blick auf das Fachliche werfen, was im Kontext dieser Diskussionen gern gebracht wird.
Menschen sind keine Hunde, also kann man die Methoden der ritualisierten Aggression der Hunde untereinander nicht anwenden. Nun zum Teil stimmt das, da wir nicht alle aufgrund unserer Anatomie nicht reproduzieren können.
Doch stellen wir einmal die Sichtweise auf einen anderen Betrachtungspunkt und stellen vorn an die Frage, ob körpersprachliche Arbeit, also z.B. das Blockieren eines Hundes überhaupt verstanden werden kann. In einer sehr schönen Studie (C. Savalli et al. 2016) wurde die Hund Mensch Kommunikation anhand des Blickverhaltens untersucht, mit Hilfe des Eye Tracking Verfahrens. Das Ergebnis dieser Studie war, dass der Blickkontakt zwischen Hund und Mensch ein sehr zuverlässiges Indiz für eine Kommunikation ist. Weiter zeigte sich aber auch: Zitat: „ … Die Ergebnisse lieferten Hinweise darauf, dass sich Haushunde nicht auf Einzelheiten der visuellen Aufmerksamkeitsrichtung ihres Besitzers verließen. Stattdessen verließen sie sich auf die gesamte Kombination visueller Hinweise…“
Das heißt also aus Sicht des Hundes ist das vollständige körpersprachliche Ausdrucksverhalten von uns Menschen unabdingbar für eine verständliche Kommunikation. Andere Studien zeigen klare Hinweise darauf, dass Hunde in der Lage sind, unsere Mimik zu unterscheiden. Wenn also behauptet wird, dass ein Blockieren Gewalt gegenüber dem Hund ist, dann ist es ein wütendes Gesicht auch. Wenn wir also solchen Narrativen folgen, dann wird ein Leben mit Hunden bald bedeuten, dass wir alle Sturmhauben tragen müssen, um ihn nicht zu verängstigen. Denn die Wissenschaft hat es herausgefunden. Aus Sicht des Hundes ist es jedoch der völlige Entzug der kommunikativen Möglichkeiten, welche sich seit ca. 30000 Jahren herausgebildet haben.
Nun ist denn jedes aggressive Verhalten Hunden gegenüber überhaupt „Gewalt“?
Nein!!!
Der Begriff Gewalt hat lediglich in der Humanpsychologie und Soziologie einen korrekten Anwendungsbereich. In der Verhaltensbiologie weder im inter- noch im intraspezifischen Kontext ist er bei Tieren definiert. Das heißt, dass dieses Wort mit keinem Buchstaben das Verständnis unserer Hunde auf unser Verhalten widerspiegelt. Der Begriff „Gewalt“ bietet also lediglich eine menschlich moralische Interpretationsmöglichkeit für das zu beschreibende Verhalten und die vom „Opfer“ empfundenen Leiden. Um hier ein klares Verständnis aus Sicht des Hundes zu beleuchten, bedarf es eines genauen Blickes auf das innerartliche Aggressionsverhalten. Das erklärt uns eindeutig, wie Aggression verwendet, erlernt, etabliert, reduziert und ritualisiert wird. Es erklärt ebenfalls, wie darauf geantwortet wird. Denn auch die Antworten werden im Zuge der Ritualisation immer reduzierter gezeigt. Aber eins ist ganz klar zu definieren. Das Aggressionsverhalten unserer Hunde ist obligatorisch und muss erlernt werden. Das sollte jeder der mit Hunden zu tun hat, akzeptieren. Denn das ist seit mehreren Jahrzehnten unwiderlegte Erkenntnis der Verhaltensbiologie.
Und hier sind wir bei den Grenzen der aversiven Methoden bereits bei der Wurzel des Übels angekommen. Die Unkenntnis der vollständigen Lerntheoretischen Hintergründe, das sinnlose Steigern der Mittel, weil man keinen Erfolg hat, die mangelhafte Kenntnis über die korrekten Antworten des Hundes und vor allem, und das gilt für BEIDE Lager dieses Glaubenskrieges, die vollständige Kenntnis des Ausdrucksverhalten der Hunde.
Doch das bringt mich gleich zu einem weiteren Argument des positiven Lagers und der mangelnden ethologischen Betrachtung.
Der schuldbewusste Blick des Hundes z.B., wenn man nach Hause kommt und ein Chaos vorfindet. Hier wird gern behauptet, dass dieser Blick oder gezeigtes Meideverhalten Angst vor Bestrafung sei. Diese Argumentationskette und alle in diese Richtung zielenden Äußerungen sind schlicht weg falsch. Der Blick auf den verwiesen wird ist gekennzeichnet durch das Hochziehen der inneren Augenbrauen. Der AU101 im DogFacs. Diese mimische Expression wurde von Waller et al. untersucht und darauf verwiesen, dass dieser Ausdruck den Pädomorphismus, also das Kindchen Schema des Menschen triggert und somit zur Domestikation beigetragen hat. Bremhorst et al. haben 2019 diesem Ausdruck einen funktionalen Zusammenhang mit der Blickrichtung des Hundes zuordnen können und somit Waller et al. These ins Wanken gebracht.
Meine eigenen Forschungen, welche ich inzwischen mit A. Bremhorst bearbeite und zur Veröffentlichung vorbereite, werden weitere ziemlich spannenden Einordnungen der Mimik erlauben.
Dieser, also bereits wissenschaftlich untersuchte Ausdruck wird nun zusammen mit Meideverhalten zu einer Angst vor Strafe deklariert. Das ist falsch! Klare Aussage von D. Feddersen Petersen (2021): „Submissives Verhalten, auch die passive Unterwerfung mit eingeschlossen, ist nicht per se mit Angst gleichzusetzen.“ Dieses Wissen existiert bereits seit den 1960igern in der Fachlektüre und ist seitdem für jeden verfügbar.
Submission und/oder Meideverhalten ist in den meisten Fällen eine gezeigte „erwartete Antwort“ auf ein gesendetes oder vermeintlich wahrgenommenes Signal. Dies bestätigte auch unsere Forschung im Rahmen des Dogwatcher – Haushundeforschung Projekts. Die entsprechenden Statistiken werden also auch bald frei zugängig sein. Wir bearbeiten nur noch die ca. 62 Videos. Wer also, bereits zu Teil seit über einem halben Jahrundert zugängiges Wissen, verschweigt und diese Zusammenhänge herstellt, handelt entweder aufgrund mangelnder ethologischer Kenntnisse so, oder er manipuliert das menschlich moralische Verständnis ganz bewusst zu seinen Gunsten.
Ein Schelm wer Böses dabei denkt.
Doch sei mir bitte noch ein Blick auf ein Beispiel der positiven Arbeit gestattet.
Die Basis dieser Arbeit fußt auf behavioristisch geprägten Laboruntersuchungen von Skinner. Dazu kommt ebenfalls die Erkenntnis von Pawlow. Das kennt sicher Jeder. Lampe + Futter = sabbernder Hund. Irgendwann bleibt das Futter weg und der Hund sabbert trotzdem, wenn die Lampe angeht. Nun findet sich im oben angeführten Post die Aussage, dass Schreck Gewalt sei. Doch was ist Schreck denn? Schreck ist die Reaktion eines Organismus auf einen „anfänglich“ neutralen überraschend auftretenden Reiz. Ein schlaues System gerade beim Lernen vom Erkennen einer Gefahrensituation. Hierbei wird ein Hormoncocktail aus Kortisol und Adrenalin ausgeschüttet. Also Stress, was bei kurzfristiger Aktivierung, das Lernen ganz deutlich fördert. Doch nun sei die Frage erlaubt, was denn ein Clicker ist. Ein plötzlich auftretendes Knack Geräusch, welches ganz der neurobiologischen Grundlagen über die Amygdala als Schreck verarbeitet wird. Das Entstehen dieses Schrecks entzieht sich, aufgrund ihrer sehr kurzen neuronalen Verschaltung jeglicher kognitiven Beeinflussung. Dabei werden neue neuronale Verknüpfungen hergestellt. Also eine bewusste Veränderung der Gehirnstruktur. Und das bei einem sehr beliebten Trainingshilfsmittel der positiv arbeitenden Trainer.
Ein Beispiel soll erklären, worauf ich hinaus möchte und warum ich „anfänglich neutral“ schrieb.
Man stelle sich vor, ein kleiner Schelm klickt jedes Mal, wenn Sie ein stilles Örtchen aufsuchen und den erlösenden Moment der Erleichterung spüren. Ihnen geschieht nichts weiter. Keine Schläge, keine Gewalt usw. nur ein „Klick“. Treibt man dieses Spiel lange genug, so wird niemand eine Veränderung bemerken. Ihr Verhalten im Alltag verändert sich nicht, ihr Aussehen bleibt gleich, sie gehen sogar völlig unbehelligt zur Toilette. Und das Klicken kommt auch nur auf einen für sie erleichternden, also positiven Moment.
Und jetzt steigen Sie bitte gedanklich in die volle Straßenbahn. Die Türen schließen sich und hinter ihnen sitzen zwei Kinder mit einem Knackfrosch und haben ihren Spaß. Sie haben keine Chance der Reaktion ihres Körpers entgegenzuwirken, wenn das Training gut durchgeführt wurde. Wenn jemand dieses Spiel aus Unkenntnis oder Absicht noch weitertreibt, verbringen sie den Rest ihres Lebens nur noch im Umkreis von 5m zu einer Toilette. Vorbei mit dem eigenständig freien Leben. Wer dieses Beispiel nicht glaubt, der belese sich einmal mit der Geschichte dieser Experimente. Sie werden auf ein Mädchen stoßen, bei dem man zwei Eisenstangen laut aufeinandergeschlagen hat, wenn sie ihr Stofftier angefasst hat. Sie konnte zeitlebens kein normales Leben mehr führen. Gedanklich könnte man zu dem Schluss kommen, dass Schreck nun doch Gewalt sei. Nein ist er nicht, aber er kann und das gilt nicht nur für die negativ verknüpfte Emotion, sondern auch für die positive. Der Ursprung dieser Trainingsmethode kommt aus der Arbeit mit Walen, so mein Kenntnisstand, aber ich mag mich irren, was letztlich nicht relevant für das Thema wäre. Und jetzt sehen sie sich die völlig unnatürlichen Kunststücke an, die gezeigt werden. Doch manchmal haben einige Exemplare dann auch mal die Nase voll und töten ihren Trainer. Denn was die Gier nach Anerkennung, Bestätigung und Belohnung anrichten kann, wenn diese Erwartung nicht erfüllt wird, oder zur Sucht wird, brauche ich wohl nicht weiter ausführen. Frustration ist kein guter Begleiter.
Ich habe in all meinen Jahren noch nie einen positiv arbeitenden Trainer gehört, der sich hingestellt hat und wie einen Warnhinweis auf der Zigarettenschachtel propagiert hat:
„Klickertraining ist Gehirnchirurgie“. Allerdings habe ich genau diesen Satz von Robert Mehl, der sicher vielen Menschen in der Szene bekannt ist und über dessen neurobiologisches Wissen kein Zweifel besteht. Und dann fragen wir uns doch einmal, warum im Umgang mit Löwen im Zirkus, oder mit Elefanten nicht geklickert wird. Nun diese Menschen kennen die Grenzen dieser Trainingsmethode. Was längst nicht den Umgang auf aversive Art rechtfertigt. Und genau dasselbe finden wir im Hundebereich. Fehler aufgrund mangelnden Wissens mit katastrophalen Folgen für Hund und Halter.
Ich könnte jetzt unzählige Situationen aus dem Alltag anführen und zeigen, wo und wie beide Ansätze Vor- und Nachteile haben. Es gibt nicht „die Methode“ und das wussten schon viele Experten vor uns. Ich möchte an beide Seiten appellieren:
„Hört auf mit dem Mist!“ Setzt euch wieder auf den A***h und lernt. Vergleicht den körperlich misshandelten mit dem, der nicht mehr gegen einen konditionierten Reiz ankommt. Der süchtig nach Anerkennung, Belohnung und Zuwendung ist. Beide Hunde werden begreifen, dass aggressives Verhalten sie noch schneller zum gewünschten Erfolg führen kann.
An die positiven Anhänger. Bitte führt euch vor Augen, dass die konsequenteste aversive Methode bei jedem Lebewesen in der liebevollsten Beziehung zu finden ist und nicht die dramatischen Folgen hat, die ihr ständig propagiert. Nämlich die Reaktion, wenn Kinder ihren Müttern beim Stillen weh tun. Erst mit stoischer Ruhe immer wieder die Hand wegnehmen, oder das Stillen kurz unterbrechen. Später mit einem Aua und einem verärgerten Blick, noch später mit einem festen Griff und einem deutlichen „Hör auf“. Das ist aversiv vom Feinsten und in der perfekten lerntheoretischen Abfolge. Bei Feddersen Petersen kann man das gut nachlesen. Die Signalwerdung einer Funktionshandlung.
An die aversive Front. Bitte stempelt nicht jeden Anhänger des positiven als „Weichei“ ab, der sich bloß ich traut mal die Konsequenzen eines „Nein“ zu verdeutlichen.
Denn letztlich, mal abgesehen von sehr plakativen, negativen Beispielen auf beiden Seiten der Lager, haben wir doch alle eine Verpflichtung. Nämlich mit Sachverstand, Empathie und Wohlwollen Menschen mit ihren Hunden zu helfen.
Wählt bitte weise, ob ihr Gläubige einer Religion sein wollt, oder ob ihr Heiler sein wollt, der offen ist für jede Möglichkeit. Nebenwirkungen haben alle. Nur die perfekte Dosierung, die genaue Kenntnis von Wirkweise und Darreichungsform können langfristig funktionieren. Seid kritisch, aber respektvoll. Traut eurem Gegenüber mehr zu, anstatt ihn rhetorisch degradieren und demütigen zu wollen. Einigt euch auf eine „verhaltensbiologisch- korrekte“ Kommunikation, anstatt menschliche Moralvorstellungen zu füttern. Hört auf mit wissenschaftlichen Methoden der NLP dem anderen ein X für ein U vorzumachen. Einzig und allein die Perspektive des Hundes auf eine gezeigte Körpersprache oder Trainingsmethode zeigt, ob ihr richtig liegt. Und da hapert es am meisten. Die täglichen Posts in den sozialen Medien machen es deutlich. Da ist so viel Defizit gerade im Bereich der Anamnese. Jemand der euch „seine Methode“ verkaufen will, ist kein Gott. Ihm fehlt nur das Gegenstück der anderen Arbeit. Geht nicht zu denen, die erklären ihr müsst nur doller draufhauen, aber auch nicht zu denen, die euch erklären, ihr müsst aufs Land ziehen, da man euren Hund in der Stadt mit so vielen Reizen nicht trainieren kann. Hört auf zu glauben, wenn man euch sagt, das Training wird Jahre dauern. So viel Lebenszeit haben Hunde nicht. Also macht sie ihnen so schnell wie möglich so schön wie möglich und bitte aus Sicht des Hundes verständlich und nicht nach menschlichen Moralvorstellungen. Die hat ein Hund nämlich nicht.
Und zum Abschluss noch etwas aus meiner Arbeit. Ich habe mich seit einigen Jahren auf die Körperpsychotherapie bei Hunden spezialisiert. Wer mich dabei schon beobachtet hat, weiß wie einfühlsam und sanft und wie unwahrscheinlich präzise auf die körperlichen Reaktionen des Hundes, diese Arbeit ist. Niemand würde mir Tierquälerei oder Gewalt vorwerfen. Rein wissenschaftlich ist es aber bei der Arbeit mit Hunden eine aversive Methode. Ich kann dem Hund nicht erklären, was ich tue. Ich arbeite situativ gegen die Gegenwehr des Hundes und es ist ein wundervoller Türöffner bei der Arbeit mit ängstlichen Hunden. Denn er schenkt Vertrauen, Emotionen können überwunden werden und die Welt aus einem neuen Blickwinkel entdeckt. Zwang vorgetragen als vorsichtige Einladung aus dem Gefängnis herauszutreten.
Wo ist also Anfang, wo Ende von Glaubensgrundsätzen?
Erst wenn ihr in der Lage seid, aus jeder Trainingsmethode auszuwählen und angepasst auf Hund und Halter, die beste Methode zu verwenden, egal ob positiv oder aversiv, nur mit dem Blickwinkel auf die Verständlichkeit für den Hund und dem Rahmen eines respektvollen und tierschutzkonformen Handels. Nur dann hat jemand in meinen Augen das Recht den anderen zu beurteilen.
Darf gern geteilt werden!“