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24/01/2025
Die Mär von der Auslastung für einen zufriedenen Gebrauchshund
Auslastung macht Hunde müde.
Mehr nicht.
Sie bringt sie an körperliche und mentale Grenzen. Wer fertig ist, der hat kein Bock, der will einfach nur schlafen.
Nur ist das wirklich so gut?
Stimulanz ist wichtig.
Doch sind gerade Arbeitsrassen sehr anfällig dafür, schnell in eine sogannte Dopaminsucht zu kippen.
Den Hund auszupowern, bis er kaum mehr kann, ist keine Beschäftigung und schädigt tatsächlich dauerhaft mehr, als sie dem Hund nützt.
Und das sage ich als jemand der 30 Jahre Hundesport gemacht hat und auch dachte er tut seinem Hund was Gutes.
Hundesport ist p***e auch nicht schlecht, solange das Wohlbefinden des Hundes im Vordergrund steht und nicht das Ego des Hundeführer.
Steessanzeichen im Training sollten ernst genommen werden und das Training angepasst.
Doch warum wirken die Hunde nach dem Sport so entspannt?
Das scheinbar tiefe Schlafen und die Entspannung von Hunden nach intensiver Stimulation – wie etwa durch Schutzdienst, Agi oder andere aufregende Aktivitäten – sind nicht zwangsläufig Anzeichen echter Entspannung.
Stattdessen handelt es sich oft um einen „Erschöpfungsschlaf“, der durch Stress und hohe Erregung hervorgerufen wird. Die zugrunde liegenden Mechanismen lassen sich wie folgt erklären:
Überlastung des Nervensystems
Wenn ein Hund durch intensives Training in einen Zustand hoher Erregung gebracht wird, setzt der Körper vermehrt Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol frei. Diese Hormone sorgen dafür, dass der Hund während der Aktivität auf Hochtouren läuft und Energie mobilisiert wird. Doch nach dem Ende solcher Trainings braucht das Nervensystem Zeit, um sich davon zu erholen.
Die anschließende Erschöpfung ist keine echte Entspannung, sondern vielmehr die Folge eines massiven Ressourcenverbrauchs. Der Schlaf oder die Ruhephase dienen dann vor allem der Regeneration, nicht aber einer tatsächlichen mentalen Erholung.
Dopamin und der „Crash“ danach
Während solcher Aktivitäten wird das Dopaminsystem stark aktiviert. Dopamin ist ein Botenstoff, der Motivation und Belohnungssignale im Gehirn steuert. Es sorgt dafür, dass der Hund hochmotiviert bleibt, regelrecht „hochdreht“ und sich auf den nächsten Reiz konzentriert.
Doch sobald die Aktivität endet, fällt der Dopaminspiegel abrupt ab – ein Effekt, der häufig als Dopamin-Crash bezeichnet wird. Dieser schnelle Abfall führt dazu, dass der Hund sich müde und erschöpft fühlt, was ihn in eine Art „Abschalten“ versetzt. Der Schlaf, der daraufhin folgt, ist keine echte Erholung, sondern die Konsequenz einer physischen und mentalen Überforderung.
Hunde, die während solcher intensiven Aktivitäten vermehrt Cortisol ausschütten, benötigen Zeit, um dieses Stresshormon wieder abzubauen. Schlaf wird dabei als eine Art „Reset-Mechanismus“ genutzt, um den erhöhten Stresspegel zu senken.
Hier übernimmt der Parasympathikus – der Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Erholung zuständig ist – die Kontrolle, nachdem der Sympathikus (zuständig für Erregung und Aktivität) nachlässt. Allerdings ist dieser Wechsel oft eher eine notwendige Stresskompensation als ein Ausdruck innerer Ruhe.
Der scheinbar zufriedene Hund zeigt in Wirklichkeit Energiemangel und körperliche Erschöpfung
Intensive Aktivitäten wie das Werfen eines Balls oder Hetzspiele sind körperlich sehr fordernd. Der Hund bewegt sich dabei meist mit hoher Geschwindigkeit, die Muskeln arbeiten auf Hochtouren, und der Körper verbraucht große Mengen an Energie, vor allem in Form von Glukose und Sauerstoff.
Nach solchen Anstrengungen schaltet der Körper in einen Energiesparmodus, um die verbrauchten Reserven wieder aufzufüllen. Auch wenn der Hund in diesem Zustand ruht oder schläft, handelt es sich dabei oft nicht um echte Entspannung, sondern nur um die physische Erholung von der vorherigen Belastung.
Mentale Überstimulation und „Shutdown“
Neben der körperlichen Anstrengung kommt es bei intensiver Stimulation auch zu einer Überforderung des Gehirns. Wiederholte Reize – wie das Werfen eines Balls oder das Hetzen einer Beute – sorgen dafür, dass das Gehirn permanent auf höchstem Niveau arbeiten muss.
Nach dem Ende solcher Aktivitäten schaltet das Gehirn oft in einen Zustand des „Shutdowns“, um die vorangegangene Reizüberflutung zu verarbeiten. Der Hund schläft dann oder wirkt ruhig, weil sein Nervensystem sich regenerieren muss – nicht, weil er tatsächlich entspannt ist.
Das erklärt auch warum Trainingseinheiten kurz gehalten werden müssen und der Hund dann reizarm in der Box ruhen muss, damit er überhaupt was lernt.
Ist dieser Schlaf erholsam?
Nicht unbedingt. Auch wenn der Hund nach intensiver Stimulation schläft, ist die Qualität dieses Schlafes häufig nicht mit echtem, regenerativen Schlaf vergleichbar.
Erholsamer Schlaf: Tritt ein, wenn der Hund in einem entspannten Zustand ist. Der Körper und das Nervensystem können sich in diesem Zustand vollständig regenerieren. Der Hund fühlt sich nach dem Aufwachen ausgeglichen und entspannt.
Erschöpfungsschlaf: Entsteht durch Überreizung und Überanstrengung. Der Hund schläft, weil sein Körper und Gehirn „abschalten“ müssen, nicht weil er sich tatsächlich wohlfühlt. Nach dem Aufwachen können Hunde weiterhin unruhig oder gestresst sein und fordern den nächsten Dopamin Kick.
Langfristige Auswirkungen von Erschöpfungsschlaf
Hunde, die regelmäßig durch intensive Stimulation in den Zustand von Erschöpfung gebracht werden, können langfristig unter den folgenden Konsequenzen leiden:
- Chronische Stressbelastung: Wiederholte Cortisolausschüttungen durch häufige Übererregung können zu chronischem Stress führen, der das Immunsystem schwächt und die Gesundheit beeinträchtigt. Reizempfindlichkeit steigt auf lange Sicht
- Gestörter Schlafzyklus: Hunde, die nicht lernen, sich eigenständig zu entspannen, erleben oft weniger Tiefschlafphasen und eine schlechtere Schlafqualität.
- Abhängigkeit von Stimulation: Hunde, die regelmäßig durch extreme Reize stimuliert werden, gewöhnen sich daran und fordern solche Reize zunehmend ein. Ohne diese regelmäßige Stimulation werden sie unruhig oder wirken gelangweilt. Gerade Arbeitshunderassen erleben diese Art der Stimulation sogar schon mit wenigen Wochen beim manchen Züchtern.
Fazit
Der Schlaf eines Hundes nach intensivem Training ist häufig kein Ausdruck von Wohlbefinden, sondern die Folge körperlicher und mentaler Erschöpfung. Diese Ruhephasen dienen zwar der Regeneration des überlasteten Körpers, sind jedoch kein Zeichen für echte Entspannung oder Ausgeglichenheit.
Um das langfristige Wohlbefinden eines Hundes zu fördern, ist es wichtig, dass er lernt, ohne vorherige Überstimulation zur Ruhe zu kommen. Statt hektischer Aktivitäten sollten Hunde durch moderate, mentale Beschäftigung wie Nasenarbeit, ruhige Unterordnung oder Denkaufgaben gefördert werden.
Sinnloses Ballwerfen zum müde machen des Hundes hilft nur kurzfristig und macht den Hund auf lange Sicht noch nervöser und reizempfindlicher.
Gezielte Ruhephasen und eine stressarme Umgebung sind essenziell, um nachhaltige Entspannung zu ermöglichen und die Gesundheit zu unterstützen.