29/10/2024
" Gedanken zum Absetzen "
Nun ist es bereits November und vermutlich sind die meisten Fohlen schon sechs Monate alt und somit bereit zum Absetzen. In der Natur laufen Fohlen mitunter bis zu zwei Jahren bei der Mutterstute mit, gesäugt werden sie nur, sofern es noch kein Geschwisterchen gibt, jedoch wird von Mama alles gelernt, was man für später wissen muss. Unter anderem, was fressbar ist, wie man sich gegenüber der Herdenmitglieder zu verhalten hat oder, wenn es sich um die Leitstute handelt, wo es Wasserstellen, das meiste Futter etc. gibt. Natürlich sind unsere domestizierten Pferde bei weitem nicht mehr mit ihren wild lebenden Verwandten vergleichbar, jedoch ist es erschreckend, wie bereits im Fohlenalter Verhaltensstörungen ihren Ursprung finden.
In den vergangen Monaten immer wieder erlebt, wie bereits Fohlen im Alter von vier (!) Monaten bereits abgesetzt waren. Häufigster Grund bei Hengstfohlen: Der will seine Mutter decken! Absoluter Quatsch...selbst wenn die Hoden bereits abgestiegen wären (frühestens mit sechs Monaten), ist das Gehirn noch gar nicht bereit überhaupt an Forrtpflanzung zu denken, ebenso ist der Testosterongehalt viel zu gering, um einem Hengstfohlen derlei unterstellen zu wollen. Außerdem ist dieses "Aufreiten" genauso - wenn auch deutlich seltener- bei Stutfohlen zu beobachten und ist ein simples Austesten, à la "wie weit kann ich gehen?" und wird auch beim "Fohlenonkel" praktiziert.
Zweithäufigster Grund: Das Fohlen soll zur Foohlenschau o.Ä. und die Mutter lässt sich schwer/gar nicht verladen bzw. ist die Stute "unausstehlich" und bevor man mit der Mutter (vor der Bedeckung) arbeitet und dieses Problem behebt, wird lieber in Kauf genommen, dass das Fohlen ein schlechtes Immunsystem erhält, unter Zwangsstörungen oder echten Verhaltensstörungen leidet.
Gerade das Koppen wird mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auf Dauer bei diesen Pferden zu beobachten sein. Das Koppen resultiert aus dem Saugreflex und bei eben jenen Pferden wurde im Fohlenalter das Saugbedürfnis unterdrückt bzw. nicht ausreichend befriedigt, wodruch diese echte Verhaltensstörung Manifestation findet. Beginnend beim Absetzer ist diese Vorstufe anhand extremen Saugbedürfnisses zu erkennen, z.B. wird die Wurmkur-Tube gelutscht, die Hand des Besitzers wird sich einverleibt (wie Daumennuckeln beim Kleinkind) und auch sonst sind diese Pferde überdurchschnittlich oral veranlagt. Das Saugen setzt Endorphine und körpereigene Opioide frei, ebenso das Koppen, meist durch "besonders schmackhaftes Futter", wie Mash oder Leckerlies ausgelöst.
Das sonnvollere Mittel bem Absetzen wäre eigentlich acht bis elf Monate oder einfach, sobald die Mutter das Fohlen deutlich abweist.
Das Absetzen sollte zudem peut à peut erfolgen und nicht plötzlich durch den Abtransport des Fohlen (z.B. Verkauf), da hierbei sowohl beim Fohlen als auch bei der Stute unheimlich viel Stress produziert wird. Empfehlenswert ist es, bereits bei Fuß der Mutter immer mal wieder Trennungen einzubauen, z.B. wenn die Mutter bewegt werden soll oder das Fohlen auch mal mit den Kumpels kurz alleine eine kleine Runde spazieren geführt wird. Anfangs sehr kleine Zeitintervalle, die individeull gesteigert werden können. Spätestens wenn die Stute unruhig wird, da das Euter entleert werden möchte, sollte man die beiden schnell wieder vereinen ;)
Saugen nimmt auch den Stress, z.B. nach einer Impfspritze, dem ersten Hufschmiedbesuch o.Ä. weshalb auch Fohlen, die eigentlich schon feste Nahrung zu sich nehmen, gelegentlich noch ans Euter möchten (sofern es die Mutter zulässt).
Nach dem Absetzen kommen die meisten Fohlen mit glechaltrigen in eine Herde, was zwar nett gedacht ist, jedoch häufig zu Überforderungen führen kann. Plötzlich muss eines dieser unerfahrenen Geschöpfe eine komplette Herde übernehmen! Schöner ist es, diese Aufgabe einer Tante und/oder einem Onkel zu überleassen (bei Hengstfohlen bietet sich der Onkel alleine an, da man nicht genau abschätzen kann, wann die Tante doch zu interessant wird), damit die Jungspunde von diesen auch noch lernen können, was sie sonst von Mama gelernt hätten, wenn sie bei ihr geblieben wären.
Ich möchte hiermit niemanden verurteilen und mir ist bewusst, dass sich die sechs Monate unheimlich eingebürgert haben, ich möchte lediglich zum Nachdenken anregen, da dies vielleicht das Verhalten einiger Pferde erklärt, über die man sich vorher gewundert hat.
(Das Bild dient nur der Aufmerksamkeit und zeigt die APH Stute " PAINT ME REALLY FANCY" mit ihrer Tochter (meiner Stute) "SHEZ UNIQUE FASHION" aka Unicorn)