28/11/2024
Co-Regulation... ersetzt kein Training!
𝗖𝗼-𝗥𝗲𝗴𝘂𝗹𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻 – 𝗱𝗲𝗿 𝗻𝗲𝘂𝗲 𝗛𝘆𝗽𝗲 𝗶𝗺 𝗛𝘂𝗻𝗱𝗲𝘁𝗿𝗮𝗶𝗻𝗶𝗻𝗴
Du hast das Wort „Co-Regulation“ noch nie gehört? Oder möglicherweise in den letzten Monaten eben doch ganz oft? Dann liegt das daran, dass Co-Regulation der neue heiße Scheiß ist. Mir begegnet das Wort mittlerweile fast täglich und spannend ist, dass sich dieses Mal sowohl positive Trainer*innen als auch aversive einig zu sein scheinen: Co-Regulation ist toll. Und das stimmt auch, ist es.
Allerdings – und dieser Eindruck könnte beim neuen Hype entstehen – ersetzt die Co-Regulation nicht all die anderen Trainings-Tools, die du bisher fleißig aufgebaut hast: Markertraining, Signalkontrolle von Alternativverhalten, Belohnungsvielfalt – definitiv hilfreich und unverzichtbar. 𝗝𝗲𝗱𝗲 𝗲𝗶𝗻𝘇𝗲𝗹𝗻𝗲 𝗞𝗼𝗺𝗽𝗼𝗻𝗲𝗻𝘁𝗲 𝗶𝘀𝘁 𝗲𝗶𝗻 𝘄𝗶𝗰𝗵𝘁𝗶𝗴𝗲𝘀 𝗣𝘂𝘇𝘇𝗹𝗲𝘁𝗲𝗶𝗹𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗶𝗺 𝗯𝗶𝗴 𝗽𝗶𝗰𝘁𝘂𝗿𝗲 „𝗲𝗿𝗳𝗼𝗹𝗴𝗿𝗲𝗶𝗰𝗵𝗲𝘀, 𝗳𝗮𝗶𝗿𝗲𝘀 𝗧𝗿𝗮𝗶𝗻𝗶𝗻𝗴“.
Du fragst dich jetzt, was ist denn Co-Regulation eigentlich?
Du kennst es vielleicht längst und weißt es nur nicht:
Gemeint ist damit, den Hund über möglichst minimales soziales Agieren dabei zu unterstützen, sich bestimmte Verhaltensstrategien selber zu erarbeiten, um mit der Zeit eine möglichst hohe Selbstwirksamkeit zu erzielen, um Wohlgefühl zu fördern und gleichzeitig um keinen starken Verstärker – wie mglw. beim Verhaltensabbruch über Signal, der eine unerwünschte Verhaltenskette auslösen könnte – in die Situation hereinzubringen. Kurz: Selbstregulation durch Co-Regulation.
𝗘𝗶𝗻 𝗕𝗲𝗶𝘀𝗽𝗶𝗲𝗹:
Dein Hund schaut zu einem anderen Hund und ist möglicherweise hin und her gerissen, ob er sich abwenden oder nach vorne gehen soll. Um ihn in der für ihn nicht ganz einfachen Situation zu unterstützen und ihn zum erwünschten (Alternativ-)Verhalten zu animieren (z. B. sich abzuwenden oder schnüffeln zu gehen), ohne in die Anspannung hineinmarkern oder das Verhalten über ein Signal abbrechen zu müssen, sprichst du ruhig mit ihm, lobst ihn freundlich, freust dich mit ihm und bleibst dabei geduldig stehen bei durchhängender Leine.
Im besten Fall wendet sich dein Hund durch deinen kleinen Support um (statt nach vorne zu gehen und zu bellen), sein Erregungsniveau sinkt und dafür belohnst du ihn dann hochwertig. Damit verstärkst du das Verhalten, das du wirklich möchtest. Machst du das immer wieder, wird er es immer schneller schaffen, sich selber herunterzuregulieren.
𝗗𝗶𝗲 𝗔𝗿𝗴𝘂𝗺𝗲𝗻𝘁𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗻:
Im Markertraining markern viele in das Verhalten hinein oder fragen ein vorher gut aufgebautes Alternativverhalten ab, um das unerwünschte Verhalten zu unterbrechen.
Hier stehen sich unterschiedliche Argumentationen gegenüber:
⏺ Ein Marker verstärkt nicht nur Verhalten, er wirkt durchaus auch auf der emotionalen Ebene und kann eine negative Emotion positiv verändern. Hineinklicken in eine schwierige Situation kann also (zunächst) wirksam sein (wem jetzt Click für Blick einfällt, denkt in die richtige Richtung).
⏺ Die andere Seite führt das Matching Law an: Verhalten wird im gleichen Maße auftreten, wie es verstärkt wurde. Es wird also versucht, nach Möglichkeit überhaupt nicht in unerwünschtes Verhalten zu markern, gemäss dem Motto: Du bekommst, was du verstärkst. Stattdessen kommt hier die Co-Regulation ins Spiel.
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Du sagst jetzt: Ach soooo! Das ist gar kein neues Rad, das erfunden wurde! Nein, ist es nicht. Lass dich nicht verwirren. Spätestens diejenigen, die mit BAT vertraut sind, kennen auch die Co-Regulation, die vielleicht nur nicht so genannt wird. Ich kenne viele Trainer*innen, die auch ohne BAT genau das schon immer so gemacht haben.
Falls du es noch nicht kanntest: Frag doch mal deine Trainerin / deinen Trainer nach genauer Anleitung. So kannst du deinen Werkzeugkoffer der positiven Verstärkung ein wenig weiter sinnvoll auffüllen. 👍