14/10/2024
„Lalapanzi“ die wohl wichtigste Übung derzeit für unsere Hunde. Wo Entertainment und ständige Beschäftigung an der Tagesordnung stehen, allein bleiben ein Fremdwort geworden ist und Hunde dermaßen überdreht aufwachsen das es manchmal schlichtweg unmöglich scheint , Besitzern zu erklären das es an „Ruhe“ mangelt.
Es ist Zeit, mal wieder den Begriff "Lalapanzi" aufzugreifen, zumal es für Silvester hilfreich sein und eine Entlastung darstellen kann. Und der Jahreswechsel kommt ja bekanntlich schneller, als man gucken kann...
Wir binden diese Übung bereits im Welpen- bzw. Junghundealter ein.
Lalapanzi ist Shangaan und meint: schlafen gehen, ausruhen, zur Ruhe kommen.
Weshalb spielt dieser Begriff im Umgang mit Hunden eine Rolle – ja, sogar eine ganz wesentliche?
Viele Hunde kommen schnell in Wallungen. Das passiert teilweise bei Hunden, die in eine Erwartungshaltung geraten (z.B. Autofahrt zum Hundeplatz bzw. Agility-Training) oder beim Anblick eines fremden Hundes, der entgegenkommt, beim Klingeln an der Tür, beim Erblicken eines Tennisballs. Beispiele gibt es genug.
Viel, viel schwerer fällt es Hunden oftmals hingegen, sich herunterzufahren, zu entspannen, sich fallen zu lassen.
Gründe hierfür gibt es zahlreiche. Es ist natürlich ein Stück weit Typ-Sache und hängt vom jeweiligen Charakter ab, inwieweit ein Hund sich im Erregungslevel hochfährt. Selbstverständlich spielt jedoch auch der Umgang mit dem Hund, und damit der Mensch eine entscheidende Rolle.
Ist der Hund permanent „on Tour“, fühlt er sich häufig zuständig, Entscheidungen zu treffen, wird er außergewöhnlich viel „entertaint“ und beschäftigt, hat jedoch wenig Möglichkeiten zu schlafen und wird dadurch immer ruheloser, dann ist es kein Wunder, wenn er insgesamt schnell erregbar ist und auch bezüglich anderer Emotionen „übertreibt“ (z.B. hinsichtlich Aggressionsverhalten, aber auch in Hinblick auf Unsicherheiten). Ähnliches kann passieren, wenn es einem Hund an Regeln fehlt.
Dabei kann man als Mensch durchaus für die nötige Entspannung sorgen, zum Beispiel indem wir gewisse Richtlinien vorgeben, indem wir Verantwortung abnehmen und damit für ein Gefühl der Sicherheit sorgen.
Wir können aber auch ganz praktisch unterstützen – nun kommt Lalapanzi ins Spiel.
Es handelt sich dabei um eine Halte-Übung.
Gemeint ist folgendes: Der Mensch kniet, der Hund ist seitlich neben ihm (rechts oder links, wie es angenehmer ist). Ein Arm ist über den Rücken des Hundes gelegt und die Hand ruht auf den Rippen. Die andere Hand liegt vorne auf der Brust. Der Hund wird dadurch also eingerahmt.
Und dann? Dann passiert nichts, also nicht viel – und für den, der sich darauf einlassen kann, ist es eine Menge. Es braucht nun vor allem Bauchgefühl. Die Kunst ist es, da zu sein – bei sich, aber auch beim Hund, ohne etwas Bestimmtes zu wollen. Es gilt, nichts zu erwarten und stattdessen hinein zu fühlen in die eigene Atmung und in die des Hundes. Nähe zu geben und die Nähe des anderen zu spüren. Da sein und Halt geben. Dafür braucht es die eigene innere Ruhe und Entspanntheit und eine entsprechende Atmung. Und das Ausblenden des Umfeldes – Unterhaltungen sind in diesen innigen Momenten fehl am Platz.
Die Haut ist ein ausgesprochen sensibles Organ und so kann hierüber besonders gut für Entspannung gesorgt werden. Unterstützt wird dieser Prozess durch das Bindungshormon Oxytocin, welches dabei ausgeschüttet wird. Es kann dadurch ein angenehmes Gefühl entstehen, in der Nähe des Menschen zu sein, und der Hund kann besser mit schwierigen Situationen umgehen. Der Kontrolletti kann lernen loszulassen, der Ängstliche findet Halt beim Menschen, psychische Belastungen werden schneller wieder aufgelöst.
Es lohnt sich, das Lalapanzi erst einmal in ruhigen Momenten durchzuführen.
Mit der Zeit ist es dann so vertraut, dass der Hund es in schwierigen Momenten umso besser annehmen kann.
Eure Wirs
P.S.:
Bei manchen Hunden kann es ratsam sein, dass sie einen Maulkorb tragen, zum Beispiel, wenn Mensch und Hund noch nicht so vertraut miteinander sind.