01/11/2024
Als Hundetrainer ist man auch nur Hundehalter
Fast schon unerreichbar krönt sich so manch Trainernatur, wenn es um die Hundeerziehung und das Wissen rund um den Vierbeiner geht.
Vielleicht war ich auch einmal in einem ähnlichen Denken verstrickt, denn suggeriert bekommt man das so, durch dankbare Hundeschüler oder dem Erfolg. Doch vom eigenen situativen Versagen weiß man nur, wenn man sich gut und ehrlich selbst reflektiert.
Jetzt habe ich einen juvenilen Stinker bei mir zuhause und er macht mir das Leben wirklich schwer. Nennen wir ihn mal „Molokko“, diesen kleinen Psycho…
Zur Beschreibung des Hundes:
8 Monate jung, männlich (sehr männlich) und total durchgeknallt. Mit diesem Hund macht ein Spaziergang richtig Laune, also schlechte Laune, denn er will alles fressen was rumläuft.
Klar gibt es da ein paar Defizite in seinem jungen Leben, aber die habe ich auch und das ist keine Ausrede.
Lange Rede kurzer Sinn…, ich gehe also spazieren und es kommt mir mitten im Wald ein Spaziergänger entgegen. Meine Hündin „Juulaa" war mit von der Partie und ohne Leine. Das kann sie auch, denn sie gefährdet niemanden.
„Molokko“ setzte seinen Scharfschützenblick auf, fixierte den Fremden und startete in die Attacke.
Da das Vieh angeleint war, knallte der Jungspund in die Leine und wie ein Jojo (durch meinen Reflex ausgelöst) zurück zu mir. Und das war gut so, denn der hätte eingeschlagen wie eine Rakete.
Unser zweibeiniges Gegenüber ist verständlicherweise genauso erschrocken wie ich selbst, meine Hündin „Juulaa“ und vielleicht auch „Molokko“!?
Schnell kürzte ich mit ein paar Handgriffen die Leine, damit „Molokko“ keinen großen Spielraum mehr nach vorne gewinnen konnte.
Und jetzt drehte „Molokkchen“ richtig auf und feuerte wie ein trotziges kleines Kind, nur mit 42 Zähnen bewaffnet, wild um sich. Was war ich froh um den Maulkorb, denn das hätte Löcher gehagelt.
Man muss nun dazu sagen, dass meine Hündin ein Sensibelchen ist und diesen Dialog zwischen mir und „Molokko“ für sich selbst als zu viel empfunden hat.
Deshalb schien ihr die Flucht zum verängstigen Spaziergänger für Sinn bringend. Der machte Kaninchen ähnliche Geräusche und versteifte sich aus der Bewegung heraus zur Statue.
„Molokko“ rastete nun noch mehr aus und schrie fast schon hysterisch vor Wut. Ich rief „Juulaa“, die wiederum klammerte sich nun am Bein des regungslosen Spaziergängers fest.
Es herrschte pures Chaos…
Die sensible Prinzessin „Juulaa“ wollte vom hilflosen Spaziergänger Unterstützung, nur konnte der nicht helfen.
Ich rief mittlerweile wütend nach „Juulaa“ und leitete mit gleicher Tonart den Spaziergänger an doch bitte weiterzugehen.
Währenddessen hielt ich die "Motorsäge" mit einer Hand fest, während die andere Hand eine einladende Geste zu „Juulaa“ versuchte.
Der Mann sprang über seinen Schatten und ging vorsichtig weiter.
„Juulaa“ kam endlich zu mir zurück und „Molokko“ hatte vermutlich einen Blutdruck von 200.
Ich dachte jetzt beruhigt sich alles und was macht „Juulaa“ sie rennt immer noch von der Stimmung verwirrt erneut dem Spaziergänger nach… - als ob sie sagen wollte, „rufen sie einfach Hilfe!“
Nochmals ein lautes Rufen meinerseits und „Juulaa“ kam jetzt bleibend zu mir. Nach dieser Katastrophenerfahrung leinte ich „Juulaa“ auch an und schnaubte vor Wut.
Hunde ins Auto gepackt, den Spaziergänger gesucht, Situation erklärt, entschuldigt und mit vielen Gedanken im Kopf gefahren. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken...
„Molokko“ ist übrigens um einiges umgänglicher geworden, dennoch bin ich auf alles gefasst, denn irgendwie ist er ein Hund mit besonderen Bedürfnissen, ein Sonderschüler, entschuldigt bitte – ein besonderer Schüler.
Ich könnte mir jetzt selbst unendlich viele Tipps geben, wie man mit solchen Hunden umgehen soll aber das überlasse ich jetzt Euch 😉
Ein Hundetrainer ist also auch nur ein Hundehalter…
Gerd Schuster
(Die Maske soll die Identität des Hundes schützen)
Ähm, kann ich jetzt noch WerbuAngreifende Hunde (Überarbeitet und mit Gerd Schuster)!
https://www.facebook.com/events/537596485578742?ref=newsfeed