25/08/2021
Hallo liebe Hundefreunde,
heute mache ich mich wahrscheinlich recht unbeliebt, ich möchte nämlich ein für viele Hundehalter emotionales Thema anpacken:
Bedürfnisse.
Eines noch vorweg, ich kenne keinen Hundehalter, der nicht von sich denkt, dass er die Bedürfnisse seines Hundes kennt und befriedigt. Die allermeisten handeln nach bestem Wissen und Gewissen und wer auf dieser Seite landet wahrscheinlich gleich dreimal. Wahrscheinlich wirst du das hier lesen und viel nicken, weil es deine eigenen Ansichten trifft.
Aber es gibt leider nach wie vor viele unerkannte (und daher auch oftmals unbefriedigte) Bedürfnisse beim besten Freund des Menschen. Ich gehe hier heute nicht auf verhaltensauffällige und/ oder traumatisierte Hunde ein, die mit Stammtisch- bzw. Hundewiesen-Parolen durchs Leben geschleift werden. Oder auf die Problematik verschiedener Rassen, die nicht ihren Anlagen und Bedürfnissen entsprechend gefordert und gefördert werden, Herdenschutzhunde in Stadtwohnungen und und und. Wie bei uns Menschen sind Temperamente und Wünsche auch bei unseren Hunden unterschiedlich.
Ich möchte heute auf den völlig normalen, gut sozialisierten Familienhund eingehen. Wenn neue Kunden zu mir kommen, stelle ich immer irgendwann die Frage, wie der Alltag denn so aussieht bzw. was sie mit ihrem Hund unternehmen. Und nicht selten gehören ausgiebige Spaziergänge dazu. Aber es geht nicht nur um das was, sondern auch um das wie.
Stellt euch vor, ihr geht gemütlich händchenhaltend mit eurem Partner spazieren. Zwischendurch bimmelt das Handy, eine Nachricht. Ihr bleibt kurz stehen um sie zu lesen (vielleicht wartet ihr auf eine Antwort?) und schon kommt ein harsches "Weiter" und ein Ruck. Nun gut, heute ist wohl nicht Schatzis Tag, also weiter. Ihr seht im Schaufenster ein tolles Paar Schuhe/ Tasche/ seht eine interessante Kinowerbung und bleibt kurz stehen um sie euch anzuschauen. Dieses Mal nicht einmal eine Ankündigung, sondern direkt der Ruck an der Hand, vielleicht sogar gröber als zuletzt. Da ihr anscheinend so unaufmerksam seid, wechselt euer Partner jetzt sogar plötzlich und ohne Ankündigungen die Richtung und reißt euch regelrecht hinter sich her. Fühlt ihr euch entspannt? Hilft es euch, wenn ihr das 2 Stunden anstelle einer halben Stunde lang tut? Seid ihr dann abends ausgeglichener? Eher nicht.
Damit will ich überhaupt nicht sagen, dass wir nicht auch einmal zügig und ohne Bummelei zügig von A nach B laufen können, wenn wir bespielsweise noch schnell die Bahn erreichen müssen. Aber das würde ja auch niemand als Entspannung bezeichnen.
Ich denke, jeder hat ein Bild vor Augen, wie entsprechender Spaziergang für den Hund aussehen würde. Aber worauf möchte ich jetzt eigentlich hinaus? Unsere Hunde brauchen Zeiten, in denen sie sich selbstbestimmt bewegen dürfen. Nein, damit meine ich nicht Freilauf für alle, ungeachtet des Ausbildungsstandes und der jagdlichen Ambitionen. Auch ein Hund, der sein Leben an der Schleppleine verbringt, kann seine Bedürfnisse ausleben. Unsere Hunde wollen schnüffeln, schauen, buddeln, rennen, sich wälzen, Sozialkontakt (vielleicht nur mit dem eigenen Menschen), ruhen, toben, arbeiten und wichtig sein und noch vieles mehr.
Um all diese Bedürfnisse zu sehen, hilft es manchmal einen Schritt zurück zu gehen, den Blickwinkel zu verändern und sich vielleicht sogar Hilfe zu holen. Denn wenn der Haussegen schief hängt, sind nicht selten unerfüllte oder mißverstandene Bedürfnisse die Ursache.