22/12/2024
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„Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“
..Als ich damals über dem Flyer für unseren Verein saß und überlegte, was wir ausmachen, für was wir stehen möchten, fiel mir dieses -wie ich finde -wunderschöne Zitat von Antoine de Saint-Exupery ein.
Es passt zu dem, was wir tun, woran wir appellieren möchten.
Verantwortung, so ein großer Begriff.
„Abzugeben in verantwortungsbewusste Hände“ so oder ähnlich beginnen viele Verkaufs- oder Vermittlungsanzeigen.
Aber was sind verantwortungsbewusste Hände? Heisst es, dafür zu sorgen, dass das Tier seine Grundbedürfnisse erfüllt bekommt? Futter, Tierarzt, Erziehung,spazieren gehen und streicheln, also alles, was wir gemeinhin unter den Grundbedürfnissen verstehen. Aber ist das alles, was nötig ist?
Was ist, wenn es anstrengend wird, wenn trotz all unserem (gut gemeinten) Tun Probleme kommen? Was, wenn es hässlich wird? Wenn die Harmonie, die Vorstellung von unserem Ideal so sehr abweicht?
Wir haben eine Entscheidung getroffen, an der das Tier keine Chance hatte mitzuwirken. Es wurde nicht gefragt, ob es bei uns sein möchte. Nun ist es da und es nicht so, wie wir dachten. Nicht so, wie wir erwartet haben. Es erfüllt unsere Bedürfnisse nicht. Und wir lügen,wenn wir sagen, wir hätten keine Bedürfnisse, keine Erwartungen an unsere Tiere. Auch das ist menschlich und okay. Aber wir müssen lernen damit umzugehen, dass diese Erwartungen nicht erfüllt werden könnten. Wir haben uns kein Smartphone gekauft, welches wir nach unserem Belieben mit Apps bestücken können, was wir benutzerdefiniert gestalten. Apps, die „scheisse“ sind, löschen wir. Wenn wir ganz und gar nicht mit der Menüführung klar kommen, wird es halt verkauft und ein anderes Modell kommt daher.
Das Tier ist aber kein Smartphone. Und das Traurige daran ist, dass wir uns bei der Anschaffung eines Handys viel umfassender beraten lassen, als bei der Anschaffung unseres besten Freundes. Da werden Tarife verglichen und das Internet studiert. Beim Hund eher selten.Meist hat man die Rasse xy irgendwo gesehen, im TV, bei einem Bekannten, man wollte schon immer so einen. Richtig informiert, was für eine Rasse Chester ist und was er so mit sich bringt an Genetik, wird sich selten. Er ist doch aber so schön. Oder gar niedlich. Auch wenn man quasi täglich im www vor so genannten Qualzuchten gewarnt wird und die Aufklärung immer besser wird. Es entscheiden sich immer noch viel zu viele Menschen für Frenchi, Mops und Co. Ihrer ist doch freiatmend und gesund (Diagnose mittels Glaskugel). Und das er schnarcht ist doch normal und soooo süß.
Und jetzt war doch der richtige Zeitpunkt. Corona hat neben viel Unzufriedenheit auch zu viel Zeit geführt. Tierheime wurden leer (einfach vermittelbare Hunde), Züchter kamen kaum hinterher mit „Bestellungen“ , der Auslandstierschutz boomte. Denn die Menschen wollten diese Zeit füllen. Wieder war es ein Bedürfnis von uns, was befriedigt werden musste. Denn was ist nach Corona?
Oder was ist, wenn der bestellte Auslandshund nicht der Beschreibung entspricht? Wenn er am ersten Tag beisst, der undankbare Köter. Dann muss er zurück. Sofort. Denn so hat man sich das nicht vorgestellt. Die Katze im Sack kaufen, aber doch mit genauen Vorstellungen. Wie soll das funktionieren? Wählen wir unsere Partner auch im Katalog aus? Mit Beschreibungen von Dritten, ohne ihn vorher zu daten? Eher selten oder?
Beim Hund aber ist es gängige Praxis. Oft klappt es und es gibt auch guten Auslandstierschutz mit Sinn und Verstand. Aber leider zuviel schwarze Schafe. Wenn ich schon per blind Date bestelle, dann muss ich bereit sein, Konflikte ertragen zu können, Dinge auszuhalten und mit dem Tier zu erarbeiten. Dazu gehört auch das Management und Training, wenn der Hund beisst oder die Bude zerlegt oder nicht allein sein kann oder oder oder.
Sind kleine Kinder im Spiel, dann nehme ich keinen Hund mit unbekannter Vergangenheit, keinen, den ich nicht vorher über einen längeren Zeitraum kennen lernen kann. Alles ist andere ist unfair dem Tier und den Kindern gegenüber und gefährlich. Jeder seriöse Vermittler wird das unterschreiben.
Oder auch die Adoption von wissentlich schwierigen Hunden. Wir freuen uns über jeden Interessent, der ernsthaft ein Problemfell nehmen möchte. Aber bitte hört zu, wenn wir sagen, was auf euch zu kommt. Nickt es nicht nur ab und denkt insgeheim, dass es bei euch anders wird. Nehmt euch auch zu Herzen, wenn wir sagen, dass Hund xy auch euch höchstwahrscheinlich beissen wird oder es zumindest Tage geben wird, an denen er es versucht.
Und wenn wir fragen, ob ihr das dann aushalten könnt bzw bereit seid, Management zu betreiben, dann fragt euch wirklich, ob ihr das könnt bzw seid.
Wenn euch schon der Anblick des Hundes mit Maulkorb leid tut und ihr garnicht erwarten könnt, ihn abzunehmen, dann lasst die Finger von „solchen“ Hunden. Keiner von uns freut sich über verfrühte Bilder „oben ohne“. Denn wir erzählen euch das nicht, um euch oder den Hund zu ärgern, sondern weil wir unsere Tiere kennen und euch und damit auch sie schützen möchten. Was nutzt es, wenn es wieder zu einem Vorfall kommt, der Hund dann meist sofort zurück muss und einen weiteren Eintrag im Vorstrafenregister zu verzeichnen hat. Das bringt Niemanden etwas.
Aber wisst ihr, was etwas bringt?
Durchhalten, aushalten, Kompromisse annehmen und Konflikte er- und auch mal austragen können. Sich aus Komfortzonen zu bewegen und für den Hund da zu sein. Auch wenn er sich „scheisse verhält“ ,wenn er nervt, wenn er euch situativ einsam macht. Wenn ihr euch für ihn entschieden habt, dann steht das durch. Es gibt soviel Hilfsangebote, Trainer, Institutionen, Gleichgesinnte. Die nehmen euch die Verantwortung nicht ab, aber sie helfen. Vor Allem wenn sie sehen, dass jemand Hilfe annimmt und möchte. Und nicht an den kleinsten Hürden alles wegwirft und Ausreden sucht, um sich selber besser zu fühlen. Schließlich will man den Hund noch mit gutem Gefühl abgeben oder ins Jenseits befördern.
Sicherlich gibt es hin und wieder ausweglose Situationen, wo eine Umplatzierung unumgänglich und auch nicht verwerflich ist. Das gehört auch zum Leben. Aber es ist viel seltener als angenommen.
Und es ist ein schönes Gefühl, gemeinsam zu wachsen. Und es gehört dazu, dass manche Dinge ein Kompromiss bleiben werden, dass Management in gewissen Fällen lebenslang sein muss. Und das das okay so ist.
Leider gibt es immer weniger Menschen, die bereit sind, Opfer zu bringen. Aber immer mehr, die sich leichtsinnig Tiere anschaffen. Den Preis dafür bezahlt der Hund.