Upland-Tierarzt

Upland-Tierarzt Tierärztliche Praxis für Groß-und Kleintiere

06/09/2025

Darf ein Tierheilpraktiker einen Hund einschläfern?

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Kürzlich meldete eine Regionalzeitung, dass in Bielefeld ein Tierheilpraktiker vor Gericht stünde, weil er (mit was für einer Substanz auch immer) einen Hund per Injektion getötet haben soll, nach Aussage der Besitzer:innen unter schweren Qualen für das Tier.

Das ist für sich genommen natürlich ein bemerkenswerter Vorgang, der rechtlich hoffentlich entsprechend gewürdigt wird. Noch bemerkenswerter aber erscheint mir die Tatsache, dass die Besitzer:innen des Hundes dem Tierheilpraktiker einen entsprechenden Auftrag erteilt haben, ganz offenbar in völliger Unkenntnis der Tatsache, dass Tierheilpraktiker:innen Euthanasien weder durchführen können noch dürfen.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder waren das völlig ignorante Leute, die gar nix blicken, also ein kompletter Ausnahmefall, oder es gibt da irgendeine diffuse und vielleicht sogar allgemein verbreitete Wahrnehmungsstörung in der Öffentlichkeit, in dem Sinne, dass Tierärzt:innen und Tierheilpraktiker:innen irgendwie als gleichwertig gesehen werden. Letzteres würde mich irritieren und beunruhigen. Aber nachdem man in Tierhaltergruppen auf Social Media bei Notfällen immer mal wieder den verwegenen Ratschlag hören kann, sofort einen Tierarzt ODER einen Tierheilpraktiker aufzusuchen, ist es vielleicht tatsächlich notwendig, mal den einen oder anderen Bilderrahmen wieder gerade zu rücken.

Wie wird man Tierärztin oder Tierarzt?
Man studiert (mindestens) elf Semester, also fünfeinhalb Jahre, an einer tiermedizinischen (und natürlich staatlich anerkannten) Universität und schließt dieses Studium mit einem Staatsexamen ab. Mit dem Examenszeugnis in der Hand beantragt man dann seine staatliche Zulassung als Tierarzt, die sogenannte Approbation. Wenn man zusätzlich durch ein polizeiliches Führungszeugnis einen unbescholtenen Lebenswandel nachweisen kann, bekommt man dann auch seine Approbationsurkunde, und das ist der Zeitpunkt, ab dem man die (natürlich staatlich geschützte) Berufsbezeichnung „Tierärztin“ oder „Tierarzt“ führen und in diesem Beruf tätig werden darf.

Wie wird man Tierheilpraktiker:in?
Um möglichst neutral und nüchtern zu bleiben, zitiere ich einfach Wikipedia:
„Die Berufsbezeichnung „Tierheilpraktiker“ kann von jedermann geführt werden, ein Befähigungsnachweis ist hierfür nicht erforderlich (…) Während die Ausbildung von Tierärzten zahlreichen staatlichen Vorgaben unterliegt und Studenten diverse Prüfungen unter staatlicher Aufsicht ablegen müssen, bevor sie die staatliche Zulassung zur Berufsausübung beantragen können, unterliegen die Ausbildungsangebote für Tierheilpraktiker keinerlei staatlichen Vorgaben. Zahlreiche Institutionen bieten miteinander kaum vergleichbare Kurse unterschiedlichster Dauer (von einem Wochenende bis zu mehreren Jahren) und Qualität an, bei denen häufig als „Diplom“ bezeichnete Abschlussurkunden verliehen werden. Die staatlich nicht anerkannten Abschlüsse, welche die privaten Ausbildungsanbieter vergeben, bergen dabei die Gefahr in sich, Tierbesitzern einen falschen Eindruck vermeintlicher Professionalität zu vermitteln.“

Also, was braucht man, um Tierheilpraktikerin oder Tierheilpraktiker zu werden? Genau gar nix! Jede und jeder von Ihnen, die das hier jetzt lesen, kann sofort heute beschließen, sich ein entsprechendes Schild an die Tür zu schrauben, eine Website online zu stellen und sich fürderhin als THP zu verdingen. Als Tierbesitzer:innen haben Sie angesichts einer solchen Pseudo-Berufsbezeichnung genau KEINE Möglichkeit, irgendeine tatsächliche Qualifikation für die Diagnostik und Therapie erkrankter Tiere voraussetzen zu können.

Warum können und dürfen Tierheilpraktiker:innen auf gar keinen Fall Tiere euthanasieren? Eigentlich ganz einfach: Weil Sie, die Leserinnen und Leser dieses Blogs, das auch nicht dürfen! Es gibt da zwischen Ihnen und Tierheilpraktiker:innen aus juristischer Sicht absolut keinen Unterschied. Paragraph 4 des Tierschutzgesetzes verlangt für das Töten eines Wirbeltieres „die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten“, und die haben weder Sie als Normalbürger:innen noch irgendwelche Tierheilpraktiker:innen.

Der gleiche TSchG-Paragraph fordert auch, dass ein Wirbeltier „nur unter wirksamer Schmerzausschaltung (Betäubung) in einem Zustand der Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit“ getötet werden darf. Dies ist für Tierheilpraktiker:innen natürlich eine nicht erfüllbare Forderung, da sie (ebenso wie alle Normalbürger:innen) keinen legalen Zugang zu den entsprechenden sedierenden bzw. narkotisierenden Medikamenten haben, ganz zu schweigen von den für die Euthanasie regelmäßig verwendeten Barbituraten, die sogar dem Betäubungsmittelrecht unterliegen und nur von Mediziner:innen gehandhabt werden dürfen, die im Besitz einer entsprechenden Erlaubnis sind.

Also: Ich weigere mich zu glauben, dass es da draußen allzu viele Tierbesitzer:innen gibt, die auf die absolute Schnapsidee verfallen würden, Tierheilpraktiker:innen den Auftrag zur Euthanasie ihres Tieres zu erteilen. Aber wie immer gibt es offenbar die berüchtigten Ausnahmen von der Regel. Deshalb diese schnelle Klarstellung. Jedes arme Haustier, das da mit irgendwelchen Substanzen qualvoll zu Tode gebracht wird, ist natürlich eines zu viel.

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

© Ralph Rückert
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05/09/2025

RESERVIERT! Frist bis zum 16.09.2025: American Staffordshire Terrier Twix (Rüde, *06/2018) im PLZ-Bereich 34###, Hessen. Vermittlung über die KVH, Spende an den TSV Listenhunde-Nothilfe:
http://kampfschmuser-vermittlungshilfe.de/2025/09/notfall-amstaff-twix/

Update 05.09.:
Heute hat eine Dame aus dem Bekanntenkreis der Halterin Twix besucht. Auch die Züchterin hatte einen guten Eindruck und so durfte der Bursche gleich zu einem einwöchigen Probewohnen ausziehen.

Nun werden natürlich alle verfügbaren Daumen gedrückt, dass alles passt und Twix komplett übernommen wird! (y)

02.09.:
Es gibt Dinge im Leben, mit denen man nicht rechnen kann, aber genau das ist Twix‘ Frauchen passiert. Sie wurde vor knapp einem Monat mit der Diagnose „Leukämie“ konfrontiert, die alleine für sich schon schlimm genug wäre…doch dann haben ihr die Ärzte eröffnet, dass sie ihren geliebten Hund abgeben muss. :(

In den nächsten Monaten stehen mehrere Chemo-Blöcke an, in denen sie komplett in Isolation bleiben muss. Zwischen diesen Blöcken darf sie – sofern ihre Blutwerte gut genug dafür sind – unter Auflagen nach Hause kommen. Die schlimmste von allen: sie darf keinen Kontakt zu Tieren haben. Daher muss Twix schnellstmöglich abgegeben werden.

Aktuell ist Twix netterweise von seiner Züchterin aufgenommen worden, kann aber nur noch *** bis zum 16.09.2025 *** bei ihr bleiben. Er sucht daher EXTREM DRINGEND ein neues Zuhause oder zumindest eine Pflegestelle, von der aus er ohne Zeitdruck weitervermittelt werden oder in der er bleiben kann, bis sein Frauchen nach Chemo & Co. hoffentlich das ärztliche OK bekommt, ihren Liebling wieder zurücknehmen zu dürfen!

Bei einer Pflegestelle würde die Familie übrigens weiterhin Steuer, Haftpflicht, OP-Versicherung sowie eine Futterpauschale zahlen.

Twix ist ein freundlicher, kuschelbedürftiger Hund, der altersentsprechend schon etwas gesetzter und ruhiger ist, aber trotzdem noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Er geht liebend gerne spazieren und läuft nicht nur in Wald und Feld ohne zu ziehen an der Leine, sondern benimmt sich auch im Freilauf super. Er ist auch im städtischen Umfeld weitestgehend umweltsicher und die Grundkommandos sitzen. Einen Maulkorb kennt er, mag diesen aber nicht so gerne.

Da der nette Rüde normalerweise in Bad Wildungen lebt, musste er den in Hessen notwendigen Wesenstest absolvieren, der dort regelmäßig wiederholt werden muss. Den letzten WT hat er am 17.02.2024 bestanden.

Hin und wieder pöbelt Twix schon mal bei fremden Hunden oder Menschen. Dieses Verhalten zeigt er allerdings offenbar nur bei seiner Familie und z.B. nicht bei der Züchterin oder in der Hundepension, in der man ihn schon mal untergebracht hatte. Da der Bursche ein sehr feines Gespür hat, bemerkt er anscheinend sofort Unsicherheiten am anderen Ende der Leine…oder aber bei Fremden, die ihm entgegenkommen. Von daher suchen wir hunde- bzw. bestenfalls rasse-erfahrene Menschen für Twix, die ihm ganz selbstverständlich vermitteln können, dass sie alles im Griff haben und er so etwas nicht selber regeln muss.

Mit Artgenossen beiderlei Geschlechts ist Twix an sich gut verträglich, auch wenn ihn einige Hündinnen – aus welchen Gründen auch immer – nicht mögen. Bei gegenseitiger Sympathie könnte der kleine Bollerkopf gerne als Zweithund vermittelt werden. Auch mit Pferden hat er kein Problem. Katzen dürfen allerdings nicht im neuen Zuhause vorhanden sein.

https://www.youtube.com/shorts/La6083OAAes

Twix liebt seine Familie und freut sich auch über jeden Besucher. Erwachsene werden im Überschwang der Gefühle schon mal angesprungen, bei Kindern hingegen tut er das nicht. Im Umgang mit ihnen zeigt er sich (nicht nur in der Wohnung, sondern auch im Garten) äußerst freundlich und vorsichtig. Das 9 Monate alte Enkelchen der Halterin wird ganz sanft beschnufelt und von dem 4-jährigen Enkelkind lässt er sich sogar „befehlen“, wo er sich hinsetzen soll. ;)

Von daher können in seiner neuen Familie gerne auch nette Kinder ab 5 Jahren leben, die bereits gelernt haben, dass ein Hund kein Spielzeug ist und dass man respektvoll mit ihm umgehen sollte.

Gerne liegt Twix einfach Garten, brät in der Sonne und lässt sich den Wind um die Nase streichen. Futtersuchspiele gefallen ihm auch: ein paar Leckerchen verstecken und los geht’s! Apportieren ist hingegen unter seiner Würde. Seinen Menschen zuliebe holt er mal einen Ball oder Ähnliches, danach kann man die Sachen gefälligst selber holen. ;)

https://www.youtube.com/shorts/DuKrqXjxgGw

Am allerliebsten kuschelt Twix aber mit seinen Menschen auf dem Sofa oder krabbelt zu seinem Frauchen unter die Decke, um sich an sie zu schmiegen.

Würde die Behandlung (mit ungewissem Ausgang), bei der das Immunsystem der Halterin immer wieder komplett runtergefahren werden muss, nicht mind. 9 Monate dauern, würde sie Twix nie hergeben. Sie hat viel mit den Ärzten diskutiert und geweint, aber es geht nicht anders… auch wenn es ihr das Herz bricht.

Wer kann den beiden in dieser absoluten Notsituation helfen?

Die Vermittlung erfolgt zu den im Tierschutz üblichen Bedingungen mit Vor- und Nachkontrolle(n), Schutzvertrag und Schutzgebühr, die an die Listenhunde-Nothilfe gespendet wird. Keine Vermittlung in Außen- oder Zwingerhaltung, kein Wach- oder Schutzdienst.

Der Erstkontakt erfolgt über die Kampfschmuser-Vermittlungshilfe. Interessenten erhalten eine Selbstauskunft, die nach dem Ausfüllen umgehend an Twix‘ Halterin weitergeleitet wird. Die Dame schickt Interessenten dann auch gerne weitere Videos von Twix.

Ansprechpartner: Kampfschmuser-Vermittlungshilfe
email: [email protected]

Weitere Fotos findet man bei der KVH unter dem ersten Link.

30/08/2025

Bonnie - geboren, um zu leiden & gestorben beim Versuch zu leben.

Als Bonnie auf ihrer Pflegestelle ankam, waren wir zutiefst erschüttert. So viele kranke Frenchies haben wir schon aufgenommen. Bonnies Pflegefrauchen Jenny hat weitreichende Erfahrung mit der Rasse. Aber die Atmung der vierjährigen Hündin war das schockierendste, das wir alle jemals zu Gesicht bekamen. Wohlgemerkt obwohl ihre Nasenlöcher nicht mal so verengt sind wie bei vielen anderen Rassevertretern. Das zeigt aber leider nur auf, wie kaputt es zusätzlich im Inneren, im Körper einer französischen Bulldogge aussieht.
Vor Bonnie war uns nicht bewusst, dass eine Gaumensegel-Operation zum Notfall werden kann. Doch es war klar, dass wir sie keine Sekunde länger diesen Qualen aussetzen konnten, unter denen sie schon vier Jahre leben musste. Wenn man das überhaupt Leben nennen kann. Jeder Atemzug ein Kampf um Luft, jeder Moment kurz vorm Ersticken.

Bonnies kleiner krank gezüchteter Körper war zu schwach für die Operation. Sie verstarb. Ihr Leben endete, bevor sie jemals einen richtigen Atemzug tätigen konnte. Vier Jahre ununterbrochene Atemnot waren alles, was sie kannte.

Bonnie war eine Vermehrerhündin aus Deutschland. Es gab Menschen, die sie und ihr Leid gesehen haben und sich dachten: “Oh, süß. Sowas will ich auch. Sowas unterstütze ich. Für sowas gebe ich Geld aus. Von sowas soll es noch mehr auf dieser Welt geben.”

Bonnie, es tut uns so unendlich leid. Es tut uns leid, was wir Menschen dir, deinen Kindern und deinen Artgenossen angetan haben und jeden Tag aufs Neue antun. Wir züchten euch wunderbare, unschuldige Wesen krank, kaputt, tot. Aus Egoismus und Ignoranz. Um unser gestörtes Schönheitsideal und Bild von Niedlichkeit um jeden Preis durchzusetzen. Der Ursprung eures Leids beginnt in unseren kranken Köpfen, aber die, die das Leid tragen müssen, seid ihr.

„Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben.“ — Mark Twain

Schuld am Tod von Bonnie trägt jeder, der Qualzuchten vermehrt. Jeder, der Qualzuchten kauft. Jeder, der behauptet, es gäbe kein Qualzuchten. Jeder, der Qualzuchten verharmlost. Jeder, der behauptet seine Qualzucht sei gesund.

Einer der wirklich guten, nützlichen und sachlichen Artikel des Kollegen Rückert.
28/08/2025

Einer der wirklich guten, nützlichen und sachlichen Artikel des Kollegen Rückert.

Throwback Thursday: Ein 13 Jahre alter Artikel darüber, was bezüglich Erster Hilfe beim Hund aus meiner Sicht wirklich wichtig ist:

Erste Hilfe mal ganz anders gesehen

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Als ich vor einiger Zeit um Themenvorschläge für Blog-Artikel bat, wurde mehrfach „Erste Hilfe“ genannt. Eigentlich offensichtlich! Warum habe ich bisher noch nichts dazu geschrieben? Ehrlich gesagt habe ich mich davor gedrückt, denn bei kaum einem anderen Thema klaffen Erwartungen und Realität so weit auseinander. Warum ist das so?

Denken Sie doch bitte mal an den Begriff „Erste Hilfe“. Was geht Ihnen als erstes durch den Kopf? Na klar, Mund-Nase-Beatmung und Herzdruckmassage! Heroische Lebensrettung bzw. Wiederbelebung ist die Hauptassoziation, die wir bezüglich Erster Hilfe im Kopf haben. Gibt man als Tierärztin oder Tierarzt Erste-Hilfe-Kurse, stellt man unweigerlich fest, dass das höchste Publikumsinteresse dann zu bemerken ist, wenn man auf das Thema Wiederbelebung zu sprechen kommt. Blöd nur, dass das mit der Realität nicht das Geringste zu tun hat.

Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass irgend jemand (inklusive Ihres Tieres) in Ihrer Anwesenheit einfach mit einem Herzstillstand umfällt oder so schwer verletzt wird, dass es zu einem solchen kommt, liegt im astronomischen Bereich. Und wenn es doch passiert, sind Ihre Chancen, daran etwas zu ändern, im besten Fall minimal. Ich will Sie nicht komplett entmutigen, und natürlich sollen Sie, wenn ein Mensch mit Herzstillstand vor Ihnen liegt, das tun, was Sie mal im entsprechenden Kurs in grauer Vorzeit gelernt haben. Sollte das mit einem Tier passieren, können Sie eigentlich auch gleich aufgeben, denn Sie haben (von absolut exotischen Ausnahmen abgesehen, bei denen meist gar kein echter Herzstillstand vorliegt) keine realistische Chance. Eine Herzdruckmassage ist derartig anstrengend, dass ein einzelner Ersthelfer nur wenige Minuten durchhält. Das macht dementsprechend nur dann Sinn, wenn man weiß, dass Notarzt und Rettungswagen mit Sirene und Blaulicht unterwegs zu einem sind.

Für Tiere gibt es kein echtes Rettungswesen. Auch die im Fernsehen gezeigten und in Großstädten aktiven Tierambulanzen können ein solches nicht ersetzen, da für Tiere keine Einsatzfahrten mit Blaulicht und Sirene erlaubt sind. Hat also Ihr Tier einen Herzstillstand, wird Ihnen niemand zu Hilfe eilen. Es liegt an Ihnen, das Tier in eine Praxis oder Klinik zu bringen, und das geht nicht unter Beibehaltung der Herzdruckmassage. Auch wenn Sie einen Tierarzt erreichen, der mit seinem Privatfahrzeug unter Einhaltung der Verkehrsregeln in vertretbarer Zeit am Ort des Geschehens eintreffen könnte, würde das nicht viel bringen. Ohne Hilfspersonal und ohne die enormen technischen Möglichkeiten eines modernen Noteinsatzfahrzeuges gibt es nicht viel, was man tun kann, Profi hin oder her. Das ist der Grund, warum Sie in so einer Situation auch gleich aufgeben können und warum die Beschäftigung mit diesem Teilbereich der Ersten Hilfe bestenfalls Unterhaltungswert hat. In den von verschiedenen Organisationen oder von Kolleginnen und Kollegen angebotenen Kursen für Erste Hilfe bei Tieren wird der Reanimation trotzdem oft und unsinnigerweise viel Zeit eingeräumt.

Ich werde in diesem Artikel auf keine Details der Ersthilfe bei Tieren eingehen. Das Thema ist zu umfangreich, um in einem Blog mal kurz abgehandelt zu werden. Dafür ist die Buchform bestens geeignet, und da gibt es ein breites und meist ganz brauchbares Angebot, wie man auf Amazon sehen kann. Mir geht es vielmehr um den für mich wichtigsten Gesichtspunkt der Ersthilfe: Vorausdenken und Vorbereitung! Und genau da hapert es bei den meisten Tierbesitzer:innen ganz gewaltig.

Stellen Sie sich vor: Ein schöner Sommertag, Sie fahren mit Ihrem 35 kg schweren Hund auf einen Waldparkplatz und machen einen schönen Spaziergang, zuerst einen halben Kilometer bergab und dann noch zwei Kilometer weiter in ein nicht mit dem Auto befahrbares Tal hinein. Und genau da hinten tritt Ihr Hund in eine Glasscherbe und verletzt sich dabei eine Arterie an der Beugeseite der Pfote. Ihr Hund blutet beängstigend stark und kann nicht mehr laufen. Und jetzt? Haben Sie Verbandszeug dabei? Wenn nicht: Haben Sie wenigstens Ihr Handy? Auch nicht? Dann wird es echt problematisch. Sie werden improvisieren müssen. Ein zerrissenes Kleidungsstück könnte helfen, vorausgesetzt Ihr Hund lässt Sie die stark schmerzende Pfote überhaupt berühren. Hat er das gelernt? Auch nicht? Dann haben Sie Ihren Hund in einem Naherholungsgebiet und ein paar wenige Kilometer Luftlinie von der nächsten Tierarztpraxis entfernt in eine lebensbedrohliche Notlage gebracht, die eigentlich leicht vermeidbar gewesen wäre. Und wenn Sie einen Druckverband mit was auch immer hinbekommen: Können Sie Ihr schweres Tier 2,5 Kilometer weit tragen, den letzten halben Kilometer bergauf? Duldet Ihr Hund das Tragen überhaupt?

Ich denke, Sie alle verstehen, was ich sagen will. Bezüglich solcher banalen und im Gegensatz zu Herz-Kreislauf-Stillständen enorm häufigen Notfälle wäre viel gewonnen, wenn man entsprechend vorausdenken würde. Das Material für einen schnellen Druckverband passt in die kleinste Tasche und sollte immer dabei sein, auch beim täglichen, halbstündigen Routinespaziergang. Und das Handy ist für uns Hundebesitzer sowieso ein absolutes Muss. Einer meiner Hunde wurde vor Jahren nur 150 Meter von unserem Haus entfernt angefahren. Er war bewusstlos, mit unklarem Verletzungsbild, ich konnte ihn also weder allein lassen noch transportieren. Ohne Handy ist man da wirklich aufgeschmissen, mit eventuell tragischen Folgen.

Bedenken Sie immer das Verhältnis zwischen dem Gewicht Ihres Hundes, Ihrer Körperkraft, den zurückzulegenden Wegstrecken und der Geländebeschaffenheit. 2012 ging im Internet ein schwerer Sh*tstorm über ein US-amerikanisches Paar nieder. Die beiden hatten mit ihrem Rottweiler eine technisch unschwierige, aber sehr lange Wandertour in den Rocky Mountains angefangen. Nicht bedacht hatten sie die besondere lokale Geländebeschaffenheit mit sehr scharfkantigem Gestein. Auf halber Strecke konnte der Hund nicht mehr weiter, da alle vier Pfoten unbrauchbar geworden waren. Das Ganze spielte sich in fast 4000 Meter Höhe ab, der Weg ins Tal war noch über 4 Stunden lang. Der Besitzer versuchte mehrfach, den 55 Kilogramm schweren Rottweiler zu tragen, was natürlich hoffnungslos war. Also mussten die Leute den Hund letztendlich zurücklassen, denn für eine Nacht in den Bergen waren sie absolut nicht ausgerüstet. Eine ganz schlimme Situation, die bei entsprechender Planung nie eingetreten wäre. Nur zur Beruhigung: Der Rottweiler wurde später von einer Bergsteigergruppe gerettet.

Je schwerer also Ihr Hund ist, desto mehr müssen Sie sich darüber Gedanken machen, ob Sie bei dieser oder jener Unternehmung Ihr Tier im Notfall noch transportieren können. Es mag schon sein, dass ein Rettungshubschrauber sogar für einen Hund in Not kommt, aber diesen Einsatz wird man im Anschluss sicher sehr teuer bezahlen müssen. Demzufolge würde ich mit einem Hund, den ich aufgrund seines Gewichts nicht tragen kann, niemals irgendwo rumlaufen, wo man nicht zur Not mit dem Auto rankommt.

Sollten Sie je in die Verlegenheit kommen, Ihren Hund über größere Strecken tragen zu müssen, so wird das meist nur unter Zuhilfenahme des sogenannten Gamstragegriffes halbwegs kraftsparend funktionieren. Und das bringt mich zum weiter oben schon mal angedeuteten Thema des vorsorglichen Trainings mit dem Hund. Die schönsten Verbandsmaterialien und Pläne sind keinen Pfifferling wert, wenn Sie sie mangels Kooperation Ihres Tieres nicht zur Anwendung bringen können. Es ist den Hunden nicht von vornherein gegeben, Manipulationen an schmerzenden Wunden oder ungewohnte Tragetechniken widerspruchslos hinzunehmen. Das muss vorausschauend geübt werden. Zumindest bei Hunden mit guter Grundausbildung ist das nicht besonders schwierig. Unser Terrier Nogger (siehe Foto), der ja durch ein von klein auf zerstörtes Hüftgelenk schwerbehindert war, ließ sich auf jede Art und Weise tragen und sogar im Rucksack transportieren.

Ein letzter Punkt: Vorsorgliche Planung bedeutet auch, in einem dringenden Notfall in einer fremden Gegend nicht erst noch ewig mit dem Smartphone nach der nächstgelegenen Tierarztpraxis suchen zu müssen. Im Idealfall haben Sie diese schon vorher ermittelt und gespeichert. Ich weiß, irgendwie wirkt das jetzt superpedantisch, aber es kann Ihnen im Ernstfall genau die Minuten ersparen, auf die es ankommt.

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert


© Ralph Rückert
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26/08/2025
https://www.facebook.com/share/p/1735PqUJ9v/
22/08/2025

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Ibuprofen Vergiftung führte zum Tod dieses Hundes⚠️

Nachdem dieser Hund bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Hund durch Bisse verletzt wurde und unter starken Schmerzen litt entschied sich der Besitzer ihm 5 Tage lang Ibuprofen zur Linderung der Schmerzen zu geben.

Ein Fataler Fehler; denn durch die Gabe dieses Medikaments starb das Lebergewebe des Hundes ab und er musste eingeschläfert werden.

Bitte beachtet...nicht alles was Menschen hilft ist auch für unsere Tiere gut. Deshalb bitte vor Verabreichung von Medikamenten IMMER Rücksprache mit einem Tierarzt halten.❤⚠️

Gerade im Auslandstierschutz, in dem für den Einzelnen nicht so leicht nachprüfbar ist, was wirklich seriös ist und was ...
22/08/2025

Gerade im Auslandstierschutz, in dem für den Einzelnen nicht so leicht nachprüfbar ist, was wirklich seriös ist und was fair und was als Tierschutz getarnter Hundehandel, sollte man dreimal hinschauen, bevor man adoptiert oder spendet....oder am eben aus den Tierheimen hier adoptieren, die mit ausländischen Partnervereinen zusammenarbeiten.

Halb tote Pferde, verletzte Hunde, ein trauriger Anblick auf Social Media – dann die Rettung im Video und ein Aufruf zum Spenden. Was steckt wirklich hinter solchen Tierrettungsvideos? 🐕🐈

Die Autorinnen Caterina Klaeden und Susan Penack haben Videos von selbst ernannten Tierrettern Bild für Bild untersucht. Sie haben Spendenkampagnen durchleuchtet und versucht, herauszufinden, wie es den Tieren aus den Postings wirklich geht. 🔍

Die neue Folge "Die Spur: Fake Rescues – Das Geschäft mit dem Tierleid" läuft heute Abend um 22:45 Uhr im TV und ist jederzeit im Streaming-Portal verfügbar: 🔗 https://kurz.zdf.de/gUD/

20/08/2025

Für Hazie (68519 Viernheim) wird dringend ein Zuhause gesucht.

Sie ist am 21.06.2022 geboren und sie ist die Mutter der Welpen, von denen wir am Montag berichtet haben.

Hazie ist eine ganz bezaubernde Hündin. Mit viel Wumms und Lebensfreude rennt sie durch die Welt, kullert und hüpft. Sie steht gerne in der ersten Reihe und ist überall mit Feuereifer dabei, wenn auch manchmal mit eigenen Ideen. Menschen mag sie sehr, liebt ihre Nähe, ist aber nicht der typische Kuschelhund. Sie kommt gut zur Ruhe und zeigt auch sonst wenig territoriale Tendenzen.

Hazie ist zuverlässig stubenrein, kann über mehrere Stunden alleine bleiben, mag es aber nicht wirklich und weint immer erstmal leise vor sich hin. Sie macht nichts kaputt, gestaltet nur hin und wieder das Zimmer ein klein wenig um.

Hazie geht sehr gerne spazieren, schnüffelt viel und genießt die Zeit mit ihrer Bezugsperson in vollen Zügen. Sie kann recht ordentlich an kurzer Leine gehen, vergisst das aber hin und wieder, zum Beispiel wenn etwas für sie wichtig erscheint, und setzt dann ihre volle Körperkraft ein, bleibt dabei aber ansprechbar. An der Orientierung an der Leine sollte daher weitergearbeitet werden.

Hazie zeigt deutlich jagdliche Tendenzen. Egal ob Vogel, Eichhörnchen oder Igel: Sie würde ohne Leine hinterherrennen. Hier muss unbedingt darauf geachtet werden, das Jagdverhalten nicht noch durch Bällchen spielen oder ähnlichem in falsche Bahnen zu lenken. Bisher zeigt sie sich neutral gegenüber Radfahrern, Roller und Autos und geht auch ansonsten recht souverän durchs Leben. Autofahren findet sie klasse. Sie kennt die Box und kann darin auch brav warten. Beim Tierarzt verhält sie sich freundlich und kooperativ.

An der Erziehung muss weiter gefeilt werden: Menschen vor Übermut anzuspringen kann einem Hund ihrer Rassezugehörigkeit zum Verhängnis werden, auch wenn es nett gemeint ist. Mit anderen Hunden muss sie unbedingt feiner werden, um nicht anzuecken.

Hazie hat ein gemäßigtes Temperament. Für Beschäftigungen aller Art ist sie jedoch stets zu haben. Mit Leckerchen leicht zu motivieren, hätte sie sicher viel Spaß an Hundesportarten wie Spürhundsport, Rally Obedience oder Turnierhundsport, Hauptsache etwas zusammen mit ihrem Menschen machen.

Vermutlich ist Hazie ein Staff/American Bulldog-Mix. Das bedeutet, dass die jeweilige Rasseliste je nach Bundesland zu beachten ist. Wir warten noch auf den DNA-Test.

Meldet euch bitte bei konkretem Interesse bei Silke Giesing: 0171 4212969 oder per PN hier auf der Seite.

Eure Wirs

18/08/2025

Leute, Leute, was n Chaos.

Ihr wisst, dass wir sehr, sehr transparent sind und es fällt uns mehr als schwer, Dinge vor Euch, die Ihr so treu an unserer Seite steht, geheim zu halten.

Heute darf endlich die Katze aus dem Sack für etwas, das uns seit gut 9 Wochen beschäftigt:

Wir (Standort 68519 Viernheim) haben soeben vom ehemaligen Halter die Unterschrift zur Übernahme von 10 Staff-Am. Bulldog-Mixen erhalten.

Puh, war das nervaufreibend. Sichergestellte Hunde sind immer ein Thema, das uns sehr anstrengt, wie Ihr gewiss verstehen könnt.

Nunja, und damit wäre dann auch geklärt, weshalb wir gestern so nebulös um Pflegestellen gefragt haben.
Menschen, die mit Tierschutz vertraut sind, wissen ja, wie lange sich das ganze Prozedere mit Sicherstellungen hinziehen kann, bis es dann endgültig zu einem Ergebnis kommt.
Da wir allerdings immer positiv für unsere Hunde denken, haben wir schon mal vorsorglich gesucht.

JETZT ist unser Wunsch in Erfüllung gegangen und deshalb suchen wir nun ganz offiziell Pflegestellen, am liebsten gleich Endstellen, für zwei am 01. Mai geborene Junghunde (1 Rüde, 1 Hündin) und ab Samstag für fünf 8 Wochen alte Welpies (3 Mädels, 2 Rüden).
❌ ️Bitte beachten: Wir haben zahlreiche Anfragen erhalten. Inzwischen gibt es einen Stop bzgl. neuer Welpen-Anfragen ❌️

UND: wir suchen eine Endstelle für die Mama der Lütten, die bei der Geburt dem Sensemann gerade so von der Schippe gesprungen ist.
Weitere Fotos folgen in Kürze ...

Meldet euch bitte, wenn ihr Ideen bzw. selber ein Plätzchen bieten könnt, bei Silke Giesing unter 0171 4212969 oder per PN.

Nun heißt es DANKE zu sagen, an jene, die involviert waren: ans Ordnungsamt Viernheim fürs wache Auge, an Chessy Simone fürs ganz eng an unserer Seite zu stehen bei der Welpenaufzucht, an alle beteiligten Tierärzte, an die Junghundekümmerer, ans komplette Team, das mal wieder wie Pech und Schwefel zusammengehalten hat und mit vereinten Kräften bewiesen hat, dass es beim Tierschutz in der Tat ums Tier geht.

Was für ein Ritt, der nun hoffentlich bald ein gutes Ende findet.

Sollte irgendjemand uns finanziell unterstützen wollen beim Tragen der wahrlich hohen Kosten, dann freuen wir uns sehr:

Tierschutzverein Viernheim u. U. e. V.
Sparkasse Starkenburg
IBAN: DE36 5095 1469 0003 0014 77
BIC: HELADEF1HEP

oder

[email protected]
> Bitte unbedingt „Geld an Freunde oder Familie senden" wählen, damit keine zusätzlichen Gebühren für das Tierheim entstehen, danke.

Foto: Carolin Minnemann

Adresse

Hochsauerlandstr . 30
Usseln
34508

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